Geschichtliche Entwicklung der Gemeinde
Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges setzte im Jahr 1948 ein wirtschaftlicher Aufschwung ein, der mit den ersten demokratischen Wahlen im Jahr 1952 verstärkt wurde. Im Stadtgebiet, aber auch in den Fraktionen, wurden Wasserleitungen, Brunnen, Straßen und Schulen sowie auch Wohnhäuser gebaut. (Gelmi 2000, S. 288)
Trotz reger Bautätigkeit blieb die Wohnungsnot bis in die 1970er Jahre erhalten. Die Nachfrage nach Wohnungen war aufgrund der Zuwanderung aus den umliegenden Landgemeinden und aus dem Süden Italiens groß. Die italienische Sprachgruppe machte im Jahre 1961 in Brixen in etwa 38% der Gesamtbevölkerung aus. 5094 der 13456 Einwohner waren italienischer Muttersprache. (Mock 2004, S. 282-288, Lang 1977, S. 58)
In Brixen kam es in den Jahren zwischen 1965 und 1975 zu einem großen Wandel. Seit 1962 nahm der Tourismus wieder zu und aus diesem Grund wurde in den Jahren 1963/1964 eine Seilbahn auf die Plose gebaut. In der Mitte der 1960er Jahre entstand eine Industriezone im Süden der Stadt. Die Niederlassung größerer Industriebetriebe in der Industriezone unterblieb aber durch das Anfang der 1970er Jahre aufkommende Umweltbewusstsein in der Bevölkerung und durch die Touristiker. (Mock 2004, S. 288-299)
Die starke Bautätigkeit und die Gefahr der Zersiedlung waren die Gründe für die Erstellung des ersten Bauleitplanes in den 1960er Jahren (Mock 2004, S. 292; Gelmi 2000, S. 290-292).
Die Stadt Brixen vom Hof Trunt aus gesehen (2007) © Christine Wanker
Bis 1971 stieg die Einwohnerzahl auf 16017 Einwohner an und konzentrierte sich hauptsächlich in der Stadt und in Milland (Astat 2001). In den Landfraktionen ist die Bevölkerung zwischen 1951 und 1971 hingegen kaum gewachsen. Mit der Bevölkerung wuchs auch der Verkehr und das Eisacktal drohte im Verkehr zu ersticken. Aus diesem Grund wurde die 1974 fertig gestellte Autobahn begrüßt.
Nach einigen Jahrzehnten des Wachstums kam es zu Beginn der 1980er Jahre zu einer Wende. Die weltweite Rezession und Kriegsangst sorgten für eine Stagnation von Bevölkerung und Tourismus. Mitte der 1980er Jahre ging es mit der Wirtschaft wieder bergauf. Im Rosslauf, im Norden der Stadt, entstand eine neue Wohnbauzone. Bereits in den vorangegangenen Jahren hatte eine verstärkte Bautätigkeit in Erweiterungszonen in der Peripherie eingesetzt, um die Abwanderung in die Stadt zu verhindern. Das Stadtzentrum hingegen entwickelte sich zusehends von einem Wohnort, Lebens- und Erholungsraum zu einem Ort kommerzieller Nutzung. (Mock 2004, S. 297-305)
Milland erhielt 1985 mit dem Bau einer neuen Pfarrkirche eine neue Identität. Im selben Jahr wurde in der Gemeinde die neue Kläranlage gebaut. Zwischen 1984 und 1985 wurde die Ploseseilbahn neu errichtet und die Talstation von Milland nach St. Andrä verlegt. (mündliche Mitteilung Herr Kerschbaumer)
Große Veränderungen fanden in den Erweiterungszonen und in den neuen Wohngebieten statt. Aufgrund der starken Bevölkerungszunahme auf Gemeindeebene zwischen 1981 und 2003 von 16101 auf 18633 war die Nachfrage nach Wohnungen groß. Der Bauleitplan aus dem Jahr 1997 sah aus diesem Grund große Erweiterungszonen für den geförderten und privaten Wohnbau vor. Nachdem Milland bereits um 1980 stark verbaut war, konzentrierte man sich auf das Gebiet Rosslauf und verdichtete bereits erschlossene Räume. Genauso setzte seit den 1990er Jahren eine rege Bautätigkeit in den weiteren Fraktionen der Gemeinde ein. Einige davon sind bis heute zu dicht verbauten Dörfern (z.B. St. Andrä) herangewachsen. Ein negativer Aspekt dieser Entwicklung ist der Verlust mehrerer historischer Gebäude der Stadt, die neuen Bauten weichen mussten. (Mock 2004, S. 312-314)
Die heutige Situation
Die Stadt Brixen mit der Plose im Hintergrund (2007) © Christine Wanker
Im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts wurden die Universität für Bildungswissenschaften, ein Kultur- und Kongresshaus und ein neues Wellness-Zentrum errichtet. Somit kam Brixen den Zielen näher, die die Landesregierung vorgesehen hatte: Brixen sollte seine multifunktionale Aufgabe als Bezirkshauptort und geistlich-kulturelles Zentrum des Landes ausbauen.
Aus wirtschaftlicher Sicht spielen heute im städtisch geprägten Talraum vor allem Industrie und Dienstleistungen eine wichtige Rolle. Ein Großteil der Bevölkerung ist in diesen Bereichen beschäftigt. Zudem gibt es aufgrund des hohen Arbeitsplatzangebotes und durch die zentrale Verkehrslage der Stadt einen positiven Tagespendlersaldo. Die Fraktionen leben hauptsächlich von der Landwirtschaft und vom Handwerk. Durch die zunehmende Mechanisierung der Landwirtschaft ist die Zahl der Erwerbstätigen im primären Sektor im Laufe der Jahrzehnte aber stark zurückgegangen.
Zusätzliche Information
Die geschichtliche Entwicklung der Gemeinde Brixen von den Anfängen bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts kann hier eingesehen werden.
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