Kulturlandschaftswandel in Südtirol seit 1950

Christine Wanker, Alexander Dusleag

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Der Wandel aus der Sicht der Einheimischen

Mit Beginn in den späten 1960er Jahren setzte in der Gemeinde Brixen ein enormer Wandel ein, der sich unter anderem auch in der Kulturlandschaft niederschlug. Die wichtigsten Gründe für den Wandel sind zum einen die fortschreitende Bautätigkeit, die durch das Bevölkerungswachstum hervorgerufen wurde, und zum anderen der Strukturwandel der Landwirtschaft. Die Veränderungen im Agrarsektor sind gekennzeichnet durch die Mechanisierung, durch die Veränderung der Anbauprodukte und durch die Aufgabe der Subsistenzwirtschaft. In der arbeitsteiligen Gesellschaft suchten immer mehr Bauern nach einem Nebenerwerb, um das landwirtschaftliche Einkommen aufzubessern.

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Der Brixner Talkessel von Klerant aus gesehen (1920-1956) © Südtiroler Landesarchiv Bozen, Planinschek Archiv

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Zudem führte auch das 2. Autonomiestatut aus dem Jahr 1972 zu einer großen Wende. Ab diesem Zeitpunkt ging der Wohnbau vom Staat auf das Land über, was einen Anstieg des sozialen und geförderten Wohnbaus zur Folge hatte. Vor allem im ländlichen Raum wurde der Bau von Wohnhäusern vorangetrieben mit dem Ziel, die bisher starke Abwanderung in Land-Stadt Richtung zu verringern. Durch das 2. Autonomiestatut wurde auch das gesamte Fördersystem des Landes ausgebaut. Finanzielle Beiträge von Seiten der Provinz und später auch der Europäischen Union haben die Entwicklung des Landschaftsbildes entscheidend geprägt: So wurden bis in die 1990er Jahre alle Höfe mit Straßen erschlossen, viele Forststraßen gebaut und die Bäche verbaut. Durch Landschaftsschutzbeiträge konnten bis heute wichtige Kulturlandschaftselemente wie z.B. Trockenmauern erhalten werden.

Beiträge für Planierungen haben die Arbeit der Landwirte erleichtert, dies führte aber zu einem hohen Verlust von Kulturlandschaftselementen. Steile Flächen wurden in den letzten Jahrzehnten entweder aufgelassen oder werden nun weniger intensiv bewirtschaftet als früher. Heute trifft man vor allem auf Monokulturen, die einen enormen Artenverlust bewirken. Im Talraum wird kaum noch Milchwirtschaft betrieben, da in diesem Bereich fast ausschließlich Wein und vor allem Äpfel angebaut werden. In höheren Lagen gibt es noch Milchbauern. Wiesen und Maisfelder dienen der Futtergewinnung. Getreidefelder sind aus dem Landschaftsbild verschwunden.

In Zukunft wird es einen Rückgang der Bautätigkeit geben, da die Nachfrage nach neuer Kubatur sinkt. In St. Andrä stehen zum Beispiel bereits einige Wohnungen leer, aber auch Büros in der Industriezone werden nicht genutzt, da zu viel investiert und gebaut wurde. Tendenziell wird die Talsohle aber auch in Zukunft weiter verbaut und die Bebauung in den Fraktionen verdichtet. Die Bevölkerungszahl wird in den nächsten 10 bis 15 Jahren stagnieren und mit rund 20.000 Einwohnern so bleiben, wie sie heute ist.

(Zusammengefasste Aussagen der befragten Personen M. Pastore, E. Kerschbaumer, A. Rastner, H. Mock)

© Universität Innsbruck | Impressum | Aktualisiert am: 22.12.2008

Wohnung

Aus einem einzigen Raum bzw. aus mehreren Räumen (Zimmer und Nebenräume) bestehende Unterkunft, die den Erfordernissen entspricht, um als ständiger Wohnort zu dienen. Eine Wohnung muss sich in einem Gebäude befinden, durch Wände von anderen Wohneinheiten getrennt sein und einen eigenen Zugang besitzen.  Astat 2005

Fraktion

Eine Fraktion ist ein von der Gemeinde für Verwaltungszwecke definierter Teil des Gemeindegebietes. Eine Fraktion kann bewohnt oder unbewohnt sein. Die Bevölkerung einer bewohnten Fraktion ist die Summe der Bevölkerung der bewohnten Ortschaften und Weiler und der Bewohner der Einzelhäuser auf dem Gebiet der Fraktion.  Astat 2006c