Kulturlandschaftswandel in Südtirol seit 1950

Christine Wanker, Alexander Dusleag

Home > Geographie > Kls > Brixen > Wandel der Kulturlandschaft > Land-und Forstwirtschaft
Logo Projekt Kls Logo Provinz Bozen Logo Abteilung Natur und Landschaft

Land- und forstwirtschaftliche Nutzung

Die Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen hat in der Gemeinde Brixen seit dem Jahr 1970 einen erheblichen Wandel erfahren.

Das Diagramm der Landnutzung zeigt, dass die Fläche der Dauerwiesen und Weiden zwischen dem Jahr 1970 und dem Jahr 2000 um etwa 800 Hektar abgenommen hat. Den größten Flächenverlust verzeichnet der Wald, der laut Statistik in den drei Jahrzehnten seit 1970 um 44 % zurückgegangen ist. Der Hauptgrund für die Abnahme der Waldfläche liegt im starken Rückgang der Nutzung landwirtschaftlicher Flächen in anderen Gemeinden, der zwischen 1982 und 1990 2188 Hektar beträgt. Da auch der Wald in diesen acht Jahren einen Flächenverlust von rund 2100 Hektar aufweist, ist anzunehmen, dass in der Gemeinde Brixen nur ein geringer Rückgang der Waldfläche zu verzeichnen war, während die Nutzung von Waldflächen in anderen Gemeinden aufgelassen wurde. Die weitere Abnahme des Waldes seit 1990 um 539 Hektar kann zum einen durch den weiter sinkenden Anteil an Waldflächen in anderen Gemeinden erklärt werden, und zum anderen durch die seit zehn bis 15 Jahren stark zunehmende Zahl der Umwidmungen: Waldflächen wurden in landwirtschaftliches Grün oder in Obst- und Weinbauland umgewidmet und nach der Rodung für die Futterproduktion oder für den Wein- und Obstanbau genutzt. (mündliche Mitteilung Herr Pastore) Ein weiterer Grund für den Rückgang des Waldes kann im schnell voranschreitenden Siedlungswachstum gesucht werden, dem nicht nur Wald, sondern auch Dauerwiesen und Obstflächen weichen mussten. Der Ackerbau verlor stark an Bedeutung. Die 437 Hektar Ackerland aus dem Jahr 1970 haben sich bis zum Jahr 2000 auf 165 verringert.

Die landwirtschaftliche Gesamtfläche nahm in den Jahren zwischen 1970 und 1990 um etwa 28 % ab. Dies ist auf die Auflassung der Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Flächen in anderen Gemeinden zurückzuführen. Die landwirtschaftliche Nutzfläche erfuhr hingegen in der selben Zeit einen Rückgang um etwa 16 %, was bestätigt, dass die aufgelassenen Flächen in den anderen Gemeinden vorwiegend mit Wald und Weiden bedeckt waren. Die landwirtschaftliche Nutzfläche machte im Jahr 1970 36 % und im Jahr 2000 40 % der landwirtschaftlichen Gesamtfläche aus.

Landwirtschaftliche Betriebszahl
JahrAnzahl
1961563
1970550
1982498
1990538
2000459

(Istat 1962, 1972; Astat 1984, 1993, 2002)

Die landwirtschaftliche Betriebszahl ist zwischen 1961 und 2000 um etwa 18 % zurückgegangen (siehe Tabelle). Die Zahl der Betriebe mit mehr als einem Hektar landwirtschaftlicher Gesamtfläche überwiegt im Vergleich zu jenen Betrieben, die über keine oder weniger als 1 Hektar Gesamt- oder Nutzfläche verfügen. 44 Landwirtschaftsbetriebe bewirtschafteten im Jahr 2000 keine landwirtschaftliche Nutzfläche. Im selben Jahr gab es 64 Betriebe mit weniger als 1 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche.

In der Gemeinde Brixen liegt der Anteil der Vollerwerbsbetriebe an der Gesamtzahl der Landwirtschaftsbetriebe seit dem Jahr 1982 fast unverändert bei etwa 40 %. Der Anteil der Zuerwerbsbetriebe ist im selben Zeitraum von ungefähr 16 auf etwa 5 % gesunken. Im Gegensatz dazu haben die Nebenerwerbsbetriebe bis zum Jahr 2000 um 13 Prozentpunkte auf 51 % zugenommen. Knapp ein Zehntel aller landwirtschaftlichen Betriebe, 43 von 459 Betrieben, boten Urlaub auf dem Bauernhof an.

Durch die Mechanisierung der Landwirtschaft sind in den letzten Jahrzehnten viele Arbeitsplätze in diesem Bereich verloren gegangen. Die Zahl der Erwerbstätigen im primären Sektor sank zwischen 1951 und 2001 um 67 % auf 430 ab.

Im Jahr 1959 gab es in der Gemeinde Brixen 464 rinderhaltende Betriebe mit insgesamt 1654 Rindern. Das entsprach etwa 3,6 Rinder pro Betrieb. Bis in das Jahr 1970 haben sich die Bestandsgrößen fast verdoppelt. Dies ist auf die Zunahme der Rinder auf 2260 Stück bei gleichzeitigem Rückgang der rinderhaltenden Betriebe zurück zu führen. Diese Entwicklung hält bis heute an.

1970 besaßen nur acht ( etwa 7 %) der 118 selbständig bewirtschafteten Bauernhöfe keine Rinder. Demnach besaßen auch Bauern, die Obst- oder Weinbau betrieben, Rinder und die Milchwirtschaft war die wichtigste Einkommensgrundlage der Landwirte. Etwa 80 % der 380 rinderhaltenden Betriebe belieferten 1970 die Sennereigenossenschaft, die bereits 1929 am Großen Graben errichtet worden war. (Lang 1977, S. 88; Alexander 2004, S. 344)

Im Jahr 2000 gab es in Brixen 228 rinderhaltende Betriebe mit 3157 Rindern, das entspricht knapp 14 Rindern pro Hof.

Im Vergleich zu 1959 hat sich die Anzahl der Rinder fast verdoppelt, die Rinderhalter gingen im selben Zeitraum um die Hälfte zurück. Daraus ergibt sich eine Zunahme der Rinderzahl pro Betrieb um fast das Vierfache zwischen 1959 und 2000. Zudem hat der Anteil der rinderhaltenden Betriebe an der Gesamtzahl der landwirtschaftlichen Betriebe abgenommen: zu Beginn der 1960er Jahre betrug er noch in etwa 80 %, während er bis in das Jahr 2000 auf knapp 50 % abgesunken ist.

Diese Daten lassen eine Tendenz zur Auflassung der kleinen Betriebe bei gleichzeitiger Vergrößerung der übrigen viehhaltenden Betriebe erkennen. Dies zeigt die Erhöhung der Rinderzahl pro Betrieb, aber auch die zunehmende Fläche, die diese Bauern bewirtschaften. Umgerechnet auf die Rinderbetriebe standen 1982 4,29 Hektar Dauerwiese pro Hof zur Verfügung, im Jahr 2000 5,68 Hektar.

Die Gründung zweier Kellereigenossenschaften im Jahr 1961 (Kellereigenossenschaft Klausen) und 1962 (Weinproduzentengenossenschaft Brixen-Neustift) führte in den darauf folgenden Jahren zu einer Ausweitung der Produktionsflächen für Weinreben. Seit 1982 stieg die Anbaufläche von 50 Hektar auf 64 Hektar im Jahr 2000 an.

Im Obstbau erfolgte bereits ab dem Jahr 1929 eine Ausdehnung der Produktionsflächen. Dazu hat wie beim Weinbau die 1944 gegründete Obsterzeugergenossenschaft Brixen beigetragen, die seit den 1960er Jahren verstärkt auf Intensivierung setzt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die meisten Obstbauern die Rinderhaltung nicht aufgegeben, da durch die weit verbreiteten Hoch- und Mittelstammkulturen im Obstbau die Grünflächen zur Futtergewinnung für den Viehbestand genutzt werden konnten. Der zunehmende Einsatz von Spritzmitteln führte ab den 1960er Jahren zusehends zur Vergiftung der Grasunterlage, sodass das Gras nicht mehr verfüttert werden konnte. Aus diesem Grund ging man zur Mulchwirtschaft über, wo das Gras direkt an Ort und Stelle verrottet und somit den Boden mit Nährstoffen anreichert.

In den letzten Jahrzehnten wurde der Obstbau zu einem der bedeutendsten Pfeiler der Landwirtschaft im Brixner Raum (Alexander 2004, S. 344-349). Seit 1970 hat sich die Obstfläche in der Gemeinde Brixen verdoppelt und stieg auf 227 Hektar an.

© Universität Innsbruck | Impressum | Aktualisiert am: 22.12.2008

Dauerwiesen und Weiden

Grasfutterkulturen ohne Wechselwirtschaft, die den Boden für einen längeren Zeitraum als fünf Jahre belegen. Bei Dauerwiesen wird das Futter in der Regel nur durch Mähen geerntet. Bei Weiden hingegen wird es in der Regel durch weidendes Vieh genutzt.  Astat 2002

Rinder

Als Rinder gelten männliche und weibliche Zucht- und Schlachttiere, Milchkühe sowie andere Kühe, die als Masttiere und/oder Arbeitstiere gehalten werden.  Astat 2002

Wald

Als Wald gelten von forstwirtschaftlichen Bäumen oder Sträuchern bedeckte Flächen, deren Hauptprodukt das Holz ist. Dazu gehören auch jene mit Forstpflanzen bedeckten Flächen, auf denen zusätzlich oder nebenbei auch Grünpflanzen gedeihen. Darunter fallen auch die forstwirtschaftlichen Baumschulen, die für den Betriebsbedarf bestimmt sind. Auszuschließen sind die Edelkastanien und die Pappelhaine.  Astat 2002

Erwerbstätige

Personen mit 15 oder mehr Jahren aus der Wohnbevölkerung, welche selbstständig oder in einem Dienstverhältnis einer Tätigkeit nach gehen, durch die sie einen Ertrag oder eine Vergütung erhalten. Als erwerbstätig gelten auch jene, die ohne einen geregelten Arbeitsvertrag mit einem Familienmitglied mitarbeiten, welches eine selbstständige Tätigkeit ausübt (mithelfendes Familienmitglied).  Astat 2006b