Kulturlandschaftswandel in Südtirol seit 1950

Christine Wanker, Alexander Dusleag

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Geschichtliche Entwicklung der Gemeinde

Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts

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Toblach (Ortsmitte) (1954-1956) Bearbeitung: Dusleag & Wanker; Datengrundlage: Autonome Provinz Bozen - Südtirol, Raumordnung

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In den 1950er Jahren dominierte in der Gemeinde Toblach die Landwirtschaft. Ein Großteil der Bevölkerung war noch bis in die 1960er Jahre im primären Sektor tätig und versorgte sich vorwiegend selbst. Dabei wurden vor allem Getreide und Kartoffeln aber auch andere Feldfrüchte in Form einer Egartwirtschaft angebaut. Für die Futtergewinnung dienten die Wiesen im Tal und auf den Almen, da der überwiegende Teil der landwirtschaftlichen Betriebe Vieh besaß. Auffällig war die starke Flurzersplitterung vor allem in der Nähe der Ortschaften: Der Besitz eines Bauern verteilte sich oft auf vier bis zwölf verschiedene Standorte. (Generalbebauungsplan der Gemeinde Toblach 1968) Traditionell ist die Kulturlandschaft an den sonnseitigen Berghängen sowie bei Kandellen und Frondeign von Einzelhöfen geprägt (Stockner 2007). Im Haupttal überwiegt das Tiroler Einhaus (Krauter 1968, S. 12).

Nicht nur in der Landwirtschaft waren viele Menschen tätig. Noch in den 1950er und 1960er Jahren fuhren zahlreiche Saisonarbeiter ins Ausland. Die meisten waren als Waldarbeiter in Deutschland und Österreich tätig.

Eine weitere Beschäftigungsmöglichkeit stellte der Tourismus dar. Die Gemeinde besitzt eine sehr lange touristische Tradition. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg stieg Toblach zu einem der berühmtesten Sommerfrischeorte in Tirol auf. In dieser Zeit wurden am südlichen Toblacher Feld um den Zugbahnhof luxuriöse Hotels und Pensionen erbaut um den Anforderungen der vielen adeligen Gäste gerecht zu werden. Dabei ist die Hotelkolonie Neu-Toblach entstanden. Das wohl renommierteste Hotel dieser Siedlung ist das Grand-Hotel-Toblach, das im Jahre 1877 im Bereich des Bahnhofes gebaut wurde, nachdem bereits 1871 die Eisenbahnlinie durch das Pustertal eröffnet wurde. (Walder 1996, S. 25-26; Heiss 1999)

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Toblacher Feld in Richtung Neu-Toblach (1902-1939) © Autonome Provinz Bozen-Südtirol, Abt. 14, Amt für audiovisuelle Medien, Fotograf Leo Bährendt

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Die beiden Weltkriege sorgten dann aber für einen starken Einbruch des Tourismus. In der Nachkriegszeit erholte sich der Fremdenverkehr nur langsam. Ab 1963 stiegen die Nächtigungszahlen aufgrund der positiven Konjunktur wieder an. Für die Winterolympiade in Cortina im Jahr 1956 wurde eine Umfahrungsstraße für Neutoblach gebaut, die über das Höhlensteintal nach Cortina führt. Diese Straße ist auch heute noch aufgrund ihrer erhöhten Lage im Vergleich zum natürlichen Relief gut erkennbar. (Heiss 1999)

Der Anstieg der Ankünfte und Übernachteten sorgte vor allem in den 1970er Jahren für ein enormes Siedlungswachstum, obwohl die Bevölkerung im selben Zeitraum nicht sehr stark wuchs. Zahlreiche Beherbergungsbetriebe wurden realisiert aber auch der private sowie der geförderte und soziale Wohnbau erfuhren einen Aufschwung, im Zuge dessen in Toblach und auch in den umliegenden Ortschaften viele Wohnhäuser entstanden. Zersiedelungserscheinungen wurden dabei vor allem längs der Verbindungsstraße von Toblach nach Neu-Toblach erkennbar. Die meisten Hotelbauten befinden sich aber innerhalb der Ortschaften und sind nicht in der Landschaft verstreut. Seit 1982 sind viele Grünbereiche in der Talsohle von Toblach als Bannzonen geschützt. Dadurch konnte in den letzten Jahrzehnten trotz der regen Bautätigkeit eine übermäßige Zersiedelung vermieden werden. Die Bannzonen, die sich vor allem um die kompakten Ortsbereiche erstrecken, sollen dazu beitragen, das Siedlungs- und Landschaftsbild der Gemeinde Toblach zu erhalten. (Stockner 2007)

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Toblach mit Blick gegen das Höhlensteintal (2008) © Christine Wanker

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Im Zuge dieser Entwicklung standen für die Landwirtschaft immer weniger Arbeitskräfte zur Verfügung. Seit den 1960er Jahren fand eine starke Mechanisierung der Landwirtschaft statt, die in vielen Fällen auch mit einer Spezialisierung einher ging. Die Selbstversorgung verlor an Bedeutung. Dadurch wurden auch immer mehr Ackerflächen aufgelassen und in Grünland umgewandelt. Auch die Viehzucht, die für die Gemeinde Toblach noch bis in die 1950er Jahre eine große Bedeutung hatte, ging zurück und wurde von der Milchwirtschaft verdrängt. Die Wälder wurden weniger intensiv genutzt, Waldweide wird kaum noch praktiziert. Die Nutzung der Lärchenwiesen und -weiden ist in den letzten Jahren ebenso stark zurückgegangen. Aus diesem Grund verwalden diese Flächen immer stärker. Feuchtflächen sind im Talbereich bis auf wenige Restflächen verschwunden. Von besonderem Wert sind die Ratsberger Feuchtwiesen in 1670-1820 Meter Meereshöhe. (Stockner 2007; Südtirol in Wort und Bild. 2007, S. 1-7; Generalbebauungsplan der Gemeinde Toblach 1968)

Ein auffälliges Element in der Kulturlandschaft stellen neben den zahlreichen Hotelbauten auch die Skiinfrastrukturen (Lifttrassen und -stationen, Parkplätze, Skipisten, Beschneiungsanlagen) dar. Dies trifft vor allem auf die Waldhänge oberhalb der Rienz und des Altschluderbachs zu, da diese von Aufstiegsanlagen und Skipistentrassen gezeichnet sind. Auf dem gegenüberliegenden Südhang wurden die Skianlagen inzwischen aufgelassen. Die Waldschneisen, an denen die Skipiste verlief, verwalden wieder. Seit einigen Jahren besitzt Toblach neben den Skipisten auch einen Langlaufring sowie Sprungschanzen und für die Sommermonate einen Naturbadeteich. Weitere Eingriffe in die Landschaft stellen die militärischen Bauten dar, die in den 1930er Jahren errichtet wurden. Mittlerweile stehen viele dieser Gebäude leer. (Stockner 2007)

Toblach entwickelte sich im Laufe der letzten Jahrzehnte zu einem Kulturzentrum. Das Kultur- und Kongresszentrum befindet sich heute im Grand-Hotel Toblach, welches bereits vor dem Zeiten Weltkrieg aufgrund großer Verschuldung veräußert wurde und seither für viele Jahre als Herberge für das päpstliche Hilfswerk diente. Nach einer umfassenden Sanierung in den 1990er Jahren sind neben dem Kongress- und Tagungszentrum unter anderem auch eine Jugendherberge, ein Konzertsaal sowie das Naturparkhaus im Grand Hotel untergebracht. (Heiss 1999, S. 83-93; Vasko-Juhász 2006, S. 99-132) Der Naturpark Fanes-Sennes-Prags wurde im Jahre 1980 und der Naturpark Sextner Dolomiten im Jahre 1981 ausgewiesen. (Stockner 2007)

Seit einigen Jahrzehnten ist der Tourismus der wichtigste Wirtschaftszweig in der Gemeinde Toblach. Die anderen Wirtschaftssektoren sind relativ stark vom Tourismus abhängig.

© Universität Innsbruck | Impressum | Aktualisiert am: 22.12.2008

Ortschaft

Es handelt sich dabei im Allgemeinen um eine Gruppe von angebauten oder nahestehenden Häusern, die mit öffentlichen oder privaten Einrichtungen bzw. anderen Diensten ausgestattet sind und dadurch auch für die Bewohner benachbarter Orte von Bedeutung sind.  Astat 2006c

Ankünfte

Darunter versteht man die Zahl der Gäste, die in einem Beherbergungsbetrieb Unterkunft finden.  Astat 2007b

Beherbergungsbetriebe

Zu den Beherbergungsbetrieben zählen all jene Unternehmen, die den Touristen Unterkunft bieten. Man unterscheidet zwischen gastgewerblichen Beherbergungsbetrieben (Hotels, Gasthöfe, Pensionen, Garnis, Residences, Motels und Hoteldörfer) und nicht-gastgewerblichen Beherbergungsbetrieben (Privatquartiere, Campingplätze, Feriendörfer, Berggasthäsuer, Schutzhütten, Ferienheime, Jugendferienheime und -herbergen). Zu den Privatquartieren zählen jene Betriebe, die möblierte Zimmer oder Wohnungen an Feriengäste vermieten. Als Privatquartieren gelten auch jene Betriebe, die Urlaub auf dem Bauernhof anbieten, die im entsprechenden Landesverzeichnis eingetragen sind.  Astat 2007b

Gebäude

Als Gebäude bezeichnet man einen Bau, der im Regelfall als Einheit geplant und errichtet wurde und über eine eigenständige Struktur verfügt. Ein Gebäude besteht aus Räumen und ist von durchgehenden Außen- oder Trennwänden und einem Dach begrenzt. Es verfügt über mindestens einen Zugang von außen. Das Gebäude kann von Personen zu Wohnzwecken und/oder zur Erzeugung von Gütern bzw. Erbringung von Dienstleistungen benutzt werden. In die Statistik fließt die ursprüngliche Zweckbestimmung und nicht die tatsächliche Nutzung ein.  Astat 2005

Wald

Als Wald gelten von forstwirtschaftlichen Bäumen oder Sträuchern bedeckte Flächen, deren Hauptprodukt das Holz ist. Dazu gehören auch jene mit Forstpflanzen bedeckten Flächen, auf denen zusätzlich oder nebenbei auch Grünpflanzen gedeihen. Darunter fallen auch die forstwirtschaftlichen Baumschulen, die für den Betriebsbedarf bestimmt sind. Auszuschließen sind die Edelkastanien und die Pappelhaine.  Astat 2002