Kulturlandschaftswandel in Südtirol seit 1950

Christine Wanker, Alexander Dusleag

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Der Wandel aus der Sicht der Einheimischen

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Panorama von Klobenstein mit Blick auf den Schlern (vor 1919) © Fotoarchiv Ernst Baumgartner

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Bis in die 1960er Jahre sind auf dem Ritten keine großen Veränderungen eingetreten. Die Menschen lebten vorwiegend von der Landwirtschaft, einzelne auch vom Kleinhandwerk. Eine lange Tradition hatte auch die sogenannte Sommerfrische: Reiche Familien aus der Bozner Gegend begaben sich in den warmen Monaten in ihre Villen auf den Ritten und verbrachten dort den Sommer. Mitte der 1960er Jahre war die Nachfrage nach alten Gebäuden wie Scheunen, Mühlen oder kleinen Stadeln sehr hoch. Vor allem deutsche Staatsbürger kauften diese Infrastruktur an und bauten daraus sogenannte Sommerfrischehäuser, die nur selten bewohnt waren. Da es zur damaligen Zeit keine Beschränkungen für die Bautätigkeit gab, wurde nicht nur in unmittelbarer Nähe der Ortskerne gebaut, sondern auch im landwirtschaftlichen Grün, was zur Zersiedlung führte. Eine wichtige Voraussetzung für den Bau eines Wohnhauses war der Zugang zu Wasser.

Mit der verkehrstechnischen Erschließung des Rittens zu Beginn der 1970er Jahre begann ein großer Wandel. Es kam zu einem regelrechten Bauboom, der bis in die 1990er Jahre andauerte. Die hohe Nachfrage der Bozner Einwohner nach einem Zweitwohnsitz zu Beginn der 1970er Jahre vergrößerte die Bauwut und trieb zudem die Preise in die Höhe. Mittlerweile gibt es ca. 1000 Zweitwohnungen auf dem Ritten.

Seit dem Jahre 1975 wird die Bautätigkeit durch den Bauleitplan geregelt. Das Bauen ist dadurch nur noch in eigens ausgewiesenen Zonen möglich und im landwirtschaftlichen Grün sind nur noch Erweiterungen möglich. Diese Maßnahmen sollen der weiteren Zersiedlung entgegenwirken.

Auch in der Landwirtschaft hat die Erschließung für Veränderungen gesorgt. Mittlerweile haben alle Höfe der Gemeinde eine Hofzufahrt erhalten. Seither sind viele Gebäude renoviert oder neu gebaut worden. Durch die verbesserte Erreichbarkeit der landwirtschaftlichen Gebäude, wurden die Milchtransporte möglich, folglich gaben viele Bauern die Äcker und die Viehwirtschaft auf. Bis auf 800-900 m Meereshöhe sattelten die Landwirte auf Obst und Gemüse um. Nach diesem Umstieg hielten viele Bauern trotzdem noch Vieh. Heute wird entweder Obst angebaut oder Viehwirtschaft betrieben. Durch den Verlust der Ackerflächen und somit auch des Getreideanbaus ist die Zahl der mit Stroh bedeckten Dächer stark zurückgegangen. Früher waren Strohdächer für den Ritten typisch.

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Blick auf Oberinn gegen Norden (2007) © Christine Wanker

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Heute werden die Obstkulturen intensiv betrieben. In den tieferen Lagen der Gemeinde findet man somit vorwiegend Monokulturen. Der Strukturierungsgrad der Landschaft auf dem Ritten ist aber nach wie vor hoch, da es eine gute Mischung zwischen Wiesen, Wald und verschiedenen Obstsorten gibt.

Auf dem Ritten ist ein Großteil der Höfe geschlossen, d.h. das Höfegesetz verhindert die Teilung der Höfe im Zuge von Erbschaften. Dadurch ist die ursprüngliche Größe der landwirtschaftlichen Einheiten bis heute erhalten geblieben. Nur wenige Höfe wurden im Zuge der letzten Jahrzehnte aufgelassen. Einige Kleinhöfe werden aber nicht mehr von den Besitzern bearbeitet, sondern wurden von größeren landwirtschaftlichen Betrieben übernommen.

Viele landwirtschaftliche Betriebe sehen den Tourismus als wichtigen Nebenverdienst und betreiben Urlaub auf dem Bauernhof. Generell herrscht auf dem Ritten der sanfte Tourismus vor. Eine weitere Geldquelle für die Landwirtschaft sind die Förderungen. Diese unterstützen die Pflege der Kulturlandwirtschaft, können aber auch zur Abhängigkeit der Landwirte von finanziellen Hilfen führen.

Die Almen werden nach wie vor bestoßen. Pro Jahr werden 800 bis 900 Stück Vieh, vor allem Trockenvieh, aufgetrieben. Heute werden im Gegensatz zu früher weniger Ochsen, dafür aber viele Pferde gealpt.

(Zusammengefasste Aussagen der befragten Personen W. Bauer, F. Rottensteiner, S. Wolfsgruber)

© Universität Innsbruck | Impressum | Aktualisiert am: 22.12.2008

Gebäude

Als Gebäude bezeichnet man einen Bau, der im Regelfall als Einheit geplant und errichtet wurde und über eine eigenständige Struktur verfügt. Ein Gebäude besteht aus Räumen und ist von durchgehenden Außen- oder Trennwänden und einem Dach begrenzt. Es verfügt über mindestens einen Zugang von außen. Das Gebäude kann von Personen zu Wohnzwecken und/oder zur Erzeugung von Gütern bzw. Erbringung von Dienstleistungen benutzt werden. In die Statistik fließt die ursprüngliche Zweckbestimmung und nicht die tatsächliche Nutzung ein.  Astat 2005

Almen

Dies sind hochgelegene Grünlandflächen außerhalb der Dauersiedlungsgrenze, die wegen ihrer Höhenlage und der dadurch bedingten klimatischen Verhältnisse nur während der Sommerperiode (etwa zweieinhalb bis dreieinhalb Monate) eine geschlossene Weidewirtschaft ermöglichen.  Astat 1993