Der Wandel aus der Sicht der Einheimischen
Matsch (2008) © Christine Wanker
Die Gemeinde Mals bestand ursprünglich aus Bauerndörfern mit Klein- und Kleinstbetrieben, deren Besitzer in vielen Fällen ein Handwerk ausübten. Im Laufe der Jahre haben viele Kleinbetriebe die Landwirtschaft aufgegeben. Heute gibt es nur noch wenige Bauern, die aber im Vergleich zu früher deutlich mehr Vieh besitzen. Nach wie vor werden aber fast alle Flächen bewirtschaftet. Die noch vorhandenen Bauern pachten Flächen zu und bewirtschaften diese auch. Heute werden in etwa 2/3 aller Grundstücke verpachtet. Einzig in Steillagen sind erste Auflassungen erkennbar, da die Bewirtschaftung dieser Flächen sehr aufwändig ist und Handarbeit erfordert. Landwirtschaftliche Maschinen, die seit der Mechanisierung der Landwirtschaft eingesetzt werden, sind im steilen Gelände nicht unbedingt nützlich.
Heute wird im Vergleich zu früher weniger Weidewirtschaft betrieben. Immer weniger Landwirte treiben das Vieh im Sommer auf die Almen. Dazu beigetragen hat zum einen die geringere Betriebszahl, zum anderen aber vor allem der hohe Preis, der für die Sommermilch von den Sennereien bezahlt wird.
Planeil (1902-1932) © Autonome Provinz Bozen-Südtirol, Abt. 14, Amt für audiovisuelle Medien, Fotograf Wenzel Fischer, Garmisch Partenkirchen
In Planeil gibt es noch vereinzelt Bauern mit 1-2 Kühen. Vollerwerbsbetriebe sind keine mehr vorhanden und viele Kleinbauern haben im Laufe der Jahre die Flächenbewirtschaftung und das Vieh aufgelassen. Die extreme Zerstückelung des Besitzes sowie die enge Verbauung und der fehlende Platz für Erweiterungen haben zu dieser Entwicklung beigetragen. Erst nach den Dorfbränden in den Jahren 1985 und 1986 wurden die Besitzverhältnisse neu geregelt. In den letzten Jahren wurden in Planeil viele Flächen aufgeforstet, andere Flächen bleiben ungenutzt.
Im Matschertal hingegen werden nach wie vor alle Wiesen gemäht und in den letzten Jahren ist auch viel neue Kubatur in Wohnbauzonen dazu gebaut worden.
Die Zerstückelung der Eigentümer ist eine Folge der für den Vinschgau typischen Realteilung. In vielen Fällen gibt es bei einem Haus zwei bis drei Mitbesitzer und die Grundstücke sind im Durchschnitt nur einen halben Hektar groß und meist auf verschiedene Standorte in der Gemeinde verteilt. Diese komplizierten Besitzverhältnisse sind nach wie vor vorhanden, da es nie eine Flurbereinigung gegeben hat, und zudem setzt sich die Teilung heute fort. Dies hat dazu geführt, dass einige Häuser in den Ortschaften leer stehen und verfallen, da sich die Besitzer nicht auf gemeinsame Entscheidungen einigen können. Geschlossene Höfe sind in der Gemeinde, mit wenigen Ausnahmen in den Berggebieten, kaum vorhanden.
Der Tourismus hat seit Beginn der 1970er Jahre einen Aufschwung erlebt. Es herrscht vor allem der Sommertourismus vor, aber der Wintertourismus gewann durch den Bau des Skigebietes Watles und des Langlaufzentrums in Schlinig immer mehr an Bedeutung. Burgeis ist der Vorreiter im Tourismus, während es in den Fraktionen Matsch und Planeil nur wenig Tourimus gibt.
Mit Beginn in den 1960er Jahren kam es zu einer starken Flächenausdehnung der Siedlungen. Erste Neubauten entstanden in Burgeis, und in den 1970er Jahren entstanden viele Wohnhäuser in den Wohnbauzonen von Mals und Tartsch. Seit 1985 nahm die Siedlungsfläche in Laatsch, Mals und Tartsch stark zu.
Mals (2008) © Christine Wanker
Zudem sind in fast jeder Fraktion Gewerbegebiete entstanden, in denen sich vor allem einheimische Betriebe niedergelassen haben. Das traditionelle Dorfhandwerk, die sogenannten Ein-Mann-Betriebe, sind seither aus dem Dorfbild verschwunden. In Zukunft werden wahrscheinlich jene Grünflächen, die südlich von Mals liegen, in Apfelmonokulturen umgewandelt werden. Diese Entwicklung wird langsam vor sich gehen, da die Besitzverhältnisse sehr kompliziert sind und die Grundstücke sehr klein. Die künstliche Bewässerungsanlage, die zur Zeit gebaut wird, wird diese Entwicklung vorantreiben, erleichtert aber gleichzeitig vielen Landwirten die sehr mühsame Arbeit, die mit der traditionellen Waalbewässerung einhergeht. Zudem wird auch der Tourismus weiter an Bedeutung zunehmen.
(Zusammengefasste Aussagen der befragten Personen Noggler G., Dietl-Laganda H., Steck O., Hellrigl M., Winkler J., Peer R., Stocker L., Stocker L. und Waldner A.)
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