Besiedelte Flächen
Oberbozen (1954-1956) Bearbeitung: Dusleag & Wanker; Datengrundlage: Autonome Provinz Bozen - Südtirol, Raumordnung
Auf dem Ritten herrschten ursprünglich die Einzelhöfe vor. Typisch für den Ritten ist hauptsächlich der Paarhof mit getrenntem Futter- und Wohnhaus. Es kommt aber auch der Wipptalerhof vor, wo das Wohn- und Wirtschaftsgebäude miteinander verbunden sind und das Erdgeschoss gemauert ist. (Pramstaller Suma 1983, S. 34-35)
Durch die frühe Erschließung des Rittens als Sommerfrischeort kam es in den Orten Klobenstein und Oberbozen bereits früh zu einer starken Verdorfung. Noch in der Mitte des 20. Jahrhunderts waren laut Kiene und Pichler (1950) nur die Fraktionen Oberbozen-Himmelfahrt, Wolfsgruben-Lichtenstern und Klobenstein-Lengmoos von Stadt und Fremdenverkehr beeinflusste Orte, während die restlichen Fraktionen der Gemeinde rein bäuerliche Siedlungen bildeten.
Die verkehrstechnische Erschließung des Rittens durch eine Seilschwebebahn nach Oberbozen im Jahre 1966 und durch die Rittnerstraße im Jahre 1971 löste einen regelrechten Bauboom aus. Der Ritten war bis zu diesem Zeitpunkt aufgrund der schwierigen Erreichbarkeit vor übermäßiger Verbauung und Zersiedlung verschont geblieben war.
Laut Ritter (1969) gab es im Jahre 1969 etwa 135 Sommerfrischevillen auf dem Ritten, 20 befanden sich gerade im Bau. Zudem wurden bestehende Häuser renoviert und ausgebaut. Auch die bisher bäuerlich geprägten Rittner Weiler wurden für den Fremdenverkehr erschlossen. Neben dem Bau von Privathäusern, kam es auch zur Realisierung von einigen öffentlichen Infrastrukturen. Im selben Zeitraum kam es auch zur Ausweisung zahlreicher Gewerbegebiete, in denen sich viele einheimische Handwerks- und Industriebetriebe niederließen.
Aus der Kartierung der Siedlungsfläche in den Hauptorten der Gemeinde Ritten geht hervor, dass im Zeitraum zwischen 1954 und 1983 ein regelrechter Bauboom stattgefunden hat. Die besiedelte Fläche in Klobenstein wuchs in diesem Zeitraum um knapp 140 % im Vergleich zum Jahr 1954. Unterinn hat im selben Zeitraum sogar einen Zuwachs von etwa 180 % erfahren. Lengmoos weist mit knapp 60 % Erweiterung den geringsten Zuwachs an Siedlungsfläche auf. Dies entspricht einem durchschnittlichen Siedlungszuwachs pro Jahr von knapp 10.700 m² in Klobenstein, etwa 7.600 m² in Unterinn und etwa 6.200 m² in Oberbozen.
Im Zeitraum zwischen 1983 und 2006 kamen in Klobenstein im Durchschnitt weitere 9.400 m² Siedlungsfläche pro Jahr dazu, was einem Zuwachs der Siedlungsfläche um 40 % seit dem Jahr 1983 entspricht. In Unterinn gab es ebenso einen Rückgang der rasanten Siedlungsausdehnung. In den letzten beiden Jahrzehnten kamen im Schnitt 3.100 m² Siedlungsfläche pro Jahr dazu, was einem Zuwachs um ca. 20 % im Vergleich zum Jahr 1983 entspricht. Oberbozen wuchs seit 1983 um 30 %. Pro Jahr kamen in diesem Dorf etwa 5.300 m² Siedlungsfläche dazu. Insgesamt entfielen im Jahr 2006 auf jeden Einwohner der Gemeinde in etwa 280 m² Siedlungsfläche, im Jahr 1954 waren es 145 m². Bei der Kartierung der Siedlungsentwicklung wurden ausschließlich neu besiedelte Flächen berücksichtigt. Das Auffüllen von Baulücken und Freiflächen in bereits besiedelten Flächen geht somit nicht aus der Kartierung hervor.
Betrachtet man die Baufertigstellungen von Wohngebäuden zwischen 1995 und 2005 wird ersichtlich, dass vor allem in der Wohnbauzone C (Erweiterungszone) und in der natürlichen Landschaft – Zone E (landwirtschaftliches, alpines Grün und Wald) Wohnkubatur realisiert wurde.
Das Wachstum der Siedlungen ist auch auf die veränderte Haushaltsgröße zurückzuführen. Im Jahr 2001 bestanden in etwa 28 % aller Haushalte aus einer Person, während es im Jahr 1971 nur in etwa 12 % waren. Haushalte mit vier oder mehr Personen sind stark zurückgegangen. Dies hat gemeinsam mit einem Anstieg der Einwohnerzahl zu einer Verdoppelung der Haushaltszahl geführt.
Da es viele Zweitwohnsitze auf dem Ritten gibt, sind nur 72 % aller Wohnungen ständig bewohnt. Zudem ist der Anteil der Einzelhäuser an der Gesamtzahl mit 45 % sehr hoch. Dies weist auf eine hohe Zersiedlung hin.
Verkehr
Durch den Bau der Zahnradbahn wurde der Ritten in den Jahren 1906/07 für den Verkehr erschlossen. Diese Schmalspurbahn führte vom Walterplatz in Bozen über Maria Himmelfahrt und Oberbozen nach Klobenstein. Die bessere Erreichbarkeit des Rittens zog eine wirtschaftliche und demographische Veränderung nach sich.
Im Jahre 1966 wurde die Zahnradstrecke von Bozen nach Maria Himmelfahrt aufgelassen. Dieser Abschnitt wurde durch eine Seilschwebebahn nach Oberbozen ersetzt, die im selben Jahr eröffnet wurde. Auch die restliche Strecke der Bahn war der Schließung nahe, doch diese konnte gerettet werden und stellt heute eine touristische Attraktion dar. Nach der Bahn folgte im Jahre 1971 die Fertigstelllung der Rittnerstraße, die die Erreichbarkeit des Rittens noch erheblich steigerte. (Raiffeisenkasse Ritten 1992, S. 53; Demar et al. 2007, S. 11; Ritter 1969, S. 19) Heute führen drei Straßen auf den Ritten und ab Mai 2009 tritt an die Stelle der Seilschwebebahn eine Umlaufbahn mit erhöhter Kapazität. (Demar et al. 2007, S. 12-14)
In den letzten Jahrzehnten wurden zudem viele Forststraßen und Hofzufahrten für alle landwirtschaftlichen Betriebe gebaut. Diese Straßen verbesserten die Erreichbarkeit und verhindern die Abwanderung aus den entlegenen und ländlich geprägten Räumen der Rittner Hochfläche.
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