Kulturlandschaftswandel in Südtirol seit 1950

Christine Wanker, Alexander Dusleag

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Besiedelte Flächen

Die Siedlungsfläche der Gemeinde Toblach hat in den letzten 50 Jahren in etwa eine Verdoppelung erfahren. Aus einer Kartierung aus Orthofotos geht hervor, dass die Siedlungsfläche zwischen 1954 und 2006 auf Gemeindeebene um knapp 120 % zugenommen hat.

Bereits 1954 war die Siedlungsfläche pro Einwohner mit etwa 280 m² sehr hoch. Dieser Wert ist auf den bereits für damals sehr hohen Anteil der ausschließlich für touristische Zwecke bestimmten Infrastruktur zurückzuführen. Seither hat sich der Wert noch erhöht und lag im Jahr 2006 bei etwa 480 m² pro Einwohner.

Die Fraktionen der Gemeinde Toblach sind vor allem zwischen 1954 und 1985 stark gewachsen. In der Fraktion Toblach kamen in diesem Zeitabschnitt in etwa 17.300 m² Siedlungsfläche pro Jahr dazu. Dies entspricht einem Wachstum der Siedlungsfläche zwischen 1954 und 1985 um 80 %. In Wahlen hat sich die Siedlung in dieser Zeitspanne verdoppelt, pro Jahr kamen im Schnitt 1.860 m² Siedlungsfläche dazu. Ein regelrechter Bauboom hat vor allem in den 1970er Jahren stattgefunden. Seither verlangsamte sich das Siedlungswachstum. Trotzdem wuchs die Siedlung in Toblach zwischen 1985 und 2006 im Schnitt um knapp 12.000 m² pro Jahr.

Landschaftsszene Bildvergleich Point of View

Toblach (1954-1956) Bearbeitung: Dusleag & Wanker; Datengrundlage: Autonome Provinz Bozen - Südtirol, Raumordnung

Topographische Karte Fotostandort

Zum Siedlungswachstum hat die positive Entwicklung des Tourismus maßgeblich beigetragen. Eine geringere Rolle spielte das Bevölkerungswachstum. Zwischen 1951 und 2006 hat die Bevölkerung der Gemeinde um nur 32 % zugenommen. Eine Veränderung ist aber bei der Größe der Haushalte eingetreten. Die Einwohnerzahl pro Haushalt hat zwischen 1971 und 2001 um 33 % abgenommen, was gemeinsam mit dem Bevölkerungswachstum zu einem Anstieg der Haushaltszahl um etwa 90 % führte. Seit den 1970er Jahren stieg die Nachfrage nach Zweitwohnungen stark an. Viel Kubatur wurde veräußert und befindet sich auch heute noch in fremden Händen. Die hohe Nachfrage am Wohnungsmarkt ließ die Preise dermaßen ansteigen, dass es heute für junge Familien kaum möglich ist eine Wohnung zu erwerben.

Zudem haben in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Gewerbe- und Handwerksbetriebe in den dafür vorgesehenen Zonen eine Niederlassung gefunden. Eine Ansiedlung der Industrie war zwar für viele Jahre in Toblach nicht erwünscht, trotzdem gibt es mittlerweile einige Betriebe, die auch vielen Einheimischen einen Arbeitsplatz bieten.

Zwischen 1995 und 2005 nahmen die Baufertigstellungen von Wohngebäuden stark ab. Vor allem in den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts wurde wenig Wohnkubatur realisiert. Am häufigsten wurden Wohngebäude in der Zone C (Erweiterungszone) aber auch in der Zone B (Auffüllzone) und in der Zone E (landwirtschaftliches, alpines Grün und Wald) gebaut.

Im Durchschnitt bestand ein Wohngebäude im Jahr 2000 aus zwei Wohnungen. Der Anteil der Einzelhäuser war im selben Jahr mit etwa 12 % relativ gering, was auf eine geringe Zersiedelung hinweist. Die bereits im Jahre 1982 eingerichteten Bannzonen haben also erfolgreich die verstärkte Zersiedelung unterbunden. Einzig die sogenannte Aussiedlung, die Verlegung der landwirtschaftlichen Hofstelle aus dem Dorfzentrum in umliegende Grundstücke im landwirtschaftlichen Grün, führte in den letzten Jahren zu Zersiedelungserscheinungen. Durch die Aussiedlung stieg die Bautätigkeit außerhalb der geschlossenen Siedlungen an.

Laut einer Studie des Astat (2004) sind in der Gemeinde Toblach 2,12 % der Grundfläche besiedelt. Potentiell besiedelbar sind insgesamt 6,61 %, d.h. dass weitere 4,49 % für Siedlungsflächen beansprucht werden könnten.

Verkehr

Durch den Bau der Bahn durch das Pustertal im Jahre 1871 wurde die Erreichbarkeit der Gemeinde Toblach bereits sehr früh erheblich erhöht. Diese verkehrsmäßige Erschließung war ausschlaggebend für die Entwicklung des Fremdenverkehrs. Im Jahr 1956 wurde aufgrund des erwarteten Besucheransturms für die Olympiade in Cortina eine Umfahrungsstraße in Neu-Toblach gebaut. (Generalbebauungsplan der Gemeinde Toblach 1968)

Die Schmalspurbahn, die nach Cortina durch das Höhlensteintal führte wurde im Jahre 1962 eingestellt.

Im Laufe der letzten Jahrzehnte wurden alle Höfe durch Straßen erschlossen. Zudem wurden auch viele Forststraßen gebaut, die eine Bewirtschaftung des Waldes zulassen würden. Trotz der Forststraßen wird der Wald heute kaum noch genutzt, da die Holzpreise sehr stark gesunken sind. Eine Chance für die Forstwirtschaft könnte das Fernheizwerk darstellen, da dadurch die Nachfrage nach Holz wieder gestiegen ist.

Die hohe Mobilität und die Touristenströme ließen das Verkehrsaufkommen in den letzten Jahren sehr stark ansteigen. Vor allem zu den Stoßzeiten in der Winter- und Sommersaison sind kilometerlange Staus keine Seltenheit. Aus diesem Grund plant die Gemeinde den Bau einer Umfahrung für den Durchzugsverkehr. Da die Siedlungen Alt-Toblach und Neu-Toblach inzwischen zusammen gewachsen sind und sich über den gesamten Talbereich in Nord-Süd Ausdehnung erstrecken, soll die neue Straße unterirdisch verlaufen. Dabei sollte auch die Umfahrung von Neu-Toblach, die 1956 für die Olympiade in Cortina d'Ampezzo auf einem erhöhten Niveau im Vergleich zum natürlichen Relief gebaut wurde, tiefer gesetzt werden, damit sie in der Landschaft nicht so stark hervor sticht.

© Universität Innsbruck | Impressum | Aktualisiert am: 22.12.2008

Wohnung

Aus einem einzigen Raum bzw. aus mehreren Räumen (Zimmer und Nebenräume) bestehende Unterkunft, die den Erfordernissen entspricht, um als ständiger Wohnort zu dienen. Eine Wohnung muss sich in einem Gebäude befinden, durch Wände von anderen Wohneinheiten getrennt sein und einen eigenen Zugang besitzen.  Astat 2005

Einzelhäuser

Darunter versteht man über das Gemeindegebiet verstreute Häuser, die so weit auseinander liegen, dass sie nicht einmal als Weiler gelten können.  Astat 2006c

Wohngebäude

Unter Wohngebäude versteht man ein Gebäude oder einen Teil davon, das ausschließlich oder vorwiegend zu Wohnzwecken dient.  Astat 2004b

Fraktion

Eine Fraktion ist ein von der Gemeinde für Verwaltungszwecke definierter Teil des Gemeindegebietes. Eine Fraktion kann bewohnt oder unbewohnt sein. Die Bevölkerung einer bewohnten Fraktion ist die Summe der Bevölkerung der bewohnten Ortschaften und Weiler und der Bewohner der Einzelhäuser auf dem Gebiet der Fraktion.  Astat 2006c

Wald

Als Wald gelten von forstwirtschaftlichen Bäumen oder Sträuchern bedeckte Flächen, deren Hauptprodukt das Holz ist. Dazu gehören auch jene mit Forstpflanzen bedeckten Flächen, auf denen zusätzlich oder nebenbei auch Grünpflanzen gedeihen. Darunter fallen auch die forstwirtschaftlichen Baumschulen, die für den Betriebsbedarf bestimmt sind. Auszuschließen sind die Edelkastanien und die Pappelhaine.  Astat 2002