Kulturlandschaftswandel in Südtirol seit 1950

Christine Wanker, Alexander Dusleag

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Land- und forstwirtschaftliche Nutzung

Aus der zeitlich differenzierten Darstellung der Landnutzung geht hervor, dass die Dauerwiesen und Weiden die stärkste flächenmäßige Verbreitung aufweisen. Seit 1970 hat sich ihre Ausdehnung von etwa 3700 auf 4700 Hektar im Jahr 2000 erhöht. Der Anteil der Dauerwiesen beträgt in etwa 7 %, der Rest entfällt auf die Weiden. Neben den Wiesen im Tal dienen auch die Bergwiesen der Futtergewinnung. Die Sommerweide auf den Almen, die in Gemeindebesitz sind, reduziert den Futterbedarf der Landwirte.

Auch der Wald nimmt große Flächen in der Gemeinde Martell ein. Nach einer leichten Zunahme in den 1980er Jahren blieb die Waldfläche seither in etwa konstant. Der Wald ist zum Großteil im Besitz der Gemeinde und wird kaum forstwirtschaftlich genutzt. Von großer Bedeutung ist die Schutzfunktion des Waldes aufgrund der zahlreichen Naturgefahren.

Das Ackerland hat an Bedeutung verloren und ist von 106 ha im Jahr 1970 auf 44 ha im Jahr 2000 zurückgegangen. Dies entspricht einem Rückgang um 58 %. In der Gemeinde Martell wurden vor allem Roggen und Gerste, aber auch etwas Hafer und Weizen, Feldrüben und Flachs angebaut. Die wichtigste Hackfrucht war die Kartoffel, die in etwa ein Fünftel bis ein Viertel der Ackerflächen einnahm. Charakteristisch für das Martelltal waren auch die kleinen Mohnfelder. (Istel 1967, S. 50; Perkmann-Stricker 1985, S. 100)

Da viele Menschen das Tal verließen um besseren Verdienstmöglichkeiten nachzukommen, musste die Arbeit auf den Höfen aufgrund des dadurch hervorgerufenen Personenmangels rationalisiert werden. Deshalb wurden viele Ackerflächen aufgelassen und in Wiesen umgewandelt. Einigen Landwirten gelang es ihre wirtschaftliche Lage durch den Anbau von Sonderkulturen, wie schwarzen Johannisbeeren oder Erdbeeren, zu verbessern. (Istel 1967, S. 59) Die Sonderkulturen, die seit einigen Jahrzehnten eine sehr starke Verbreitung erreicht haben, fallen gemeinsam mit anderen Nutzungen in die Klasse „sonstiges“. Der Obstbau spielt nur eine untergeordnete Rolle. Nachdem im Jahr 1982 14 ha Obst vorhanden waren, schrumpfte diese Fläche bei den folgenden Zählungen auf 2 ha. Die ungenutzten Flächen haben leicht zugenommen, im Jahr 2000 nahmen sie 20 ha ein.

Landwirtschaftliche Betriebszahl
JahrAnzahl
1961149
1970108
1982107
1990139
2000137

(Istat 1962, 1972; Astat 1984, 1993, 2002)

Die landwirtschaftliche Gesamtfläche ist mit ca. 8500 ha im Jahr 2000 in den letzten Jahren in etwa konstant geblieben. Die landwirtschaftliche Nutzfläche hat im Gegensatz dazu nach einer leichten Abnahme zwischen 1970 und 1982 eine Zunahme erfahren und lag im Jahr 2000 bei knapp 4400 ha. In etwa zehn Hektar werden in anderen Gemeinden landwirtschaftlich genutzt.

Die landwirtschaftliche Betriebszahl ist relativ großen Schwankungen unterworfen. Zwischen dem Jahr 1961 und 1970 sank sie von 149 auf 108 ab. In den 1980er Jahren stieg die Zahl wieder an: 1990 wurden 139 landwirtschaftliche Betriebe und im Jahr 2000 137 gezählt. Dies entspricht eine Abnahme um 8 % seit 1961.

Nur ein Betrieb besaß im Jahr 2000 keine landwirtschaftliche Nutzfläche. Der Großteil der Betriebe besitzt mehr als einen Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche.

Die Rinderzahl ist seit dem Jahr 1959 leicht angestiegen (+3,5 %). Im Jahr 2000 wurden in der Gemeinde Martell 669 Rinder gezählt. Die Zahl der rinderhaltenden Betriebe ist hingegen um 55 % von 137 im Jahr 1959 auf 61 im Jahr 2000 gesunken. Der Anteil der Rinder pro Betrieb ist somit stark gestiegen: 1959 entfielen auf jeden rinderhaltenden Betrieb knapp fünf Rinder, im Jahr 2000 elf. Jedem Rinderbetrieb standen im Jahr 2000 im Schnitt 5,5 ha Dauerwiese zur Verfügung, im Jahr 1982 waren es 3,8 ha. Der Anteil der Rinderbetriebe an der Gesamtzahl lag im Jahr 2000 bei 44,5 %. Noch gegen Ende der 1950er Jahre besaßen 92 % aller landwirtschaftlichen Betriebe Rinder. Auch die Ziegenzucht erfuhr einen Rückgang (Perkmann-Stricker 1985, S. 100-101). Die Schafzucht entwickelte sich in den letzten Jahren positiv. Im Jahr 2000 wurden knapp 1400 Schafe in der Gemeinde Martell gezählt.

Die Zahl der Erwerbstätigen im primären Sektor ist seit dem Jahr 1951 um 78 % zurückgegangen. Nach wie vor sind im Martelltal aber 20,3 % der Erwerbstätigen im primären Sektor tätig.

Auch der Anteil der Vollerwerbsbetriebe hat seit dem Jahr 1982 leicht abgenommen. Im Jahr 2000 betrieben 40 % ihren landwirtschaftlichen Betriebe als Vollerwerb. Knapp 46 % aller Betriebe waren Nebenerwerbsbetriebe. Für einige Landwirte stellt der Urlaub auf dem Bauernhof eine wichtige Einkommensquelle dar. Im Jahr 2000 boten sechs Betriebe Urlaub auf dem Bauernhof an. Der Anteil der geschlossenen Höfe im Martelltal ist hoch.


© Universität Innsbruck | Impressum | Aktualisiert am: 22.12.2008

Dauerwiesen und Weiden

Grasfutterkulturen ohne Wechselwirtschaft, die den Boden für einen längeren Zeitraum als fünf Jahre belegen. Bei Dauerwiesen wird das Futter in der Regel nur durch Mähen geerntet. Bei Weiden hingegen wird es in der Regel durch weidendes Vieh genutzt.  Astat 2002

Rinder

Als Rinder gelten männliche und weibliche Zucht- und Schlachttiere, Milchkühe sowie andere Kühe, die als Masttiere und/oder Arbeitstiere gehalten werden.  Astat 2002

Wald

Als Wald gelten von forstwirtschaftlichen Bäumen oder Sträuchern bedeckte Flächen, deren Hauptprodukt das Holz ist. Dazu gehören auch jene mit Forstpflanzen bedeckten Flächen, auf denen zusätzlich oder nebenbei auch Grünpflanzen gedeihen. Darunter fallen auch die forstwirtschaftlichen Baumschulen, die für den Betriebsbedarf bestimmt sind. Auszuschließen sind die Edelkastanien und die Pappelhaine.  Astat 2002

Erwerbstätige

Personen mit 15 oder mehr Jahren aus der Wohnbevölkerung, welche selbstständig oder in einem Dienstverhältnis einer Tätigkeit nach gehen, durch die sie einen Ertrag oder eine Vergütung erhalten. Als erwerbstätig gelten auch jene, die ohne einen geregelten Arbeitsvertrag mit einem Familienmitglied mitarbeiten, welches eine selbstständige Tätigkeit ausübt (mithelfendes Familienmitglied).  Astat 2006b