Land- und forstwirtschaftliche Nutzung
Seit den 1950er Jahren hat die Landwirtschaft in der Gemeinde Naturns einen erheblichen Strukturwandel erfahren. In der Talsohle breitete sich der intensive Obstbau mit Beginn in den 1960er Jahren sehr stark aus. Es setzten sich vor allem bodennahe schwachwüchsige Bäume, die sehr dicht aneinander gepflanzt werden, gegenüber den großen Baumformen des Streuobstbaus, durch. Diese Erziehungsform bringt Erleichterungen bei Bearbeitung und Ernte mit sich, geringere Produktionskosten und eine höhere Flexibilität bezüglich der Marktanpassung. Nachteilig erweist sich die geringere Lebensdauer der Dichtepflanzungen, die aber durch hohe Flächenerträge bei früh einsetzendem Vollertrag ausgeglichen wird. Durch den dichten Anbau der Obstbäume ist zudem keine weitere Nutzung der Flächen möglich. Folglich ging die Kombination von Obstbau und Viehhaltung zurück. Dadurch wurden Wiesen und Äcker aus dem Landschaftsbild verdrängt und die Zahl der rinderhaltenden Betriebe nahm ab. Der Übergang zur Obstmonokultur hat das Landschaftsbild stark verändert. Im Jahr 1970 nahm der Obstbau 513 ha ein, im Jahr 2000 655 ha.
In den Berggebieten setzte einige Jahre später ebenso ein starker Wandel ein. Durch die Aufgabe der Selbstversorgung verschwanden die arbeitsintensiven Getreidefelder fast vollständig aus der Landschaft. Im Jahr 1970 wurde noch auf 97 ha Ackerbau betrieben, im Jahr 2000 waren es noch 5 ha. Parallel dazu gewann die Grünlandwirtschaft und damit auch die Viehhaltung auf den Berghöfen an Bedeutung. Da durch die Ausbreitung des Obstbaus im Tal Dauerwiesen verloren gingen, nahm das Ausmaß der Dauerwiesen und Weiden auf Gemeindeebene seit 1970 nur verhältnismäßig wenig zu. Am Nörderberg wird aufgrund der günstigeren Bodenfeuchteverhältnisse und Temperaturen seit jeher erfolgreich Grünland- und Viehwirtschaft betrieben.
Naturns gegen Südwesten (2008) © Christine Wanker
Der Weinbau spielt aufgrund der geringen flächenmäßigen Ausdehnung in Naturns eine geringe wirtschaftliche Rolle. Seit einigen Jahrzehnten nimmt der Weinbau in etwa 20 ha ein. Angebaut wird er vor allem am Fuß des Sonnenbergs.
Oberhalb der Weinreben herrschen am Sonnenberg Buschwald mit Waldsteppencharakter und Trockenrasengesellschaften vor. Die natürliche Vegetation ist im Laufe von Jahrhunderten durch menschliche Eingriffe verdrängt worden. Zahlreiche Aufforstungsversuche mit der Schwarzkiefer (Pinus negra) haben im Laufe der Jahre nicht die erhofften Ergebnisse gebracht. Am Nörderberg wachsen geschlossenen Nadelwälder. Der Waldbestand hat seit 1970 zugenommen. Dies ist auf die Aufforstung und auf die geringere Weidenutzung zurückzuführen.
Die landwirtschaftliche Gesamtfläche ist seit dem Jahr 1961 um etwa 400 ha zurückgegangen. Ausschlaggebend dafür war die starke Ausdehnung der besiedelten Fläche. Seit 1982 nimmt der Anteil der landwirtschaftlichen Fläche in anderen Gemeinden leicht zu. Im Jahr 2000 wurden 211 ha in anderen Gemeinden bewirtschaftet. Nur in etwa ein Drittel der Gesamtfläche ist landwirtschaftliche Nutzfläche.
Der Strukturwandel hat sich auch auf die landwirtschaftliche Betriebszahl ausgewirkt. Diese ging von 368 im Jahr 1961 auf 295 im Jahr 2000 zurück, was einer Abnahme von knapp 20 % entspricht. Von diesen 295 Betrieben besitzt ein Großteil mehr als einen Hektar landwirtschaftliche Fläche und 65 % davon sind Vollerwerbsbetriebe. Der Anteil der Vollerwerbsbetriebe ist seit dem Jahr 1982 leicht auf Kosten der Nebenerwerbsbetriebe angestiegen.
Wie bereits kurz erwähnt ist die Zahl der rinderhaltenden Betriebe stark zurückgegangen. Von den 270 Rinderbetrieben aus dem Jahr 1959 sind im Jahr 2000 nur noch 65 übrig geblieben. Dadurch ist auch der Anteil der Rinderbetriebe an der Gesamtzahl von 73 % auf 22 % abgesunken. Die Rinderzahl hat um 47 % abgenommen und lag im Jahr 2000 bei 847 Stück. Da die Zahl der rinderhaltenden Betriebe stärker gesunken ist als jene der Rinder, ergibt sich daraus eine höhere Stückzahl pro Betrieb: Anfang der 1960er besaß ein Betrieb in etwa 6 Rinder, im Jahr 2000 hingegen 13. Jedem Viehbetrieb standen im Jahr 1960 3,6 ha und im Jahr 2000 6 ha Dauerwiese zur Verfügung.
Durch die Umstellung auf Monokulturen und den Einsatz von Maschinen ist die Zahl der Arbeitskräfte im primären Sektor um 58 % zurückgegangen. Nach wie vor arbeiten aber 16 % der Erwerbstätigen im primären Sektor.
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