Kulturlandschaftswandel in Südtirol seit 1950

Christine Wanker, Alexander Dusleag

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Land- und forstwirtschaftliche Nutzung

Seit den 1950er Jahren hat in der Gemeinde Schenna ein erheblicher Strukturwandel in der Landwirtschaft stattgefunden.

Allen voran kam es zu einer Veränderung der Landnutzung. Während bis in die fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts eine relativ breite Streuung der Bodennutzung für alle landwirtschaftilchen Betriebe charakteristisch war, setzte ab den sechziger Jahren die Spezialisierung auf eine Landnutzungsart ein. Im Zuge dieser Entwicklung verloren die Ackerflächen aber auch die Dauerwiesen und Weiden, vor allem in den tiefen Lagen bis zu 800 Metern, an Bedeutung und wurden bis in die 1970er Jahre durch Obstkulturen ersetzt.

Auch seither haben die Dauerwiesen und Weiden einen Rückgang erfahren. Sie schrumpften von 1325 ha im Jahr 1970 auf 968 ha im Jahr 2000. Die stärkste Abnahme wurde dabei zwischen 1982 und 1990 mit einem Verlust von knapp 200 ha verzeichnet. Auch die Ackerflächen gingen weiter zurück, sodass im Jahr 2000 nur noch sechs Hektar Ackerfläche vorhanden waren.

Im Jahr 1970 nahm der Obstbau 403 ha ein. Die Obstbauflächen gingen bis im Jahr 2000 auf 353 ha zurück. Trotz eines Rückganges der absoluten Obstanbaufläche konnten Jahr für Jahr höhere Erträge erzielt werden. Dies wurde durch die steigende Dichte der Baumpflanzungen erreicht, sowie durch Verbesserungen der Anbauformen, des Sortiments und der Pflegemaßnahmen. Die Abnahme der Anbaufläche für Obst kann zum Teil auf das starke Wachstum der Tourismusbranche zurückgeführt werden. In den 1970er Jahren mussten viele Obstanlagen der Verbauung weichen. Auch Rebanlagen fielen der Ausbreitung der Siedlungs- und Obstflächen zum Opfer. Im Jahr 2000 wurden noch 19 ha Weinbaufläche gezählt, im Jahr 1970 waren es 34 ha. Zugenommen haben hingegen die ungenutzten Flächen, die im Jahr 1982 44 ha und im Jahr 2000 142 ha einnahmen, und die sonstigen Nutzungen, die von 43 ha im Jahr 1970 auf 397 ha im Jahr 2000 anstiegen.

Die Waldflächen, die den größten Bereich der Gemeinde Schenna einnehmen und zu 90 % den Bauern gehören, haben seit dem Jahr 1970 von 2377 ha auf 2075 ha im Jahr 2000 abgenommen.

Aus der Graphik geht hervor, dass die landwirtschaftliche Gesamtfläche abgenommen hat. Nicht nur die Fläche innerhalb der Gemeinde ist geschrumpft sondern auch jene in anderen Gemeinden, die im Jahr 2000 nur noch 75 ha ausmachte. Im Jahr 2000 betrug die landwirtschaftliche Fläche 3910 ha. Auch der Anteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche an der Gesamtfläche ist von knapp 43 % auf 35 % im Jahr 2000 zurückgegangen.

Im Zuge dieser Entwicklung ist die landwirtschaftliche Betriebszahl zurückgegangen. Wie aus der Tabelle ersichtlich nahm die Betriebszahl seit 1961 um knapp 24 % ab.

Landwirtschaftliche Betriebszahl
JahrAnzahl
1961262
1970253
1982256
1990240
2000200

(Istat 1962, 1972; Astat 1984, 1993, 2002)

Die Zahl der rinderhaltenden Betriebe hat im Vergleich noch stärker abgenommen. Seit 1959 wurde eine Abnahme um etwa 53 %, von 213 im Jahr 1959 auf 101 im Jahr 2000 verzeichnet. Durch den stärkeren Rückgang der Rinderbetriebe ist ihr Anteil an der Gesamtzahl von 81,3 % auf 50,5% zurückgegangen.

Die Rinderzahl hat hingegen nur leicht abgenommen. Bis in das Jahr 1990 wuchs die Rinderzahl sogar kontinuierlich an und lag 1990 bei 2521 im Vergleich zu 1324 aus dem Jahr 1959. Seit dem Jahr 1990 setzte ein starker Rückgang ein und die Zahl halbierte sich. Im Jahr 2000 wurden 1229 Rinder gezählt.

Die Rinderzahl pro Betrieb stieg somit von 6,2 im Jahr 1959 auf 19,4 im Jahr 1990 an und sank folglich wieder auf 12,2 im Jahr 2000 ab. Seit 1959 entspricht dies einem durchschnittlichen Zuwachs um knapp 95 %. Pro rinderhaltenden Betrieb standen im Jahr 2000 5,2 ha Dauerwiesen zur Verfügung, 1982 waren es 3,6 ha.

In der Gemeinde Schenna besitzt ein Großteil der Betriebe mehr als einen Hektar landwirtschaftliche Grundfläche. Die Zahl der Betriebe mit weniger als einem Hektar Gesamtfläche ist seit 1982 stark zurückgegangen. Nur noch sieben Betriebe besaßen im Jahr 2000 weniger als einen Hektar Gesamtfläche. Betriebe ohne landwirtschaftliche Gesamtfläche waren im Jahr 2000 keine mehr vorhanden.

Betrachtet man die Aufteilung der landwirtschaftlichen Betriebe nach sozioökonomischen Kriterien, erkennt man, dass die Vollerwerbsbetriebe dominieren. Ihre Zahl nahm seit 1982 kontinuierlich zu und lag im Jahr 2000 bei 133, was einem Anteil von knapp 68 % an der Gesamtzahl ausmacht. Im Jahr 1982 betrug der Anteil der Vollerwerbsbetriebe 48,5 %. Die Nebenerwerbsbetriebe haben an Bedeutung verloren. Ihr Anteil ging von etwa 38 % im Jahr 1982 auf ca. 26 % im Jahr 2000 zurück, nachdem im Jahr 1990 sogar ein leichter Anstieg der Nebenerwerbsbetriebe mit einem Anteil von 43 % verzeichnet wurde. Zuerwerbsbetriebe sind kaum vorhanden. Ihre Zahl ist im Jahr 2000 auf elf zurückgegangen.

Stark zurückgegangen ist auch der Anteil der Erwerbstätigen im primären Sektor. Er sank von etwa 85 % im Jahr 1951 auf 19,4 % im Jahr 2001. Dieser starke Rückgang ist auf den Aufschwung der Tourismusbranche zurückzuführen, wodurch viele Arbeitsplätze entstanden, aber auch auf die Mechanisierung und Spezialisierung der Landwirtschaft. Nach wir vor sind aber viele Menschen in der Landwirtschaft tätig. Vor allem in der Erntezeit werden Erntehelfer eingestellt, die für eine befristete Zeitspanne am Hof arbeiten.

Neben dem Apfelanbau stellt auch der Urlaub auf dem Bauernhof oder das Betreiben einer Hofschenke für viele landwirtschaftliche Betriebe eine wichtige Einkommensquelle dar. Im Jahr 2000 boten 18 Höfe Urlaub auf dem Bauernhof an.

© Universität Innsbruck | Impressum | Aktualisiert am: 22.12.2008

Dauerwiesen und Weiden

Grasfutterkulturen ohne Wechselwirtschaft, die den Boden für einen längeren Zeitraum als fünf Jahre belegen. Bei Dauerwiesen wird das Futter in der Regel nur durch Mähen geerntet. Bei Weiden hingegen wird es in der Regel durch weidendes Vieh genutzt.  Astat 2002

Rinder

Als Rinder gelten männliche und weibliche Zucht- und Schlachttiere, Milchkühe sowie andere Kühe, die als Masttiere und/oder Arbeitstiere gehalten werden.  Astat 2002

Erwerbstätige

Personen mit 15 oder mehr Jahren aus der Wohnbevölkerung, welche selbstständig oder in einem Dienstverhältnis einer Tätigkeit nach gehen, durch die sie einen Ertrag oder eine Vergütung erhalten. Als erwerbstätig gelten auch jene, die ohne einen geregelten Arbeitsvertrag mit einem Familienmitglied mitarbeiten, welches eine selbstständige Tätigkeit ausübt (mithelfendes Familienmitglied).  Astat 2006b