Kulturlandschaftswandel in Südtirol seit 1950

Christine Wanker, Alexander Dusleag

Home > Geographie > Kls > Kaltern a.d.W. > Wandel der Kulturlandschaft > Siedlung
Logo Projekt Kls Logo Provinz Bozen Logo Abteilung Natur und Landschaft

Besiedelte Flächen

Das Siedlungsbild der Gemeinde Kaltern hat sich seit der Mitte des 20. Jahrhunderts stark verändert. Noch in den 1950er Jahren waren die Dörfer der Gemeinde geschlossen und klar von einander getrennt. Durch die starke Bautätigkeit, seit den 1960er Jahren ist ein Großteil der Ortschaften in Kaltern nahezu zusammengewachsen.

Aus einer Kartierung aus Orthofotos geht hervor, dass sich die Siedlungsfläche in der Gemeinde Kaltern zwischen 1954 und 2006 um ca. 170 % ausgedehnt hat. Vor allem zwischen 1954 und 1982/83 wuchs Kaltern im Durchschnitt um knapp 29.000 m² pro Jahr und St. Josef um ca. 4.500 m². Auch Ober- und Unterplanitzing haben sich in diesem Zeitraum nahezu verdoppelt. Seither verlangsamte sich das Siedlungswachstum. Trotzdem kamen in Kaltern pro Jahr ca. 11.000 m² pro Jahr dazu, in St. Josef in etwa 3.000 m² und in Oberplanitzing 1.900 m².

Siedlungsentwicklung - Kaltern
Siedlungsausdehnung
Bearbeitung: Dusleag & Wanker; Datengrundlage: Autonome Provinz Bozen - Südtirol, Raumordnung; Informationen zur Siedlungskartierung (html | pdf)

Im Zuge dieser Entwicklung ist vor allem der Anteil der Einzelhäuser angestiegen: 11,3 % aller Gebäude sind Einzelhäuser.

Das starke Siedlungswachstum kann nicht ausschließlich mit der Bevölkerungszunahme erklärt werden, da die Bevölkerung seit 1951 um knapp 50 % zugenommen hat. Weitere Gründe für das Siedlungswachstum sind der Ausbau der touristischen Infrastruktur, die Errichtung von Handwerker- und Gewerbezonen sowie die veränderten Lebensverhältnisse der Einwohner. Die Haushaltsgröße ist seit dem Jahr 1970 von im Schnitt 3,4 Einwohnern pro Haushalt auf 2,5 im Jahr 2001 zurückgegangen, was einen Anstieg der Zahl der Haushalte zur Folge hatte.

Zwischen 1995 und 2005 fand einen rege Bautätigkeit im landwirtschaftlichen, alpinen Grün und Wald (Zone E) statt. Auch in der Zone C (Erweiterungszone) wurde relativ viel Wohnkubatur realisiert.

Die Siedlungsfläche pro Einwohner ist um etwa 85 % von ca. 170 m² pro Einwohner im Jahr 1954 auf knapp 320 m² im Jahr 2000 angestiegen. Die Bevölkerungsdichte im gesamten Gemeindegebiet stieg von einem Einwohner pro Hektar im Jahr 1951 auf 1,5 im Jahr 2006. Betrachtet man die Bevölkerungsdichte im Dauersiedlungsgebiet, stieg die Zahl im selben Zeitraum von 5,2 auf 7,6 Einwohner pro Hektar an.

Laut einer Studie des Astat (2004) waren im Jahr 2002 6,3 % der Gemeindefläche besiedelt. Potentiell besiedelbar wären 20,2 % der Gemeindefläche.

Die Bereiche zwischen dem Hauptort Kaltern und dem See, sowie Richtung Oberplanitzing, sind durch eine Bannzone vor Verbauung geschützt worden. Zudem regelt der Bauleitplan seit dem Jahr 1973 die Siedlungsentwicklung der Gemeinde.


Verkehr

Die Gemeinde Kaltern wurde bereits 1898 mit der Überetscher Bahn von Bozen nach Kaltern erschlossen. 1903 eröffnete schließlich auch die Mendelbahn. Dies erwies sich als praktisches Verkehrsmittel, das vor allem von den Touristen genutzt wurde. Zudem benützten auch viele Bauernfamilien aus Kaltern, Eppan und Tramin die Mendelbahn um auf die Mendel zu gelangen, wo sie ihre Sommerfrische verbrachten. (Sölva 1983)

1963 wurde der Personenverkehr auf der Bahnlinie Bozen-Kaltern, gemeinsam mit dem unteren Teil der Mendelbahn – von der Endstation Kaltern der Überetscher Bahn bis zur Talstation der Standseilbahn St. Anton – aufgelassen. Der Gütertransport wurde noch bis 1971 weiter geführt. (Sölva 1983) Bereits zu Beginn der 1960er Jahre wurde eine Umfahrungsstraße gebaut, um den Verkehr von Kaltern fern zu halten. (mündliche Mitteilung Herr Sölva, Herr Andergassen, Herr Atz) 1976 folgte eine zweite Umfahrungsstraße, die auf der ehemaligen Trasse der Überetscher Bahn für den nach Kaltern fließenden Verkehr gebaut wurde (Sölva u. Andergassen 2003, S. 46).

Zudem wurden viele dorfinterne Straßen ausgebaut und erweitert. Dem Bau oder der Erweiterung einer Straße folgte in vielen Fällen auch eine Verbauung durch Wohnhäuser.

Aufgrund der großen Anziehungskraft des Kalterer Sees ist das Verkehrsaufkommen in den Sommermonaten auf der Hauptstraße sehr hoch. Um diesem Problem entgegen zu wirken, verkehrt täglich mehrmals ein Bus zwischen Kaltern und dem Kalterer See. Zudem pendeln täglich viele Arbeiter nach Bozen, um dort ihrer Arbeit nachzugehen. Dies erhöht das Verkehrsaufkommen zusätzlich, sodass häufig Staus vorkommen. Um den Verkehrsstrom zwischen Bozen und Kaltern zu reduzieren, steht seit einigen Jahren ein Projekt zur Diskussion, das den Bau einer Überetscher Bahn mit Endstation in Kaltern vorsieht.

© Universität Innsbruck | Impressum | Aktualisiert am: 22.12.2008

Einzelhäuser

Darunter versteht man über das Gemeindegebiet verstreute Häuser, die so weit auseinander liegen, dass sie nicht einmal als Weiler gelten können.  Astat 2006c

Ortschaft

Es handelt sich dabei im Allgemeinen um eine Gruppe von angebauten oder nahestehenden Häusern, die mit öffentlichen oder privaten Einrichtungen bzw. anderen Diensten ausgestattet sind und dadurch auch für die Bewohner benachbarter Orte von Bedeutung sind.  Astat 2006c

Gebäude

Als Gebäude bezeichnet man einen Bau, der im Regelfall als Einheit geplant und errichtet wurde und über eine eigenständige Struktur verfügt. Ein Gebäude besteht aus Räumen und ist von durchgehenden Außen- oder Trennwänden und einem Dach begrenzt. Es verfügt über mindestens einen Zugang von außen. Das Gebäude kann von Personen zu Wohnzwecken und/oder zur Erzeugung von Gütern bzw. Erbringung von Dienstleistungen benutzt werden. In die Statistik fließt die ursprüngliche Zweckbestimmung und nicht die tatsächliche Nutzung ein.  Astat 2005

Wald

Als Wald gelten von forstwirtschaftlichen Bäumen oder Sträuchern bedeckte Flächen, deren Hauptprodukt das Holz ist. Dazu gehören auch jene mit Forstpflanzen bedeckten Flächen, auf denen zusätzlich oder nebenbei auch Grünpflanzen gedeihen. Darunter fallen auch die forstwirtschaftlichen Baumschulen, die für den Betriebsbedarf bestimmt sind. Auszuschließen sind die Edelkastanien und die Pappelhaine.  Astat 2002