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NUTS-3 Region Sankt Gallen (Schweiz)

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Steckbrief
Hauptort: Sankt Gallen670m
Höchste Erhebung: Ringelspitz3247m
Gemeinden88
Bevölkerung459999
Fläche2026 km²
Bevölkerungsdichte227 Einwohner/km²
>> Datenblatt Nuts-3 Kennzahlen
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Foto
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Grafiken
Höhenverteilung (Hilfe)
Corine Landbedeckung
Alterspyramide
 
NUTS-3 Nachbarregionen
Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden, Glarus, Graubünden, Liechtenstein, Lindau (Bodensee), Rheintal-Bodenseegebiet, Schwyz
 
Klimadiagramme nach Walther-Lieth
Bad Ragaz (496 m): ø 9.0 °C / Σ 1164mm
Ebnat-Kappel (623 m): ø 7.2 °C / Σ 1848mm
Sankt Gallen (779 m): ø 7.4 °C / Σ 1248mm
 

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Blick vom Leistchamm (2.101m) auf den Walensee (©Pixelio.de)
Der Kanton Sankt Gallen legt sich wie ein Ring um Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden und bildet geographisch eher fünf Segmente als ein zusammengehöriges Territorium: das Fürstenland zwischen Wil und Rorschach am Bodensee, die Region Toggenburg, die Nordseite des Zürichsees, weite Teile rings um den Walensee sowie das Sankt Galler Rheintal.

Der ebenso vielfältige Naturraum erhebt sich von der schmalen und niedrig gelegenen Ebene entlang des Bodensees (396m) gen Süden über die stetig ansteigende und erdbebengefährdete Rheintalebene (Bad Ragaz: 502m) bis hinauf zu den Glarner Alpen.

Die Glarner Alpen im Süden sind eine Untergruppe der Westalpen. Von ihren beinahe 50 Dreitausendern liegen zwei auf Kantonsgebiet. Es handelt sich hierbei um das Bergmassiv rund um die Ringelspitz/Piz Barghis (3.247m), das direkt an der Kantonsgrenze zu Graubünden liegt, und um den Surenstock (3.055m). Der Pizol ragt "nur noch" 2.844m hoch in den Himmel.

Nördlich des Seeztals beginnen mit der Kalksteinkette der Churfirsten (Alvier: 2.343m) die

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Unesco-Weltkulturerbe Stiftsbezirk Sankt Gallen (©Sankt Gallen - Bodensee Tourismus)
Appenzeller Alpen und damit der nordöstliche Abschluss der Westalpen. Die Wälder im BLN-Gebiet Speer-Churfirsten-Alvier (303km²) haben urwaldähnlichen Charakter, und auch die Flach- und Hochmoore sind floristisch und faunistisch hochwertig. Den Säntis (2.502m) teilt Sankt Gallen mit Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden, was ebenfalls für das gleichnamige BLN-Objekt gilt (179km²). Es bewahrt die typische Flora der Alpenrandketten auf Kalkgestein. Im Naturforschungspark Schwägalp liegt eine Moorlandschaft von nationaler Bedeutung. Hier brütet das Auerhuhn und die Wissenschaftler zählen allein 33 Tagfalter, darunter Hochmoorperlmutterfalter und Silberscheckenfalter.

Von den ursprünglich 2.700 Farn- und Blütenpflanzen der Schweiz treten zirka 2.200 in Sankt Gallen auf, die Region Werdenberg gilt gar als das botanisch vielfältigste eidgenössische Gebiet. Faunistisch sind gleichfalls zahllose Arten vertreten, sogar der Luchs soll durch gezielte Ansiedlung im Toggenburg wieder heimisch werden. Besondere Erwähnung müssen Flora und Fauna der Linthebene finden (vergleiche Glarus). Viele Zugvögel haben hier ihren Rastplatz. Im April werden oft über 100 Arten beobachtet, darunter Silber-, Seiden- und Purpurreiher sowie Dorngrasmücke, Teichrohrsänger, Nachtigall oder Braunkehlchen. Die in der Vergangenheit bereits beinahe verschwundene Lachmöwe nistet wieder im Kaltbrunner Riet. Unter den Amphibien stechen Laubfrosch, Kamm- und Teichmolch hervor, unter den Säugern die Sumpfspitzmaus. Zum Schutzgebiet Rheindelta vergleiche Rheintal-Bodenseegebiet.

Seit der künstlichen Umleitung der Linth ist diese Hauptzufluss des Walensees (maximal 150m Tiefe, 21km Länge, 3km Breite, 24km² Oberfläche, 2,5 Mrd. m³ Volumen). Die Seez bleibt dennoch größter natürlicher Wasserspender. Gut drei Viertel des Sees liegen heute auf Sankt Gallener Kantonsgebiet. Der Rhein bildet den wichtigsten Abfluss der Region, in den Tamina, Simmi und Rietach von links einmünden. Weitere wichtige Flüsse sind Thur, Sitter, Necker und Glatt. Zu Bodensee und Zürichsee vergleiche Lindau respektive Schwyz.

Die Stadt Sankt Gallen (779m) weist eine Jahresdurchschnittstemperatur von 7,4°C und eine Niederschlagssumme von 1.248mm auf. Die Niederschläge fallen überwiegend im Sommer (zum Säntis: vergleiche Appenzell Ausserrhoden).

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"OpenAir Sankt Gallen" (©Pixelio.de)

Die gesamtkantonale Bevölkerungsdichte beträgt hohe 227 Einwohner pro km² - die Agglomeration um die Stadt Sankt Gallen bildet das wichtigste Wirtschafts-, Bildungs- und Kulturzentrum der Ostschweiz. Die Arbeitslosigkeit ist mit 3% gering. 37.200 € BIP/Kopf hieven Sankt Gallen auf den beneidenswerten 11.Rang unter allen Alpenregionen. Die Statistik weist 6% der Arbeitsplätze im Primären, 34% im Sekundären und 60% im Tertiären Sektor aus.

Diesbezüglich zählen Baugewerbe, Maschinenbau, Metallproduktion, -bearbeitung und Herstellung von Metallerzeugnissen, Papier-, Verlags- und Druckgewerbe sowie Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren im Sekundären Sektor zu den wichtigsten Branchen. In Dienstleistungsberufen kommt man vornehmlich in Handel und Instandsetzung, Gesundheits- und Sozialwesen, Immobilienwesen, Informatik, Forschung und Unternehmensdienstleistungen, Erziehung und Unterricht sowie sonstigen öffentlichen und persönlichen Dienstleistungen unter.

Skigebiete gibt es in ausreichender Anzahl, etwa entlang der Churfirsten auf der Wolzenalp und in den über 19 Liftanlagen zusammenhängenden Gebieten Alp Selamatt, Chäserrugg, Gamsalp mit mehr als 60km Piste und einigen Loipen. Flumserberg mit 65km Pisten ist das erste Wintersportgebiet im Alpenraum mit direktem S-Bahn-Anschluss. Im Pizolgebiet um Wangs und Bad Ragaz warten 40km Pisten- und "Schlittel"vergnügen auf ihre Gäste. Der Weltkurort Bad Ragaz bietet Thermalbäder (Tamina Therme), Golfanlagen, medizinische Einrichtungen und gastronomische Angebote aller Klassen. Im nahe gelegenen Pfäfers öffnet sich für Biker, Kletterer und Wanderer die Pforte zum Tamina- und Calfeisental.

Das Regierungsgebäude der Kantonsregierung und Sitzungsort des Kantonsparlaments ist Teil des Unesco-Weltkulturerbes Sankt Galler Stiftsbezirk (17./18.Jh.). In der Stiftsbibliothek ruht die wichtigste frühmittelalterliche Sammlung von Urkunden diesseits der Alpen. Nördlich der Altstadt liegt ein ganzes Museumsviertel. Ist von der "Äbtestadt" die Rede, so kann nur Wil gemeint sein, in dem Altstadt und Wochenmarkt die touristischen Highlights darstellen. Wattwil gilt als Hauptort Toggenburgs und beherbergt die Reste von Burg Iberg (13.Jh.), das Kloster St. Maria der Engel mit barocker Kirche (17.Jh.) sowie alte Textilfabriken und Bauernhäuser.

Rapperswil-Jona bietet Uferpromenade, Altstadt und Knies Kinderzoo. Der Pilgersteg zur anderen Seeseite nach Pfäffikon (vergleiche Schwyz) wurde als Teil des Jakobswegs neu erbaut. Am Walensee liegt das autofreie Quinten, das nur zu Fuß oder per Schiff erreichbar ist. Als "Metropole des Rheintals" sieht sich Altstätten, ein Ort, der durch den Textilhandel hohes Ansehen erwarb und mit seiner Fasnachtstradition internationalen Ruf genießt. Regionale Spezialitäten sind "Sankt Galler Fleischpastetli", "Toggenburger Dörrbirnflädli" oder "Chriesibrägel" (ein Kirschmus). Unter den Weinen schätzen Kenner Pinot, Chardonnay, Bacchus, Gewürztraminer und Freisamer.

Geschichtliches

Der Kanton Sankt Gallen stellt ein politisches Flickwerk aus ehemaligen Grafschaften, Vogteien und kirchlichen Herrschaftsgebieten dar, das erst 1803 von Napoleon vereint wurde. Die Darstellung der frühen Geschichte kann also nur in Auszügen erfolgen. Die nördliche Uferseite des Zürichsees war als Siedlungsplatz bereits bei keltischen Helvetiern und Römern (Provinz Raetien) beliebt. Der irische Mönch Sankt Gallus - nach dem Kanton und Hauptort benannt sind - errichtete 612 an der Steinach eine Einsiedlerklause, die 100 Jahre nach seinem Tod zu einem Wallfahrtsort und später zu einer sehr einflussreichen Abtei wurde. Im 9. und 10.Jh. war sie ein bedeutendes Zentrum abendländischer Wissenschaft und Kultur. Bereits im 8.Jh. erfolgte die urkundliche Nennung des alemannischen Rorschach, das Toggenburg erhielt seinen Namen vom gleichnamigen Adelsgeschlecht vor eintausend Jahren.

Ab 1212 galt Sankt Gallen als Freie Reichsstadt. 1454 suchte sie den Anschluss an die Eidgenossen und löste sich bald darauf von der kirchlichen Macht. Ab dem 15.Jh. setzte die Phase der Textilherstellung ein, die die Wirtschaft florieren ließ. 1529 hielt die Reformation mit voller Kraft Einzug, jedoch bereiteten erst der Toggenburgerkrieg (vergleiche Bern) und vor allem die Helvetik ab 1798 der weltlichen Machtausübung der Äbte in der Region ein Ende. Bereits 1831 führte der Freiheitswille der Bevölkerung zu einer repräsentativ-demokratischen Verfassung und schuf die Möglichkeit des Volksvetos. Zugleich brachte die mechanisierte Textilindustrie Sankt Gallen erneut zum Blühen. Die Anbindung an die Appenzellische Eisenbahn sowie die Gründung der Universität fielen in diese Zeit. 1910 stieß man über die Hälfte der Weltproduktion an Stickereiwaren aus, Erster und Zweiter Weltkrieg unterbrachen aber den Export drastisch.

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