Tirol Atlas Archive

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NUTS-3 Region Westliche Obersteiermark (Österreich)

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Steckbrief
Hauptort: Knittelfeld643m
Höchste Erhebung: Roteck2742m
Gemeinden72
Bevölkerung107028
Fläche3060 km²
Bevölkerungsdichte35 Einwohner/km²
>> Datenblatt Nuts-3 Kennzahlen
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Foto
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Grafiken
Höhenverteilung (Hilfe)
Corine Landbedeckung
Alterspyramide
 
NUTS-3 Nachbarregionen
Graz, Liezen, Lungau, Oberkärnten, Unterkärnten, West- und Südsteiermark, Östliche Obersteiermark
 
Klimadiagramme nach Walther-Lieth
Oberwölz (810 m): ø 7.0 °C / Σ 732mm
Stolzalpe (1305 m): ø 5.9 °C / Σ 920mm
Zeltweg (669 m): ø 6.9 °C / Σ 822mm
 

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Krakaudorf (1.173m) im Krakautal, Schladminger Tauern (©Pixelio.de)
Die Westliche Obersteiermark bietet weitgehend einen ruhigen, unverfälschten Teil der (Zentral-)Alpen, nur das Aichfeld-Murboden-Gebiet zählt mit Braunkohleabbau, Edelstahl- und Metallverarbeitung zum Industrieraum Mur-Mürz-Furche.

Alle Bereiche nördlich der Mur werden von Untergruppen der Niederen Tauern dominiert. Beginnt der Überblick an der Grenze zum Lungau im Westen, so befindet man sich in den altkristallinen Schladminger Tauern. Sie stoßen am Roteck, dem höchsten Punkt der Region, 2.742m weit in den Himmel. Geographische Führer sprechen die Niederen Tauern als "seenreichstes Gebirgsmassiv der Ostalpen" an. Diese Tatsache lässt sich auch in den Schladminger Tauern nachvollziehen, wo Rantensee, Mitterkarsee, Grübelsee, Oberer und Unterer Wildenkarsee stellvertretend genannt sein sollen.

Etwas niedriger ist der östliche Anteil der Niederen Tauern jenseits des Sölkpasses (1.788m), der sich meist aus Glimmerschiefer, lokal aus Graniten und Schiefergneisen aufbaut. Von West nach Ost folgen Wölzer Tauern (Rettlkirchspitz: 2.475m), Rottenmanner Tauern (Großer Bösenstein: 2.448m), Triebener Tauern (Großer Grießstein: 2.337m) und Seckauer Tauern (Hochreichhart: 2.416m). Verschiedene Gesteinstypen bedingen eine diverse Flora, die hier gelegenen Schutzzonen bewahren die Wälder, Zwergstrauchheiden und alpinen Matten. Generell gelten alle Gebiete der Niederen Tauern über 1.400m Seehöhe als Natura 2000-Gebiete (880km² Gesamtfläche/vergleiche Liezen).

Die Seitentäler der Mur zeigen in den Höhen von Gletschern der Eiszeit geschaffene Trogtalform, talwärts nimmt die Kerbtalform zu. Rantenbach, Katschbach, Wölzer Bach, Pölsbach oder Ingeringbach laufen sämtlich gen Südosten der Mur zu. Diese durchzieht die Region von West nach Ost. Sie wurde bereits früh an die Bedürfnisse der Flößerei angepasst und von der Industrie, etwa der Papierindustrie Pöls, belastet. Jedoch bemüht man sich heute um den Lebensraum der Auwälder aus Grauerle, Purpurweide, Tamarisken, Straußfarn und Schaumkraut. Das Steirische Federgras kommt nur nahe Pöls vor. Im Osten erweitert sich das Murtal zum Aichfeld-Murboden, dem größten inneralpinen Becken der Steiermark. Es baut sich aus fluvioglazialen Sedimenten auf. Aus südlicher Richtung treffen Turrach, Paalbach, Olsa und Granitzenbach auf die Mur.

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Zeltweg in der Aichfeld-Murboden-Region (©Peter Haslebner)

Südlich des Murtals erheben sich die Gurktaler Alpen (Eisenhut: 2.441m) mit ihren charakteristischen subalpinen Fichtenwäldern, denen mit der Höhe Fichten-Lärchen-Zirbenwälder, Zwergstrauchgürtel und alpine Rasen folgen (zum Nationalpark Nockberge vergleiche Oberkärnten). Überhaupt sind beinahe 64% der Nuts-3-Region von Waldflächen eingenommen. Die nicht flächendeckende eiszeitliche Vergletscherung hinterlässt uns vorpleistozäne Arten, so im Dürnberger Moor. Scheidiges Wollgras, Moosbeere, Rosmarinheide, Moorheidelbeere und Besenheide bestimmen die Flora, faunistisch ist das Birkhuhn erwähnenswert. Am Furtner Teich wurden bereits 237 Vogelarten nachgewiesen, davon über 100 Brutvögel.

Die Untergruppe der Seetaler Alpen rund um den Zirbitzkogel (2.396m) bildet ebenfalls ein wertvolles Vogelschutzgebiet (Mornellregenpfeifer) und Ökotop mit einzigartigen Pflanzen (Dreispaltiges Labkraut) und Schmetterlingen (Elophos zirbitzensis). Stubalpe (Ameringkogel: 2.187m) und Gleinalpe (Speikkogel: 1.988m) ergänzen den Gebirgsrahmen im Süden (vergleiche West- und Südsteiermark).

Klimatisch wird das nebelarme Murtal mit Seitentälern als "kontinentale, winterkalte, gemäßigt sommerwarme Region mit winterlich relativ geringen Niederschlägen" angesprochen. Dies reflektieren auch die Stationen Zeltweg (669m) und Stolzalpe (1.305m) mit Jahreswerten der Temperatur von 6,9°C/4,9°C und des Niederschlags von 822mm/920mm. Die jährlichen Sonnenstunden liegen jeweils um die 1.785.

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Das stillgelegte Silberbergwerk in Oberzeiring dient heute als Schaubergwerk (©Tourismusverband Pölstal)
Administrativ besteht die Nuts-3-Region aus den Politischen Bezirken Judenburg, Knittelfeld und Murau. Sie bleibt mit 35 Einwohnern pro km² gering besiedelt, was allerdings nicht für den Ballungsraum Aichfeld gilt, in dem über 70% der Bevölkerung leben. Folge des Niedergangs der Stahlindustrie ist dort Abwanderung - die Prognosen reichen bis minus 25% bis zum Jahr 2050. Hektische Modernisierungsversuche, wie der Bau eines riesigen Einkaufszentrums, verstärken die Probleme zusätzlich. Andererseits werden durchaus hochwertige Produkte hergestellt, so Weichen oder Radsätze durch Voestalpine (vergleiche Östliche Obersteiermark).

Das BIP/Kopf beträgt 20.823 € (nur Rang 73 alpenweit), die Arbeitslosigkeit 4,2%. Hohe 9% der Erwerbstätigen sind im Ersten Sektor tätig, im Zweiten und Dritten Sektor 34% und 57%. Industriearbeit schaffen vornehmlich Bauwesen, Maschinenbau, Metallproduktion, -bearbeitung und Herstellung von Metallerzeugnissen, Papier-, Verlags- und Druckgewerbe sowie Herstellung von elektrischen Geräten, Büromaschinen und Datenverarbeitungsgeräten. Tertiäre Stellen bieten Handel und Instandsetzung, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, Gesundheits- und Sozialwesen, Erziehung und Unterricht sowie Öffentliche Verwaltung, Landesverteidigung und gesetzliche Sozialversicherung.

Für den Urlaub präsentiert die Region eine bunte Mischung. Auf der Turracher Höhe erreicht der Ski- und Snowboardfahrer mit 13 Liften Pisten zwischen 1.400m und 2.205m. Die jeweils nächstkleineren Wintersportregionen sind Kreischberg, Lachtal, Frauenalpe, Grebenzen-Sankt Lambrecht, Rieseralm und Salzstiegl. Im Sommer kommen Wanderer, Mountainbiker oder Reiter in der Natur ebenfalls voll auf ihre Kosten. Zusätzlich lohnen Besuche des Naturerlebnisparks Hohentauern, des Naturparks Grebenzen, der Wasserfälle und Klammen. Der Violette Weg der Via Alpina durchquert die Seckauer Tauern. In Fohnsdorf wurde soeben die moderne Therme "Aqualux" geschaffen.

Die reiche sakrale Vergangenheit bezeugen die Wallfahrtskirche Maria Buch in Feistritz (erste Erwähnung 924), die Klöster Sankt Lambrecht (ab 13.Jh.) und Seckau (12.Jh.). In Murau weist die Pfarrkirche Sankt Matthäus (13.Jh.) einen einzigartigen Vierungsturm mit sechs Glocken auf. Zahlreiche Schlösser bilden das weltliche Gegengewicht, so Forchtenstein in Neumarkt (12.Jh.) und Obermurau (13.Jh.). Die Burgruine Steinschloss (12.Jh.) ist auf 1.180m die höchstgelegene Burg der Steiermark, Ruine Eppenstein (11.Jh.) war dereinst für ihre tyrannischen Hausherrn berüchtigt. Judenburg besitzt eine gut erhaltene Altstadt mit 76m hohem Stadtturm (ab 15.Jh.). Sehenswert sind ferner die Pestsäule in Knittelfeld und die diversen Museen zu Blasmusik, Fasching, Eisenbahn, Holz oder Montanindustrie.

Der "Steireranzug" gilt österreichweit als Inbegriff der Männertracht. Tradition haben aber auch das Ranggeln auf dem Aichberg, der Samsonumzug in Krakaudorf oder das Murauer Faschingsrennen. Hier sollten diejenigen Ferien machen, die sich von "modernen Attraktionen" erholen möchten und dabei Gastlichkeit und Ruhe in der Natur schätzen.

Geschichtliches

Das Wappen Knittelfelds zeigt drei Knüttel als Symbole des Kampfes der keltischen Taurisker gegen einen Lindwurm. Historisch belegbarer werden allerdings erst Aussagen über die Römer, die das Gebiet der Provinz Noricum zurechneten. Die Abgeschiedenheit verhinderte Verwüstungen durch die Völkerwanderungen, im 6.Jh. besiedelten slawische Karantaner das obere Murtal. Von Aquileia (vergleiche Udine) aus vollzog sich die Christianisierung im 8.Jh. Bis zum 11.Jh. expandierte der fränkisch-bayerische Einfluss, und die Grafschaften verstärkten ihre Abwehr gegen die Ungarn. Knittelfeld wurde erstmals 1224 urkundlich erwähnt, 1302 verlieh der Habsburger Rudolf II. Stadtrecht. Dies konnte jedoch die Dominanz der Nachbarstadt Judenburg nicht mildern, zu deren Handelspartner sogar Venedig gehörte. Sie war bereits 1224 zur Stadt erhoben worden, Murau folgte 1298.

Reformation, Pest, Brände und die Folgen der napoleonischen Besatzung führten zu großem Leid. Eine positive Wende gelang erst wieder im 19.Jh. durch die Einzug haltende Industrialisierung, insbesondere nach Bau der Murtal-Eisenbahn. Bahnwerkstätten, Metall- und Emailfabriken brachten bescheidenen Wohlstand, was wiederum viele Kärntner, Slowenen und Krainer anzog. Im Zweiten Weltkrieg fielen Bomben, in Murau befand sich ein Gefangenenlager der Wehrmacht, nach 1945 in Judenburg ein "Displaced Persons"-Lager. Durch Entlassung britischer Strafgefangener gelang es, die einziehende Sowjetarmee davon zu überzeugen, die Region sei schon besetzt. So rückte diese wieder ab und die Briten blieben bis 1955. Die Krise der Stahl- und Eisenindustrie ab den 1970er Jahren belastet die Westliche Obersteiermark bis in die Gegenwart.

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