NUTS-3 Region Oberkärnten (Österreich)
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Zwei Nationalparks, der höchste Gipfel und der längste Gletscher des Landes bilden nur die absoluten Höhepunkte der von der Natur im Übermaß verwöhnten Nuts-3-Region Oberkärnten. Beim Blick auf die Gebirgszüge stechen die Hohen Tauern rund um den Großglockner (3.798m) hervor, dem zu Füßen sich die etwa 9km lange Pasterze ausbreitet. Gleichwohl sie nur noch die Hälfte der um 1850 stolze 30km² umfassenden Gletscherfläche aufweist, gehört sie in die Reihe der großen alpinen Wunder und ist geschützter Bestandteil des von der IUCN anerkannten Nationalparks Hohe Tauern (1.836km²/Natura 2000). Zu ihm gehören 266 Berggipfel über 3.000 Meter (90 davon in Kärnten), 551 Seen und 250 Gletscher (vergleiche Osttirol / Pinzgau-Pongau / Lungau). Andere beachtliche Tauerngipfel sind Hochalmspitze (3.360m), Petzeck (3.283m), Ankogel (3.252m) und Hoher Sonnblick (3.106m), Möll und Malta bilden die breitesten Täler. Östlich der Lieser ragen die ebenfalls zu den Zentralalpen gehörenden Gurktaler Alpen (Wintertaler Nock: 2.394m) empor, denen eine Großerschließung mit 18 Skiliften und künstlichen Bettenburgen dank der weisen Entscheidung der Bevölkerung 1980 erspart geblieben ist. Stattdessen wurde 1987 der Nationalpark Nockberge (184km²) geschaffen - zum Wohle der Menschen sowie zur Förderung von Regionalwirtschaft und Wissenschaft. Die Idee erwies sich als so erfolgreich, dass derzeit Bestrebungen im Gange sind, den Park ebenfalls als Nationalpark im Sinne der Weltnaturschutzunion IUCN anerkennen zu lassen. In den Gurktaler Alpen - man mag es erahnen - entspringt der Fluss Gurk. Jenseits der Drau steigen in Lienzer Dolomiten (Hochstadel: 2.681m) und Gailtaler Alpen (Reißkofel: 2.371m) die Südlichen Kalkalpen auf. Noch weiter im Süden folgt jenseits des Gailtals - und damit auch der periadriatischen Naht - in den Karnischen Alpen (Hohe Warte: 2.780m) die lange Grenze zum italienischen Udine. Die Gail ist der größte rechte Nebenfluss der Drau. An der oberen Drau wird gegenwärtig eines der größten Renaturierungsprogramme Europas durchgeführt, um einerseits Hochwasser- und Eintiefungsprobleme in den Griff zu bekommen, andererseits aber auch, um das artenreiche Auenökosystem wiederzubeleben. Faunistische Höhepunkte sind Flussuferläufer, Huchen und Fischotter, in der Flora gelten Silberweide, Frauenschuh und Deutsche Tamariske als zurückgehende oder bedrohte Arten (Natura 2000). Das Klagenfurter Becken berührt die Region nur im äußersten Osten um Feldkirchen (vergleiche Klagenfurt-Villach). Unter den 1.270 Kärntner Seen befinden sich einige in Oberkärnten, darunter Weißensee (maximal 97m tief, 12km lang, 7km² groß), und weite Teile von Millstätter (maximal 141m tief, 12km lang, 13km² groß) und Ossiacher See (maximal 52m tief, 11km lang, 11km² groß). Große Stauseen liegen an Möll und Drau. Natürlicher Reichtum offenbarte sich früh auch in ansehnlichen Funden an Eisenerz, Gold, Magnesit oder Kupfer. Die klimatischen Gegensätze veranschaulicht der Vergleich der mittleren Jahreswerte von Spittal/Drau (524m) mit 7,4°C und 973mm und von Hohem Sonnblick (3.105m) mit -5,7°C und 1.620mm. Im Süden folgt dem sommerlichen noch ein zweites, durch Adria- beziehungsweise Genuatief bedingtes Niederschlagsmaximum im Herbst. Das am Hohen Sonnblick gelegene Observatorium ist die höchstgelegene ganzjährig betriebene Klimastation der Welt. Ihre Aufzeichnungen datieren zurück bis ins Jahr 1886 und bieten damit die längste lückenlose Klimazeitreihe für das Hochgebirge. Im Gegensatz zu den dicht besiedelten südlichen Teilen Kärntens ist Oberkärnten mit 32 Einwohnern pro km² kaum bewohnt - Tendenz stagnierend. Ein BIP/Kopf von 17.890 € bedeutet alpenweit nur Rang 87. 5,3% der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter sind arbeitslos. 9% der Erwerbstätigen arbeiten im Ersten Sektor, im Zweiten sind es 32%. Hier findet sich Arbeit vor allem in Bauwesen, Maschinenbau, Be- und Verarbeitung von Holz (ohne Möbel), Ledererzeugung und -verarbeitung sowie Nahrungs-, Genussmittel- und Getränkeproduktion. Dominant ist der Tertiäre Sektor (61% der Stellen) mit Handel und Instandsetzung, Beherbergungs- und Gaststättenwesen, Erziehung und Unterricht, Gesundheits- und Sozialwesen sowie Verkehr und Nachrichtenübermittlung. Kärnten weist drei Mal mehr Übernachtungen im Sommer- als im Wintertourismus aus, was es diesbezüglich von der drohenden Klimaerwärmung recht unabhängig macht. Natürlich gibt es auch größere Skigebiete, wie Mölltaler Gletscher, Katschberg-Aineck, Innerkrems, Turracher Höhe, Bad Kleinkirchheim oder Nassfeld-Hermagor. Letztere beide besitzen jeweils 100km Abfahrten. Heiligenblut widersteht bislang sinnvollerweise noch allzu großen Erschließungsprojekten und zieht die Stammgäste mit seiner phantastischen Aussicht auf den Großglockner und 40 weitere Dreitausender an. Romantisch sind ferner die kleinen Skistationen, etwa Lesachtal, Gitschtal oder Weißensee, wo auch Langlauf groß geschrieben wird. Im Sommer erfreuen sich die Seen und endlosen Mountainbiketrails großer Beliebtheit. Einzigartig ist der Drauradweg, der vom Ursprung der Drau im Toblacher Feld in Bozen/Bolzano durch Osttirol und Kärnten bis nach Marburg im slowenischen Podravska führt. Ein Ausbau bis an die Donaumündung ins Schwarze Meer ist bereits in Planung. Seit über 200 Jahren bietet das Karlbad ein Kurgeschehen der besonderen Art. Das Gestein des Karlbaches wird in einem Lärchenholzfeuer auf 1.000°C erhitzt und in radonhaltiges Quellwasser geworfen. Beim Zerplatzen der Steine lösen sich Mineralien. Die Kurgäste baden darin und nehmen außerdem frisches Quellwasser zu sich. Nationalparkzentrum Mallnitz, Bienenlehrpfad Unterhaus, Wasserwunderweg Jungfernsprung, Kristallschatz Winklern, Tauerngold Großkirchheim und Schmutzerhaus Mörtschach bieten Einblicke in Natur und Kultur der Region. Museen über Handwerk (Baldramsdorf) oder Fischerei (Seeboden) runden dieses Angebot ab. Österreichs schönstes italienisches Renaissancebauwerk steht mit Schloss Porcia (1527) in Spittal an der Drau. Im obersten Stockwerk befindet sich das Museum für Volkskunde, das eine der umfangreichsten Dokumentationen zu Leben und Arbeit der Bergbauern zur Schau stellt. Es zeigt ebenso Geräte des Arsen-, Gold- und Granatbergbaus sowie Ausstellungen zur Entwicklung von Alpinismus und Tourismus in Oberkärnten. Im Arkadenhof des Schlosses finden im Sommer die Komödienspiele Porcia statt. Der Hauptplatz von Spittal an der Drau lockt mit alten Bürgerhäusern zur Besichtigung. Vom Hauptort aus lohnt ein Abstecher nach Sankt Peter im Holz, wo im Museum Teurnia römische Ausgrabungen in vergangene Zeiten entführen. Zu den kulinarischen Verführungen der Region zählen insbesondere Gailtaler Almkäse und Speck.
Geschichtliches
Siedlungsspuren Kärntens reichen in die Altsteinzeit zurück, bereits seit der Bronze- und Eisenzeit florierte der Bergbau (Gold, Eisenerze, Blei, Zink, Magnesit). Der Name des Landes verweist auf die Zugehörigkeit zum keltischen Regnum Noricum ("carant" = "befreundetes Land"), ab 15 v. Ch. gefolgt von der gleichnamigen römischen Provinz. Im 7.Jh. entstand das slawische Herrschaftsgebiet Karantanien, das später die Bayern übernahmen. 976 wurde Kärnten selbstständiges Herzogtum und 1335 den Habsburgern einverleibt. Pest, Türkenkriege, Bauernrevolten, Brände, Reformation und Gegenreformation prägten zwischen dem 13. und 18.Jh. das Bild. Unter Napoleon gelangte Oberkärnten kurzzeitig zu Frankreich (1809-1813). Nach dem Wiener Kongress wurde Kärnten Teil des österreichischen Königreiches Illyrien (Hauptstadt Laibach), ab 1848 österreichisches Kronland. Das Ende des Ersten Weltkrieges brachte Gebietsverluste (siehe Unterkärnten).
Die Entwicklung des Hauptortes hing eng mit seiner Lage am Fernhandelsweg Venedig-Deutschland und als Drehkreuz der Tauern- und Drautalroute zusammen. Hier errichteten die im Alpen-Adria-Raum einflussreichen Grafen von Ortenburg 1191 ein Hospital, 1242 wurde Spittal als Markt genannt, 1408 mit ausschließlichen Drauflößerei-Rechten ausgestattet und 1930 zur Stadt erhoben. 1909 erfolge die Eröffnung der Tauernbahn mit dem Tunnel ins Gasteiner Tal. Im Westen Kärntens gelegen überspannt die Nuts-3-Region heute die Bezirke Spittal an der Drau, Hermagor und Feldkirchen. | |||||||||||||||||||