Tirol Atlas Archiv

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NUTS-3 Region Lungau (Österreich)

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Steckbrief
Hauptort: Tamsweg1022m
Höchste Erhebung: Großer Hafner3076m
Gemeinden15
Bevölkerung21165
Fläche1020 km²
Bevölkerungsdichte21 Einwohner/km²
>> Datenblatt Nuts-3 Kennzahlen
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Foto
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Grafiken
Höhenverteilung (Hilfe)
Corine Landbedeckung
Alterspyramide
 
NUTS-3 Nachbarregionen
Liezen, Oberkärnten, Pinzgau-Pongau, Westliche Obersteiermark
 
Klimadiagramme nach Walther-Lieth
St.Michael im Lungau (1094 m): ø 5.7 °C / Σ 833mm
Tamsweg (1012 m): ø 5.0 °C / Σ 751mm
 

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Tamsweg im Murtal (©Marktgemeinde Tamsweg (www.tamsweg.at))
"Der Frimlgeist am Lahntörl", "Das verzauberte Bergwerk am Silbereck", "Die Hexenglocke zu Muhr" - so lauten die Titel einiger Lungauer Sagen, und tatsächlich entführt diese Nuts-3-Region in eine sagenhafte Alpenwelt.

Ganz in der südöstlichsten Ecke des österreichischen Bundeslandes Salzburg, an der Grenze zu Steiermark und Kärnten, liegt das waldreiche Hochplateau des Lungau. Es weist eine durchschnittliche Lage von über 1.000m Seehöhe aus und sieht sich von erhabenen Gebirgskämmen umgeben.

Im Norden befinden sich Radstädter Tauern (Mosermandl: 2.680m) und Schladminger Tauern (Hochgolling: 2.862m), die beide Untergruppen der Niederen Tauern bilden. Als Teil der Zentralalpen bestehen sie hauptsächlich aus Glimmerschiefern, wobei einige Gipfel, wie etwa das Mosermandl, auch aus Kalk aufgebaut sind. Das "Tauernfenster" eröffnet Einblicke in die Deckengliederung der Alpen. In den Radstädter Tauern wird das innere System des Penninikums mit Zentralgneisen und Schieferhülle anschaulich von den Gesteinsserien des Unterostalpins, wie Twenger Kristallin, Dolomit oder Kalkmarmor, abgegrenzt.

Im Süden liegen die östlichsten Ausläufer der Hohen Tauern. Die Hafnergruppe rund um den Großen Hafner (3.076m) nennt die östlichsten Dreitausender des Alpenbogens ihr Eigen. Das mit 1.836km² größte Schutzgebiet Mitteleuropas, der Nationalpark Hohe Tauern, berührt den Lungau ganz im Westen (zu Flora und Fauna vergleiche Osttirol, Pinzgau-Pongau). Die Gurktaler Alpen (Großer Königstuhl: 2.336m) sind ebenfalls Teil der Zentralalpen.

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Prangstangenprozession in Muhr (©Gerhard Lieb)
Der Lungau strotzt geradezu von Montangeschichte - Brauneisen, Bleiglanz, Wolfram, Mangan, Kupfer, Schwefel, Kobalt, Nickel, Flourit, Talk, Arsen und sogar Silber und Gold wurden hier einst zu Tage gefördert.

Die starke Vergletscherung der letzten Eiszeit hinterließ ungefähr 60 kleine Bergseen, wie Landschitzseen, Lignitzsee, Prebersee, Rosaninsee, Rotguldensee, Schönalmsee oder Schwarzseen, die auf großartigen Wanderungen zu erreichen sind. Das Naturdenkmal Seetaler See im Ostlungau gilt international als eine der ergiebigsten Fundstellen seltener Moorpflanzen und Mikroorganismen. Die Überlingmoore nahe Tamsweg sind Natur- und Europaschutzgebiet sowie Natura 2000-Gebiet. Neben der Erhaltung der Hochmoore, Übergangs- und Schwingrasenmoore, werden dort auch die Moorwälder, montane bis alpine Fichtenwälder und subalpine Nadelwaldflächen geschützt.

Geprägt wird die Landschaft ferner durch die Täler von Zederhausbach, Taurach, Weißpriachbach, Lignitzbach, Görlachbach und Lessachbach, die alle gen Süden in die Mur entwässern (vergleiche Westliche Obersteiermark). Aus südlicher Richtung strömt dieser mit dem Einzugsgebiet des Thomatalerbaches nur wenig Wasser hinzu.

Jahresmittelwerte der Temperatur liegen in Tamsweg (1.012m) infolge der Höhenlage bei 5,0°C. Der Schutz der Gebirge führt jedoch zu niedrigen 751mm Niederschlag, macht die Region also zu einer inneralpinen Trockeninsel. In Sankt Michael (1.094m) werden deshalb auch durchschnittlich 1.712 Sonnenstunden im Jahr registriert. Im Winter gehört der Lungau häufig zu den Kältepolen Österreichs.

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Almwirtschaft in den Gurktaler Alpen (©Ferienregion Lungau)
Der Lungau besitzt heute mit gerade einmal 21.165 Einwohnern - bei leicht fallender Tendenz - die zweitgeringste Bevölkerungszahl aller alpinen Nuts-3-Regionen. Die mittlere Bevölkerungsdichte von 21 Einwohnern pro km² ordnet ihn außerdem den zwei am dünnsten besiedelten Alpenregionen zu - neben dem französischen Alpes-de-Haute-Provence. Heute leben in Tamsweg mehr Muslime als Protestanten, die überwiegende Mehrheit ist nach wie vor römisch-katholisch. Das BIP/Kopf beträgt 19.912 € (ein bescheidener 82. Rang alpenweit), die Arbeitslosigkeit 4,4%.

59% der Erwerbstätigen arbeiten in Dienstleistungsbranchen, und dort überwiegend in Handel und Instandsetzung, Beherbergungs- und Gaststättenwesen, Gesundheits- und Sozialwesen, Erziehung und Unterricht sowie Öffentlicher Verwaltung, Landesverteidigung und Sozialversicherung. Unter den Berufen des Zweiten Sektors (31% der Arbeitsplätze) liegen ganz vorne Bauwesen, Be- und Verarbeitung von Holz (ohne Möbel), Nahrungs-, Genussmittel- und Getränkeproduktion, Energie- und Wasserversorgung sowie Herstellung von Möbeln, Schmuck, Musikinstrumenten und Recycling.

Bei zirka 1,3 Mio. Nächtigungen pro Jahr ist der Lungau eine bekannte Urlaubsdestination. Der höchste Berg der Region, der Hafner, ist einer der relativ gefahrlos zu erwandernden Dreitausender der Alpen, doch nicht nur hier kann erholsame Einsamkeit in der ab Juli allergenfreien Luft gefunden werden. Abenteuerlustigen stehen Rafting-, Canyoning- und Klettererlebnisse offen. Neben vielen Skitourenrouten erschließen im Winter auch einige hervorragende Skigebiete die Berge: Den Fanningberg erschließt eine der längsten kuppelbaren 6-er Sesselbahnen der Welt, Schönfeld-Innerkrems spurt eine schneesichere Höhenloipe. Katschberg-Aineck besitzt 60km Piste und Großeck-Speiereck bietet eine Talabfahrt über 1.400 Höhenmeter. Tweng wurde 2007 wegen des schneesicheren Skigebietes Obertauern von einer Bank zur reichsten Gemeinde Österreichs gekürt, wies diese Auszeichnung aber augenblicklich zurück. Erholung findet der Sportler in der Lungau Therme in Sankt Michael oder in den vielgepriesenen Lungauer Heubädern.

Der neue Kulturwanderweg verbindet 15 Lungauer Orte und deren kulturelle Höhepunkte. Die Themenvielfalt ist dabei sehr groß und spannt sich von der Geschichte über Natur, Almwirtschaft, Religion und Verkehr bis hin zu lokalen Spukgeschichten. Dazulernen kann man aber auch durch Moorlehrpfad Prebersee, Göriacher Bienenlehrpfad, Mühlenweg Zederhaus, Ramingsteiner Erzwege oder den Wasserweg Leisnitz. Zum Brauchtum gehören Prangstangenprozessionen in Zederhaus und Muhr, das Preberseer Wasserscheibenschießen oder der Samsonumzug, bei dem die slawisch inspirierte Riesenfigur des Lungauer Helden durch die Dörfer getragen wird. Zur Bauernherbstzeit lassen sich "Eachtlinge" (Kartoffel) direkt am Feld verspeisen, in den Gasthöfen steht nach dem herbstlichen Schafabtrieb "Schafaufbratln" auf dem Programm. Auch der "Lungauer Marzipan" mit Zimt, Anis, Rum und Rosinen ist einzigartig. In Tamsweg laden die spätgotische Wallfahrtskirche Sankt Leonhard (1430-1433) mit dem "Goldfenster", der Marktplatz zu Füßen des Rathauses (15. Jh.), das Lungauer Heimatmuseum und die allgemein dörfliche Atmosphäre zum Verweilen ein.

Außerdem sorgen die Lungauer Bauern dafür, dass die Zahl der Rinder die Zahl der Gäste auch weiterhin übersteigt!

Geschichtliches

Die von Taurach- und Murboden ausstrahlenden Täler behüteten über lange Zeit in sich abgeschlossene Gemeinschaften, die sich in eigener Sprache und Tradition ausdrückten. Im 2. Jh. v.Chr. siedelten im Lungau - wie in weiten Teilen des Alpenraums - keltische Stämme, in deren Herrschaftsgebiet Noricum ab 15 v.Chr. die Römer vordrangen, die es als gleichnamige Provinz ihrem Reich eingliederten. In diese kurze Blütezeit fielen die Errichtung der Tauernstraße nach Salzburg (Juvavum) und der Abbau von Tauernmarmor. Ab 600 besiedelten Slawen, ab 700 Bajuwaren die Region, so dass diese zunächst dem slawischen Herzogtum Karantanien, dann bis ins späte Mittelalter zum Herzogtum Kärnten und ab dem 13.Jh. dem Erzbistum Salzburg angehörte (bis 1803). Der als "Taemswich" 1156 erstmals urkundlich erwähnte Hauptort zählt zu den ältesten slawischen Siedlungen im Lungau, vermutlich um 700 unter dem Anführer Domesovice gegründet. 1348 verbreitete der Schwarze Tod erstmals seine Schrecken.

Mit der Einweihung der Kirche Sankt Leonhard 1433 baute Tamsweg seine Bedeutung als überregionaler Wallfahrtsort aus und erlangte so Wohlstand. Die Epoche der Reformation führte zu vorübergehenden Einbrüchen, ab 1700 bestimmte der Handel mit Salz und Eisen das Wirtschaftsgeschehen. 1742 zerstörte ein Großbrand große Teile von Tamsweg, 1797 besetzten französische Truppen den Lungau. Nach kurzer bayerischer Besitznahme kam dieser 1816 endgültig zu Österreich. 1848 entstand das Kronland Salzburg, in dem der Lungau lange als ärmster Gau galt, der sich jedoch mit dem Bau der Murtalbahn 1894 kontinuierlich erholte. Nach dem Zweiten Weltkrieg besetzten bis zur Eingliederung in die amerikanische Besatzungszone englische Truppen den Hauptort und bauten ein Internierungslager für 72.000 Wehrmachtssoldaten. Die Autobahnanbindung der Region geschah 1976 durch den Bau der Tauernautobahn. Heute entspricht die Nuts-3-Region Lungau administrativ dem Bezirk Tamsweg.

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