Tirol Atlas Archiv

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NUTS-3 Region Liezen (Österreich)

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Steckbrief
Hauptort: Liezen664m
Höchste Erhebung: Hoher Dachstein2995m
Gemeinden51
Bevölkerung81575
Fläche3271 km²
Bevölkerungsdichte25 Einwohner/km²
>> Datenblatt Nuts-3 Kennzahlen
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Grafiken
Höhenverteilung (Hilfe)
Corine Landbedeckung
Alterspyramide
 
NUTS-3 Nachbarregionen
Lungau, Mostviertel-Eisenwurzen, Pinzgau-Pongau, Steyr-Kirchdorf, Traunviertel, Westliche Obersteiermark, Östliche Obersteiermark
 
Klimadiagramme nach Walther-Lieth
Admont (646 m): ø 6.8 °C / Σ 1227mm
Bad Aussee (665 m): ø 7.3 °C / Σ 1532mm
Bad Mitterndorf (803 m): ø 6.4 °C / Σ 1210mm
Irdning-Gumpenstein (710 m): ø 7.6 °C / Σ 1009mm
Rohrmoos (1080 m): ø 5.7 °C / Σ 1135mm
 

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Liezen im Ennstal (©Markus Schaupensteiner/Stadtamt Liezen)
Die Steirische Landeshymne "Hoch vom Dachstein an" bezieht sich auf den höchsten und markantesten Berg des Bundeslandes im Bezirk Liezen.

Am stark verkarsteten Dachstein (2.995m) finden sich Biotope auf den artenreichen Almweiden und Bergmähdern oder im Ramsauer Torf (vergleiche Traunviertel).

Das Tote Gebirge (Feuertalberg: 2.376m) trägt seinen Namen infolge der fehlenden Vegetation auf seiner weiten Hochfläche. Im Karst versickern die Niederschläge schnell, so dass Wanderer umsonst nach oberflächlichen Gewässern Ausschau halten. Ein 242km² großes Natura 2000-Gebiet umfasst das Hochplateau, die steilen Felsabbrüche sowie die einst vom Traungletscher gebildeten Gewässer Grundlsee (maximal 64m tief, 6km lang, 4km² groß) und Altausseer See (maximal 53m tief, 3km lang, 2km² groß). Im Gegensatz zum Grundlsee besitzt der Altausseer See keine nennenswerten oberirdischen Zuflüsse, sondern speist sich aus Karstquellen. Zu den schutzwürdigsten Hochmooren der Region zählen Kainisch-Moor und Zlaimmöser-Moore.

Auch entlang der Enns liegen Schutzgebiete, so im Wörschacher Moor, in dem noch ungestörte Hoch-, Übergangs- und Niedermoore, Au- und Bruchwälder sowie Altarme mit Stehgewässern erhalten sind. Sollten geplante Straßenbauten realisiert werden, ist das Moor in seiner Erhaltung gefährdet.

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Naturpark Sölktäler in den Niederen Tauern (©Tourismusverband Naturpark Sölktäler)

Die in die Ennstaler Alpen (Hochtor: 2.369m) eingeschnittene 15km lange Schlucht des lautmalerisch benannten Gesäuses bildet einen Höhepunkt im gleichnamigen Nationalpark. Natürliche Waldgesellschaften dominieren, von den Auwäldern der Flusslagen mit Purpurweide, Schwarzerle und Winterlinde über Bergmischwälder mit Fichte, Tanne und Buche, Subalpine Fichtenwälder (ab 1.300m) bis hinauf zu den östlichsten Zirbenvorkommen der Alpen sowie den Lärchen und Latschen. Die Blumenwelt besticht durch Orchideen und die hohe Zahl endemischer Spezies, wie Dunkle Glockenblume oder Zierliche Federnelke. Ebenso bunt ist die Fauna an der Enns (Fischotter, Ukrainisches Bachneunauge, Flussuferläufer, Feuersalamander), auf den Almen (Rotwild, Birkwild, Alpensalamander, Apollofalter), im Bergwald (Rehwild, Auerwild, Alpenbock) sowie in Fels und Stein (Gamswild, Murmeltier, Steinadler, Kreuzotter, Fledermaus).

Eisenerzer Alpen (Gößeck: 2.214m), Hochschwab (2.277m) und Kräuterin (Hochstadl: 1.919m) bilden die Umrahmung im Osten.

Alle bis hierher genannten Gebirgsgruppen sind Teil der Nördlichen Kalkalpen und dementsprechend aus Kalken und Dolomiten aufgebaut. Bis zu seinem markanten 90°-Knick nach Norden markiert das Ennslängstal die Grenze zu den Zentralalpen im Süden. Hier also beginnen die kristallinen Niederen Tauern, die sich in Schladminger Tauern (Hochgolling: 2.862m), Wölzer Tauern (Hochstubofen: 2.385m) und Rottenmanner Tauern (Großer Bösenstein: 2.448m) teilen. Natura 2000 behütet das Steilhangmoor im Untertal, das Patzenkar und die Niederen Tauern über 1.400m Höhe (880km² Gesamtfläche).

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Der Grimming (2.351m) galt lange als "Mons Styriae altissimus" (©Angela Dittfurth)
Sollte die naturgeographische Untergliederung der Region Liezen an den Flussläufen festgemacht werden, so könnte man folgende Aussage treffen: Das Ennstal bildet das Haupttal, aus den größten Seitentälern fließen Salza und Grimming aus Norden beziehungsweise Großsölkbach, Gulling und Palten aus Süden zu. Ganz im Osten stößt wiederum eine Salza dazu. Einzig das Einzugsgebiet im Nordwesten gehört zur hier entspringenden Traun.

Rund um das Tote Gebirge fallen regional die höchsten jährlichen Niederschläge, so in Bad Aussee (auf 665m) im Schnitt 1.532mm. In höheren Staulagen können es bis zu 3.000mm sein, im Gesäuse bis 2.500mm. Nur im Regenschatten ist es trockener, was die Station Rohrmoos (1.080m) mit 1.135mm beweist. An beiden Orten überwiegen eindeutig die Sommerniederschläge. Die Jahresmitteltemperatur liegt in Bad Aussee bei 7,3°C. Temperatur reduzierende Eishöhlen und Kälteseen prägen das Klima im Karst.

In der Region leben heute gerade einmal 25 Einwohner pro km² - ein seit Jahren stagnierender Wert. Pro Kopf erwirtschaften diese ein BIP von 20.684 € (nur Rang 75 alpenweit), die Arbeitslosigkeit beträgt 4%. Dienstleistungen bieten 63% der Arbeitsplätze, vor allem in Handel und Instandsetzung, Beherbergungs- und Gaststättenwesen, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, Gesundheits- und Sozialwesen sowie Erziehung und Unterricht. Jobs des Sekundären Sektors (29% der Stellen) erzeugen Bauwesen, Nahrungs-, Getränke- und Genussmittelherstellung, Maschinenbau, Metallproduktion, -bearbeitung und Herstellung von Metallerzeugnissen sowie Be- und Verarbeitung von Holz (ohne Möbel).

Liezen spricht all diejenigen an, die ihre Ferientage abseits vom Massenrummel verbringen möchten. Allemal im Westen liegen mit den zum Skiverbund Amadé gehörenden Skigebieten Schladming, Ramsau oder Hauser-Kaibling 43 stärker frequentierte Anlagen, die zusammengezählt 87km Pisten zugänglich machen. Am Dachsteingletscher trifft sich vor allem die nordische Weltelite. Loser Altaussee, Tauplitz, Riesneralm und Planneralm sind beschaulicher. Natur entdeckt man im Nationalpark Gesäuse, beispielsweise auf dem Lehrpfad Via Salis oder dem Ersten Österreichischen Natur- und Umwelterlebnispfad. Übernachtungsmöglichkeiten bieten die zahlreichen Schutzhütten, etwa das Albert-Appel-Haus.

Kulturliebhaber schätzen die Pfarrkirche Gröbming (1494-1500), das Friedenskirchlein in der steilen Felswand der Stoderzinken (1902) und weitere sakrale Kleinode. Allein das Stift Admont mit seinen Bauten, Sammlungen und der größten Klosterbibliothek der Welt ist eine Reise wert. Das Gründungsjahr 1074 macht es zum ältesten Kloster der Steiermark. Anregende Informationen versprechen das Alpinmuseum Ramsau und das Bauernmuseum Öblarn, aber auch die Schaubetriebe, so das Köhlerzentrum Hieflau und die Lebzelterei Aussee. Lebzelten gehören bereits seit dem 16.Jh. zu den kulinarischen Spezialitäten dieser Region . Im Hauptort selbst lohnen die Besuche der Pfarrkirche St. Veit (16.Jh.) sowie des Internationalen Wettbewerbs für Violoncello. Die wahre Bedeutung von "Jungfrauen-Aufwecken" in Schladming, "Johanni-Ranggeln" auf der Stolzalpe, "Ruabfeldln" und "Trommelweibern" am Grundlsee oder "Kasmandln" im Ennstal wird sich dem Gast nur schwer erschließen. Den Teilnehmern dagegen bedeuten Traditionen ein Stück Heimat, über die die Landeshymne sagt: "Dieses schöne Land ist der Steirer Land, ist mein liebes teures Heimatland!".

Geschichtliches

Kelto-Illyrer waren die ersten Siedler der Region, die ihr die Ortsbezeichnungen "Enns" oder "Tauern" sowie die Felszeichnungen "in der Höll" hinterließen. Bereits ein halbes Jh. v.Chr. zogen die Römer ein und schlugen Liezen der Provinz Noricum zu. Nahe des heutigen Hauptorts entstand die Straßenstation "Stiriate". Nach Abzug der römischen Truppen setzte eine starke Entsiedlung ein, bis sich ab 600 n.Chr. die bereits christianisierten Alpenslawen niederließen (slaw. "Liezen" = "Sumpfwiese"). Als die Gegend als Karantanische Mark zum Heiligen Römischen Reich und damit faktisch dem Salzburger Erzbischof gehörte, stießen bairische und fränkische Bauern dazu. Ortsnamen endeten nun oft auf -ing oder -weng/-wang. Im 11.Jh. regierten die Herren von Steyr das Ennstal zusammen mit der heutigen Obersteiermark, als "Luecen" im Zusammenhang mit dem stetig wachsenden Stift Admont erstmals urkundlich erwähnt wurde.

Im 13.Jh. verdichtete sich die Besiedlung der Hänge und Seitentäler, der Kaiser erhob die Steiermark zum Reichsland. Bald wurde sie aber dem Ungarnkönig Bela untertan. Weitere Auseinandersetzungen, Pest (1386), Bauernaufstände (1478/1525) und die Plünderung von Stift Admont, Reformation, Türkeneinfälle, Gegenreformation und Inflation blieben nicht erspart. Erst unter Maria Theresia begann im 18.Jh. eine Phase der Erholung. 1800 erschienen aber Napoleonische Truppen im Tal, 1815 kam es zudem zu schweren Überflutungen der Enns. Ab 1831 etabliert sich der Markt in Liezen und langsam prägte auch die Verwaltung das Bild. Ab 1869 wurden die Arbeiten an den Bahnlinien aufgenommen. Ernsthafte Not setzte erst wieder ab 1930 ein und der Zweite Weltkrieg brachte viele Tote und Vermisste. Noch unter britischer Besatzung erhob man Liezen 1947 zur Stadt.

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