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NUTS-3 Region West- und Südsteiermark (Österreich)

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Steckbrief
Hauptort: Voitsberg395m
Höchste Erhebung: Großer Speikkogel2140m
Gemeinden113
Bevölkerung191113
Fläche2224 km²
Bevölkerungsdichte86 Einwohner/km²
>> Datenblatt Nuts-3 Kennzahlen
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Foto
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Grafiken
Höhenverteilung (Hilfe)
Corine Landbedeckung
Alterspyramide
 
NUTS-3 Nachbarregionen
Graz, Koroška, Oststeiermark, Podravska, Unterkärnten, Westliche Obersteiermark
 
Klimadiagramme nach Walther-Lieth
Deutschlandsberg (410 m): ø 9.3 °C / Σ 1153mm
Leibnitz (275 m): ø 9.5 °C / Σ 917mm
Wiel (900 m): ø 7.3 °C / Σ 1297mm
 

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Voitsberg im weststeirischen Hügelland (©Erich Nowakowsky)
Hopfenanbau und Braukunst, vier Weinstraßen, dazu mediterrane Sommergefühle - wo ließe es sich beschwingter leben und Urlaub machen als in der Nuts-3-Region West- und Südsteiermark?

Ihr Territorium umfasst das Alpenkonventionsgebiet nur im Westen, wo sich einige Untergruppen der Lavanttaler Alpen befinden - sie sind unter Bergwanderern auch als "Norische Alpen" ein Begriff. Das Gebirge gehört geographisch zu den Zentralalpen, es drückt sich hier aber in weniger schroffen und hohen Bergen als in anderen Regionen aus.

So zählen beispielsweise die sanften Ostabdachungen der Gleinalpe zur West- und Südsteiermark. Der Namensbestandteil "Alpe" leitet sich von den zahlreichen Almflächen ab, die hier im Wechsel mit ausgedehnteren Wäldern vorzufinden sind. Der Roßbachkogel ist mit 1.848m der höchste Berg der Gleinalpe im Regionsgebiet (vergleiche auch Östliche Obersteiermark und Graz). Nach Süden hin schließen sich Stubalpe und Packalpe an, deren höchste Gipfel an Rappoldkogel (1.928m) und Peterer Riegel (1.967m) erreicht werden.

Die Nord-Süd streichende Koralpe bildet den längsten Gebirgszug der Gegend. Strahlen die bisher genannten Landschaften Mittelgebirgscharakter aus, so wirkt die Koralpe - zumindest in ihren zentralen Teilen - durchaus alpin. Geologisch sticht in diesem altkristallinen Grundgebirge der Plattengneis hervor. Am Großen Speikkogel (2.140m) wird ferner die höchste Erhebung der West- und Südsteiermark gemessen. Vorsicht ist übrigens im Umgang mit dem Bergnamen "Speikkogel" anzuraten, da wohlriechende Blumen in den deutschsprachigen Alpen gerne allgemein als "Speik" angesprochen werden und damit diese Bezeichnung häufiger vorkommt.

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"Klapotetz", eine im südsteirischen Weinland verbreitete Vogelscheuche (©Karl Heinz Jauk)
Das Weststeirische Hügelland untergliedert sich durch die Fließgewässer Södingbach, Kainach, Teigitsch (Packer Stausee), Laßnitz, Schwarze und Weiße Sulm, die sämtlich der Mur zufließen (vergleiche Westliche Obersteiermark). Am östlichen Alpenrand gelegen, zählt das Hügelland zu den Zentralalpen. Entlang der Schwarzen und Weißen Sulm verlaufen einige der ökologisch hochwertigsten Schluchtstrecken Österreichs, die auch als Natura 2000-Gebiete deklariert sind. Dies gilt ebenso für die nahe gelegene Flussstrecke des Laßnitzbachs sowie die kraftwerksfreie Grenzmur (vergleiche Oststeiermark). Dennoch wird bereits vom Bau eines neuen Kraftwerks an der Schwarzen Sulm gesprochen, was ökologisch kaum vertretbar wäre. Neben zahlreichen Pflanzen der Roten Liste benötigt auch die reiche Avifauna den ungestörten Flusslauf, der zu den letzten 4% intakter Flusslandschaften in Österreich gehört.

Der Poßruck im Süden bildet die Wasserscheide zwischen Mur und Drau. Auf seinem Kamm schlängelt sich die Grenze zu den slowenischen Nuts-3-Regionen Koroška und Podravska dahin.

Außerhalb dieser Bergregionen liegt im Steirischen Becken die Molasse des Vorlands. Im fruchtbaren Leibnitzer Feld wird vorwiegend Mais gepflanzt, der Sausal bildet ein aus paläozoischen Schiefern aufgebautes Hügelland, auf dessen Verwitterungsböden Wein, Obst, Kürbisse und Edelkastanien geerntet werden. Auf den Trockenwiesen des Demmerkogels (671m) finden sich submediterrane Floren- und Faunenelemente, unter anderem besonders viele Schmetterlinge. In seinen Wäldern dominieren Rotbuche und Edelkastanie, Kiefer und Heidelbeere.

Je weiter man in den Süden vordringt, desto stärker werden die illyrischen Klimaeinflüsse, was die Klimadiagramme von Deutschlandsberg (auf 410m) oder Wiel (auf 900m) mit gemittelten Jahreswerten von 9,3°C und 1.153mm beziehungsweise 7,3°C und 1.300mm widerspiegeln. Die Niederschlagsmaxima fallen im Sommer, die Temperaturunterschiede der Monatsmittel betragen im Jahresverlauf etwa 20°C. In Herbst und Winter bilden sich in den Becken Inversionslagen mit Dauernebel.

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Hundertwassers St. Barabara-Kirche in Bärnbach (20.Jh.) (©Pixelio.de)
Die Region zeigt eine Besiedlungsdichte von 86 Einwohnern pro km² und erwirtschaftet ein schwaches BIP/Kopf von 17.377 €. Alpenweit reiht sie sich damit auf Rang 89 ein. Eine Arbeitslosenquote von 4,3% ist dagegen erfreulich.

Noch immer arbeiten 10% der Beschäftigten im Ersten Sektor, 37% sind es im Zweiten und 53% im Dritten Sektor. Industriearbeit ermöglichen vor allem Bauwesen, Fahrzeugbau (wichtigste Exportgüter), Herstellung von elektrischen Geräten, Büromaschinen und Datenverarbeitungsgeräten, Nahrungs-, Getränke- und Genussmittelherstellung sowie Metallproduktion, -bearbeitung und Herstellung von Metallerzeugnissen. Tertiäre Stellen schaffen überwiegend Handel und Instandsetzung, Erziehung und Unterricht, Gesundheits- und Sozialwesen, Immobilienwesen, Informatik, Forschung und Unternehmensdienstleistungen sowie Beherbergungs- und Gaststättenwesen.

Der Tourismus spielt derzeit noch immer eine untergeordnete Rolle, und viele infrastrukturelle Maßnahmen sind erst in Planung oder Umsetzung begriffen. Mit der "Nova" in Köflach etwa fügt sich die Region neuerdings in die illustre Reihe der steirischen Thermen ein. Wanderwege und Radstrecken - darunter "Alpentour Austria" und "Murradweg" - erschließen sanftmütige Landschaften. Im Winter erledigen dies einige kleine Liftanlagen, so in Hirschegg, Sankt Hemma-Edelschrott, Modriach, Trahütten oder in der Weinebene. Die Hebalm ist das größte Skigebiet der Region. Dort erschließen fünf Schlepplifte, ein Sessellift und zwei Kinderlifte immerhin 11km Piste zwischen 1.050 und 1.400m Seehöhe. Trotz intensiver Bemühungen mit Beschneiungs- und Flutlichtanlagen überwiegt der sportlichen Herausforderung noch immer die Freude an der Natur und am Einkehrschwung.

Überhört werden sollten auf keinen Fall die im Weinland typischen Klapotetze, klappernde Windräder zum Vertreiben der Vögel - am Demmerkogel steht der größte der Welt. Entlang Südsteirischer, Sausaler, Klapotetzer und Schilcher Weinstraße steht die Verkostung von Burgunder, Riesling, Muskateller, Sauvignon Blanc, Schilcher und Zweigelt auf dem Programm. Das Kürbiskernöl wird gerne als "Grünes Gold" bezeichnet. Im Hauptort werden "Voitsberger Käseteller" oder "Verhackertes" (Schmalzspeck) serviert.

So gestärkt, besucht man den historischen Kern mit Bürgerhäusern, "Kunsthaus Rathaus" und Ruine Obervoitsberg (1171), in der regelmäßig Burghofspiele stattfinden. Sehenswert sind auch die Lipizzanerheimat Köflach, die von Hundertwasser kreierte Barbarakirche in Bärnbach (20.Jh.) sowie viele sakrale und profane Bauten, wie die Wallfahrtskirche Maria Osterwitz (16.Jh.), Burg Landsberg und Schloss Hollenegg (beide 12.Jh.). Ebenso empfehlen sich Besuche in Wein- und Glasbläsermuseen, Bergbauschaustollen, Ölmühlen, Schaupressen und Vinotheken.

Geschichtliches

Altsteinzeitlichen Spuren folgten Siedlungen in der Lasinja-, Urnenfelder-, Kelten- und Römerzeit (Provinz Noricum), die Entsiedelung während der Völkerwanderung beendeten die Slawen ab 600 n.Chr. Das zum Stift Lamprecht gehörende Dorf Köflach - heute der bevölkerungsreichste Ort der Nuts-3-Region - erhielt bereits 1170 Marktrechte. Dies bewegte den Landesfürsten dazu, das "Castrum Voitesperch" zu erbauen, zu dessen Füßen eine Siedlung entstand. Sie wurde 1245 erstmals urkundlich erwähnt und dort als "Markt" und "Stadt" bezeichnet. 1307 verlieh Herzog Friedrich der Schöne Voitsberg die gleichen Rechte wie Graz, was für Köflach die Rückversetzung in den Rang eines "untertänigen Dorfes" bedeutete und langwährende Feindschaft nach sich zog. Im 14. und 15.Jh. plagten Pest, Hochwässer, Brände, Türken- und Ungarneinfälle die Gegend.

Das Gedankengut der Reformation fand im 16.Jh. - nicht zuletzt wegen der Arbeits- und Lebensumstände in den Bergbaugebieten - regen Zuspruch, dann aber ließ Bischof Brenner in Voitsberg die lutherischen Pastoren vertreiben und deren Bücher verbrennen. Weitere Pestepidemien verhinderten den wirtschaftlichen Aufschwung. Erst unter der Regentschaft von Kaiserin Maria Theresia im 18.Jh. florierten Papierproduktion und Kohleabbau. Die napoleonische Ära bremste die Entwicklung erneut. Die ab 1859 von der Graz-Köflacher Eisenbahn- und Bergbaugesellschaft betriebene Eisenbahnstrecke führte zur Ansiedlung von Glas-, Eisen-, Zellulose und Lacklederfabriken. Infolge des Ersten Weltkriegs fiel die Untersteiermark an das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen. Dies betraf zirka 500.000 Bewohner, davon 75.000 deutschsprachig (vergleiche Podravska/Oststeiermark). Köflach wurde 1939 zur Stadt erhoben, im Zweiten Weltkrieg fielen amerikanische Bomben. Aus administrativer Sicht setzt sich die Nuts-3-Region West- und Südsteiermark heute aus den Bezirken Deutschlandsberg, Leibnitz und Voitsberg zusammen.

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