Tirol Atlas Archiv

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NUTS-3 Region Graz (Österreich)

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Steckbrief
Hauptort: Graz357m
Höchste Erhebung: Speikkogel1988m
Gemeinden58
Bevölkerung382053
Fläche1229 km²
Bevölkerungsdichte311 Einwohner/km²
>> Datenblatt Nuts-3 Kennzahlen
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Foto
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Grafiken
Höhenverteilung (Hilfe)
Corine Landbedeckung
Alterspyramide
 
NUTS-3 Nachbarregionen
Oststeiermark, West- und Südsteiermark, Westliche Obersteiermark, Östliche Obersteiermark
 
Klimadiagramme nach Walther-Lieth
Graz-Universität (366 m): ø 9.5 °C / Σ 838mm
Lassnitzhöhe (531 m): ø 9.5 °C / Σ 874mm
Schöckl (1436 m): ø 4.1 °C / Σ 998mm
 

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Schöckl (1.445m) im Grazer Bergland (©Gerhard Lieb)
"Europapreis der nachhaltigen Verbreitung des europäischen Gedankens", "Klimaschutzpreis", "Zukunftsbeständige Stadt", "Weltkulturerbe", "Erste Menschenrechtsstadt Europas", "Climate Star", "Kulturhauptstadt Europas" - all dies sind verdiente Auszeichnungen für die steirische Landeshauptstadt Graz und bezeichnend für das weltoffene Selbstverständnis der dort ansässigen Menschen.

Die Nuts-3-Region Graz besteht allerdings nicht aus der Statutarstadt allein, sondern umfasst ebenfalls das weitere Umland, genauer gesagt den Politischen Bezirk Graz-Umgebung. Ihr nördlicher Anteil jenseits der Stadtgrenzen liegt deshalb auch auf Alpenkonventionsgebiet.

Dort befindet sich das mittelgebirgsartige Grazer Bergland mit Roter Wand (1.505m), Schöckl (1.445m), Hochtrötsch (1.239m) und Heiggerkogel (1.098m). Dahinter steigt die Südost-Abdachung der Gleinalpe an, wo am Speikkogel bei 1.988m der höchste Gipfel der Region zu besteigen ist. Die erwähnten Gebirge sind Teil der paläozoischen Zentralalpen, das aus Kalk und Schiefer aufgebaute Grazer Bergland zählt ferner zum Randgebirge östlich der Mur. Die Trockenheit und Wärme liebende Vegetation im Grazer Bergland wird im Natura 2000-Gebiet Flaumeichenwälder geschützt. Hier herrschen die namengebenden Flaumeichen, aber auch Buchen vor. Im Südosten geht das Bergland ins Oststeirische Hügelland über (vergleiche Oststeiermark).

Die Lurgrotte durchzieht die Berge zwischen Peggauer Murboden und Semriacher Talkessel auf einer Länge von sechs Kilometern. Ihre zahllosen Stalagmiten und Stalagtiten machen sie zur größten Tropfsteinhöhle Österreichs. Die Lufttemperatur liegt hier konstant bei 10°C und die Luftfeuchtigkeit ist hoch. Sie bildet einen hervorragenden Habitat für unzählige, als Insektenfresser überaus nützliche Fledermäuse. Beobachtet werden unter anderem Hufeisennase, Großes Mausohr, Wimperfledermaus, Wasserfledermaus, Mopsfledermaus, Breitflügel- und Langflügelfledermaus. Österreich zählt insgesamt ungefähr 10.000 Höhlen, davon liegt beinahe die Hälfte in der Steiermark. Öffentlich zugänglich sind davon sinnvollerweise gerade einmal 25.

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Unesco-Weltkulturerbe Grazer Altstadt und Schlossberg (©Graz Tourismus)

Flussabwärts der Mur, welche die Region und Stadt Graz von Nord nach Süd durchzieht, gelangt man in die erst im Quartär entstandene Terrassenlandschaft des Steirischen Beckens. Dieses wird auch Grazer Becken oder Grazer Feld genannt. Besonders am rechten Murufer breitet sich, jenseits der Auwälder, eine fruchtbare Ebene mit Mais- und Rübenanbau aus.

Im Becken liegen während der kalten Jahreszeit inversionsbedingt oft dicke Nebel- und Smogdecken, was gerade die Feinstaubwerte auf besorgniserregende Höhen schnellen lässt. Durch die Lage am östlichen Alpenrand ist die Region von der Westwinddrift meist abgeschnürt und die Niederschläge fallen vornehmlich durch Luftmassen aus dem Adriaraum. Auch warme Föhnwinde aus Südwest sind typisch. Die Klimastationen Graz-Universität (366m) und am Grazer Hausberg Schöckl (1.436m) weisen mittlere Jahreswerte von 9,5°C, 838mm und 1.890 Sonnenstunden respektive 4,1°C, 998mm und 1.609h auf.

Die zweitgrößte Stadt Österreichs hat heute eine Viertel Million Einwohner. Damit lebt jeder vierte Steirer in der Landeshauptstadt. Die Bevölkerungsdichte beläuft sich hier mittlerweile auf beinahe 2.000 Einwohner pro km² und auch die Dichte der Nuts-3-Region als Ganzes liegt mit 311 Einwohnern pro km² relativ hoch. Österreichs Technologieschmiede erwirtschaftet 32.149 € BIP/Kopf und erzielt damit den 4.Rang österreichweit sowie den überzeugenden 22.Platz unter allen Alpenregionen. Die Arbeitslosigkeit beträgt 4,3%.

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Kesselfallklamm im Grazer Bergland bei Semriach (©Tanja Plankensteiner)
Der Sekundäre Sektor schafft 25% aller Stellen, insbesondere in Bauwesen und Fahrzeugbau, danach folgen Maschinenbau, Herstellung von elektrischen Geräten, Büromaschinen und Datenverarbeitungsgeräten sowie Papier-, Verlags- und Druckgewerbe. Hohe 73% aller steirischen Erwerbstätigen arbeiten in Dienstleistungsberufen, überwiegend in Handel und Instandsetzung, Immobilienwesen, Informatik, Forschung und Unternehmensdienstleistungen, Gesundheits- und Sozialwesen, Öffentlicher Verwaltung, Landesverteidigung und Sozialversicherung sowie Verkehr und Nachrichtenübermittlung. Permanent ist man auf Qualitätssteigerung des Messeareals "messecentergraz" bedacht, das derzeit erneut erweitert wird. Die Grazer Herbstmesse gilt seit 1906 als größte Publikumsmesse im südlichen Österreich und hat Volksfestcharakter.

"In zehn Minuten aus der Stadt aufs Land" lautet der Slogan der Tourismuswirtschaft, und in der Tat liegen Hunderte Kilometer Wander- und Radwege direkt vor der Haustür. 150.000 Personen nutzen jährlich die Gondelbahn hinauf auf den Grazer Hausberg Schöckl. Zwischen 780m und 1.436m werden die Pisten sogar beschneit. Zusätzlich stehen einzelne Skilifte an Gedersberg und Plesch sowie die beiden Wimmerlifte zur Verfügung. Erholung finden im Gebirge vor allem die Tagesausflügler aus Graz und der Mur-Mürz-Furche, ausländische Urlauber sind dort eher selten anzutreffen. Die Naturdenkmäler Bärenschützklamm, Kesselfall oder Lurgrotte werden ebenfalls gerne besucht.

In Sankt Radegund liegen der Quellenweg mit 20 Heilquellen, die Burgruine Ehrenfels (13.Jh.) und der Kalvarienberg. Letzterer wird auf den Knien, entlang von sieben Prozessionsbildstöcken, über die "Heilige Stiege" erreicht. Wer anschließend medizinische Pflege und Erholung benötigt, sollte sich ins Kurhaus begeben. Stift Rein ist mit dem Gründungsjahr 1129 das älteste fortbestehende Zisterzienserkloster überhaupt. Die stilvollen Gebäude sowie die Fundstücke und Handschriften vermitteln Einblicke in vergangene Welten. Das gilt ebenso für die 100 originalen Bauernhöfe des Österreichischen Freilichtmuseums Stübing.

Graz selbst besitzt eine der besterhaltenen Altstädte Mitteleuropas und gilt als "italienischste Stadt Österreichs". Burg, Dom, Uhr- und Glockenturm (15.Jh.), Landhaus (16.Jh.), Zeughaus (17.Jh.), Hauptplatz mit Rathaus (19.Jh.) und Kunsthaus (21.Jh.) spiegeln den historischen Gang durch die Jahrhunderte. Stile von Gotik und Renaissance über Barock, Historismus und Jugendstil bis hin zur modernen Architektur bleiben hier lebendig. Kein Wunder also, dass die Unesco die Altstadt im Jahr 1999 auf die Liste des Weltkulturerbes gesetzt hat. In das Landesmuseum Joanneum sind Volkskundemuseum und Stadtmuseum integriert, ein besonderes Augenmerk auf den Wissens(chafts)durst der jüngeren Generation legt das Kindermuseum "Frida & Fred". Styriarte, Steirischer Herbst und Eggenberger Schlosskonzerte komplettieren den Kulturgenuss. Zur Grazer Tradition gehören speziell Volksmusik und Volkstanz. "Backhenderl", Wurzelfleisch oder das Schlachtgericht "Blutomerl" als typische Spezialitäten verraten ebenfalls einige Bodenständigkeit.

Die bereits in der Einleitung angesprochene Weltoffenheit drückt sich übrigens auch an der Universität immer wieder aufs Neue aus. So entstand im Jahr 2007 das "Interuniversitäre Forschungszentrum für Traditionelle Chinesische Medizin".

Geschichtliches

Die Jungsteinzeit markiert den Besiedlungsbeginn am Grazer Schlossberg, die Römer schufen hier ein Kastell. "Graz" leitet sich von slawisch "grad" für die "Burg" ab, die die Slawen erbauten. Zu ihnen gesellten sich im 10.Jh. die Bayern. Eine Urkunde des Stiftes Rein nannte Graz 1128 erstmalig, Herzöge der Traungauer und Babenberger nützten Markt (ab 1172) und Stadt (ab 1189) als Handelsplatz, und die Habsburger machten diese 1379 zur Hauptstadt von Innerösterreich und folglich zu ihrer Residenz. Als Bastion gegen die Türken entstand eine der gewaltigsten Festungen des Heiligen Römischen Reiches, die die kunstvollen Bauten der italienischen Baumeister in ihrem Inneren über die Jahrhunderte bestens bewahren sollte.

Die Universität wurde 1585 gegründet und Persönlichkeiten wie der Naturphilosoph, Mathematiker, Astronom und Astrologe Johannes Kepler lehrten an der protestantischen Stiftsschule. Die Gegenreformation im 17.Jh. führte zur Barockisierung der Stadt, 1786 verlegte der Bischof seinen Sitz hierher. 11 Jahre darauf rückten Napoleonische Truppen ein. Mit Anbindung an die Südbahn 1844 entwickelte sich Graz zur Großstadt. Als aktiver Pol der NS-Bewegung hatte sie folglich im Zweiten Weltkrieg stark unter Bombardierungen zu leiden. Seither bemüht man sich sehr um die zivile Nutzung von Wissenschaft und Technik, und Graz gilt als Schmelztiegel germanisch-alpiner, slawischer, romanischer und auch magyarischer Kultur sowie als Ort internationaler Begegnung.

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