Tirol Atlas Archive

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NUTS-3 Region Brescia (Italien)

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Steckbrief
Hauptort: Brescia149m
Höchste Erhebung: Monte Adamello3554m
Gemeinden206
Bevölkerung1182337
Fläche4784 km²
Bevölkerungsdichte247 Einwohner/km²
>> Datenblatt Nuts-3 Kennzahlen
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Foto
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Grafiken
Höhenverteilung (Hilfe)
Corine Landbedeckung
Alterspyramide
 
NUTS-3 Nachbarregionen
Bergamo, Sondrio, Trento, Verona
 
Klimadiagramme nach Walther-Lieth
Breno (312 m): ø 11.3 °C / Σ 1038mm
Edolo (690 m): ø 10.1 °C / Σ 994mm
Lago d'Arno (1820 m): ø 3.6 °C / Σ 1380mm
Lago d'Avio (1902 m): ø 4.0 °C / Σ 1268mm
Pantano d'Avio (2325 m): ø 0.8 °C / Σ 1265mm
 

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Brescia, die Gardaseeberge im sommerlichen Dunst (©Vidmar Matjaz)
Brescia überspannt als größte lombardische Provinz die verschiedensten Landschaftseinheiten - von den Gletscherzonen bis in die submediterranen Ebenen des Alpenvorlands.

Im nördlichen Alpenkonventionsanteil ragen Ausläufer der Ortlergruppe am Monte Gavia 3.223m hoch auf (vergleiche Trento, Bozen/Bolzano).

Die Adamellogruppe liegt südlich der periadriatischen Naht entlang der Tonalelinie und zählt geographisch deshalb zu den Südlichen Kalkalpen, jedoch sind die geologischen Verhältnisse weitaus komplizierter. Der Monte Adamello bildet mit 3.554m den höchsten Punkt der Provinz, Monte Falcone (3.456m), Corno Bianco (3.434m) und Monte Fumo (3.418m) sind unwesentlich niedriger. Die Bergflanken werden von den Gletscherfeldern des Ghiacciaio del Adamello, von Pian di Neve, Vedretta del Mandron, Vedretta d'Avio und Vedretta del Venerocolo eingehüllt, etwas weiter nördlich winden sich Ghiacciao Pisgana Ovest und Est talwärts. Ihre Schmelzwässer speisen unzählige natürliche und künstliche Gebirgsseen, wie Lago d'Avio, Lago Benedetto oder Lago Dossaccio.

Im Parco dell'Adamello (510km²) gedeihen bis auf 1.000m Seehöhe Laubwälder aus Kastanie, Hopfenbuche, Blumenesche, Zitterpappel, Bergahorn, Wildkirsche und Hainbuche. Auf trockeneren Standorten stehen Kiefer, Traubeneiche, Flaumeiche oder Buche. Über 1.000m beginnen die Nadelhölzer, die Grenze des lichteren Waldes aus Lärche und Zirbe liegt bei 2.000m. Darüber wachsen Zwergsträucher, wie Latschenkiefer, Rostblättrige und Bewimperte Alpenrose. Ab 2.200m breiten sich alpine Wiesen mit Gold-Fingerkraut, Bärtiger Glockenblume und Kochschem Enzian aus, über 2.600m findet der Überlebenskampf von Alpen-Säuerling, Alpen-Leinkraut oder Zwerg-Schafgarbe statt. Zu den 30 endemischen der insgesamt 1.400 Blumenarten gehören Rätische Primel, Südalpen-Schachblume oder Südliche Wildtulpe. Zur regionalen Fauna zählt - mit Ausnahme des Braunbärs - die gesamte Palette der Alpentiere (zum Nationalpark Stilfser Joch: vergleiche Sondrio, Graubünden).

Im Haupttal Valcamonica passiert man flussabwärts des Oglio weitere Berge des Adamellomassivs, beziehungsweise rechter Hand Teile der Alpi Orobie/Bergamasker Alpen, etwa Monte Lorio (2.753m) und Monte Sellero (2.743m).

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Bondone (Provinz Trento) am Lago d'Idro (Provinz Brescia) (©Lars Keller)

In den Gardaseebergen (vergleiche Trento) südlich von Monte Caplone (1.977m) und Monte Tremalzo (1.976m) liegt der Parco dell'Alto Garda Bresciano (383km²).

Jenseits der Schnittlinie Iseosee-Idrosee-Gardasee werden die Berge immer niedriger, schließlich verlieren sie sich hinter den Hügeln der Franciacorta im Übergang zur Brescianer Ebene gänzlich. Die submediterranen Niederungen prägt die Macchie, durchsetzt mit Oleander, Oliven und Zitrusfrüchten. Die Natura 2000-Gebiete des Alpenvorlands finden sich hauptsächlich am Oglio.

Der Lago d'Iseo/Iseosee ist der viertgrößte oberitalienische See (vergleiche Bergamo), der maximal 122m tiefe, 10km lange, 2km breite und 11km² große Lago d'Idro/Idrosee liegt dafür vollständig auf Provinzgebiet. Weiters gehört der südwestliche Lago di Garda/Gardasee zu Brescia (vergleiche Verona/Trento). Die großen Flüsse Oglio, Mella (Val Trompia) und Chiese (Val Sabbia) büßen mit Eintritt in die Ebene ihren wilden Charakter ein. Oglio, Chiese und Mincio (aus dem Gardasee) sind für den Po zuverlässige Wasserlieferanten, auch weil sie aus den ausgleichend wirkenden Seen kommen.

Die Höhendifferenzen von zirka 3.500m führen zu extremer Klimavielfalt, wobei die Niederschläge generell nicht besonders hoch sind. So misst Breno (312m) im Valcamonica Jahresmittelwerte von 11,3°C und 1.038mm, Pantano d'Avio (2.325m) 0,8°C und 1.265mm. Salò (65m) am Gardasee registriert 2.031 Sonnenstunden jährlich.

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Madonna am Bocca di Cablone (1.775m) (©Lars Keller)
Die Bevölkerungsentwicklung unterliegt heute starken Migrationskräften, denen die Provinz eine sich verjüngende Population und stetig steigende Bevölkerungsdichte von derzeit 247 Einwohnern pro km² verdankt. Das BIP/Kopf wird mit 26.105 € angegeben, was alpenweit Rang 34 bedeutet. Die Arbeitslosigkeit beträgt 4,2%.

Der Arbeitsmarkt stützt sich vorwiegend auf die Dienstleistungsbranche, die 51% der Stellen anbietet. Handel und Instandsetzung, Immobilienwesen, Informatik, Forschung und Unternehmensdienstleistungen, Gesundheit und Soziales, Erziehung und Unterricht sowie Verkehr und Nachrichtenübermittlung sind hier dominant. Hohe 46% der Arbeitsplätze schafft der Sekundäre Sektor, hauptsächlich in Metallproduktion, -bearbeitung und Herstellung von Metallerzeugnissen, Bauwesen, Maschinenbau, Textil- und Bekleidungsindustrie sowie Fahrzeugbau. Erwähnenswert bleibt die Handwerkskunst, die beim Ziselieren in Valtrompia oder bei der Holzbearbeitung in Valcamonica an den Tag gelegt wird. Beretta-Waffen aus Gardone Val Trompia genießen Weltruf.

Der Skilauf bereitet auf dem Presenagletscher Vergnügen, im Hochwinter werden die tiefer gelegenen Abfahrten um Tonale und Ponte di Legno (zusammen erschließen dort 30 Lifte über 80km Pisten), Borno, Montecampione, San Pietro Aprica oder Gaver bevorzugt. Im Sommer bieten sich zahllose Wander- und Bikewege, Kletterrouten und Wassersportarten an. Idro- und Gardasse werden regelmäßig von Touristen überrannt, die sogar per se äußerst reizvolle Orte, wie Limone oder Gargnano, in Massenbetriebe verwandeln. Beschaulicher geht es am Iseosee zu, der mit seiner geheimnisvollen Monte Isola die größte Binnenseeinsel Südeuropas aufweist. Am Gipfel steht die Wallfahrtskirche Madonna della Ceriola (11.Jh.). Boario Terme ist für seine schwefelhaltigen Heilwässer bekannt.

Traditionalisten sollten das Fest der heiligen Faustino und Giovita in Brescia selbst nicht missen. Die Piazza del Foro mit dem Tempio Capitolino aus 73 n.Chr. bildet das bedeutendste archäologische Feld Norditaliens. Der Komplex aus Duomo Vecchio (ab 11.Jh.) und Duomo Nuovo (ab 17.Jh.) sowie Piazza della Loggia (ab 15.Jh.) sind weitere Glanzlichter der Stadt. Im Valcamonica fasziniert das Unesco-Weltkulturerbe der Felsgraffiti, zudem existiert in Capo di Ponte das Museo d'Arte e Vita Preistorica. Ossimo Superiore besitzt ein interessantes ethnographisches Museum, doch sind einfach auch "nur" die Bergdörfer mit ihren Pfarr- und Wallfahrtskirchen sehenswert. Die Folkloregruppe "I Gàlber" pflegt alte Trachten und das Brauchtum im Tal. Im Val Trompia bleibt das Industrieerbe in Schauhämmern, Minen, Museen und Bergmannsliedern lebendig.

Gereicht werden über 50 DOC-Weine, darunter Botticino, Capriano del Colle, Franciacorta, Garda Bresciano (Cabernet, Chardonnay, Merlot, Burgunder), Lugana, San Martino della Battaglia oder Terre di Franciacorta. Typisch für die Brescianer Küche ist die Einfachheit, mit der scheinbar mühelos Polentagerichte (vergleiche Bergamo) oder "Gnocchi di Pane" zubereitet werden.

Geschichtliches

Bereits Plinius der Ältere beschrieb die euganeischen Camunen im Valcamonica, die in umfassenden Felsgravuren Einblicke in das Leben der Bronzezeit hinterließen. Herkules selbst sei es gewesen, der ein neues Troja schaffen wollte, andere Quellen nennen den Ligurerkönig Cidno als Gründungsvater Brescias. Verifiziert ist der Einzug der gallischen Cenomanen im 4.Jh. v.Chr., 196 v.Chr. begann das Römische Zeitalter, in dem sich "Brixia" zu einem religiösen Zentrum ausbildete. Sein Name wird von Lombardisch "Brèsa" abgeleitet ("hoher Fels") und bezieht sich auf die römische Festung auf dem Colle Cidneo. Eisen und Waffen aus Val Trompia waren bereits damals gefragt. 452 n.Chr. fielen Alerichs Goten, später Attilas Hunnen ein. Es folgten Heruler, Langobarden, Karolinger und das "Età comunale", in dem Brescia eine wichtige Rolle innerhalb des Lombardischen Städtebundes übernahm.

Anschließend regierten Skaliger, Visconti und Venezianer. Als 1800 die Franzosen Seite an Seite mit der "Legione Italica", kommandiert vom Brescianer General Lechi, nach Brescia einzogen, wurde die "Repubblica Cisalpina" für einige Jahre festgeschrieben, bis 1814 die Habsburger das Ruder übernahmen. Für ihre Revolte gegen die österreichischen Besatzer erhielt der Hauptort 1849 den Beinamen "Löwin Italiens". Im Ersten Weltkrieg wurden in der Gegend Waffen produziert, und blutige Fronten entstanden in Ponte di Legno, Tonale und in der Adamelloregion. Heftige Bombardierungen brachte der Zweite Weltkrieg, Salò bildete ab 1943 die Hauptstadt der faschistischen Republik von Salò, in der Mussolini ein letztes Aufbäumen der Achsenmächte propagierte. Die sozioökonomische Erholung der Nachkriegsjahre war umfassend und anhaltend.

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