NUTS-3 Region Verona (Italien)
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"Es gibt keine Welt außerhalb der Mauern Veronas, nur Fegefeuer, Folter und die Hölle selbst..." - so spricht Romeo in Shakespeares "Romeo und Julia". Ein Blick über die Grenzen des Hauptorts hinaus muss dennoch jedem Reisenden angeraten werden... Das nördliche Provinzdrittel zählt zum Alpenkonventionsgebiet. Dort besitzt Verona auch große Anteile am Lago di Garda/Gardasee. Der Etschgletscher leistete einst ganze Arbeit und schuf mit maximal 346m Tiefe, 52km Länge, 18km Breite, 370km² Oberfläche und etwa 50 Mrd. m³ Fassungsvermögen den größten See Italiens und einen der wasserreichsten Alpenseen (zum Genfersee: vergleiche Vaud). Hinzugefügt sei, dass hier bereits vor der Eiszeit eine tektonische Senke lag. Östlich erhebt sich die Monte Baldo Gruppe mit dem höchsten Provinzgipfel, der Cima Valdritta (2.218m). Biologen finden auf den Hängen des seismisch aktiven Monte Baldo ein Paradies: Auf Kalken, Tuffen und Basalten gedeiht vielfältige Vegetation mit - infolge fehlender quartärer Vergletscherung - tertiären mitteleuropäisch-alpidischen und mediterranen Arten. Steineichenwälder, Olivenkulturen, Flaumeichen-Hopfenbuchenwälder, Buchen- und Fichtenwälder prägen die Baumgesellschaften, die Flora besticht außerdem mit Kerner Schmuckblume, Tombea-Steinbrech und Frauenschuh. Natura 2000 listet für das 65km² umfassende Gebiet allein 40 Vogelarten auf, darunter Alpensegler, Orpheusspötter, Mauerläufer sowie diverse Laubsänger-, Grasmücken- und Spechtarten. Zu den Greifvögeln zählen Rotmilan, Schwarzmilan, Bartgeier, Rotfußfalke und Steinadler. Rehe, Gämsen und Hühnerarten stehen auf dem Speiseplan des Luchses. Nach Überschreitung des Hauptflusses Adige/Etsch prägen die Alpi Veronesi/Veronesischen Alpen das Landschaftsbild. Die Monti Lessini/Lessinische Alpen zwischen Monte Zevola (1.976m) und Monte Castelberto (1.751m) bilden die Grenze zu Trento und Vicenza. Im 102km² umspannenden Regionalpark Lessinia blühen Distel, Enzian, Alpensafran oder Bienenblume. "Ponte di Veia" und die Felsstadt im Valle delle Sfingi zählen zu den imposantesten Karsterscheinungen der Gegend.
Gen Süden folgen die Prealpi Veronesi/Veronesischen Voralpen mit den rebbedeckten Hügeln des Valpolicella (Fluss Progno) sowie Valle di Squaranto, Valle d'Illasi und Valle d'Alpone mit ihren gleichnamigen Flüssen. Alle Alpenflüsse münden in die Etsch, die nach ihrem 90°-Knick nahe Bussolengo den Alpenrand markiert. Am Hauptfluss enden die Südlichen Kalkalpen und es beginnt die hier vorwiegend aus Alluvialsedimenten der Etsch aufgebaute, fruchtbare Pianura Padana/Poebene. Bei Verona liegt die Tiefe dieser im Molassetrog angehäuften Kies-, Sand- und Lehmschichten bei 150m, weiter im Süden werden 400m erreicht. Die Valli Grandi Veronesi wurden im 19. und 20.Jh. trockengelegt und der landwirtschaftlichen Nutzung zugänglich gemacht. So bleibt nur in der Oasi del Busatello eine einzigartige Sumpflandschaft erhalten, in der auch die in "Romeo und Julia" unsterblich gemachte Nachtigall auftritt. Typisch ist die durch die Adrianähe erhöhte Luftfeuchte, die winterliche Temperaturen mildert und das Basso Veronese in dichten Nebel hüllt, es im Sommer aber schwül werden lässt. Trockenere Luft erzeugen Nordföhnlagen, während Südwindlagen die Niederschläge im Gebirgsstau verstärken. In Verona (60m) bleiben die Jahresniederschläge mit 712mm aber relativ gering, die Jahresmitteltemperaturen betragen 13,4°C. Malcesine am Gardasee misst 1.747 Sonnenstunden jährlich (zum Gardasee: vergleiche Brescia, Trento).
Siedlungsgebiet der deutschen Sprachinsel "Dreizehn Gemeinden" am Südhang der Lessinischen Alpen (©Archivio Provincia di Verona) Touristisch lebt die Nuts-3-Region vom intensiven Fremdenverkehr am Gardasee und von der Bekanntheit des Hauptorts Verona als Kunst- und Kulturstadt - die verbleibenden Provinzteile bleiben weitgehend unentdeckt. Sportliche Aktivitäten reichen von Surfen und Segeln über Wandern, Klettern und Mountainbiken bis Golfen und Reiten. Gute Wintersportmöglichkeiten bietet der Monte Baldo, der mit einer modernen Gondel von Malcesine aus schnell erklommen ist. Ein kleineres Skigebiet existiert in San Giorgio di Bosco Chiesanova, und auch Langlauffreunde finden in den Lessinischen Alpen Erholung. Verona selbst zählt laut Baedeker zu den "schönsten Städten Oberitaliens" und gelangt durch die Opernfestspiele in der Arena zu Weltruf. Prachtvoll sind der Dom Santa Maria Matricolare, San Zeno Maggiore und Santa Maria Antica mit den Gräbern der Skaliger, die alle im 12.Jh. entstanden. Rund um Piazza dell'Erbe und Piazza dei Signori wird die Geschichte in Denkmälern, Palazzi und der Loggia del Consiglio (15.Jh.) lebendig. Wer mehr Zeit hat, sollte sich dem Museo Lapidario und der größten Weinmesse Italiens zuwenden. Lukullische Genüsse versprechen Polenta, "Capretto alle Erbe" (Kitz) oder Stockfisch. Orientalische Gewürze enthalten die Nachspeisen und Kuchen, wie "Bussolai". Unter den 58 DOC-Weinen treten Valpolicella-Rotweine in den Vordergrund, jedoch werden auch Bardolino, Lessini Durello, verschieden Garda-, Lugana-, Soave- und Valdadige-Weine empfohlen. Im Valpolicella stechen die Villen ins Auge, ein Ohrenschmaus sind die zimbrischen Überbleibsel in "Ljetzan"/Giazza. Lessinia stellt das Erbe gerne zur Schau, etwa in Museo Botanico della Lessinia, Museo Paleontologico e Preistorico oder Museo dei Cimbri. Den christlichen Glauben bezeugen die typischen Wandmalereien, die sich allenthalben in den Tälern aufspüren lassen.
Geschichtliches
In den prähistorischen Höhlen und Pfahlbauten an den Ufern des Lago di Garda hausten die ersten Bewohner Italiens. An der Wende zum 1.Jtsd.v.Chr. zogen die Umbrer durch das Gebiet, die Etrusker (Räter an der Seenordseite und Toskaner im Westen) folgten ihnen und wurden erst von den Cenomanischen Galliern wieder verdrängt, im Osten dominierten die Veneter. Die Stadt Verona selbst wurde 89 v.Chr. römische Kolonie und erhielt später das bekannte Amphitheater. Erst 15 v.Chr. querten die Römer den Gardasee im Kampf gegen die aufständischen Räter in Trento und brachten mit dem Bau der Claudia Augusta und weiterer Straßen den Aufschwung des Handels voran. Ab dem 5.Jh. fielen verschiedene Völker ein: Hunnen, Ostgoten, Byzantiner, Langobarden und Franken. Im 10.Jh. ging die Mark Verona an das Herzogtum Bayern, später an Kärnten. Ab dem 11.Jh. wurden die "Dreizehn Gemeinden" von Zuwanderern aus dem bayerisch-alemannischen Raum besiedelt, die Zimbrisch sprachen (vergleiche Vicenza).
Stadtrechte erlangte Verona 1136 und es wurde zum Schmied des Lombardischen Städtebunds. Die weithin mächtige Adelsfamilie der Skaliger herrschte von 1260 bis 1387, nach einem kurzen Gastspiel der Mailänder Visconti erlangte 1405 Venedig die Macht. Die kommenden 400 Jahre sollten das goldene Zeitalter werden, in dem der typische exklusive Baustil, Wein-, Oliven- und Obstkultivation, die Seidenproduktion sowie ein allumspannendes Handelssystem eingeführt wurden. 1797 invadierten napoleonische Truppen, und es endeten auch die Selbstverwaltungen der "Dreizehn Gemeinden" und des Valpolicella. 1815 gelangte Verona zum Königreich Lombardo-Venetien unter habsburgischer Führung, 1866 zum Italienischen Königreich. Äußerst heftig waren die Bombardements des Zweiten Weltkriegs, zumal Verona in der faschistischen Republik von Salò eine gewichtige Rolle spielte (vergleiche Brescia). Die Nachkriegsjahre brachten wirtschaftlichen Aufschwung und regen Zuzug, vor allem auch aus Afrika. | |||||||||||||||||||