NUTS-3 Region Unterkärnten (Österreich)
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"Du weißt nicht, wie das mühsam ist mit allen Sinnen ja zu sagen." schreibt Christine Lavant über ihre Heimat, das Lavanttal. Hier und in den angrenzenden Gebieten erstreckt sich das "Paradies Kärntens" mit dem Duft tausender Obstbäume im Frühling und den leuchtend roten Teppichen der Almrauschblüte im Sommer. Der breite nördliche Abschnitt Unterkärntens, der die Bezirke Sankt Veit und Wolfsberg umfasst, wird von den Gebirgen der Lavanttaler Alpen geprägt. Diese werden bisweilen auch als "Norische Alpen" bezeichnet und bilden einen sehr umfangreichen zentralalpinen Gebirgsstock. Zu ihnen gehören Gurktaler Alpen, wo am Wintertalernock bei 2.394m auch die höchste Erhebung der Region erreicht wird, Ausläufer der Seetaler Alpen sowie die dicht bewaldeten, mittelgebirgsartigen Ketten Saualpe (Ladinger Spitz: 2.079m), Packalpe (Peterer Riegel: 1.967m) und Koralpe (Großer Speikkogel: 2.140m). Dazwischen liegen die Täler von Metnitz, Gurk, Wimitzbach, Glan und Görschitz, im Osten das Einzugsgebiet der Lavant - allesamt herrlich ursprüngliche Täler, wo Bergbauern unter schwierigsten Bedingungen Grünlandwirtschaft betreiben. Ackerbau ist hier nur im Krappfeld und im breiten Lavanttal möglich, noch vor wenigen Jahren wurde auch in den höheren Regionen Getreide geerntet, etwa im Metnitztal. Der Süden wird vom Bezirk Völkermarkt eingenommen und vom östlichen Klagenfurter Becken dominiert. Im Jauntal setzt sich die periadriatische Naht als tektonische Grenze zwischen afrikanischer und eurasischer Platte, respektive zwischen Zentralalpen im Norden und Südlichen Kalkalpen im Süden fort. Hier verläuft auch der Hauptfluss Drau, der zu großen Seen aufgestaut wird. Der Völkermarkter Stausee kurz nach der Mündung der Gurk ist darunter der größte. Auch andere Seen zeichnen die Region Unterkärnten aus. Der Klopeiner See bedeckte nach der Eiszeit eine wesentlich größere Fläche, ist heute aber gerade noch 1km² groß, jedoch 48m tief. Sein geringer Wasseraustausch verlangt einen schonenden Umgang und macht ihn im Sommer zu einem der wärmsten Badeseen der Alpen. Dies gilt ebenfalls für den Turnersee, der noch kleiner und nur 13m tief ist. Die Verlandungsprozesse am Gösselsdorfer See sind am weitesten fortgeschritten - seine Tiefe ist auf mittlerweile 3m geschrumpft. In den genannten Seen leben jeweils zwischen 10 und 15 Fischarten und einige Edelkrebse, die sie umgebenden Moore dagegen weisen einen wesentlich höheren Artenreichtum auf. Südlich der Drau ragen die Karawanken (Hochobir: 2.139m) und Steiner Alpen (Mrzla gora: 2.203m) empor, Vellach und Feistritz fließen von dort drauwärts (vergleiche etwa Osrednjeslovenska). Das Hörfeldmoor ist eines der wertvollsten österreichischen Feuchtbiotope und folglich Ramsar- und Natura 2000-Gebiet. Hier soll zeitgleich mit dem Naturschutz eine sanfte touristische Nutzung entwickelt werden, was auch für das Projekt "Birdwatching Karawanken" gilt. Im Sablatnigmoor (Natura 2000- und Naturschutzgebiet mit 170 Vogelarten), im Europaschutzgebiet Flachwasserbiotop Neudenstein sowie auf dem Hochobir sind tiefe Einblicke in die alpine Vogelwelt möglich. Noch weiter geht "Birdwatching Alpen-Adria" in Kooperation mit Slowenien. Ein Großteil der Kärntner Fauna gehört zur baltischen Tierwelt, aber auch alpine, pontische (Balkan-Moorfrosch) und illyrisch-mediterrane (Kroatische Gebirgseidechse) Elemente sind dabei. 150 Arten sind endemisch, etwa die Kärntner Gebirgsschnecke. Das Klima variiert zwischen Sankt Veit an der Glan (auf 475m) mit Jahresmitteln von 8,3°C Temperatur, 824mm Niederschlag, 1.829h Sonne und der Flattnitz auf einer Hochebene der Gurktaler Alpen (auf 1.438m) mit 3,3°C, 1.149mm und 1.606h. Im Süden wird dabei bereits ein zweites Niederschlagsmaximum im Herbst auffällig, das den Einfluss von Genua- und Adriatief reflektiert. Die Bevölkerungsdichte Unterkärntens beträgt 47 Einwohner pro km², wobei das letzte Jahrzehnt von Abwanderung überschattet war. Ökonomisch befindet sich die Norische Region seit Schließung der Minen in Hüttenberg 1978 in einer diffizilen Transformationsphase, was sich auch auf das BIP/Kopf der Gesamtregion auswirkt. Mit niedrigen 16.788 € liegt man im alpenweiten Wettstreit auf Rang 91 von 101. Die Arbeitslosigkeitsrate ist dagegen mit 4,6% anerkennenswert. Der Dienstleistungssektor bietet 53% der Arbeitsplätze an, die vorwiegend in Handel und Instandsetzung, Gesundheits- und Sozialwesen, Beherbergungs- und Gaststättenwesen, Erziehung und Unterricht sowie Immobilienwesen, Informatik, Forschung und Unternehmensdienstleistungen zu haben sind. 39% aller verfügbaren Stellen schafft der Sekundäre Sektor, und hier vorwiegend Bauwesen, Maschinenbau, Metallproduktion, -bearbeitung und Herstellung von Metallerzeugnissen, Be- und Verarbeitung von Holz (ohne Möbel) sowie Papier-, Verlags- und Druckgewerbe. Hohe 8% der Erwerbstätigen finden ihr Auskommen nach wie vor im Primären Sektor. Touristisch spaltet sich Unterkärnten in die beiden gut besuchten Gegenden Klagenfurter Becken und Lavanttal und die wenig erschlossene Norische Region. Wer der Moderne entfliehen möchte, ist gerade deshalb dort oben bestens aufgehoben, auch wenn man sich eher auf Tagesausflügler konzentriert. Unverdorbene Natur und die Montangeschichte sollten den Bauern helfen, das Angebot weiterzuentwickeln. Skifahrmöglichkeiten bieten Klippitztörl, Hebalm, Weinebene, Koralpe, Petzen und Eberstein - teils mittelgroße, teils urig kleine Wintersportgebiete. Im Lavanttal gibt es allein 850km Rad- und 500km Wandertouren, der österreichische Weitwanderweg führt ebenfalls hierher. Kurgäste finden sich im karawankenumgebenen Vellachtal ein. Für sommerliche Abkühlung sorgen die Seen. Wolfsberg besitzt eine befestigte Altstadt mit Bürgerhäusern (16./17.Jh.) und Stadtpfarrkirche (13.Jh.) - über allem thront die Schlossanlage (ab 12.Jh.). Themenwege gibt es reichlich - Quellenwege, Mostwege, Kärntner Kreuzweg, Naturlehrpfad oder Tropfsteinhöhlen Obir. Die "heimliche Hauptstadt" Sankt Veit an der Glan erinnert mit ihren Bauten (Kirche um 1200, Rathaus 15.Jh.) und Museen an die einstige zentrale Rolle (vergleiche/Klagenfurt-Villach). Der Sankt Veiter Wiesenmarkt entwickelte sich seit seiner Einführung im Jahr 1362 zum größten Volksfest Kärntens. In Völkermarkt lohnt sich der Besuch der gotischen Pfarrkirche Sankt Maria Magdalena, die Burgruine Haimburg (erste Erwähnung 1103) ist lokal für ihre Theateraufführungen bekannt. Traditionell sind Sankt Pauler Kirchtag, Sankt Andräer Gackern oder Apfelfest Sankt Georgen. Dazu Gurktaler luftgeselchter Speck und Lavanttaler Apfelmost - und es fällt leicht, zu dieser Region ja zu sagen.
Geschichtliches
Da schon die Römer Waffen aus Norischem Eisen eingesetzt haben, verwundert es nicht, dass der Bergbau die Region bestimmt, um Hüttenberg seit 300 v.Chr. Friesach blieb über lange Zeit Kärntens bedeutendste Stadt, der silberne Friesacher Pfennig war im Mittelalter das erste überregionale Zahlungsmittel im Südostalpenraum. Weite Teile des Landes standen – bis zur Übernahme durch die Habsburger 1759 - unter der Feudalherrschaft des Bistums Bamberg, so auch Wolfsberg, das 1331 Stadtrecht erhielt. Die Wirren der Jahrhunderte erfassten auch Unterkärnten (vergleiche Oberkärnten), die Festung Wolfsberg konnten jedoch weder Türken noch Ungarn einnehmen. Ende des 19.Jhs. eröffnete man Lavanttaler und Görtschitzbahn.
Das weitgehend südlich der Drau befindliche deutsch-slowenisch-gemischtsprachige Gebiet Süd- und Südostkärntens – darunter auch Völkermarkt – wurde 1918 durch SHS-Truppen (Vorgänger Jugoslawiens) besetzt. Der Kärntner Abwehrkampf begann, und in der durch die Friedensbestimmungen von St. Germain angeordneten Volksabstimmung entschied sich die Bevölkerung – auch die slowenischsprachige – 1920 eindeutig für den Verbleib bei Österreich. Dennoch mussten 1919 Gebietsverluste hingenommen und das Kanaltal im Süden Kärntens an Italien (vergleiche Udine), sowie Mießtal, Unterdrauburg und Seeland an Jugoslawien (vergleiche Koroška) abgetreten werden. Erneute Annexionsbestrebungen der Kärntner Gebiete von Seiten Jugoslawiens unter Tito 1945 blieben erfolglos. Zu einem politischen Dauerbrenner entwickelte sich seit Jahrzehnten die Ortstafelfrage, die eine Errichtung zweisprachiger Ortstafeln im gemischtsprachigen Gebiet nach wie vor ungelöst lässt. | |||||||||||||||||||