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NUTS-3 Region Klagenfurt-Villach (Österreich)

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Steckbrief
Hauptort: Klagenfurt446m
Höchste Erhebung: Hochstuhl / Veliki Stol2237m
Gemeinden40
Bevölkerung272734
Fläche2030 km²
Bevölkerungsdichte134 Einwohner/km²
>> Datenblatt Nuts-3 Kennzahlen
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Foto
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Grafiken
Höhenverteilung (Hilfe)
Corine Landbedeckung
Alterspyramide
 
NUTS-3 Nachbarregionen
Gorenjska, Oberkärnten, Udine, Unterkärnten
 
Klimadiagramme nach Walther-Lieth
Ferlach (474 m): ø 8.3 °C / Σ 1253mm
Kanzelhöhe (1526 m): ø 4.8 °C / Σ 1154mm
Klagenfurt am Wörthersee (447 m): ø 8.1 °C / Σ 901mm
Radenthein (685 m): ø 7.8 °C / Σ 972mm
Villach (492 m): ø 8.4 °C / Σ 1116mm
Villacher Alpe (2140 m): ø 0.3 °C / Σ 1354mm
 

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Die Drau schlängelt sich durch das 40km lange Rosental (©Jörg Schmöe)
Die Nuts-3-Region Klagenfurt-Villach vereint die bevölkerungsreichsten Städte Kärntens, die Statutar- und Landeshauptstadt Klagenfurt und die Statutarstadt Villach, sowie deren Umland, genauer die Politischen Bezirke Klagenfurt Land und Villach Land. Die Nähe zu Italien (Udine) und vor allem zu Slowenien (Gorenjska) ist hier am Dreiländereck allgegenwärtig.

Naturgeographisch dominiert die Lage im Klagenfurter Becken. Es untergliedert sich einerseits in Niederungen, zu denen etwa Villacher Becken, Rosental und Zollfeld zählen. Andererseits fallen bewaldete Hügel- und Bergländer ins Auge, darunter Sattnitz (Tanzboden: 929m), Magdalensberg (1.059m), Ossiacher Tauern (Taubenbühel: 1.069m) und Glantaler Bergland (Ulrichsberg: 1.022m).

Nördlich von Villach ragen die Gurktaler Alpen/Nockberge als Teil der Zentralalpen ins Gebiet (Wöllaner Nock: 2.145m). Sie zählen zu den geomorphologisch auffälligsten Mittelgebirgsformationen der Alpen. Da sie während der letzten Eiszeit kaum gletscherbedeckt waren, sind ihre Formen viel sanfter gerundet als die der anderen Gebirgsketten der näheren Umgebung. Ihr Kristallin (Glimmerschiefer, Paragneise und Quarzphylite) bildete sich vor über 300 Mio. Jahren.

Westlich von Villach erheben sich die Gailtaler Alpen (Dobratsch: 2.166m) und die letzten Ausläufer der Karnischen Alpen (Schönwipfel: 1.830m). Zwischen beiden Gebirgszügen verläuft im Gailtal die periadriatische Naht als tektonische Grenze zwischen Zentralalpen und Südlichen Kalkalpen (vergleiche zum Beispiel Brescia). Diese Linie setzt sich im Drautal nach Osten hin fort. So schnellen südlich der Drau die von schroffen Kalkfelswänden und großen Schutthalden geprägten Karawanken 2.000 Meter in die Höhe. Am Hochstuhl (slow. Veliki Stol; 2.237m) liegt ihr höchster Gipfel.

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Kirche Maria Wörth am Wörthersee (12.Jh.) (©Pixelio.de)
Die als "Schütt" bekannten Bergsturzmassen am Dobratsch sind heute ob ihrer biologischen Diversität geschützt (23km²/Natura 2000). Wissenschaftlich beobachtet werden über 100 Brutvogelarten, 900 Schmetterlingsarten, 30 Libellenarten und sogar Skorpione. 700 Gefäßpflanzen gedeihen hier, etwa die Illyrische Gladiole.

Im Natura 2000-Gebiet Fronwiesen wachsen in einem Abschnitt des Drautals wertvolle Mager- und Halbtrockenrasen sowie Orchideenwiesen (Brandknabenkraut), die nur durch traditionelle Landwirtschaft erhalten werden können. Auffallend sind auch die Narzissenwiesen, die sich von slowenischer Seite über die Karawanken bis nach Kärnten spannen. Der Name "Bärental" wird auch heute den aus Slowenien eingewanderten zehn Kärntner Bären gerecht, die in den Karawanken, Karnischen und Gailtaler Alpen leben.

Viele kurze Flüsse fließen aus den Karawanken der Drau zu, die von der Einmündung der Gail bis zur slowenischen Grenze aus zehn großen Stauseen zur Energiegewinnung besteht. In der künstlich zum Altarm umgebauten Wernberger Schleife oder mit der Schaffung von Inseln, Buchten und Tümpeln bemühen sich die Kärntner allerdings auch um die Ökologie ihres Hauptflusses. Afritzer Bach, Glan und Gurk sind weitere wichtige Fließgewässer der Region.

Außerdem liegen in den ehemaligen Gletscherbecken Teile von Ossiacher und Millstätter See (vergleiche Oberkärnten) sowie Faaker See und Wörthersee. Letzterer ist der größte See Kärntens und etwa 17km lang, maximal 85m tief und besitzt eine Oberfläche von 19km². Im Sommer sind Temperaturen von über 25°C durchaus die Regel, eine tragende Eisbedeckung im Winter bleibt dagegen die Ausnahme. Im Schutzgebiet Lendspitz-Maiernigg stehen ein Natura 2000-Zentrum und die Österreichische Vogelwarte in Planung.

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Millstätter See (©Ronnie Pleikner/Millstätter See Tourismus)
Klimatisch stechen die winterlichen Nebellagen bis 1.000m Seehöhe ins Auge - der Kärntner Kaltluftsee ist der größte der Ostalpen. Im Sommer machen sich im Becken dagegen bereits illyrisch-submediterrane Einflüsse bemerkbar. Weiterhin ist das gesamte Gebiet ringsum von Gebirgszügen umgeben und damit vor Winden und allzu reichen Niederschlägen geschützt. Die Niederschläge steigen allerdings von 901mm in Klagenfurt (447m) auf 1.354mm auf der Villacher Alpe (2.140m). Die Jahresdurchschnittstemperaturen liegen dort bei 8,1°C beziehungsweise 0,3°C. Die Zahl der Sonnenstunden mittelt sich auf der Villacher Alpe auf 2.023h jährlich.

Die Bevölkerungsdichte der Region beträgt gegenwärtig 134 Einwohner pro km², das BIP/Kopf 27.906 € (Rang 27 alpenweit), arbeitslos sind 4,7%. 74% arbeiten in Dienstleistungen, wie Handel und Instandsetzung, Gesundheits- und Sozialwesen, Immobilienwesen, Informatik, Forschung und Unternehmensdienstleistungen, Öffentliche Verwaltung, Landesverteidigung und Sozialversicherung sowie Beherbergungs- und Gaststättenwesen. Industrielle Arbeit (24% aller Stellen) bieten Bauwesen, Herstellung von elektrischen Geräten, Büromaschinen und Datenverarbeitungsgeräten, Maschinenbau, Nahrungs-, Genussmittel- und Getränkeproduktion sowie Glasgewerbe, Herstellung von Waren aus Steinen und Erden.

Über 50.000 Arbeitsplätze liegen in Klagenfurt. Die IT-Branche fällt durch die enge Kooperation von Alpen-Adria-Universität, Fachhochschule und dem neuen Lakeside-Softwarepark auf. Holz-, Waren- und Fremdenverkehrsmessen finden alljährlich statt. Über 30.000 Menschen arbeiten in Villach, wo mit Siemens und Infineon starke Partner angesiedelt sind.

Wintersport wurde am Dreiländereck bereits in den 1930er Jahren ausgeübt. Heute erschließen 15 Lifte auf der Gerlitzen 40km Piste zwischen 1.000m und 1.900m. Sehr gemütlich geht es auf der Baumgartnerhöhe, in Verditz, im Bodental oder an der Schleppealm zu.

Die "Rose vom Wörthersee" bietet mit ihren idyllischen Gassen und Arkadenhöfen rund um den Lindwurmbrunnen - das Wahrzeichen Klagenfurts - südlichen Charme. Landhaus und Domkirche (beide 16.Jh.) sowie die Museen (Diözesan-, Landes-, Musil-Museum) ziehen die meisten Besucher an. Vom Strandbad aus fällt der Blick auf den Wörthersee, ein Hauptziel des Sommertourismus in Kärnten mit 23.000 Betten und 1.700 Campingstellplätzen.

Die "Alpenstadt des Jahres 1997" preist sich eigener Thermalquellen, die es mit der "Therme Warmbad Villach" zur Kurstadt machen. Von der Altstadt ist wenig erhalten, eindrucksvoll bleibt jedoch die Kirche St. Jakob (ab 15.Jh.). Traditionell begeht man in Villach Fasching und Kirchtag, zu letzterem ist die Villacher Kirchtagssuppe unerlässlich. Die Karawankenmineralwässer sollte man sich ebenso auf der Zunge zergehen lassen wie die wenigen Qualitätsweine des "Weinbaugebiets Kärnten". Seelenheil versprechen die weit über die slowenische und italienische Grenze ausstrahlende Wallfahrtskirche Maria Saal oder die Vierbergewallfahrt über Magdalens-, Ulrichs-, Veits- und Lorenziberg. Bei diesem 52 km langen Pilgermarsch werden in 16 Stunden über 2.000 Höhenmeter zurückgelegt.

Geschichtliches

Im Zollfeld bezeugen Ausgrabungen am Magdalensberg und von Virunum, der Hauptstadt des römischen Noricum, diesen historischen Kernraum. Bergbau und Handel lieferten die Lebensgrundlagen für Illyrer, Kelten und Römer. Im 7.Jh. legten die Slawen hier das Zentrum ihres "Karantanien" an, das im 8. Jh. dem bairischen Stammesherzogtum unterstellt und 976 zum eigenständigen Herzogtum erhoben wurde – mit jahrhundertelang praktizierter Einsetzungszeremonie am "Herzogsstuhl". Die Hausmachtpolitik der Habsburger brachte ihnen 1335 Kärnten ein, wobei nach Sankt Veit (vergleiche Unterkärnten) 1518 Klagenfurt Hauptstadt wurde. Als "Chlagenvurth" 1193 erstmalig erwähnt erhielt die von den Spanheimern gegründete Siedlung 1252 das Stadtrecht. Aus Geldmangel schenkte Kaiser Maximilian die abgebrannte Stadt den Landständen, die sie nach Plänen Domenico dell'Allios neu errichteten und zur Blüte führten. 1961 entstand in Klagenfurt die erste Fußgängerzone Österreichs.

Siedlungstätigkeiten seit der Hallstattzeit verweisen auf die verkehrsgeographische Gunstlage von Villach, dem heute größten Bahnknotenpunkt der Ostalpen. Erstmals 878 urkundlich und 1240 als ummauerte Stadt dokumentiert, unterstand Villach ab 1007 den Bischöfen von Bamberg (bis 1759). Das „große Villacher Beben von 1348“ hatte verheerende Folgen auf Stadt und Land (Dobratsch-Bergsturz). Anschließend setzte eine neue Glanzzeit ein, im 16.Jh. entwickelte sich Villach zum Zentrum des protestantischen Glaubens, die Gegenreformation und Katastrophen lähmten jedoch die Stadt. Dem Aufschwung durch den Bahnbau (Tauern-, Karawankenbahn) folgten – wie in Klagenfurt - schwere Zerstörungen durch Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg.

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