NUTS-3 Region Gorenjska (Slowenien)
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Gorenjska (Deutsch: "Oberkrain") am Dreiländereck Slowenien-Österreich-Italien wird vielfach als "alpinste aller slowenischen Regionen" beschrieben. Weit über die Hälfte des Territoriums liegt in Gebirgsgruppen der Südlichen Kalkalpen. Der von schroffen Felswänden und einzelnen vulkanischen Erscheinungen geprägte Gebirgszug der Karavanke/Karawanken bildet die Grenze zum nördlichen Nachbarn Klagenfurt-Villach. Unter den höchsten Bergen sind Veliki Stol/Hochstuhl (2.237m), Kepa/Mittagskogel (2.145m) und Kosutnikov turn/Koschutnikturm (2.136m) zu nennen. Die südöstlich anschließenden Kamniško-Savinjske Alpe/Steiner Alpen steigen am Grintovec/Grintavec bis 2.558m an (zum Natura 2000-Gebiet: vergleiche Savinjska). Südlich der Linie Sava Dolinka-Sava folgen die Julijske Alpe/Julischen Alpen. Škrlatica (2.740m), Razor (2.601m) und Prisojnik (2.547m) lassen mit ihren wuchtigen Kalk- und Dolomitmassiven bereits den nahe gelegenen absoluten Höhepunkt des Landes erahnen. Der Triglav/Dreikopf reicht bis auf 2.864m und lässt Bergsteiger in gletschererodierten Tälern näher kommen, bietet ihnen dann aber mit steilen Felswänden und spitzen Gipfeln die Stirn. Auf seiner Nordflanke liegen letzte Gletscherreste, etwa der Triglavski ledenik. Karsttrichter, unterirdische Wasserläufe, Höhlen und Karstquellen charakterisieren die Geomorphologie. Die Križ-Seen auf den Križ-Böden gelten als besonders pittoresk. Auf den Gebirgskämmen verläuft die Wasserscheide zwischen Schwarzem Meer und Adria. Sloweniens einziger Nationalpark "Triglavski narodni park" (Natura 2000) umfasst 838km². Hier gedeihen zahlreiche endemische Blumenarten, wie Triglav-Pippau und Julischer Alpen-Mohn, doch stehen Edelweiß, Enzian oder Kohlröschen genauso unter Schutz. Buche, Fichte und Lärche nehmen bis hinauf zur Waldgrenze auf 1.800m die verschiedenen Wald-Höhenstufen ein, darüber folgt die Latschenkiefer. Auf wärmen, südexponierten Hängen finden sich ebenfalls Hopfenbuche und Manna-Esche (zur Fauna: vergleiche Goriška).
Unter den zahlreichen Gebirgsseen sticht der einst vom Bohinjigletscher geformte Bohinjsko jezero/Bohinjsee hervor. Mit maximal 45m Tiefe, über 4km Länge, 1km Breite, 3km² Oberfläche und 93 Mio. m³ Volumen ist er der größte perennierende See Sloweniens (zum größten periodischen See: vergleiche Notranjsko-kraška). Der Blejsko jezero/Bleder See ist maximal 31m tief, 2km lang, 1,5km breit, 1,5 km² groß und besitzt 26 Mio. m³ Wasservolumen. Im Sommer erreichen die Wassertemperaturen über 25°C. Das Gebirge von Škofja Loka wird vom Fluss Poljanska Sora in die beiden mittelgebirgsartigen und stark bewaldeten Bergzüge Škofjeloško hribovje (Porezen: 1.630m) und Polhograjsko hribovje unterteilt. Im Südosten öffnet sich die Landschaft zum Ljubljanska kotlina/Laibacher Becken hin (vergleiche Osrednjeslovenska). Die Qualität vieler Gewässer - wie übrigens auch der Luft - ist als hochwertig zu bezeichnen, und noch sind viele Bäche und Flüsse unverbaut. Eine Ausnahme bildet der Hauptfluss Sava/Save. Wälder bedecken 69% der Landoberfläche und bilden deshalb ebenso einen bedeutenden Rohstoff. Floristische Highlights entspringen der illyrischen, submediterranen und alpinen Pflanzenwelt mit hoher Artenvielfalt. Das Klimadiagramm offenbart für Stara Fužina (547m) oberhalb des Bohinjsees Jahresdurchschnittstemperaturen von 7,6°C und hohe 2.333mm Niederschlag. Das Niederschlagsmaximum liegt mit erstaunlichen 309mm im November, und nur im Februar fallen die Werte unter 150mm. Lesce Bled weist dennoch 1.954 Sonnenstunden im Jahr aus. An der Kredarica Hütte im Triglavgebiet werden auf 2.514m Meereshöhe "nur" 1.993mm und - 1,7°C gemessen. Die meisten Regenfälle entstammen den Luftmassen der Genua-Adria-Zyklone. Der westliche Nachbar Goriška erhält im Gebirgsluv sogar noch höhere Niederschlagsmengen. Der Schwerpunkt von Wirtschaft und Bevölkerung liegt im Savetal und verteilt sich vornehmlich auf die Städte Jesenice, Kranj und Škofja Loka. Mittlerweile beschert der ökonomische Aufschwung der mit 93 Einwohnern pro km² besiedelten Region sogar eine leicht positive Bevölkerungsentwicklung. Die Verbindungen ins benachbarte Ausland sowie die geringen Lohn- und Nebenkosten locken seit den 1990er Jahren Investoren an, gleichwohl das BIP/Kopf von 10.348 € alpenweit nur den beklagenswerten 96. Platz ausmacht. Die Arbeitslosigkeit beträgt 4,7%. Die sektorale Erwerbstätigkeit offenbart Nachholbedarf in puncto Dienstleistungen, die 49% der Arbeitsplätze ausmachen. Diese werden vorwiegend in Handel und Instandsetzung, Erziehung und Unterricht, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, Immobilienwesen, Informatik, Forschung und Unternehmensdienstleistungen sowie Gesundheits- und Sozialwesen angeboten. Hier bemerkt man die Sogwirkung des nahen Ljubljana, das höhere Bildungsanstalten und diverse wissenschaftliche Forschungsinstitute bietet. Kranjs Messetradition blickt auf eine über 500-jährige Geschichte zurück. 48% der Stellen schafft die Industrie, und dies speziell in Herstellung von elektrischen Geräten, Büromaschinen und Datenverarbeitungsgeräten, Metallproduktion, -bearbeitung und Herstellung von Metallerzeugnissen, Bauwesen, Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren sowie Textil- und Bekleidungsindustrie. Gorenjska ist die zweitbedeutendste Tourismusregion des Landes. Um Kranjska Gora finden Wanderer (Via Alpina), Kletterer, Mountainbiker oder Freunde des Rafting- und Canyoningsports ein reiches Angebot. Ist die Region verschneit, so befördern die Aufstiegsanlagen am Vitranc ihre Gäste zu über 20km Pisten. Alljährlich werden Weltcup-Skirennen ausgetragen, während sich in der Planica die Skisprungelite trifft. Die Pokljuka ist Veranstaltungsort internationaler Biathlonwettkämpfe. Auf den 33km Pisten der Hochalm von Cerklje-Kravec stellen sich vorwiegend Tagesgäste aus Ljubljana ein. Bohinj begeistert mit seinem Alpensee, den Wintersportgebieten Vogel (570m-1.800m), Kobla und Soriška planina. France Prešeren pries schon vor über 150 Jahren die Schönheit des 78m hohen Savica-Wasserfalls. Die Kirche in Bohinj (15.Jh.) wird als "ergreifendstes Gotteshaus in Slowenien" beschrieben und ist dem heiligen Johannes dem Täufer geweiht. Auf der einzigen slowenischen Insel im malerischen Bleder See steht die Marienkirche mit der Glocke der Wünsche (ab 12.Jh.). Bled bietet Thermalquellen, Kongresszentrum und Casino. Hoch oben am Fels überblickt die erstmalig 1004 urkundlich erwähnte Bischofsburg das Geschehen. Trotz industrieller Überprägung lohnen in Kranj Besuche der Altstadt, der gotischen Kanziankirche (15.Jh.) und Konzerte in Burg Khislstein (15.Jh.). Der Beiname "Prešeren-Stadt" rührt daher, dass Sloweniens großer Poet France Prešeren (1800-1849) hier lebte. So widmet sich auch ein Museum seinem Werk, das Oberkrainer Museum arbeitet die Geschichte auf. Eine kulinarische Abwechslung der anderen Art versprechen "getrocknete Saumägen", die, mit Schaffleisch, Speck, Pfeffer und Knoblauch gefüllt, nach Monaten der Pressung und Räucherung verspeist werden.
Geschichtliches
Archäologische Spuren deuten in Kranj bis in die Jungsteinzeit. Im Römischen Reich gehörte Gorenjska zur Provinz Pannonien, während der Völkerwanderung zogen Germanen hindurch, ihnen folgten die Alpenslawen. Im 8.Jh. erlangte Bayern und damit das Frankenreich die Gewalt über die Region und zugleich über Kärnten. Der Einfluss Aquileias dehnte sich im 11.Jh. in der dann selbstständigen Markgrafschaft aus, später steuerten die Grafen von Görz deren Geschicke. 1256 wurde Kranj erstmalig urkundlich erwähnt. Ab 1335 übernahmen die Habsburger weite Teile von Krain und erhoben das Territorium zum Herzogtum. Dieses gliederte sich lose in Oberkrain (Gorenjska), Unterkrain (Dolenjska), Innerkrain (Notranjska) und Weißkrain (Bela Kranjska). Gorenjska war darin mit der Burg in Kranj/"Krainburg" ein wichtiges Zentrum.
Das 16.Jh. brachte mit dem Bergbau eine Blütezeit, die Industrialisierung setzte mit der Bahnverbindung Ljubljana-Jesenice ein. Die habsburgische Ära sollte bis 1918 andauern - wenn man die napoleonische Periode 1809-1814 ausnimmt, während der die Gegend den Illyrischen Provinzen zugeschlagen wurde. 1919 okkupierten Italien und Jugoslawien Gorenjska, zwischen 1947 und 1991 gehörte es allein zu Jugoslawien. Besaß Krain um 1900 noch ungefähr 40.000 deutschsprachige Einwohner, so wurden die meisten von ihnen spätestens am Ende des Zweiten Weltkriegs vertrieben. Die Übergangsphase zur Marktwirtschaft bedeutete für Gorenjska einen herben Rückschlag, und besonders die Schuhindustrie in Ziri und Trzic sowie das Stahlwerk in Jesenice und die Metallindustrie in Kropa erlebten niederschmetternde Zeiten. | |||||||||||||||||||