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NUTS-3 Region Hautes-Alpes (Frankreich)

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Steckbrief
Hauptort: Gap743m
Höchste Erhebung: Barre des Écrins4102m
Gemeinden184
Bevölkerung131748
Fläche5549 km²
Bevölkerungsdichte24 Einwohner/km²
>> Datenblatt Nuts-3 Kennzahlen
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Foto
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Grafiken
Höhenverteilung (Hilfe)
Corine Landbedeckung
Alterspyramide
 
NUTS-3 Nachbarregionen
Alpes-de-Haute-Provence, Cuneo, Drôme, Isère, Savoie, Torino
 
Klimadiagramme nach Walther-Lieth
Embrun (871 m): ø 10.0 °C / Σ 716mm
 

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Briançon im Durancetal (©Monika Hensler)
Ihren Namen Hautes-Alpes (Okzitanisch: "Auts Aups") verdient die Region zu Recht - hier liegen viele der höchsten Berge der Alpen. Der Barre des Écrins ist mit 4.102m der südlichste Viertausender. Mit Saint-Véran auf 2.042m preist man sich der höchstgelegenen Gemeinde Europas und mit Briançon auf 1.321m der zweithöchsten Stadt des Kontinents (vergleiche Graubünden).

Nahe den Grenzen zu Savoie und Torino im Norden baut sich zwischen den Berggipfeln von Grand Galibier (3.229m) und Roche Bernaude (3.225m) das Massif des Cerces auf. Die Vergletscherung bleibt infolge der südlichen Lage gering. Wegen seiner teils kristallinen, teils kalkhaltigen Gesteine sowie der gravierenden Höhenunterschiede sind Florenreichtum (zirka 1.000 Arten) und Habitatvielfalt (30 Typen) auffällig. Durch die Wälder streunen immer noch Wölfe.

Im Écrins-Massiv sollten La Meije (3.983m), Ailefroide (3.953m) und Mont Pelvoux (3.946m) genannt werden, die von grandiosen Gletschern - Glacier Noir, Glacier Blanc, Glacier Plate des Agneaux, Glacier Arsine oder Glacier Monétier - umgeben sind. Die Fauna im Parc National des Écrins (918km² plus 1.800km² Außenzone) umfasst 210 Vogelarten, darunter derzeit allein 37 Königsadlerpaare. Zu den 110 Wirbeltierarten zählen alle vertrauten Alpentiere, vom Steinbock bis zum Luchs (zum Nationalpark: vergleiche auch Isère).

Südwestlich des Champsaurtals liegt das Kalkmassiv des Dévoluy (Grand Ferrand: 2.759 m / Natura 2000), wo bereits 10% der Florenwelt mediterran sind.

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Col d'Izoard (2.360m) mit Casse Déserte (©Dr. Hanns Kerschner)
Südlich aller erwähnten Gebiete verläuft der Hauptfluss Durance, dessen Steppensysteme, Auenwälder, Schmetterlinge und Fische zum Natura 2000-Programm gehören. Weiters bildet er die Grenze zwischen Dauphiné Alpen und Alpes Cottiennes/Cottischen Alpen. Im Süden von Briançon befindet sich das Vallée de la Cerveyrette mit den größten Zirbenbeständen Frankreichs.

Es folgen das Massif de Queyras (650km²/Parc Naturel Régional), dessen Hauptgipfel Monviso (3.841m) im italienischen Cuneo liegt, das Massif de l'Ubaye (Aiguille de Chambeyron: 3.411m) sowie das Massif du Parpaillon (Grand Bérard: 3.048m). Duranceabwärts folgen Embrunais, Gapençais und das Hügelland um Ribiers, wo mit 465m der tiefste Punkt der Region zu messen ist.

Hydrologisch gehört Hautes-Alpes mit seinen Hauptflüssen Romanche, Guisane, Clarée, Guil, Drac und Buëch zum Einzugsgebiet des Mittelmeers. Nur das Vallée Étroite entwässert zur Adria. An der Durance staut man den Lac de Serre-Ponçon zum zweitgrößten Stausee Europas (vergleiche Alpes-de-Haute-Provence).

Meteofrance subsummiert das Klima der Region als "mediterranes Bergklima". Aus Süden kommende Luftmassen dringen bis tief in die Täler vor, nur im Norden und Westen werden stärkere atlantische Einflüsse wirksam. Dort empfangen die Täler bis 1.300mm Jahresniederschlag, Queyras und Briançonnais dagegen nur 650-850mm. So misst Embrun (871m) 716mm. Das Niederschlagsminimum wird im Sommer erreicht, wobei keine aride Phase belegt ist. Die mittleren Temperaturen betragen 10,0°C. Die Bewohner erfreuen sich an sehr hohen 2.560 Sonnenstunden pro Jahr. Es schneit hier an 32 Tagen jährlich, in La Grave (1.780m) an 60, woran man den Niederschlagsanstieg und die Temperaturabnahme mit der Höhe nachvollziehen kann.

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Seitental des Flusses Buëch (©Florian Kindl)
Heute ist das Département Teil der Region Provence-Alpes-Côte d'Azur und mit 24 Einwohnern pro km² in der Gesamtfläche äußerst dünn besiedelt. Dennoch bildet Gap mit 38.000 Menschen die größte Agglomeration der Südalpen, in der die Siedlungsdichte auf mittlere 346 Einwohner pro km² anwächst. Der Zuzug bleibt ungebrochen. Die Arbeitslosigkeit beträgt 7,6%, das BIP/Kopf 19.929 € - alpenweit bedeutet das gerade einmal Rang 80. Zum umstrittenen Bau der Autobahn A51 vergleiche Isère.

Die Arbeitsmarkt-Statistik ist hochinteressant, verbucht doch der Tertiäre Sektor 85% aller angebotenen Stellen. Dies entspricht dem höchsten Wert unter sämtlichen Alpenregionen. Dagegen erreicht der Zweite Sektor mit nur 13% der Arbeitsplätze den niedrigsten Prozentsatz alpenweit!

Berufe in Gesundheits- und Sozialwesen, Öffentlicher Verwaltung, Landesverteidigung und Sozialversicherung, Handel und Instandsetzung, Hotel- und Gaststättengewerbe sowie Verkehr und Nachrichtenübermittlung dominieren hier absolut. Die Bauwirtschaft bietet mehr Arbeit als die gesamte Verarbeitende Industrie, die lediglich 5% der Stellen bereithält. Nahrungs-, Getränke- und Genussmittelherstellung, Energie- und Wasserversorgung, Papier-, Verlags- und Druckgewerbe sowie Metallproduktion, -bearbeitung und Herstellung von Metallerzeugnissen sind noch die wichtigsten Branchen.

Der stetig anschwellende Tourimus findet überwiegend im Osten statt. 5.000km Wanderwege (Via-Alpina, Grande Traversée des Alpes), Kletter- und Höhlensteige sowie Kajak- und Raftingtouren auf der Durance bieten alle Herausforderungen. Skifahrer finden riesige Skiorte, wie Serre Chevalier, das 1941 gegründet wurde und sich zum größten Skigebiet der Südalpen entwickelte. Die 250km Piste erschließenden Liftanlagen gehören heute der Aktiengesellschaft Compagnie des Alpes - mit 15 Mio. abgesetzten Skitagespässen jährlich ein ausschließlich auf die eigene Gewinnmaximierung bedachtes und mit überwiegend außeralpinem Kapital wirtschaftendes Superunternehmen. Vars, Risoul (beide 180km Piste), Montgenèvre (170km), Puy-Saint-Vincent und andere strahlen eine ähnliche Kühle aus. Kleinere Resorts, wie Ancelle, Réallon und Laye oder die Übernachtung in Berghütten sind empfehlenswerter. Als legendär gelten Freeriding-Abfahrten in La Grave, die alpin unerfahrenen Skifahrern allerdings verschlossen bleiben.

Im historischen Erbe finden sich die Silberminen des Vallon du Fournel, die idyllischen Bergdörfer Saint-Véran oder Névache, die Festungen in Briançon und Fort Queyras (11.Jh.). Sakralen Hintergrund haben die Fresken in Briançon (15./16.Jh.), die Kapelle Saint-Jean in Argentière (12.Jh.) und die Kathedrale von Embrun (ab 9.Jh.). Der Hauptort Gap wurde oft zerstört, jedoch empfiehlt sich das Musée Départemental - eines von 37 größeren Museen in Hautes-Alpes. Besondere Bekanntheit genießen die diversen Käsesorten, der Alpenhonig sowie die Äpfel und Birnen der Region. Feinschmecker schätzen "Tourtons du Champsaur" (Kartoffelpuffer) und "Croquants du Queyras" (Mandelnougatkekse). Mit der richtigen Dosis von Likören aus Genipi-Blüten, Vins de Pays oder dem "Bière Alphand" aus Vallouise lässt sich angeblich sogar der nach dem Essen müde Geist wieder anregen.

Geschichtliches

Die keltischen Stämme der Segusianer, Caturiger, Brigantiner und Tricorer bestimmten die frühe Geschichte der Hautes-Alpes. Hannibal durchquerte die "montes horribiles" der Region im II.Punischen Krieg 218 v.Chr. Caturiger und Allobrogen machten später den Zügen Cäsars gegen die Helvetier zu schaffen, der Cottische König leitete aber letztlich ihre Eingliederung ins Römische Reich ein (Provinzen Alpes Cottiae und Alpes Maritimae). Das Lager Vapincum an der "via cottia per alpem" zwischen Torino und Rhônetal aus dem Jahr 14 v.Chr. war Vorläufer des heutigen Hauptorts Gap. Das weitere Schicksal teilte die Region bis ins 14.Jh. mit Isère. Dann ließ die Nähe zum Päpstlichen Hof Gap durch Woll- und Pelzhandel aufblühen. Eine der grausamsten Folgen der Reformationszeit war das Massaker an 2.000 Waldensern, die sich vor der katholischen Verfolgung am Mont Pelvoux versteckt hielten.

1531 und 1720 wütete die Pest, 1692 steckten die Truppen des Herzogs von Savoie Gap in Brand. 1791 entstand das Département (vergleiche Isère), nach seiner Flucht aus Elba 1815 wurde Napoleon in Gap feierlich empfangen. Ab 1875 war der Ort per Eisenbahn erreichbar und die moderne Entwicklung begann. Gleichzeitig setzte die große Landflucht ein, welche die hohen Verluste unter der Alpentruppe "Blaue Teufel" im Ersten Weltkrieg noch verstärkten. Im Zweiten Weltkrieg war die Region erst von der italienischen, dann von der deutschen Armee besetzt. Die Einwohnerzahl fiel zwischen 1846 und 1946 von 133.000 auf 85.000, erst der Tourismus führte anschließend wieder zu allmählicher Zuwanderung.

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