NUTS-3 Region Drôme (Frankreich)
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Hügelländer mit kieselsteinverzierten Häusern, weißrosa Obstgärten und leuchtende Weinreben, steil aufragende Felswände, idyllische Bergdörfer, Schafherden, der Duft der Provence mit Lavendel, Oliven, Nougat und Aprikosen, dazu die "Verlobte der Rhône", die Stadt Valence - sie alle zeichnen das Bild des französischen Départements Drôme. Das Hügelland im Norden, die Ebene von Valence und die Gebiete entlang der Rhône zählen dabei nicht zum Alpenkonventionsgebiet, während Drômetal, Diois sowie der provençalische Regionsteil teilweise, und Royan-Vercors zur Gänze dazu gehören. Die Enklave um die Stadt Valréas im Süden ist Teil der Vaucluse. Das Nord-Süd-streichende Massif du Vercors ist eine Untergruppe der Französischen Kalkalpen und stellt mehrere Gipfel über 2.000m (Pié Ferré: 2.041m). Riffkalke formen helle, fossilienreiche, teils über 300m hohe Wände. Wo sich Mergel mit dem Kalk abwechselt, wird eine faszinierende Schichtung sichtbar. Die eiszeitlichen Gletscher hobelten breite Trogtäler aus, im Kalk bildeten sich Tropfsteinhöhlen, etwa die Grotte de la Luire und Grotte du Bournillon. Seine Unzugänglichkeit macht den Vercors mit 1.860km² zu einem der größten Schutzgebiete Frankreichs. Unter den 1.800 Pflanzenarten des Parc Naturel Régional du Vercors (Natura 2000) befinden sich allein 60 Orchideen, wie Frauenschuh, Südfranzösisches Knabenkraut oder Drôme-Ragwurz. Letztere ist eine endemische Art, die ausschließlich zwischen Vercors und der Gegend von Nizza sowie in den italienischen Seealpen vorkommt (vergleiche Alpes-Maritimes). Über 1.600m gedeihen Silberdistel, Spinnweb-Hauswurz, Dauphiné-Steinbrech oder Enzian. Sogar Pyrenäenarten sind eingewandert. Eiche, Buche und Kiefer bilden die Wälder der Tallagen, nach oben zu dominieren Kiefern-Fichtenwälder (Zur Fauna: vergleiche Isère). Im Diois (Aiguilles de Lus: 2.456m; Montagne de Jocou: 2.051m) wachsen tatsächlich alpines Edelweiß und mediterraner Thymian nebeneinander. Im Süden rundet das Massif des Baronnies (Montagne du Pied de Mulet: 1.537m) die Voralpen ab. Insgesamt sind 2.500 Pflanzenarten nachgewiesen, was ungefähr 50% der Alpenflora (Farn- und Blütenpflanzen) entspricht! 51% der Oberfläche sind bewaldet. Zu den weiteren Natura 2000-Gebieten zählen Abschnitte in Drôme- und Rhônetal, das Massif de Saou oder die Schlucht der Eygues. Benannt ist das Département Drôme nach dem gleichnamigen Fluss, der, wie auch Galaure, Isère, Jabron, Aigues oder Ouvèze, zum Einzugsgebiet der Rhône gehört. Diese bildet außerdem die westliche Regionsgrenze. Das Abflussverhalten der meisten Flüsse ist mediterran geprägt, mit Niedrigwasser im Sommer und starker Wasserführung zwischen Herbst und Frühling. In den Übergangsjahreszeiten sind Hochwasser häufig. Die Klimastation in Montélimar (73m) im Rhônetal zeigt durchschnittliche Jahreswerte der Temperatur von 13,0°C und des Niederschlags von 913mm. Die Temperaturkurve im Walter-Lieth-Diagramm übersteigt dabei die Niederschlagskurve im Juli kurz, was die Nähe zum Mittelmeer zum Ausdruck bringt. Das Niederschlagsmaximum liegt im Herbst. In Valence strahlt die Sonne jährlich an zirka 2.300h vom Himmel. Neben den bereits erwähnten klimatischen Differenzen zwischen alpinen und mediterranen Regimen sollte der Mistral genannt werden. Dabei handelt es sich um aus Nord/Nordwest einfließende Luftmassen, die das Rhônetal wie eine Düse durchströmen. Damit entstehen kalte und starke Winde, deren Böen vor allem in Winter und Frühjahr 100km/h durchaus überschreiten können. Sogar an der Wuchsrichtung der Bäume kann die dominante Windrichtung abgelesen werden. Die extrem trockene Luft lässt bei Mistrallagen eine besonders gute Fernsicht zu. Steigende Zuzugsraten - speziell im Umland der größeren Städte - erhöhten die Bevölkerungsdichte in den letzten Jahrzehnten auf bislang 71 Einwohner pro km². Abwanderung kennzeichnet andererseits seit Jahrzehnten die Berggebiete, und auch Valence kommt nicht an seine maximale Einwohnerzahl in den 1970er Jahren heran. Die Arbeitslosigkeit beträgt hohe 10,6%, das BIP/Kopf 22.930 € (Rang 65 alpenweit). Tertiäre Arbeit (68% der Stellen) schaffen vorwiegend Handel und Instandsetzung, Gesundheits- und Sozialwesen, Öffentliche Verwaltung, Landesverteidigung und Sozialversicherung, Immobilienwesen, Informatik, Forschung und Unternehmensdienstleistungen sowie Verkehr und Nachrichtenübermittlung. 29% der Arbeitsplätze bietet der Sekundäre Sektor, vor allem in Bauwesen, Nahrungs-, Getränke- und Genussmittelherstellung, Kokerei und Mineralölverarbeitung, Maschinenbau sowie Herstellung von elektrischen Geräten, Büromaschinen und Datenverarbeitungsgeräten. Die Landwirtschaft bietet nur noch 3% aller Arbeitsplätze - Drôme ist dennoch Département Nummer eins für Biolandwirtschaft und Aprikosenanbau in Frankreich. Gleichwohl die Drôme nicht allzu touristisch geprägt ist, werden doch 7,5 Mio. Übernachtungen pro Jahr gezählt. Es dominieren französische Urlauber, die Sommermonate und die Gegenden Drôme Provençale, Drômetal und Diois mit sanftem Fremdenverkehr. Die Krokodilfarm in Pierrelatte zieht die meisten Besucher an, gefolgt von Schloss Grignan und dem naiven Kunstwerk Palais idéal. Die Sportler locken 7.000km (Fern-)Wander-, 3.000km Mountainbike- und 2.500km Reitwege. 60km Skipisten in Col de Rousset, Valdrôme, Lus-La-Croix-Haute und Font d'Urle-Chaud Clapier erscheinen dagegen bescheiden. Langlaufloipen gibt es hingegen deutlich mehr. Der Mont Aiguille im Vercors gilt als eine der Wiegen des Bergsteigens, das Naturschutzgebiet selbst bleibt aber weitgehend unzugänglich. Zum kulturellen Erbe zählen die im Jahr 1137 gegründete Abtei Notre Dame d'Aiguebelle, viele mittelalterliche Bergdörfer, gut 100 Schlösser und 25 Festivals. Unter den rund 50 Museen stechen das internationale Schuhmuseum in Romans, das der Urgeschichte des Vercors und das Museum der schönen Künste in Valence hervor. Im lebhaften Hauptort lohnen ebenfalls Besuche der romanischen Kathedrale (12./17.Jh.), des Maison des Têtes (1532) oder der Kirche St. Jean (19.Jh.). Auf dem Granitberg Hermitage wachsen die bekannten Rebsorten, aber auch Marsanne, Muskateller, Clairette Blanche und Syrah werden zu AOC-Weinen veredelt. Zu den AOC-Käsen gehören Picodon und Banon aus Ziegenmilch sowie Bleu du Vercors-Sassenage. Probiert gehören auch die weiteren Spezialitäten: Oliven aus Nyons, Perlhuhn oder die Ravioli aus Royans. Dragees aus Valence bleiben beliebte Mitbringseln. Bäuerlicher Brauch ist das "Fête des Laboureurs", bei dem vor Tanz und Feierlaune noch gemeinsam die Äcker angepflügt werden.
Geschichtliches
Das Vercors kannten bereits die Neandertaler, nach den Ligurern besiedelten diverse gallo-keltische Stämme die Drôme, etwa Allobroger, Voconter und Vercatomicori. Die Kavaren ließen sich in der Gegend des heutigen Valence nieder. 218 v.Chr. durchschritt Hannibal im II.Punischen Krieg die Region. Schon 100 Jahre später gehörte sie zur Römischen Provinz Gallia Narbonensis, und ihre fruchtbaren Täler wurden erschlossen. "Julia Valentia" am Ort des heutigen "Valence" war Sitz des Prokonsuls, ab dem 4.Jh. Bischofssitz. 355 begannen Barbareneinfälle, später brachten Westgoten, Alanen, Burgunder, Franken, Sarazenen und Normannen Wirren und Zerstörung. Ab dem 11.Jh. führten Streitigkeiten zwischen den weltlichen und geistlichen Herren zur weiteren Abwanderung der Bevölkerung. 1452 erfolgte die Gründung der Universität in Valence.
Früh galt die Stadt als Hochburg der Reformation, was 1560 einen Bürgerkrieg zur Folge hatte. Protestantenvertreibungen und das 1572 in Paris begangene Massaker an den Hugenotten in der sogenannten "Bartholomäusnacht" zwangen immer mehr Menschen zur Flucht. Gerade viele Dörfer im Diois nahmen den protestantischen Glauben an. Enthusiastisch sog die Bevölkerung die Französische Revolution auf (vergleiche Isère). Nach dem Völkermord durch das Osmanische Reich im Ersten Weltkrieg nahm Valence viele Armenier auf, die bis heute die größte armenische Gemeinschaft Frankreichs bilden. Der Kampfgeist der Bevölkerung blieb offensichtlich bis in den Zweiten Weltkrieg erhalten, als das Vercors zu einem Zentrum der Résistance gegen die deutsche Besatzung wurde. In Valence bombardierten die Alliierten die Brücken über die Rhône, jedoch trafen sie auch Wohnquartiere. | |||||||||||||||||||