NUTS-3 Region Schwyz (Schweiz)
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Schon der Klang des Kantonsnamens und das weiße Kreuz auf blutrotem Wappensgrund lassen es erahnen: Aus "Schwyz" leitet sich die Bezeichnung "Schweiz", aus dem Schwyzer Hoheitszeichen die Eidgenössische Flagge ab. Als bedeutendster Urkanton ist Schwyz Bewahrer des ersten Bundesbriefs, durch den es zusammen mit Uri und Unterwalden im Jahre 1291 die Schweiz gründete. Das allgegenwärtige Gebirge muss da quasi zwangsläufig "Schwyzer Alpen" heißen. Aus den Jurakalken im Süden des Kantons formen sich dessen höchste Gipfel: Bös Fulen (2.801m) und Ortstock (2.716m). Chaiserstock (2.515m), Drysberg (2.282m) und Fronalpstock (2.124m) erreichen noch Höhen von über 2.000m, gen Norden werden die Berge immer niedriger (Etzel: 1.098m). Ein weltbekannter Aussichtsberg ist der malerisch zwischen Zugersee und Vierwaldstättersee gelegene Rigi (1.798m). Der Rossberg (1.580m) baut sich aus Sedimenten der unteren Süßwassermolasse auf, die für ihre Neigung zu Hangrutschungen bekannt sind. So verschüttete 1806 ein Bergsturz die Dörfer Goldau und Röthen beinahe komplett. Bis zur submontanen Stufe (bis 900m) wachsen Laubmisch- und Buchenwälder, darüber montane Tannen-Buchenwälder (900-1.400m), hochmontane Tannen-Fichtenwälder (1.400-1.600m) und subalpine Fichtenwälder (über 1.600m bis zur Waldgrenze). Auf Spezialstandorten stehen Föhre, Ahorn, Erle oder Linde. In der Fauna treten sämtliche bekannten Wald- und Alpentiere auf, bis hin zu Steinwild und Murmeltier. Besonderen Schutz genießen Zürcher Obersee und Frauenwinkel, die Glaziallandschaft an der Sihl, Silberen und Vierwaldstättersee mit Kernwald und Rigi (gesamt 382km²) als BLN-Landschaften. Große ökologische Bedeutung haben die Nieder-, Übergangs- und Hochmoore Ibergeregg, Rothenturm, Breitried/Unteriberg, Schwantenau und Sägel. Allein in dem mit 9ha kleinflächigen Hochmoor Westlich Etzel wurden letzthin acht Libellenarten (Arktische Smaragdlibelle), acht Heuschreckenarten und 14 Tagfalter gezählt. Pro Natura Schweiz setzt sich hier für die Arterhaltung ein. Das Jagdbanngebiet Silberen-Jägern-Bödmerenwald umfasst 77km² und beherbergt ein spezielles Geheimnis. Im oberen Muotatal steht einer der größten verbliebenen Urwälder der Alpen. Aufgrund seiner Unzugänglichkeit wachsen im Bödmerenwald Fichten, deren Alter auf bis zu 450 Jahre datiert wird. Das "Silberensystem" bildet vermutlich eines der größten zusammenhängenden Höhlensysteme Europas, doch sind weite Teile bis heute unerforscht. Schon die Auswahl an Seen im Kanton begeistert den Reisenden: Zürichsee, Wägitalersee, Zugersee, Lauerzersee und Vierwaldstättersee bezeugen die glaziale Überprägung der Landschaft. Der Zürichsee besitzt Trinkwasserqualität, ist maximal 143m tief, 4km breit, mit dem Obersee 42km lang und weist 89km² Oberfläche sowie 3,9 Mrd. m³ Volumen aus. Der Sihlsee ist mit über 11km² der flächenmäßig größte Stausee der Schweiz, der Glattalpsee auf 1.852m ein Naturstausee. In den Tälern laufen die Flüsse Muota, Sihl, Minster, Steiner Aa oder Wägitaler Aa, die letztlich alle über Reuss und Aare in den Rhein münden und damit in die Nordsee entwässern. Die Wärme speichernden Gewässer und der Südföhn sorgen für Weinbauklima an Südhängen und in Tallagen. Die von zirka 1.350mm in den Niederungen bis 2.000mm in den Gebirgslagen zunehmenden Jahresniederschläge sind dabei allerdings nicht von Vorteil. Der im Februar 1991 an der Glattalm gemessene Negativrekord von -52,5°C wird von MeteoSchweiz offiziell nicht anerkannt. Seit 1945 macht sich immer mehr der Einfluss der benachbarten Agglomeration Zürich bemerkbar, der zu einem beachtlichen Bevölkerungsanstieg und Wirtschaftswachstum entlang des Sees führt. So liegt die kantonale Einwohnerdichte mittlerweile bei 151 Einwohnern pro km² und das BIP/Kopf schnellt auf die erstaunliche Höhe von 42.014 €. Dies entspricht dem unglaublichen Rang 4 unter allen Regionen der Alpen. 2,3% Arbeitslosigkeit ist ebenso eine bewundernswerte Rate. Im Zweiten Sektor (32% der Stellen) stechen - in absteigender Reihenfolge - Baugewerbe, Metallproduktion, -bearbeitung und Herstellung von Metallerzeugnissen, Maschinenbau, Herstellung von elektrischen Geräten, Büromaschinen und Datenverarbeitungsgeräten sowie Be- und Verarbeitung von Holz (ohne Möbel) hervor. Den Dritten Sektor (58% aller Arbeitsplätze) prägen diesbezüglich Handel und Instandsetzung, Immobilienwesen, Informatik, Forschung und Unternehmensdienstleistungen, Gesundheits- und Sozialwesen, Hotel- und Gaststättengewerbe sowie Erziehung und Unterricht. 10% der Beschäftigten arbeiten nach wie vor im Ersten Sektor. Wunderbare Ausflugsziele bilden die Skilifte Hoch-Ybrig, die Rigi-Bahnen (Panorama-Langlaufloipe), Sattel-Hochstuckli (Drehgondelbahn), Seebodenalp, Ibergeregg, die Skiregion Mythen und viele weitere kleine Anlagen. Radfahrern wird ein mehrere hundert Kilometer langes Wegenetz zur Verfügung gestellt, und auch für Gleitschirmfliegen, Rafting oder Schlittenhunderennen ist gesorgt. Gemütlicher geht es in den diversen Strandbädern, auf Ausflugsschiffen und Wanderwegen zu. In extremen Wintern kann man auf dem Zürichsee eislaufen. Unterhalb des Großen und Kleinen Mythen liegt der Hauptort Schwyz. Im Ortszentrum reihen sich viele barocke Gebäude um den schmucken Dorfplatz. "Bethlehem" und ein paar andere Häuser überlebten den vernichtenden Brand von 1642. Die Pfarrkirche Sankt Martin stammt aus dem 18.Jh., der um 1200 erbaute Schatzturm birgt ein Museum mit wechselnden Ausstellungen. Das Forum der Schweizer Geschichte befindet sich im Zeug- und Kornhaus aus 1717, das Bundesbriefarchiv etwas weiter westlich von hier. Weltbekannt ist der Wallfahrtsort Kloster Einsiedeln (Gründung 934), in dem das größte Barockgebäude der Schweiz besichtigt und das Fest der Engelweihe miterlebt werden kann. Die als "Schwarze Madonna" bezeichnete Marienstatue (15.Jh.) in der Gnadenkapelle bildet das eigentliche Wallfahrtsziel. Lebendig bleiben weiterhin die traditionellen Märkte, wie "Muotitahler Alpchäsmärcht" oder "Schwyzer Christchidlimärcht". Zum Brauchtum gehören Jodelmessen, Klausengesellschaften und die Fasnacht. In Pfäffikon erreicht der beliebte Pilgersteg aus Rapperswil die Schwyzer Seeseite (zum Jakobsweg: vergleiche Sankt Gallen). Genießern empfehlen wir Schwyzer Brot- und Käsesuppen, "Älpler-Magrone" (ein Kartoffel-Magronen-Käsegericht), "Schwyzer Süübäggli" (Rollschinken) oder "Steiner Chriesiprägel" (ein Kirschkompott). Auf der Weinliste stehen Blauburgunder, Chardonnay, Cabernet und Riesling Silvaner.
Geschichtliches
Vielfältige Funde belegen stein- und bronzezeitliche Siedlungstätigkeiten, insbesondere auf dem Gemeindegebiet Freienbachs am Zürichsee. Überhaupt bevorzugten die frühen Siedler Seeufer und geeignete Hanglagen, was auch während der römischen Epoche als Teil der Provinz Obergermanien der Fall war. Ab dem 7.Jh. n.Chr. wanderten Alemannen ein und prägten die Kultur. 934 erfolgte die Gründung von Kloster Einsiedeln, 972 wurde Schwyz als "Suittes" erstmalig urkundlich genannt. Die Talgemeinschaft der Schwyzer entwickelte sich als zunehmendes Gegengewicht zu den auswärtigen kirchlichen Herren. Verschworen gegen die Habsburger, gründete man 1291 die Eidgenossenschaft. Die Siege in den Schlachten von Morgarten 1315 und Sempach 1386 (vergleiche Luzern) gelten als entscheidende Weichenstellungen im Kampf gegen das seinerzeit mächtigste Adelsgeschlecht Europas.
Nach dem Krieg gegen Zürich endete im 15.Jh. die Schwyzer Expansionsstrategie (vergleiche Uri), blutige Auseinandersetzungen sollten aber noch lange bestimmend bleiben. Wie auch die Glarner waren die Schwyzer europaweit als Söldner begehrt (vergleiche Glarus). Bezirk für Bezirk schloss sich schließlich dem Kanton Schwyz an, und so bleibt bis heute diese administrative Einteilung unangetastet. Nachwirkungen bis in die Gegenwart zeigt ebenfalls der Einfluss der katholischen Kirche - an Schwyz prallte die Reformation ab - der in unzähligen Barockbauten reflektiert wird. Die neue Ordnung innerhalb Napoleons Helvetischer Republik bekämpfte man vehement bis zur Kapitulation. Durchziehende französische, österreichische und russische Heere hinterließen daraufhin große Not. Ab 1814 wurden die alten Verhältnisse in der Restauration schnell wieder hergestellt. 1848 fügte man sich - wenngleich widerwillig - in den Bundesstaat Schweiz ein. Erst das Ende des 19.Jhs. sah dann mit der Anbindung an das Bahnsystem erste wirtschaftliche Erfolge. | |||||||||||||||||||