Tirol Atlas Archiv

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NUTS-3 Region Nidwalden (Schweiz)

overview

Steckbrief
Hauptort: Stans452m
Höchste Erhebung: Huetstock2676m
Gemeinden11
Bevölkerung39803
Fläche276 km²
Bevölkerungsdichte144 Einwohner/km²
>> Datenblatt Nuts-3 Kennzahlen
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Foto
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Grafiken
Höhenverteilung (Hilfe)
Corine Landbedeckung
Alterspyramide
 
NUTS-3 Nachbarregionen
Bern, Luzern, Obwalden, Schwyz, Uri
 
Klimadiagramme nach Walther-Lieth
Huetstock (2676 m): ø -1.9 °C / Σ 1963mm
Stans (452 m): ø 9.1 °C / Σ 1293mm
 

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Beckenried am Vierwaldstättersee (©Tourismus Beckenried-Klewenalp (www.tourismus-beckenried.ch))
Nidwalden ist alpenweit eine der kleinsten Nuts-3-Regionen. Städte gibt es hier nicht, und selbst der Hauptort Stans ist ein Dorf. Würden Leserinnen und Leser nun vermuten, dass es sich hier - mit Ausnahme Liechtensteins und Monacos - außerdem um die Region mit dem höchsten Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt im gesamten Alpenraum handelt?

Zur Gänze auf Alpenkonventionsgebiet gelegen, bilden die Urner Alpen den naturgeographischen Rahmen - Bürgenstock (940m) im Norden, Schwalmis (2.246m) und Brisen (2.404m) im Osten sowie Huetstock (2.676m) und Stanserhorn (1.898m) im Westen. Ganz im Süden steigen die vergletscherten Ausläufer des Titlismassivs an - der Titlis (3.238m) selbst befindet sich aber auf Kantonsgebiet Obwaldens. Alle höheren Gipfel werden aus Kalken geformt, meist überziehen jedoch sanfte Wiesen die Berghänge bis in die Hochlagen.

Im kleinen Kantonsabschnitt jenseits des Vierwaldstättersees im Nordwesten ragt einsam der Pilatus (2.118m) in den Himmel, was ihn zu einem hervorragenden Aussichtsberg macht. Als Teil der Helvetischen Decke baut auch er sich aus Kalken auf, jedoch machen Mergel, Glaukonit und Flysch die Geologie komplexer.

Das Haupttal wird von der Engelberger Aa durchzogen, die im Norden in den Vierwaldstättersee mündet. Ihre rechten Zuflüsse sind Secklisbach und Buoholzbach, von links fließen Trübenbach, Kernalpbach und Steinibach zu. Der Gebirgsspeicher Bannalpsee und die beiden Naturseen Lutersee und Trübsee ergänzen das hydrologische Profil. Der Anteil am Vierwaldstättersee ist groß. Dieser ist maximal 214m tief und besitzt 114km² Oberfläche sowie etwa 12 Mrd. m³ Volumen.

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Brisen (2.404m) in den Urner Alpen (©Tourismus Beckenried-Klewenalp (www.tourismus-beckenried.ch))

Das Gebiet "Vierwaldstättersee mit Kernwald, Bürgenstock und Rigi" steht auf der Liste des Schweizer "Bundesinventars der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung" und umfasst 382km². Wie alle BLN-Objekte soll es möglichst unverändert erhalten bleiben. Besonderes Interesse besteht an der Bewahrung der Uferriede der Flussmündungen, der Hochmoore, Felsfluren und natürlichen Föhrenwälder. Ebenso sind die 50km² rund um den Pilatus BLN-Zone. Den Huetstock umgibt ein Jagdbanngebiet mit hohen Gämsen- und Steinbockpopulationen.

Zwischen den Jahresdurchschnittstemperaturen in Stans (452m) und am Huetstock (2.676m) liegen 11°C Unterschied (9,1°C versus -1,9°C). Die Niederschlagssummen schwanken zwischen 1.293mm und 1.963mm. Der Volksmund sagt: "Hat der Pilatus einen Hut, bleibt im Land das Wetter gut. Hat er einen Nebelkragen, darf man eine Tour doch wagen. Trägt er aber einen Degen, bringt er uns gewiss bald Regen."

Gegenwärtig ist die Bevölkerungsdichte mit 144 Einwohnern pro km² doppelt so hoch wie in Obwalden. Im Gegensatz zum Bruderkanton kämpft man jedoch gegen leichte Abwanderungstendenzen. Die Arbeitslosigkeit beträgt 2%. Obwohl - oder gerade weil - die frühe Industrialisierung im Kanton ohne nennenswerten Niederschlag blieb, spielt dieser mit 46.753 € BIP/Kopf heute in der ökonomischen Topliga der Alpenregionen.

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Kantons-Exklave Hergiswil mit dem Aussichtsberg Pilatus (2.118m) (©D. Erny (www.pictures-switzerland.com))
Baugewerbe, Fahrzeugbau, Be- und Verarbeitung von Holz (ohne Möbel), Papier-, Verlags- und Druckgewerbe sowie Herstellung von elektrischen Geräten, Büromaschinen und Datenverarbeitungsgeräten sind die gängigsten Arbeitgeber im Zweiten Sektor, der 29% der Erwerbspersonen aufnimmt. Die Dienstleistungssparte bietet in Handel und Instandsetzung, Immobilienwesen, Informatik, Forschung und Unternehmensdienstleistungen, Hotel- und Gaststättengewerbe, Kredit- und Versicherungswesen sowie Gesundheits- und Sozialwesen ein breit gefächertes Berufsspektrum und 63% der Arbeitsstellen.

Englische Abenteurer erforschten - ganz zum Erstaunen der lokalen Bevölkerung - im 18.Jh. die Schweizer Bergwelt. Der "Alpine Club" als erster Alpenverein der Welt wurde gegründet, und es begann die Ära des Sommertourismus. Kein geringerer als Mark Twain war es, der ebenfalls die Naturschönheit beschrieb und viele amerikanische Touristen hierher lockte. Kleinere Lifte, wie die Oberrickenbacher Kleinkabinenbahn hinauf zum Bannalpsee, die Luftseilbahnen Emmetten-Niederbauen und Beckenried-Emmetten erschließen liebenswerte Wandergebiete. Der Grüne Weg der Via Alpina führt ebenfalls durch Nidwalden. Dallenwil Wirzweli bietet einige Skilifte und einen langen Schneeschuhtrail. Gemütlichere Seelen bevorzugen hier Kutschenfahrten mit inkludiertem Fondueessen. Die Seilbahnen hinauf auf den Titlis verlaufen zwar auch über Kantonsgebiet, das Gletscherskigebiet lässt sich jedoch nur über Obwalden erreichen.

Der "Hammetsch-Lift" als höchster Freiluftlift Europas erleichtert seit über 100 Jahren den Aufstieg vom südlichen Vierwaldstätterseeufer auf den Bürgenstock. Seit 1872 gehört diese Sonnenterrasse den Reichen und Prominenten. Heute finden sich dort Luxushotels und ein Kongresszentrum. Es verwundert wenig, dass in dieser angenehmen Atmosphäre immer wieder brisante politische Geheimabkommen vereinbart werden. So wurde am Bürgenstock unlängst eine Waffenstillstandserklärung für den Südsudan unterzeichnet.

Vom Hauptort Stans führt eine Bergbahn zum herrlichen Aussichtspunkt am Blumenberg Stanserhorn. Hier steht das Rondorama, ein Drehrestaurant, von dem aus der gesamte Rundblick von den Vogesen über den Schwarzwald bis hin zu Eiger, Mönch und Jungfrau (vergleiche Bern) genossen werden kann. In der barocken Stanser Altstadt sollten das Kloster Santa Klara (1627), die frühbarocke Kirche Sankt Peter und Paul mit ihrem romanischen Glockenturm (1641-1647) sowie der von einheitlichen Häuserfronten umrahmte Dorfplatz nicht versäumt werden. Die Kantonsexklave Hergiswil am westlichen Seeende bietet mit dem Pilatus ein ebenfalls wohlbekanntes Ausflugsziel. Am Seeufer lohnt der Besuch der 200 Jahre alten "Glasi Hergiswil", die einen guten Einblick in traditionelles Glasbläsergewerbe bietet.

Kulturelle Interessen befriedigen zum Beispiel die Festung Fürigen (1941-42) mit dem Museum zur Wehrgeschichte, Höfli mit dem Museum für Geschichte von Stans und des Kantons, die ausgestellte Gegenwartskunst im Salzmagazin oder das Winkelriedhaus, welches das Museum für Kultur und Brauchtum beherbergt. Die Stanser Kulturvereine halten die Traditionen aber durchaus auch lebendig. Bereits seit der Reformation pilgern gläubige Katholiken zur Wallfahrtskirche Maria Rickenbach (1864). Einige Alpkäsereien, etwa in Niederrickenbach, lassen ihre Gäste selbst Hand anlegen. Kulinarische Stärkungen bieten "Nidwaldner Ofetori", ein Kartoffelgratin mit Speck, oder "Maisturtä mit Öpfel", also Maistorte mit Äpfeln. Die Weine Riesling Silvaner, Regent und Pinot noir stammen aus dem kleinsten eidgenössischen Anbaugebiet bei Ennetbürgen.

Geschichtliches

Die Vorgeschichte beginnt mit einem jungsteinzeitlichen Pfahl-Bauerndorf am Vierwaldstättersee. Die eigentliche Besiedlung nahmen die Helvetier ab 1000 v.Chr. vor, die sich später in der Provinz Obergermanien mit den römischen Zuwanderern vermischten. Die weitere Landnahme der Talböden und mittleren Berglagen vollzogen Alemannen im 7.Jh. Bis ins 10.Jh. blieb die Stanser Pfarrei für das ganze Tal zuständig. Mit der Zunahme der Bevölkerung wurden im 12.Jh. neue Acker- und Weideflächen gerodet. Merkwürdige Unterschiede offenbart die anschließende Historie des Urkantons Unterwalden: So trat 1291 nur Nidwalden bedingungslos der Eidgenossenschaft bei, Obwalden behielt politische Eigenständigkeit. Auch an der Expansionspolitik des Nachbarn zeigte Nidwalden keinerlei Interesse.

Wurden die Pestepidemien noch gemeinsam ertragen, verliefen die Wege ansonsten zunehmend getrennt. Nidwalden etwa widersetzte sich wesentlich energischer der Fremdherrschaft Napoleons, was Zerstörung und Mord auf seinem Territorium zur Folge hatte. Unterschiedliche Ansichten äußerten sich ebenfalls in der Entstehung der Staatsstrukturen, weil die katholische Kirche in Nidwalden stets die kräftigere Stimme besaß und auch die landwirtschaftlichen Genossenschaften der "Ürten" seit dem 14.Jh. mehr und mehr politische Aufgaben übernommen hatten. Nach der Niederlage der Katholiken im Sonderbundskrieg 1847 wurden aber einige demokratische Neuerungen verfassungsfähig. Wirtschaftlich verharrte man bis ins 20. Jahrhundert als "Hirtenland". Erst die Zwischenkriegsjahre führten mit neuer Steuergesetzgebung, Bau des Militärflughafen Buochs, den Pilatus-Flugzeugwerken und Ausbau der Infrastruktur nach Jahrhunderten der Abwanderung wieder zu spürbarem Bevölkerungswachstum. Heute ist Nidwalden einer von sechs Schweizer Halbkantonen.

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