Tirol Atlas Archive

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NUTS-3 Region Uri (Schweiz)

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Steckbrief
Hauptort: Altdorf458m
Höchste Erhebung: Dammastock3630m
Gemeinden20
Bevölkerung35087
Fläche1077 km²
Bevölkerungsdichte33 Einwohner/km²
>> Datenblatt Nuts-3 Kennzahlen
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Foto
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Grafiken
Höhenverteilung (Hilfe)
Corine Landbedeckung
Alterspyramide
 
NUTS-3 Nachbarregionen
Bern, Glarus, Graubünden, Nidwalden, Obwalden, Schwyz, Ticino, Valais/Wallis
 
Klimadiagramme nach Walther-Lieth
Altdorf (449 m): ø 8.9 °C / Σ 1099mm
Andermatt (1442 m): ø 3.4 °C / Σ 1422mm
Gütsch ob Andermatt (2287 m): ø -0.5 °C / Σ 1479mm
 

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Erstfeld - Bauarbeiten am Gotthard-Basistunnel (©Alp Transit Gotthard AG)
In Altdorf begab es sich einst, dass ein Landvogt von Wilhelm Tell verlangte, einen Apfel vom Kopf des eigenen Sohnes zu schießen. Jener tat wie ihm geheißen, ein zweiter Bolzen aber galt dem Habsburger. Nationalstolz und Unabhängigkeitswillen prägen seither die Schweizer Seele.

Beginnt man die naturräumliche Rundreise im Nordosten, so findet sich im Chaiserstock (2.515m) ein Ausläufer der Schwyzer Alpen (vergleiche Schwyz).

Südlich des Schächentals liegen die Glarner Alpen. Hier wollen Oberalpstock (3.327m), Schärhorn (3.294m), Clariden (3.267m), Düssi (3.256m), Gross Windgällen (3.187m) und Bristen (3.072m) erklommen sein. Hüfifirn und Brunnifirn bilden die ansehnlichsten Gletscher, deren Vorfelder gesetzlich geschützt sind.

Die von Chärstelenbach, Etzlibach und Fellibach durchzogene BLN-Landschaft Maderanertal-Fellital überspannt 160km². Das tief eingeschnittene Maderanertal bildet eines der intaktesten Bergtäler der Schweizer Alpen. Infolge der vielfältigen Geologie mit Urgestein und Anteilen am Sedimentmantel des Aarmassivs gedeiht eine reiche Flora, darunter Türkenbund, Paradieslilie, die heilende Arnika sowie die giftigen Blumen Eisen- und Fingerhut. Auffällig sind der Arvenwald am Felligrat und die hohen Wildpopulationen (Jagdbanngebiet). Mit der Pflege der steilen Bergwiesen zeigt sich die Berglandwirtschaft in starkem Maße verantwortlich für die floristische Vielfalt.

Da die Nordseite des Gotthardmassivs (Pizzo Centrale: 2.999m, Pizzo Lucendro: 2.962m) als europäische Wasserscheide die Region nach Süden abgrenzt, gehört Uri zum Einzugsgebiet des Rhein. Unteralpreuss, Muttenreuss und Furkareuss vereinen sich im Urserental.

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Klein Windgällen (2.986m), Düssi (3.256m) und Oberalpstock (3.327m) (©Bergportal Uri (www.top-of-uri.ch))

Den Westen Uris dominieren die Urner Alpen, die mit Dammastock (3.630m), Sustenhorn (3.503m) und Fleckistock (3.416m) die regional höchsten Gipfel formen. Ihre Flanken werden von Rütifirn, Flachensteinfirn, Dammagletscher und Tiefengletscher eingehüllt. Aus ihren Schmelzwässern nähren sich Älplerreuss (Göscheneralpstausee) und Meienreuss. Ab der Mündung der Älplerreuss beginnt das eigentliche Reusstal. Rund um den Urirotstock (2.928m) liegen das gleichnamige Jagdbanngebiet (35km²) und die BLN-Landschaft Vierwaldstättersee (vergleiche Nidwalden).

Untersuchungen zur Errichtung eines Nationalparks in Uri belegen die vielfältige Vegetation. Waldgesellschaften werden von Grauerle, Buche, Tanne, Fichte und Föhre charakterisiert. In der reichhaltigen Fauna treten diverse Reptilien, Amphibien, Heuschrecken, Tagfalter und Vogelarten der Roten Liste auf. In der Avifauna stechen Steinadler, Wanderfalke, Alpensegler, Birk-, Hasel- und Auerhuhn hervor.

Von den jährlich mildesten Durchschnittstemperaturen und geringsten Niederschlagssummen in Altdorf (449m) mit 8,9°C und 1.099mm ändern sich die Werte hinauf zum Dammastock (3.630m) auf -6,6°C und 1.900mm. Der Vergleich der Klimadiagramme von Altdorf und Gütsch ob Andermatt (2.287m) veranschaulicht die Umkehrung der Niederschlagsmaxima vom Sommer zu Winter und Frühjahr. Die Nord-Süd-Ausrichtung des Haupttals und die enorme Reliefenergie bedingen ausgeprägte Föhnerscheinungen.

Uri bleibt trotz steten Bevölkerungswachstums nur mit 33 Einwohnern pro km² besiedelt. Gewaltige 37.300 € BIP/Kopf reihen den Kanton allerdings unter die Top-Ten aller Alpenregionen. Die verschwindend niedrige Arbeitslosigkeit beläuft sich auf 1,3%. Die äußerst geringe Steuerlast trägt zu diesen wirtschaftlichen Erfolgen maßgeblich bei. Hohe 14% aller Arbeitsplätze schafft der Erste Sektor, Zweiter und Dritter Sektor bieten 34% und 53% der Stellen.

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Alte und neue Teufelsbrücke über die Schöllenenschlucht (©Pixelio.de)
Zu den Hauptarbeitgebern des Sekundären Sektors gehören Bauwesen (speziell Tiefbau), Herstellung von elektrischen Geräten, Büromaschinen und Datenverarbeitungsgeräten, Energie- und Wasserversorgung, Textil- und Bekleidungsindustrie sowie Metallproduktion, -bearbeitung und Herstellung von Metallerzeugnissen. Hotel- und Gaststättengewerbe, Gesundheits- und Sozialwesen, Handel und Instandsetzung, Erziehung und Unterricht sowie Immobilienwesen, Informatik, Forschung und Unternehmensdienstleistungen saugen die Erwerbstätigen im Tertiären Bereich auf.

Autobahn und Gotthardbahntunnel bilden als zwei der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen Europas einen immensen Wirtschaftsfaktor. Nach 50 Planungsjahren, zwei Volksabstimmungen und 180 Monaten Bauzeit setzt die Eidgenossenschaft mit Eröffnung der "Neuen Eisenbahn Alpentransversalen (NEAT)" im Jahre 2015 moderne verkehrspolitische Akzente. Dem zunehmenden Schwer- und Personenverkehr auf der Strecke wird damit Rechnung getragen, jedoch befürchten die Anwohner bereits jetzt massive Lärmprobleme. Der Gotthard-Basistunnel zwischen Erstfeld (Uri) und Bodio (Ticino) bildet das Herzstück der NEAT, aber auch Lötschberg-Basistunnel (vergleiche Valais/Wallis) und viele weitere Streckenausbauten spielen eine große Rolle.

Verschiedenste Seilbahnen entführen ihre Gäste in luftige Höhen, sei es zum Wandern (Via Alpina), Klettern oder Skifahren. Seit 1937 in Andermatt der erste Skilift Uris seinen Betrieb aufnahm, entwickelte sich das Dorf zu einem klassischen alpinen Skiort. Auf 75km Pisten bis 3.000m Meereshöhe erlebt man Schneesport vom Feinsten. Derzeit realisiert ein ägyptisches Konsortium hier einen 18-Loch-Golfplatz und errichtet Hotel- und Appartementanlagen für 3.000 Gäste - Folgen für Landschaft, Ortsbild und Kultur inklusive. Sanfter geht es da in Biel, Brüsti, Eggberge, Haldi oder Ratzi zu. Wassersportler lockt der Vierwaldstättersee.

Der gemütliche Hauptort Altdorf ist besonders dann einen Besuch wert, wenn im Tellspielhaus Schillers Drama aufgeführt wird, aber auch Historisches Museum, Kirchschatzmuseum und Haus für Kunst sind bemerkenswert. Lichtmessmarkt, Fasnacht, 1. Augustfeier oder "Chilbi" lassen Tage wie im Flug vergehen. Ein traditionelles "Chilbi"-Essen ist "Chabis (Weißkohl) und Schaffleisch", wer Eintopf mag, sollte "Rys und Poor" bestellen.

Entlang der alten Gotthardpassroute lassen sich noch heute mit Kapellen, Bildstöcken und den Gotthardhäusern Zeugen vergangener Zeiten entdecken. Die Teufelsbrücke von 1822 überquert die in der Schöllenenschlucht tobende Reuss, in Silenen steht die Kapelle der 14 Nothelfer (erstmalig erwähnt 1081), der Turm der Edlen stammt aus dem 13.Jh. Deckengemälde und drei Altäre der Pfarrkirche Sankt Albin (18.Jh.) sind wahre Kunstschätze. Die Turmanlage von Bürglen (12.Jh.) birgt ein Tellmuseum. Das industrielle Erbe bezeugen der Erzschmelzofen in Hinterbristen und die Mühlensäge am Hinterschächen (19.Jh.).

Zum Brauchtum zählen Alpaufzug, Betruf, Schwing- und Älplerfeste. Im mittleren Reusstal ist das "Cheisärä" ein noch immer weit verbreitetes Kartenspiel.

Geschichtliches

Beginnt die Chronologie mit den jungsteinzeitlichen Pfeilspitzenfunden vom Gotthardsmätteli, so wird die Besiedlung erst während des Eisen-, Kupfer- und Silbererzabbaus durch Kelten (im Süden auch Romanen) dichter. Da die Römer den Gotthardpass nicht nutzten, blieb diese Epoche in Uri ohne Niederschlag, und erst die ab 700 n.Chr. einwandernden Alemannen vermischten sich mit der keltischen Bevölkerung. Das Tal Uri gelangte 853 als karolingisches Geschenk unter die Gewalt der Reichsvogtei Zürich, deren Herrschaft bis zum Aussterben der Zähringer 1218 währen sollte. Ab dem 12.Jh. war die Andermatter Pfarrkirche für das ganze Tal zuständig, ins Urserental zogen Walser ein. Friedrich II., Stauferkönig im Heiligen Römischen Reich, übertrug das Gebiet den Habsburgern, jedoch erzwangen die Urner bald die Reichsunmittelbarkeit.

Die Geschichte der Schweiz beginnt mit dem Zusammenschluss der Urkantone Schwyz, Unterwalden (vergleiche Nidwalden) und Uri im Jahr 1291. Ganz entscheidend war dabei der Sieg gegen die Habsburger in der Schlacht bei Morgarten 1315. Im 15.Jh. expandierte Uri gen Süden, so wurden die Leventina, Bellinzona, die Gebiete um die großen Seen und das Eschental langfristig in Besitz genommen (vergleiche Ticino, Verbano-Cusio-Ossola). Die Reformation fiel auf unfruchtbaren Boden, jedoch lähmten Pest und Dorfbrände das Tal. Die Helvetik brachte Verwüstung und den vollständigen Verlust der "Ennetbergischen Vogteien". Im 19.Jh. fand die Bergbauepoche in Amsteg mit einem verheerenden Hochwasser ihr Ende. Industrialisierung und Bau der Gotthardeisenbahn ab 1872 lockten dennoch viele Menschen ins Tal. In der Zwischenkriegszeit wurde die Melioration der Reussebene in Angriff genommen. Noch heute unterliegen Verfassungs- und Gesetzesänderungen prinzipiell der Volksabstimmung. Volksinitiativen können derlei Änderungen herbeiführen und sogar ganze Behörden abberufen.

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