NUTS-3 Region Garmisch-Partenkirchen (Deutschland)
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Die dem höchsten Berg Deutschlands zu Füßen liegende Nuts-3-Region Garmisch-Partenkirchen ist ein wahres Schmuckkästchen alpiner Natur. Kein Wunder also, dass über die Hälfte der Landkreisfläche unter Natur- oder Landschaftsschutz steht. Im Süden türmen sich die Gebirgsmassive des Wettersteins und Karwendels mit Deutschlands bekanntesten Gipfeln: Zugspitze (2.964m), Schneefernerkopf (2.875m), Dreitorspitze (2.633m), Alpspitze (2.629m) sowie Östliche und Westliche Karwendelspitze (2.537m/2.385m). Westlich der Isar werden die die Arnspitzen bestiegen (max. 2.196m). Höllentalferner und Schneeferner bilden die Reste der einst monströsen Gletscher. Die Hauptgesteinsbildner sind Wettersteinkalk und Hauptdolomit aus der Ära von vor 200 Mio. Jahren. Der Eibsee bildet sowohl geomorphologisch als Bergsturzsee als auch rein optisch eine Perle, was ebenso für Partnach-, Höllental- und Leutaschklamm gilt. Der Alpenpark Karwendel ist mit 920km² Fläche eines der umfassendsten Schutzgebiete der Ostalpen und zugleich Österreichs größtes Naturschutzgebiet. Immerhin gehören 20% zu den deutschen Regionen Garmisch und Bad Tölz-Wolfratshausen und 80% zum österreichischen Nachbarn Innsbruck. Wo sich die Gletscher während der Eiszeiten durch die Täler wälzten, liegen heute breite Tallandschaften. Diese untergliedern sich in Mittenwalder Becken, den Raum zwischen Kaltenbrunn und Klais, Garmisch-Partenkirchener Becken und die Gebiete entlang der Loisach (ein Nebenfluss der Isar) bis zur Grenze nach Tirol sowie hinaus ins Alpenvorland. In Richtung Vorland baut sich rechts der Loisach das karstgeprägte Estergebirge auf (Krottenkopf: 2.086m). Links davon erhebt sich auf 288km² Fläche in den Ammergauer Alpen (Kreuzspitze: 2.185m) Deutschlands größtes Naturschutzgebiet (Natura 2000). Der namensverleihende Fluss Ammer entspringt in Quelltöpfen, wo die im Karst zuvor versickerte Linder wieder ans Tageslicht tritt. Nördlich der Ammer beginnen die Oberammergauer Berge (Klammspitze: 1.925m), nördlich des Eschenlainetals das Herzogstand-Heimgarten-Massiv (1.790m). Alle bis hierher genannten Gebirge sind Untergruppen der Nördlichen Kalkalpen.
Nördlich folgen die voralpinen Flyschberge, von wo der Blick auf das größte zusammenhängende Moorgebiet Mitteleuropas schweift - das Naturschutzgebiet Murnauer Moos (42km²/Natura 2000). 164 der hier auftretenden 1.000 Pflanzenarten stehen auf der Roten Liste, darunter Niedrige Birke, Moorbinse oder Sibirische Schwertlilie. Im Voralpenland befinden sich ferner viele Weiher und Seen, unter anderem der Staffelsee, der maximal 39m tief, zirka 4km lang und 2km breit ist und eine Oberfläche von 8km² aufweist. Etwa 60% der Fläche Garmisch-Partenkirchens sind bewaldet, wobei artenreiche Mischwälder nur noch stellenweise, subalpine Fichtenwälder dagegen häufig auftreten. Lärchen und Zirben, Latschen, alpine Matten und Schutthalden bilden die darüber liegenden Vegetationszonen. Neben den üblichen Alpentieren treten alle nordalpinen Vogelarten auf. So erfreut sich der Ornithologe an Rauhfußkauz, Auerhahn, Haselhuhn und Uhu genauso wie an Dreizehenspecht, Eisvogel, Wanderfalke, Steinadler und Wespenbussard. 2006 erschien - wenngleich nur für kurze Zeit - ein Braunbär. Die mittleren jährlichen Niederschläge der Region steigern sich von Murnau (688m) mit 1.250mm über Garmisch (719m) mit 1.364mm bis hinauf auf Kreuzeck (1.651m) mit 1.550mm und Zugspitze (2.960m) mit 2.003mm. Bei den Jahrestemperaturen ist dies umgekehrt: Garmisch-Partenkirchen 6,5°C, Zugspitze -4,8°C. Das Wettersteinmassiv wirkt auf die aus Norden heranziehenden feuchten Luftmassen wie ein großer Niederschlagsfänger, und so können sich auf der Zugspitze im Laufe einer Wintersaison auch einmal deutlich über 5m Schnee addieren. Es gibt im gesamten Landkreis keine einzige "Stadt" (Garmisch-Partenkirchen ist "Markt"), die Bevölkerungsdichte von 86 Einwohnern pro km² ergibt sich aber vor allem aus der gebirgigen Topographie und der damit erzwungenen engen Besiedlung der Talräume. Das BIP/Kopf liegt bei 21.090 €, was alpenweit gerade einmal Rang 70 entspricht. 5,6% der erwerbsfähigen Bevölkerung sind arbeitslos. Fünf Millionen Gästeübernachtungen pro Jahr spiegeln sich auch in der Erwerbstätigenstatistik wider, die 78% der Arbeitsplätze der Dienstleistungssparte zuordnet und dabei das Hotel- und Gaststättengewerbe an zweiter Stelle nach Gesundheits- und Sozialwesen sieht. Es folgen Handel und Instandsetzung, Öffentliche Verwaltung, Landesverteidigung und Sozialversicherung sowie Immobilienwesen, Informatik, Forschung und Unternehmensdienstleistungen. Der Sekundäre Sektor schafft nur 18% aller Stellen, und dies vorwiegend in Baugewerbe, Gummi- und Kunststoffwarenindustrie, Nahrungs-, Getränke- und Genussmittelherstellung, Herstellung von elektrischen Geräten, Büromaschinen und Datenverarbeitungsgeräten sowie Energie- und Wasserversorgung. Garmisch zieht die Skifahrer mit der berüchtigten Weltcupstrecke Kandahar und den Pisten auf Zugspitze, Alpspitze und an Kreuzeck und Hausberg an. Freerider bevorzugen das Dammkar in Mittenwald, Genussskifahrer Ober- und Unterammergau sowie das Hörnle in Bad Kohlgrub. Langlaufen lässt es sich hervorragend in Ettal/Graswang - der König-Ludwig-Lauf lockt alljährlich Tausende von Sportlern hierher - Wallgau/Krün, Klais/Kaltenbrunn und Garmisch/Grainau. Das sommerliche Angebot erstreckt sich vom Gleitschirmfliegen und Mountainbiken, Wandern und Klettern (Ferrata-Klettersteig; Jubiläumsgrat), bis hin zu Kajakfahren und Raften. Erholung verschaffen Kuren in Bad Bayersoien, Bad Kohlgrub oder die Bäder Wellenberg Oberammergau und Alpspitzbad Garmisch. In der Fußgängerzone des Hauptortes kann man nicht nur Werdenfelser Tracht, sondern auch Capuccino und Gelati kaufen - Italien liegt ja nicht allzu weit entfernt. Zu Geldgewinnen und -verlusten lädt das Spielcasino ein. Lohnenswert ist ein Besuch der alten Ortsteile um die Pfarrkirche Sankt Martin (1730-34) und der Burgruine Werdenfels. Als Kulturgüter ersten Ranges präsentieren sich das 1330 gegründete Kloster Ettal, Königsschloss Linderhof (1874-78), Schachenhaus und Schloss Elmau (1916). Über traditionelle Handwerkskunst informieren Freilichtmuseum Glentleiten, Geigenbauschule Mittenwald wie auch die Holzschnitzerwerkstätten in Oberammergau. Liebhaber von Kandinsky und Münter treffen sich im Schloss-Museum Murnau. Das überlieferte Brauchtum beinhaltet Maibaumaufstellen, Schuhplatteln, Lüftlmalerei, Hornschlittenrennen oder die typischen Gerichte der oberbayerischen Küche. Mit dem Richard-Strauß-Festival wird hierzu heute in Garmisch-Partenkirchen ein kultureller Kontrapunkt gesetzt. Durchaus lästig kann der Verkehr aus und in Richtung München und Augsburg am Wochende sein, da sehr viele Tagesausflügler den Landkreis besuchen. So bleibt zu hoffen, dass die Einwohner der 22 Gemeinden, von denen immerhin 16 als Erholungsort, Luftkurort, heilklimatischer Kurort und Heilbad deklariert sind, die zukünftige Nutzung sanft weiter gestalten und den hohen Wert der ihnen übertragenen Alpenlandschaft erkennen.
Geschichtliches
Steinkeil- und Keramikfunde weisen auf erste anthropogene Aktivitäten in der Jungsteinzeit hin. 15 v.Chr. expandierte das Imperium Romanum abrupt bis zur Donau. Die bis dahin ansässigen Genauen und Breonen (Illyrer) unterlagen dieser Übermacht. Die römische Brennerstraßenstation "Partanum" gilt als Vorläufer Partenkirchens. Alemannen invadierten ab 233 n.Chr., erst im späten 5.Jh. wichen die Römer aber gänzlich auf die andere Seite der Alpen zurück. Die Germanen kamen um 550, Garmisch gründet auf deren Siedlung "Germareskaue". Um 1000 regierten die Welfen, die mit ihrer "Burg Werdenfels" der ganzen Region zu ihrem Namen verhalfen.
Bis Mitte des 13.Jhs. erwarb das Hochstift Freising die Gegend und bildete die reichsunmittelbare Grafschaft Werdenfels. Handel und Verkehr auf der Römerstraße ließen die Wirtschaft bis zur Entdeckung Amerikas florieren, danach versiegten die Einnahmequellen. Nach der Säkularisation wurde die Region Teil des Kurfürstentums und Königreichs Bayern. Zu den Olympischen Winterspielen 1936 - den ersten mit Alpinskiwettbewerben - vereinigten sich die Märkte Garmisch und Partenkirchen zu einer Marktgemeinde. Mit Adolf Hitler eröffnete der Mann die Spiele, der die Welt alsbald ins Unglück stürzen würde. Erst in der Nachkriegsära wandelten sich die ärmlichen Verhältnisse im Landkreis ins Gegenteil und Garmisch-Partenkirchen stieg in den Reigen der großen Tourismusdestinationen auf. | |||||||||||||||||||