NUTS-3 Region Innsbruck (Österreich)
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Das Herz Tirols bildet zweifellos die Nuts-3-Region Innsbruck. Wer dabei allerdings ausschließlich an die schöne Landeshauptstadt mit ihren Kunstschätzen und dem Sekretariat der Alpenkonvention denkt, dem fehlt das Wissen über die Naturschönheiten im Bezirk Innsbruck-Land. Nördlich des Inntals riegeln drei Massive der Nördlichen Kalkalpen die Region ab: Wetterstein (Hochwanner: 2.744m), Mieminger Gebirge (Hohe Munde: 2.662m) und Karwendel (Birkkarspitze: 2.749m). Der Alpenpark Karwendel (730km²/Natura 2000) rund um den Isarursprung schafft Platz für das größte Naturschutzgebiet Österreichs. Er beherbergt 2.200 Bergahornbäume am Großen Ahornboden, Almweiden und Bergwälder im Bächental, Latschen und Legbuchengesellschaften im Karwendeltal oder Hochmoore im Achenwald. Doch sind dies nur wenige Beispiele der überwältigenden Naturausstattung. Steinbock, Murmeltier, Gämse und Adler finden sich in allen höheren Regionen (vergleiche Garmisch-Partenkirchen). In den Zentralalpen südlich des Inns wird die Geologie komplexer. Den Weg Richtung Süden öffnet das Wipptal (Fluss Sill) mit dem nur 1.371m hoch gelegenen Brennerpass. Östlich davon erheben sich die Zillertaler Alpen (vergleiche Tiroler Unterland) mit dem unüberwindbar erscheinenden Tuxer Hauptkamm (Olperer: 3.476m; Hohe Wand: 3.289m) und die generell sanfteren, nördlich vorgelagerten Tuxer Alpen (Lizumer Reckner: 2.886m). Gneis, Schiefer, Quarzphyllit und auch Kalk (Tarntaler Köpfe: 2.757m) sorgen für das unterschiedliche Erscheinungsbild. Valsertal (Alpeinerbach), Schmirntal (Schmirnbach), Navistal (Navisbach) und Arztal (Mühlbach) münden vom Osten in das Wipptal ein. Im Valsertal (35km²/Natura 2000) gedeihen 428 Pflanzenarten, unter anderem Knabenkräuter, am Patscherkofel (2.246m) bestechen alpine Rasen und ausgedehnte Zirbenbestände. Westlich des Wipptals ragen die Stubaier Alpen empor, die sich vorwiegend aus Gneisen aufbauen. Das dominierende Zuckerhütl ist mit 3.507m der höchste Berg der Region, doch auch Wilder Pfaff (3.456m) und Ruderhofspitze (3.474m) erreichen große Höhen. Simmingferner, Grüblferner, Sulzenauferner und Wilder-Freiger-Ferner, Fernerstube, Alpeiner und Lüsener Ferner sind Beispiele für die intensive Vergletscherung. Weiters haben sich einige Kalkberge aufgeschoben, etwa die Kalkkögel (Schlicker Seespitze: 2.804m) oder die Serles (2.718m), der "Altar von Tirol". In den Stubaier Alpen liegen die westlichen Seitentäler des Wipptals, etwa Stubaital (Ruetz), Gschnitztal (Gschnitzbach) oder Obernberger Tal (Seebach). Die Melach entwässert das Sellraintal. Hochgebirgsseen (Obernberger See), Wildbäche, Moore, Almwiesen mit Orchideen, Enzianen und Primeln sowie Wälder aus Fichten und Zirben prägen die Landschaft. Im Ruhegebiet Stubai gesellen sich ausgedehntere Lärchen-, Kiefern- und Legföhrenbestände dazu, darüber gedeihen Zwergsträucher und alpine Grasheiden sowie Pioniere auf Schutt und Fels. Die Jahrestemperaturen fallen mit der Höhe von 9,4°C an der Messstation Innsbruck-Universität (578m) auf 0,2°C am Patscherkofel (2.247m). Die Niederschläge variieren jedoch kaum (864mm/875mm), nur in den höchsten Lagen wird die 2.000mm-Marke deutlich überschritten. Über das Wipptal erreicht der Südföhn an durchschnittlich 64 Tagen jährlich den Hauptort. Vornehmlich tritt er in den Übergangsjahreszeiten auf und kann mit orkanartigen Windböen durchaus Schäden verursachen. Beinahe ein Drittel des gesamten alpenquerenden Straßengüterverkehrs verläuft über die Brennerachse. Ohnehin ist die Agglomeration rund um Innsbruck mit weit über 250.000 Menschen die zweitgrößte im Alpenraum und verursacht selbst ausreichend Verkehr. Die Schadstoff- und Lärmemissionen entlang der meist befahrenen Transitroute der Alpen gefährden deshalb wahrnehmbar die Gesundheit der Talbewohner. Die Bevölkerungsdichte liegt für die Region bei 133 Einwohnern pro km², in der Stadt selbst steigt dieser Wert auf 1.080 Einwohner. Die ökonomische Stärke zeigt das BIP/Kopf von 29.313 €, mit dem man sich im österreichischen Spitzenfeld und alpenweit auf Rang 23 bewegt. Die niedrigen Arbeitslosenzahlen von 2,8% sprechen ebenfalls für sich. 76% der Beschäftigten arbeiten in Dienstleistungsberufen, überwiegend in Handel und Reparatur von Kfz und Gebrauchsgütern, Gesundheits- und Sozialwesen, Immobilienwesen, Informatik, Forschung und Unternehmensdienstleistungen, Beherbergungs- und Gaststättenwesen sowie Verkehr und Nachrichtenübermittlung. Der Sekundäre Sektor bietet 23% der Arbeitsplätze, hauptsächlich in Bauwesen, Glasgewerbe (Swarovski), Herstellung von Waren aus Steinen und Erden, Nahrungs-, Genussmittel- und Getränkeproduktion, Herstellung von elektrischen Geräten, Büromaschinen und Datenverarbeitungsgeräten sowie Herstellung von Metallerzeugnissen (Stubai Werkzeug). Spätestens seit Austragung der Olympischen Winterspiele 1964 und 1976 erstarkte der Tourismus. Skigefahren wird am Stubaier Gletscher bis in den Frühsommer. Andere Liftanlagen, etwa Schlick, Axamer Lizum, Patscherkofel, Glungezer, Nordpark und Seefeld, schließen naturgemäß etwas früher. Die Leutasch ist ein Langlaufrevier der Extraklasse, das regelmäßig Weltcupläufe austrägt. Alljährlich sorgt die moderne Bergiselschanze für Spannung bei der Vierschanzentournee. Die Berge sind allgemein eine Idylle für Skitourengeher, Biker, Wanderer, Hochgebirgsforscher und Naturfreunde. In der Altstadt stechen neben dem bereits erwähnten Wahrzeichen Innsbrucks vor allem Stadtturm (14.Jh.), Helblinghaus und Dom (beide 18.Jh.) und Hofkirche mit dem leeren Grabmal Kaiser Maximilians (vergleiche Niederösterreich-Süd) und dem anschließenden Tiroler Volkskunstmuseum hervor. Der Alpenzoo kann mit der neuen Hungerburgbahn erreicht werden. Von der Hungerburg aus tragen zwei Gondelbahnen ihre Passagiere bis auf die Hafelekarspitze, die herrliche Tiefblicke auf die Stadt und die sie umgebenden Alpentäler freigibt. Östlich von Innsbruck sollten die mittelalterliche Salz-, Münz- und Handelsstadt Hall als Musterbeispiel für eine gelungene Altstadtsanierung und -revitalisierung sowie die Swarovski Kristallwelten in Wattens nicht außer Acht gelassen werden. Goethe meinte: "Von Innsbruck herauf wird es immer schöner - da hilft kein Beschreiben!", wobei er sich auf den Weg Richtung Brenner bezog. Europas höchstgelegenes Kloster, Maria Waldrast (1.641m/15.Jh.), liegt oberhalb von Matrei. Die verschiedenen Trachten und Weihnachtsmärkte sind ebenfalls eine Reise wert, Krippenbau, "Mullerlaufen" (Fasnachtsumzug) und Palmeselprozession in Thaur und Hall gehören zu den lebendigen Traditionen. Auf der Alm oder Berghütte empfiehlt sich eine urig-deftige Brettljause mit Speck oder Kaspressknödeln. In Zirl und Thaur wird sogar etwas Weinbau betrieben.
Geschichtliches
Funde aus der Urnenfelderzeit, vorrömische (Amras) und römische (Vill) Ortsnamen verraten die frühe Besiedlung am Schnittpunkt des Verkehrs über den Brenner und durch das Inntal (Passland Tirol). Ab 15 v.Chr. gliederten die Römer das Gebiet der Provinz Raetien an und gründeten die Militärstation "Veldidena" (Wilten). Ab dem 6.Jh. wanderten Bajuwaren ein, die ansässige rätoromanische Bevölkerung übernahm deren Kultur und Sprache. Seit dem 11.Jh. hatten die Bischöfe von Brixen die Oberhoheit über das mittlere Inntal und Wipptal inne, die das Land als Lehen weitergaben, im 12.Jh. an die Grafen von Andechs. Es kam zur Marktgründung am nordseitigen Innufer, zum Bau der Innbrücke und Neugründung einer Siedlung im Bereich der heutigen Altstadt, die 1187 als "Innsprucke" aufscheint und um 1200 Stadtrecht erhielt.
1248 übernahmen die Grafen von Tirol das Inntal und somit auch die Geschicke der Stadt, 1363 die Habsburger. Ab 1420 wurde sie deren Residenz und gelangte zur wirtschaftlichen und kulturellen Blüte. So entstand etwa das weltbekannte "Goldene Dachl" unter Kaiser Maximilian I., der von Innsbruck aus die Geschicke Europas steuerte. Zwischen 1806 und 1814 gehörte Tirol zu Bayern, was von Freiheitskämpfen am Bergisel unter Andreas Hofer begleitet war. Wieder unter österreichischer Herrschaft löste Innsbruck 1849 Meran als Landeshauptstadt ab, der Bahnbau ebnete den Weg Richtung Großstadt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Südtirol schonungslos vom Rest Tirols abgetrennt und an Italien angeschlossen (vergleiche Bozen/Bolzano). Die Bomben im Zweiten Weltkrieg hinterließen ebenfalls schwere Wunden. Erst seit 1964 ist Innsbruck auch Sitz eines Diözesanbischofs, wobei die Diözese - der ehemaligen Grenze des Bistums Brixen folgend - nur bis zum Ziller reicht. | |||||||||||||||||||