NUTS-3 Region Vicenza (Italien)
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Vicenza rühmt sich der Tatsache, im Jahr 1397 das erste Feuerwerk Europas abgebrannt zu haben - und noch heute bietet diese Nuts-3-Region ein sehr farbenfrohes Bild. Wie ihre östlichen und westlichen Nachbarn Verona und Treviso liegt Vicenza im nördlichen Teil innerhalb der Alpenkonventionsabgrenzung und damit zu etwa 40% im Gebirge, genauer in den Südlichen Kalkalpen. In den Alpi Vicentine/Vicentiner Alpen ragt an der Cima Dodici (2.336m) der höchste Punkt der Provinz empor, und auch Cima Portule (2.310m), Corno di Campo Bianco (2.129m) und Monte Ortigara (2.105m) bilden Zweitausender an oder nahe der Grenze zum nördlichen Nachbarn Trento. Gen Süden folgen die beiden Hochebenen von Asiago und der Sette Comuni - allein letztere umschließt ein Natura 2000-Gebiet von 150km² Fläche. Dort stehen besonders Vögel, wie diverse Arten von Hühnern, Zeisigen, Meisen, Käuzen und Enten sowie speziell Bergpieper, Bekassine, Weißstorch, Seidenreiher, Schneefink, Habicht und Steinadler unter Beobachtung. Als floristische Höhepunkte werden unter anderem Frauenschuh, Schopf-Teufelskralle, Dolomiten-Hauswurz, Sonnentau, Rosmarienheide und Tiroler Primel angeführt (zum Parco Naturale Regionale della Lessinia: vergleiche Verona). Östlich des Hauptflusses Brenta reichen einige Ausläufer der Dolomiten bis in die Provinz Vicenza hinein, die am Monte Grappa 1.775m aufragen (vergleiche Treviso). Die verbliebenen 60% der Gesamtfläche teilen Venezianische Hügelländer und Ebene gleichermaßen. So erheben sich südlich des Hauptorts Vicenza (39m) die Monti Berici (Monte Alto: 444m), die auf 128km² von Natura 2000 geschützt werden und eine interessante Karstlandschaft ausbilden (vergleiche Notranjsko-kraška). Terrarossa ist hier das ideale Ausgangssubstrat für den Anbau roter Trauben. Die natürliche Vegetation - strauchartige Macchie am Fuße der Hügel, eher kümmerlicher Niederwaldbewuchs Richtung Gipfel - zeigt sich ideal ans Klima angepasst. In der vom WWF gepflegten "Oasi degli Stagni di Casale" gedeihen im über den Tonböden gestauten Süßwasser Froschlöffel, Rohrkolben und Wasserschwertlilie, begleitet von Pappel- und Weidengehölzen. Zu den größeren Flüssen Vicenzas gehören Chiampo, Agno, Guà, Astico, Leogra, Orolo und Bacchiglione, die teils ineinander münden und zumeist über Adige/Etsch oder Brenta der Adria zufließen. Gerade der südliche Provinzteil zeigt im Sommer sehr warmes, winterlich mildes sowie ganzjährig feuchtes Klima. So misst die Klimastation in Vicenza (39m) mittlere Jahreswerte der Temperatur von 12,8°C und 1.142mm Niederschlag. Im Gebirge werden tiefere Temperatur- und höhere Niederschlagswerte erreicht. Mit 308 Einwohnern pro km² weist Vicenza eine sehr hohe und weiter steigende Bevölkerungsdichte aus. Wie erfolgreich die Provinz heute ökonomisch ist, belegt das BIP/Kopf in Höhe von 25.921 €, mit dem alpenweit Rang 36 eingenommen wird. Weiterhin überzeugt die niedrige Arbeitslosigkeit von 3,5%. Überdurchschnittlich bedeutsam ist der Zweite Sektor mit 52% aller Arbeitsplätze, darunter Metallproduktion, -bearbeitung und Herstellung von Metallerzeugnissen, Textil- und Bekleidungsindustrie (Dainese), Maschinenbau, Bauwesen sowie Herstellung von Möbeln, Schmuck, Musikinstrumenten und Recycling als führende Branchen. Bei den Dienstleistungen (45% der Stellen) spielen Handel und Instandsetzung, Immobilienwesen, Informatik, Forschung und Unternehmensdienstleistungen, Gesundheits- und Sozialwesen, Erziehung und Unterricht sowie Verkehr und Nachrichtenübermittlung gewichtige Rollen. Die hiesige Goldschmiedekunst ist weltbekannt, und alljährlich findet in Vicenza die "Gold Exposition" statt. In der italienischen Tourismusrangliste liegt die Provinz auf einem ausgezeichneten fünften Platz. Aktivurlaube jeden Couleurs sind möglich, vom Golfspielen, Mountainbiken, Trekken, Klettern, Raften bis hin zum Kanufahren (Valbrenta). Die Hochebene um Asiago ist ein Zentrum des Langlaufsports - auf 500 Loipenkilometern finden sogar Weltmeister ihre Grenzen. Die Veranstaltung von Großwettbewerben gehört auf der wiesen- und waldbedeckten Hochfläche zum Tagesgeschäft. 69 Aufstiegsanlagen erschließen in der Provinz Vicenza über 100km Pisten in insgesamt 22 Wintersportstationen, wie Gallio 2000, Kaberlaba, Mezzaselva, Biancoia, Lastaro, Maddarello oder Recoaro Mille. Die fünf Heilwässer in Recoaro Terme fördern die Verdauung und lindern Hautprobleme. Die vielen Sagre - Festa delle Castagne in Durlo, Festa dell'Aqua in Recoaro - die lokalen Märkte und die Wallfahrtskirche Santuario di Monte Berico (15.Jh.) locken die kulturell Interessierten an. Bewegend bleiben die Überreste entlang der Ersten-Weltkriegsfront. Die Innenstadt Vicenzas glänzt durch ihre Renaissancearchitektur - die Bauten Andrea Palladios aus dem 16.Jh. wurden von der Unesco zum Weltkulturerbe erhoben, so die Basilica Palladiana, das Teatro Olimpico oder die Villa Capra La Rotonda. Die Fassade des Doms (15.Jh.) glänzt in rotem und weißem Marmor, gesehen haben sollte man auch Museo naturalistico ed archeologico di Santa Corona, Museo del risorgimento e della resistenza und die Pinakothek. "Baccalà alla Vicentina" (Stockfisch), "Capretto sullo Spiedo" (Kitz am Spieß) oder "Castrato con Risi e Bisi" (Hammel mit Reis und Erbsen) sind regionale Spezialitäten, zu denen die DOC-Weine aus Cabernet, Chardonnay, Marzemino und Burgunder der Herkunft Breganze gereicht werden. Alternativ stehen Barbarano, Cabernet, Merlot oder Tocai aus den Colli Berici oder die Weine Gambellara und Lessini Durello zur Auswahl. Natürlich darf der Grappa nicht fehlen - immerhin kann Bassano del Grappa am Fuße des Monte Grappa als Wiege dieses Tresterbrandes bezeichnet werden. Zu denken gibt, dass sich im Jahr 2007 acht Gemeinden der Hochebene um Asiago für einen Übertritt zur Provinz Trento aussprachen. Offiziell werden die Stagnation des Tourismus und andere Gründe angeführt. Hauptsächlich wollen die Gemeinden aber wohl in den Genuss der speziellen Förderungen kommen, die der autonomen Nachbarprovinz zugesprochen sind. Sollte das italienische Parlament den Wechsel billigen, so könnte eine Lawine an Übertrittswünschen in verschiedenen Landesteilen losgetreten werden.
Geschichtliches
Am Lago di Fimon, dem einzigen erwähnenswerten See der Provinz, werden erste Spuren des Menschen auf das 4.Jtsd. v.Chr. datiert. Vicenza selbst ist eine der ältesten Städte des Veneto, vermutlich gegründet von den Euganeern und bis zum Einzug der Römer 157 v.Chr. in Händen der Gallier und Veneter. "Vice(n)tia" blühte, unterbrochen von Barbareneinfällen, auch unter Goten, Langobarden und Franken. Im 11.Jh. wurde es bischöflicher Macht unterstellt, während sich die Hochebene der "Sieben Gemeinden" mit bayerisch-alemannischen Zuwanderern und zimbrischer Sprache füllte (vergleiche Verona). Zwischen 12. und 14.Jh. konkurrierte Vicenza gegen benachbarte Städte und geriet in die Hände des Venezianers Ezzelino III da Romano, sowie an Skaliger und Visconti. 1404 übernahm die potente Republik Venedig das Ruder und läutete ein goldenes Zeitalter ein, in dem der Adel Palazzi und andere großartige architektonische Monumente errichten ließ.
Napoleon löste die Republik Venedig 1797 auf und beendete damit zugleich die jahrhundertelange Selbstverwaltung der "Sieben Gemeinden". Ab 1813 fiel ganz Vicenza genauso an die Habsburger wie seine Nachbarn Verona oder Belluno, es erhob sich allerdings 1848 am Monte Berico. 1866 ging es ins Italienische Königreich ein. Im Ersten Weltkrieg verlief die Verlängerung der berüchtigten Dolomitenfront durch das Hochplateau von Asiago. Die zimbrischen Bewohner wurden in die Poebene umgesiedelt, und die Faschisten - allen voran Ettore Tolomei - verboten den Gebrauch ihrer Sprache. Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Stadt Vicenza starke Bombardierungen, die 1950er Jahre markierten den Beginn kräftiger wirtschaftlicher Erholung und damit starker Zuwanderung, insbesondere aus Afrika. 2007 demonstrierten über 100.000 Menschen gegen die Erweiterung des US-Luftwaffenstützpunktes in Vicenza, von dem aus 1999 NATO-Bomber ihre Angriffe gegen Jugoslawien flogen. | |||||||||||||||||||