NUTS-3 Region Treviso (Italien)
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Auf großen Schildern begrüßt die Nuts-3-Region Treviso - der "Garten Venedigs" - seine Besucher mit dem Slogan "Provincia di Treviso, se la vedi... t'innamori" ("Provinz Treviso, wenn du sie siehst... verliebst du Dich") - und dies mag durchaus zutreffen. Am nördlichen Rand erhebt sich der höchste Gipfel der Provinz, der Monte Grappa (1.775m), ein zwischen den Flüssen Brenta und Piave nach Süden vorgeschobener Gebirgsstock. Der stufenweise Übergang vom submediterranen ins alpine Klima vollzieht sich hier sehr anschaulich: Macchie in den Tallagen, darüber submontane Wälder aus Ahorn, Kastanie, Linde, Flaumeiche, Hopfenbuche oder Blumenesche mit eingelagerten Magerwiesen, Rotbuchenwälder gemischt mit Weiß- und Rottanne sowie Lärche und Zirbe in der montanen Zone. In den Gipfellagen findet man Rhododendron, Wacholder oder Latschenkiefer. Gerade die Blumenwelt bietet am Monte Grappa seltene Arten, wie etwa die Schwertlilie. Östlich des Piavetals folgen die Alpi Veneziane/Venezianer Alpen, die am Col Visentin noch einmal bis 1.763m aufragen. Der Cansiglio (1.581m) bildet den östlichsten Abschluss des Gebirgsriegels, der geographisch ebenso zu den Südlichen Kalkalpen gehört. Der gesamte Kammbereich entlang der Grenze zwischen Treviso und Belluno ist auf 116km² eine Vogelschutzzone. Im Natura 2000-Gebiet Col Visentin etwa kommen Mornellregenpfeifer, Sperber, Kornweihe, Habicht, Steinadler, Schwarzmilan und Wespenbussard vor. In den Wäldern sind Rauhfußkauz und Uhu heimisch, eher am Boden leben Haselhuhn, Birkhuhn und das kampfeslustige Alpensteinhuhn. Für den Passo San Boldo werden Sandfingerkraut, Krainer-Lilie, Muschelblümchen und Frühlings-Gedenkemein als botanische Highlights genannt. Die Krainer-Glockenblume gilt als Endemit der südöstlichen Kalkalpen und ist auch in Slowenien verbreitet. Außerhalb des Alpenkonventionsgebietes schließen sich gen Süden die Hügelländer Colli Asolani, Colli del Prosecco, Colli di Conegliano, Collalto und der in Form einer Schildkröte bis 371m hinaufreichende Montello an. Neben der Terrarossa prägen hier vielfältige Karsterscheinungen das Bild, während vom ursprünglichen Wald Restbestände an Birken, Hainbuchen, Kastanien und jahrhundertealten Eichen erhalten sind. Im Unterwuchs gedeihen Arten, die eigentlich für ein kälteres Klima charakteristisch wären, so Berganemone oder Christrose. Zur vielfältigen Reptilienwelt zählen Gelbbauchunke und Schwanzlurch, Mauer- und Smaragdeidechse, Schlingnatter, Äskulapnatter oder Aspisviper. In den Karsthöhlen nisten diverse Fledermausarten, ansonsten werden eine Unmenge an Stand- und Zugvögeln sowie einige Nagetierarten geortet.
Die Flora und Fauna der Feuchtwiesen, Sumpfgebiete und der Macchie bestimmen die von unzähligen Bachläufen und Kanälen durchzogene Trevisaner Ebene (vergleiche Vicenza). Ihre größten Flüsse Musone, Livenza, Piave und Sile - letzterer als einer der längsten Karstflüsse Europas - strömen in südöstlicher Richtung der nahen Adria zu. Knapp vor der Lagune von Venedig endet das Provinzgebiet. Erwähnt werden sollte noch das 47km² umfassende Biotop Grave del Piave entlang dem Hauptfluss. In ihm schwimmen die für Fließgewässer im südlichen Alpenvorland typischen Marmorforellen, jedoch auch Groppe, Finte und Steinbeißer. Die Uferbereiche bevorzugen Italienischer Springfrosch und Italienischer Kammmolch. Das Klimadiagramm von Istrana (45m) unweit des Hauptortes zeigt mittlere Jahreswerte von 12,9°C und 949mm. In den Venezianer Alpen steigern sich die Jahressniederschläge ungefähr auf das Doppelte.
Rifugio Vittorio Veneto (©FAST Foto Archivio Storico Trevigiano della Provincia di Treviso - Fondo La Marca del 2000 - Foto Galifi) Arbeitsplätze im Sekundären Sektor schaffen vor allem Bauwesen, Textil- und Bekleidungsbranche (Stammsitz von Benetton und Sisley/Skischuhfabrikation), Maschinenbau, Herstellung von Möbeln, Schmuck, Musikinstrumenten und Recycling sowie Metallproduktion, -bearbeitung und Herstellung von Metallerzeugnissen. Unter den vertretenen Dienstleistungen stechen Handel und Instandsetzung, Immobilienwesen, Informatik, Forschung und Unternehmensdienstleistungen, Gesundheit und Soziales, Erziehung und Unterricht sowie Verkehr und Nachrichtenübermittlung hervor. Touristisch bildet Treviso innerhalb des Veneto das Schlusslicht, gleichwohl sich hier entspannte Urlaubstage verleben lassen. Will doch die Zeitung "Italia Oggi" im Jahr 2004 die höchste Lebensqualität in ganz Italien ausgemacht haben. Die sportlichen Highlights spielen sich eher im hügelig-gebirgigen Nordteil ab, wo Rad- und Wandertouren an klaren Tagen Blicke bis an die Adria eröffnen. Auf den Flüssen sind Kanuten zu beobachten. Die bewegte Vergangenheit bezeugen die mauerbewehrten Städte Treviso, Castelfranco Veneto und Vittorio Veneto sowie die Schlösser in Conegliano (12.Jh./Museum), Susegana (14.Jh.) und Ceneda (bewehrt im 14.Jh.). Villen, Paläste und kirchliche Bauten vollenden die Architektur aus acht Epochen, die von Palladio (vergleiche Vicenza) geschaffene Villa Maser ist Unesco-Weltkulturerbe. Auch Besuche der archäologischen Schätze, beispielsweise der Ruinen von Acetum in Asolo, lassen die Zeit wie im Flug vergehen. Erschreckende Erinnerungen an die Gemetzel des Ersten Weltkriegs finden sich allenthalben, etwa mit Ossarium und Kriegerdenkmal von Nervesa della Battaglia. Der Montello ist reich an kleinen Kirchen und Kapellen. Auf dem Land laden zahllose Sagre zu ausgelassenen Festen ein. Aufgrund der vielen Kanäle nennen die Italiener den Hauptort Treviso "Città delle Acque". Dom (12.-16.Jh.), Palazzo dei Trecento (13.Jh.) und die Museen (Museo Bailo mit Pinakothek) sind sehenswert. In den Trattorie ist der Genuss des Roten Radicchio ein Muss, genau wie die Gerichte "Risi e Bisi" (Reis mit Erbsen), "Sardee in Saor" (Sardinen mit Zwiebeln) oder "Sopa Coada" (Taubensuppe). Das in Treviso erfundene Tiramisu ist heute weltbekannt. Die DOC-Weine werden hauptsächlich aus den Reben Sauvignon, Chardonnay, Merlot, Riesling Italico und Pinot gepresst, ortstypisch sind Refrontolo Passito und Rabosso. Conegliano und Valdobbiadene gelten als "Città del Prosecco" - sie sind durch die "Strada del Vino Bianco" verbunden. Die "Scuola Enologica di Conegliano" vermittelt innerhalb von drei Jahren das Wissen um die Kunst des Weinbaus.
Geschichtliches
Der Name "Treviso" stammt möglicherweise von den einst ansässigen keltischen Tauriskern, eventuell aber auch von der gallokeltischen Bezeichnung "trev" für "Holzhütte". "Ter" und "visi" ("Drei Hügel") wäre die Option aus der Römerzeit, 49 v.Chr. wurde "Tarvisum" jedenfalls als römisches Municipium anerkannt. Goten, Byzantiner, Langobarden und Karolinger sorgten ebenfalls für eine positive Entwicklung von Stadt und Land - unterbrochen nur von Ungarneinfällen im 10.Jh. Im Heiligen Römischen Reich machte Friedrich Barbarossa selbst die Stadt zur freien Kommune, sie trat jedoch dem Lombardenbund bei und bekämpfte den Kaiser alsdann. Die Verwandlung zur "bemalten Stadt" und zur "frohsinnigen und amourösen Mark" mit höchster Ausprägung höfisch-prunkvollen Lebens fallen in diese Periode.
Das 13. und 14.Jh. war von Auseinandersetzungen zwischen Guelfen und Ghibellinen geprägt und es regierten wechselnde Mächte, darunter die Familie Da Romano, die Grafen von Görz (vergleiche Goriška), Skaliger und Visconti. Der Wohlstand jedoch kehrte erst mit dem Anschluss an die sozioökonomisch erfolgreiche Republik Venedig im Jahre 1389 wieder zurück. Nach der napoleonischen Episode behielten die Österreicher im Königreich Lombardo-Venetien ab 1815 die Oberhand, 1866 wurde Treviso Teil des Italienischen Königreichs. Im Ersten Weltkrieg erlebte die Provinz heftigste Kämpfe mit 150.000 Toten, so war der Monte Grappa einer der tragischen Schauplätze der Geschichte, an dem sich Kaiserjäger und Alpini zerrieben. Vom Montello aus konnten die habsburgischen Truppen schließlich über die Piave zurückgedrängt werden. Im Zweiten Weltkrieg bombardierten die Amerikaner das historische Zentrum der Stadt und töteten dabei Tausende. | |||||||||||||||||||