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NUTS-3 Region Lecco (Italien)

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Steckbrief
Hauptort: Lecco214m
Höchste Erhebung: Monte Legnone2609m
Gemeinden90
Bevölkerung325039
Fläche816 km²
Bevölkerungsdichte398 Einwohner/km²
>> Datenblatt Nuts-3 Kennzahlen
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Foto
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Grafiken
Höhenverteilung (Hilfe)
Corine Landbedeckung
Alterspyramide
 
NUTS-3 Nachbarregionen
Bergamo, Como, Sondrio
 
Klimadiagramme nach Walther-Lieth
Olginate (198 m): ø 12.4 °C / Σ 1297mm
 

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Lecco am Monte Melma (914m) und Cima di Muschiada (1.666m) (©Raffaele Rizzi)
Wo befinden sich der tiefste See, der kürzeste Fluss oder die kleinste Gemeinde Europas? Die Tourismuswerbung "Lario Online" gibt hierauf selbstbewusst (wenngleich nicht unbedingt korrekt) Antwort: in Lecco. Gemeint sind der 410m tiefe Comer See, der nur 250m lange Fluss Fiumelatte und die Gemeinde Morterone mit gerade einmal 29 Einwohnern. Wie unschwer zu bemerken ist, gehört die lombardische Provinz zwar zu den kleineren Nuts-3-Regionen der Alpen, jedoch erwarten den Besucher ein von sich selbst eingenommenes Volk und jede Menge Überraschungen.

Entlang des Lago di Como/Comer Sees schwingen sich die Gebirgsstöcke der Alpi Orobie/Bergamasker Alpen (vergleiche Bergamo) am Monte Legnone 2.609m hoch auf, Zuccone Campelli (2.519m) und Pizzo Alto (2.512m) bilden die nächsthöheren Gipfel. Gen Süden werden die Berge dann deutlich niedriger (Monte Serrada: 1.875m; Monte Albenza: 1.394m) und gehen schließlich in Hügelland über. Die beiden Flüsse Varrone und Pioverna respektive deren Täler Valle Varrone und Valsassina gliedern den Alpenanteil und damit das Alpenkonventionsgebiet von Lecco.

Natürliche Vegetation und von Menschenhand geschaffene Blumenpracht am Ufer präsentieren sich submediterran reizvoll mit Zypressen, Lorbeer, Magnolien und Palmen. Darüber liegen die Zonen der Kastanien, Weiden und schließlich typisch alpiner Zusammensetzung. In der Blumenwelt stechen Europäischer Strandling, Fiederblättriges Veilchen, Ochsenauge, Unschöner Frauenmantel und Südalpen-Steinbrech hervor. Die zwei Natura 2000-Gebiete Grigna Meridionale (27km²) und Grigna Settentrionale (16km²) listen die Säugetiere Gämse, Reh, Murmeltier, Dachs und die verschiedensten Fledermausarten auf. In der Avifauna werden Steinrötel, Uhu, Zwergdommel, Alpendohle, Purpurreiher, Steinadler und diverse Hühnerarten beobachtet.

Naturräumlich lebt die Provinz vom Kontrast zwischen Wasser und Gebirge. Der glaziale Hobel leistete hier ganze Arbeit und hinterließ eine fantastische Seenlandschaft, allen voran den Lago di Como. Der drittgrößte See Italiens (vergleiche Como) weist eine Y-Form auf, die Lecchesi nennen ihren Seearm auch "Lago di Lecco". Die Adda durchfließt den Comer See, an ihrem Eintritt beginnt die Provinz, an ihrem Austritt hinter dem Lago di Garlate endet sie. Das gesamte Provinzgebiet gehört dem Einzugsbereich des Po und damit der Adria an.

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Bergdorf Premana in den Bergamasker Alpen (©Immagini archivio Provincia di Lecco)
Nach Norden hin durch den Alpenhauptkamm vor kalten Luftmassen geschützt, ist das Klima entlang des Comer Sees und Richtung Alpenvorland meist mild. So misst Olginate (198m) am Lago di Garlate Jahresmittelwerte von 12,4°C und 1.297mm. Profis kennen das durch Beckenlage und Angrenzen diverser Seitentäler bedingte Phänomen der plötzlich auftretenden Winde, die den See sekundenschnell vom spiegelglatten Gewässer in ein gischtsprühendes Seglerparadies verwandeln.

Die mit 398 Einwohnern pro km² (Tendenz steigend) äußerst dicht besiedelte Provinz erwirtschaftet ein BIP/Kopf von 24.665 € - alpenweit liegt das im Mittelfeld, genauer auf Rang 47. Die geringe Arbeitslosenrate von 3,2% wird in zunehmendem Maße, hauptsächlich um den Hauptort Lecco, mit unschönen Industriebauten und Zersiedlungserscheinungen bezahlt.

Lecco bleibt diejenige lombardische Provinz, in der die Industrie am meisten zur Wertschöpfung beiträgt. So bietet der Zweite Sektor mit 51% vergleichsweise auch die größte Zahl an Arbeitsplätzen, vor allem in Metallproduktion, -bearbeitung und Herstellung von Metallerzeugnissen, Bauwesen, Maschinenbau, Textil- und Bekleidungsindustrie sowie Herstellung von elektrischen Geräten, Büromaschinen und Datenverarbeitungsgeräten. Wie gemeinhin der Fall, befindet sich der Dienstleistungsbereich auf dem Vormarsch, schafft aber erst 47% der Stellen. Hier stehen Berufe in Handel und Reparatur von Kfz und Gebrauchsgütern, Immobilienwesen, Informatik, Forschung und Unternehmensdienstleistungen, Gesundheits- und Sozialwesen, Erziehung und Unterricht sowie Verkehr und Nachrichtenübermittlung hoch im Kurs. Nennenswert erscheint das Geschick der traditionellen Handwerker, die beispielsweise in Valsassina oder Premana Schneidewerkzeuge fertigen.

Zu den touristischen Höhepunkten zählen neben den Promenaden des Comer Sees selbstverständlich die umliegenden Täler und Gebirge. In der Gruppo delle Grigne lassen sich dolomithaltige Felsformationen erwandern oder erklettern, und von sämtlichen Gipfeln schweift der Blick zurück aufs Wasser. Die Ausübung von Wintersport ermöglichen einige kleine Ski- und Langlaufgebiete, wie Alpe Giumello, Piani d'Erna, Piani di Bobbio und Valtorta, Pian delle Betulle oder Esino-Cainallo.

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Tage mit Schneebedeckung sind im Hauptort Lecco selten (©Immagini archivio Provincia di Lecco)
Auf der Hochebene des Valsassina überspannt ein Netz aus sehenswerten Pfarrkirchen die Gemeinden, die zum jeweiligen Patroziniumstag ihre einladenden Kirchweihfeste feiern. Auch die "Sagra delle Sagre" und die "Fiera di Santa Rosalia" werden hier mit viel Schwung zelebriert. Anstelle des einst im Vordergrund stehenden Viehmarkts verkaufen auf der Fiera lokale Kunsthandwerker ihre Produkte. Alpine Klanggenüsse verschaffen der Chor "Coro Valsassina" und die Musikkapelle "Corpo Musicale Santa Cecilia di Barzio".

Die Vielfalt der Museen Leccos überspannt die Themen Natur (Museo delle Grigne in Esino Lario), Volkskunde (Museo Etnografico dell'Alta Brianza in Galbiate), Wein und bäuerliches Leben (Museo del Vino e della Civiltà Contadina in Brianza in Osnago) bis hin zur legendären Motorradwelt Motoguzzis (Museo del Motociclo Motoguzzi in Merate). Einige Schlösser und Forts stehen gleichfalls zur Besichtigung.

Wer die lokale Küche in all ihren Schattierungen kennenlernen möchte, muss sich dreiteilen. Zu den Spezialitäten am See gehören Fischgerichte, darunter die über Monate getrockneten "Misultitt" (Maifische), deren Eingeweide für eine weitere Spezialität, die "Curadura" verwendet werden. Im Gebirge sind es Polentaspeisen ("Taragna" oder "Vuncia"), während die Geschmäcker in der südlichen Zone dann der Mailänder Küche näherkommen. Hier reift auch der einzige bekanntere Wein, der weiße Montevecchia.

Unwiderrufbar verbunden mit Lecco ist Alessandro Manzonis berühmter Roman "I promessi sposi" ("Die Verlobten", 1827), den man sich - an den Gestaden des Lago di Como ruhend - zu Gemüte führen sollte...

Geschichtliches

Als Verbindungsachse zwischen Poebene und den nördlichen Regionen war Lecco schon in prähistorischen Zeiten besiedelt. Vor 1000 v.Chr. zogen Kelten ein, deren Ortsnamen noch heute erhalten sind und oft auf "-ate" oder "-ago" enden. Gegen 200 v.Chr. übernahmen die Römer die Gegend an der Militärachse Aquileia-Como, an der Stelle des heutigen Hauptorts entstand ein Castrum. Während der Völkerwanderung zogen plündernde Ostgoten durchs Land, später folgten die Langobarden. Die Franken richteten das "Comitato di Lecco" ein, in dem auch das Valchiavenna (heute Teil von Sondrio) und die Brianza integriert waren. Im 9. und 10.Jh. war Lecco Sitz der "Marca Settentrionale" und der Einfluss der Mailänder Bischöfe wurde ebenfalls immer größer. 1117 brach ein Krieg aus, der sämtliche Anrainer von Comer und Luganer See gegen Mailand vereinen sollte - Lecco allerdings war mit Mailand verbündet. Mit 30 Schiffen belagerten sie folglich den Nachbarn Como.

Dies hinderte die Mailänder nicht, 1250 ihrerseits Teile Leccos dem Erdboden gleichzumachen. Streitigkeiten zwischen den Adelsgeschlechtern der Torriani und Visconti brachten erneute Wirren. Mit dem Zerfall der Mailänder Macht übernahm Spanien die Geschicke der Lombardei, und die Pest hielt Einzug. 1746 fiel Lecco an die Habsburger, 1797 wurde es innerhalb Napoleons Cisalpinischer Republik zur Hauptstadt des "Dipartimento della Montagna". Österreich dominierte ab 1814 erneut und trug wesentlich zum Aufbau frühindustrieller Infrastrukturen bei. Die traditionelle Textilindustrie wurde mechanisiert und auch die metallurgische Industrie florierte. Beide Weltkriege forderten hohen Blutzoll, vornehmlich im Partisanenkampf der Jahre 1943-45. Das Sprichwort sagt: "Qui de Lecch quand nassen invece de fa 'oè 'oè disèn 'danè 'danè" ("Die aus Lecco sind Leute, die sehr viel arbeiten"), und tatsächlich erwuchs der harten Nachkriegszeit eine ökonomisch tragfähige Provinz.

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