Tirol Atlas Archiv

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NUTS-3 Region Como (Italien)

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Steckbrief
Hauptort: Como201m
Höchste Erhebung: Pizzo Paglia2593m
Gemeinden162
Bevölkerung566853
Fläche1288 km²
Bevölkerungsdichte440 Einwohner/km²
>> Datenblatt Nuts-3 Kennzahlen
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Foto
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Grafiken
Höhenverteilung (Hilfe)
Corine Landbedeckung
Alterspyramide
 
NUTS-3 Nachbarregionen
Graubünden, Lecco, Sondrio, Ticino, Varese
 
Klimadiagramme nach Walther-Lieth
Asso (427 m): ø 11.4 °C / Σ 1766mm
 

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Como am Comer See, Luganer Voralpen (©Giuseppe Maresca)
Ist von Como die Rede, ziehen Globetrottern Bilder malerischer Promenaden am Comer See mit dessen umliegenden Gebirgszügen vor Augen. Die Nähe zur Schweiz ist allenthalben zu spüren, garniert mit einer Extraportion italienischer Lebensart.

Die höchsten Erhebungen erfährt die Provinz in ihren nördlichen Gefilden um Pizzo Paglia (2.593m) und Pizzo Ledu (2.503m). Diese Berge gehören zu den Monti Ceneri/der Ceneri-Gruppe (vergleiche Sondrio, Ticino). Ihre Flüsse Livo, Dosso, Liro, Albano münden auf kurzem Weg in den Lago di Como/Comer See. Im Val di Dosso liegt ein Natura 2000-Gebiet, für das Steinhuhn, Haselhuhn, Birkhuhn, Auerhuhn, Schneehuhn und Steinadler aufgelistet werden. Für die Säuger stehen Murmeltier, Gämse, Reh und Alpenschneehase.

Den Comer See teilt man mit Lecco, schätzt sich aber des größeren Anteils glücklich, da einige Flächen des östlichen Y-Arms ebenfalls zur Nuts-3-Region gehören. Im eiszeitlichen Zungenbecken des Addagletschers liegt heute, mit maximal 410m Tiefe, 51km Länge, 4,5km Breite, 146km² Fläche und 22,5 Mrd. m³ Volumen, der drittgrößte See Italiens. Die Mera mündet über den Lago di Mezzola ein, der Comer Arm besitzt keinen Abfluss, die Adda fließt in Lecco aus.

Weiterhin ragt das nördliche Drittel des Lago di Lugano in die Provinz (vergleiche Ticino). Am nahe gelegenen Lago di Piano nennt Natura 2000 16 Vogelarten, darunter Sumpfrohrsänger, Stockente, Rohrweihe und Waldkauz.

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Piazza Grimoldi in Como (©Dr. Gerrit Loibl)
Gen Süden werden die Berge, etwa rund um den Monte di Tremezzo (1.700m), niedriger und Prealpi Luganesi/Luganer Voralpen genannt. Die Verlässlichkeit italienischer Gebirgsabgrenzungen und -bezeichnungen ist allerdings nicht immer gegeben. Im Parco Regionale Spina Verde di Como wachsen auf den nordexponierten Hängen natürlicherweise Hainbuche, Linde, Ahorn und Stieleiche, südzugewandt Flaumeiche, Traubeneiche, Manna-Esche, Hopfenbuche und Föhre. Der Mensch hat die Vegetation maßgeblich umgestaltet, so dass heute Kastanie und Robinie dominieren.

Südlich der Stadt Como gehen die Berge in sanftes Hügelland über, dort endet das Alpenkonventionsgebiet. Im Alpenvorland existieren weitere Schutzgebiete, etwa entlang der Flüsse Lambro und Guercio sowie am Lago di Segrino und am Lago di Alserio.

"Quant el Bisbin el ga el capel, qui de Com portèn l'umbrell" ("Wenn der (Berg) Bisbino einen Hut hat, tragen die in Como Regenschirme"), sagt das dialektale Proverbium und verweist damit auf die Tatsache, dass Niederschläge in der Provinz wahrlich nicht unbekannt sind. Asso (427m) am Alpenrand etwa misst Jahresmittel von 1.766mm und 11,4°C, in Como werden 1.814 Sonnenstunden jährlich gezählt.

Como ist heute mit 440 Einwohnern pro km² eine der am dichtesten besiedelten Nuts-3-Regionen Italiens und der Alpen, was auch vom steten Zuzug junger Menschen herrührt. Die Wirtschaft profitiert ferner von der Nähe zu Mailand und präsentiert sich mit einem BIP/Kopf von 23.769 € stabil (Rang 58 alpenweit). Die Erwerbslosigkeit beträgt 4,1%.

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Dom von Como (1396-1744) (©Pixelio.de)
Tertiäre Arbeitgeber bieten 53% der Stellen, wobei Handel und Instandsetzung, Immobilienwesen, Informatik, Forschung und Unternehmensdienstleistungen, Gesundheits- und Sozialwesen, Erziehung und Unterricht sowie Verkehr und Nachrichtenübermittlung dominieren. 45% der Arbeitsplätze stellt der Sekundäre Sektor, überwiegend in Textil- und Bekleidungsindustrie, Bauwesen, Metallproduktion, -bearbeitung und Herstellung von Metallerzeugnissen, Herstellung von Möbeln, Schmuck, Musikinstrumenten und Recycling sowie Maschinenbau. Die "Artigiani" üben ihr Handwerk auf höchstem Niveau aus, so die Krawattenmacher in Bellagio oder die Möbeltischler in Cantù, die sich gegen die in den letzten Jahren entstandenen monumentalen Einkaufszentren zu behaupten wissen.

Im Gebirgsort Livo im Valle del Livo scheint die Zeit stehen geblieben zu sein, und von hier aus beginnen schöne Tageswanderungen, beispielsweise zum Lago Darengo auf 1.781m. Körperlichen Ausgleich verschaffen ebenso die Langlaufmöglichkeiten in Castiglione d'Intelvi, Lanzo d'Intelvi, Monte San Primo, Pellio Intelvi und Piano Rancio. Im Sommer sind Bikini, Badehose und Wassersportgeräte die klaren Favoriten für sportliche Aktivitäten.

Das intakte Gebirgstal Valle del Livo wurde neuerdings als "lebendiges Landschaftsmuseum" didaktisch aufbereitet und soll zukünftigen Generationen Einblicke in das traditionelle Leben geben. Im Unesco-Weltkulturerbe am Sacro Monte di Ossuccio führen 15 Kapellen zur Wallfahrtskirche Beata Vergine del Soccorso (16.Jh.). In Peglio im Valle del Liro lohnt die Besichtigung der Fresken in der Kirche Sant Eufebio aus dem 16.Jh. Zur Themenvielfalt der Museen der Provinz gehören Archäologie, Geschichte (Kriege), Arbeit (Seide/Bäuerliches Leben/Milch), Natur (Landschaften/Vögel/Bienenzucht) und Unternehmen (Design und Einrichtung/Kinderspielzeug/Boote). Sehenswert sind auch die Villen Carlotta, Vigoni und Balbianello.

Die verbliebenen Mauern der seezugewandten Altstadt von Como konservieren die römische Grundprägung mit rechtwinkeligen Gässchen und hübschen Plätzen. Zu den Sehenswürdigkeiten zählen die Kirche San Fedele (12.Jh.), der Dom (1396-1744) und das über Arkaden erreichbare Rathaus (12.-13.Jh.). Einen folkloristischen Höhepunkt bildet der "Palio del Baradello" - ein Dreikampf aus dem Jahr 1159. Wo einst der Handelshafen lag, entsteigt heute an der Piazza Cavour mondänes Publikum den Passagierschiffen, um sich den Cafes und teuren Läden zuzuwenden. Mit der historischen Standseilbahn gelangt man hinauf nach Brunate, einem romantischen Bergdorf mit Ausblick über Hauptort und See.

Die lokalen Spezialitäten zerfallen in drei Gruppen: Am See werden Fischgerichte zubereitet (vergleiche Lecco), während im Alpenvorland deftige Speisen, wie Soufflés, Pasteten und pikante Fleischgerichte mit Gemüsen vorherrschen. Im Gebirge bevorzugt man Kartoffelpüree und Flan, Pilzgerichte mit Reis oder gekochte Schnecken.

Anhänger des Glücksspiels machen sich auf den Weg durch das schweizerische Ticino in die Comer Exklave Campione d'Italia am mittleren Ostufer des Luganersees, wo die Zweitausendseelengemeinde ein Casino aufbietet. Erstaunlicherweise wird hier vorwiegend in Franken bezahlt, die Polizeiautos tragen Schweizer Nummernschilder, und auch das Telefonnetz gehört zur Eidgenossenschaft. Bei der Postleitzahl besteht freie Wahl zwischen CH-6911 und I-22060.

Geschichtliches

Erste Spuren menschlicher Siedlungstätigkeit stammen vermutlich von den Orobern, die gallischen Insubrer gründeten 500 v.Chr. ein Oppidum. Das Lario wurde 196 v.Chr. von den Römern okkupiert und "Comum Novum" errichtet, woraufhin Tausende den Landstrich kolonisierten. 49 v.Chr. erhielt Como römisches Stadtrecht und die Eisenindustrie florierte. Germaneneinfälle vertrieben die Bevölkerung auf die Insel Comacina, unter den Langobarden kehrte sie schnell zurück. Como gelangte unter die Herrschaft der Mailänder Erzbischöfe, Ende des 11.Jhs. erlangte es seine Freiheit zurück. Bald schon nahmen es die Mailänder erneut ein, bis Como sich 1154 auf Seite Friedrich Barbarossas schlug und gegen den Lombardenbund kämpfte. 1183 brachte der Konstanzer Friede die Selbstständigkeit. Im 13.Jh. sah Como blutige Kämpfe zwischen Guelfen und Ghibellinen, schließlich fiel es von 1335 bis 1447 an die Visconti.

1521 übernahmen die Spanier die Herrschaft über die Lombardei, und Pestwellen drangen bis in die nördlichen Gebirgstäler vor. Diese hatten zwischen 15. und 18.Jh. ohnehin die Bevölkerungsabwanderung zu bewältigen. 1714 kam Como zu Österreich, und es erlebte mit dem Aufblühen der Textilindustrie ein Wirtschaftswunder - die "pura seta di Como" erlangte Weltruhm. Später wurde es Teil der Cisalpinischen Republik Napoleons und ab 1814 wieder des Habsburgerreichs. In den "Cinque Giornate" kämpfte Como gegen die österreichischen Truppen (vergleiche Bergamo). 1859 empfing es Garibaldi euphorisch und ging ins Königreich Italien ein. Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Mussolini auf seiner Flucht Richtung Schweiz in Como gefangen genommen und in Mezzegra am Westufer des Comer Sees erschossen.

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