NUTS-3 Region Imperia (Italien)
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"Pietremare" - "Fels und Meer" charakterisieren die Nuts-3-Region Imperia zwischen Ligurischen Alpen und Ligurischem Meer. In den Alpi Liguri prägen senkrechte Felswände und verkarstete Hochflächen die Landschaftsphysiognomie. Entlang der Grenze zum französischen Alpes-Maritimes erheben sich die höchsten Berge, so Monte Saccarello (2.200m), Cime de Marte (2.138m) und Monte Pietravecchia (2.040m). Richtung Meer werden die westalpinen Bergzüge immer niedriger, etwa um Monte Monèga (1.682m), Monte Grammondo (1.378m), Monte Faudo (1.149m) oder Monte Neveia (835m). Der Monte Saccarello bildet die Wasserscheide zwischen den Flüssen Argentina (Valle Argentina), Roia (Val Roia) und Tanaro (Valle Tanaro). Letzterer ist der einzige in den Po entwässernde Fluss Imperias, alle anderen strömen direkt ins Mar Ligure/Ligurische Meer. Die "Torrenti" können in den Sommermonaten trockenfallen und führen bei Niederschlägen schwallartig Wasser. Der Torrente Impero (Valle Impero) verleiht der Provinz ihren Namen. Die beiden größten Natura 2000-Gebiete liegen um Cima di Piancavallo (45km²) und Monte Saccarello (39km²). In ersterem fallen unter den Säugern speziell die im Karst lebenden Fledermäuse auf, beide beherbergen Gämse, Murmeltier, Wildkatze, Schneehase, Baummarder und Hermelin. Die Liste der Avifauna ist besonders umfangreich, stellvertretend sollen für die Hühnerarten die Wachtel, für die Singvögel Kernbeißer, Steinschmätzer, Klappergrasmücke und der kleinste Vogel Europas, das Wintergoldhähnchen, für die Greifvögel Steinadler, Mäusebussard, Wespenbussard, Schlangenadler und Turmfalke genannt sein. Gen Süden erfolgt der fließende Wechsel aus dem Alpenkonventionsgebiet über das Hügelland bis hin an die Kliffküste mit ihren Kies- und Sandstränden. Der einzige See ist der künstlich aufgestaute Oberlauf der Nervia (Valle Nervia), der das Aquädukt von San Remo versorgt. Ganz Ligurien besitzt eine vielfältige Flora mit über 3.200 Arten, wobei bis 400m Seehöhe Macchie mit Ginster, Zistrose, Erdbeerbaum, Steineiche und duftenden Kräutern vorherrscht, bis 800m treten Narzisse, Lilie, Orchideen (diverse Knabenkräuter, Kohlröschen und Weißzüngel), Pinie, Flaumeiche und Birke auf. Darüber stehen bis 2.000m Kastanie, Buche, Kiefer, Lärche, Weißdorn, schließlich gedeihen Heidekraut und alpine Matten. Einige Arten sind aus der Provence und den Pyrenäen eingeflogen. Der Mensch hat weite Teile der Region mit Oliven- und Kastanienhainen, Rebkulturen, Zitrus- und anderen Obstplantagen überformt und entlang der Küste Palmen und Magnolienbäume gepflanzt.
Stadtteil Porto Maurizio in Imperia, Ligurische Riviera (©Archivio fotografico Regione Liguria - Italia) Die Ligurischen Alpen bilden die Klimascheide zwischen der kontinentaleren Poebene und dem Mittelmeerklima am Golf von Genua. Imperia (10m) zeigt deshalb Jahresmittel von 16,2°C und 744mm sowie sommerliche Trockenheit. Die Zahl der jährlichen Sonnenstunden beträgt 2.570. In den höchsten Gebirgslagen erreichen die Jahressummen der Niederschläge bis zu 1.400mm. Die mittlere Bevölkerungsdichte von 188 Einwohnern pro km² sagt wenig aus, lebt doch über die Hälfte der Bewohner in den drei Küstenstädten Imperia, San Remo und Ventimiglia. Infolge der früher permanenten Bedrohung vom Meer her finden sich viele Siedlungen auf unzugänglichen Pässen, ja sogar Bergkämmen und Gipfeln. Diese Dörfer leiden heute extrem unter der Abwanderung, insbesondere junger Bevölkerungsteile. Auch die Arbeitslosigkeit ist ein Problem (7,4%). 23.831 € BIP/Kopf bringen alpenweit Rang 57 ein. Imperia weist mit 12% aller Arbeitsplätze im Ersten Sektor weiterhin viele agrarisch Beschäftigte aus, vor allem in Olivenanbau, Blumenzucht und Weinbau. Abgesehen vom übermächtigen Baugewerbe bietet die Nahrungsmittelindustrie deshalb die meisten Arbeitsplätze des Zweiten Sektors, der insgesamt nur 17% der Stellen schafft. Viele Arbeitskräfte benötigen auch Metallproduktion, -bearbeitung und Herstellung von Metallerzeugnissen, Energie- und Wasserversorgung sowie Maschinenbau. Die Dominanz tertiärer Berufe (71% der Stellen) mit vorwiegend Handel und Instandsetzung, Immobilienwesen, Informatik, Forschung und Unternehmensdienstleistungen, Hotel- und Gaststättengewerbe, Gesundheit und Sozialem sowie Erziehung und Unterricht ist augenfällig. Der Tourismus spielt für die Provinz eine respektable Rolle, für einzelne Orte am Meer - hier befinden sich drei Viertel aller Hotels - ist er der bestimmende Faktor schlechthin. Von den zirka 350 Hotels Imperias ist beinahe die Hälfte einfacher Art und nur wenige besitzen Luxuscharakter. Die Zahl der italienischen Urlauber übersteigt die der Ausländer um mehr als das Doppelte. Zu den am stärksten frequentierten Seebädern gehören San Remo, Diano Marina, Bordighera und San Bartolomeo al Mare. Zahlenmäßig relevant bleiben die Urlaubsunterkünfte aus privater Hand und in agrotouristischen Betrieben, die überwiegend in den Gebirgstälern anzutreffen sind. Hier werden zahlreiche Wander- und Reitwege, Mountainbikestrecken und Klettergärten unterhalten, und auch Kajakfahrer kommen nicht zu kurz. In Monesi - der einzigen Wintersportregion Liguriens - lässt es sich sogar skifahren (zwei Lifte) und langlaufen. Zu unvergesslichen Momenten verhilft die "Alta Via dei Monti Liguri", die sich von Ventimiglia aus bis nach La Spezia spannt und spektakuläre Blicke auf das Mittelmeer eröffnet. Auf antiken Wegen verbindet sie mittelalterliche Dörfer, die zurecht als "Blumen aus Stein" bezeichnet werden. Erweiterungen von Naturparks und -reservaten unterstützen den sanften Tourismus ebenfalls. Alleine das Valle Argentina weist einige sehenswerte sakrale Bauwerke auf, darunter San Giorgio (ab 12.Jh.) und die Pfarrkirche San Giovanni Battista (ab 15.Jh.) in Montalto Ligure, die Pfarrkirche in Badalucco (ab 17.Jh.) oder Santuario di Nostra Signora di Lampedusa (1602-1619) nahe Castellaro. Am Colle di Nava liegen fünf imposante Forts (19.Jh.) und das Kriegerdenkmal, an dem regelmäßig der gefallenen Alpini aus ganz Italien gedacht wird. Die Ruinen des Castello dei Doria (ab 13.Jh.) überragen das Bergdorf Dolceacqua im Valle Nervia. Alle Gebirgstäler laden zu Sagre, religiösen Festen und Tanzveranstaltungen ein. Rund um den Monte Saccarello lassen sich letzte Spuren der einstigen Hirtenkultur der Brigasker entdecken. Zu den Sehenswürdigkeiten im Hauptort gehören das größte ligurische Gotteshaus, der klassizistische Dom San Maurizio (1781-1832), die Altstadt Porto Maurizios auf dem Hügel Paraiso, das Schifffahrts- und Olivenmuseum sowie die Galerie mit Werken ligurischer Meister. In den Trattorie reicht man die "Piscialandrea", eine dem Admiral Andrea Doria gewidmete Pizza, Fischspezialitäten oder Gemüsekuchen. Aus dem Valle Argentina ist die mit Zucker versüßte Focaccia bekannt. Dazu werden DOC-Weine der Bezeichnung Riviera Ligure di Ponente gereicht, die aus den ligurischen Reben Ormeasco (Dolcetto) und Pigato sowie den rubinroten Rossese di Dolceacqua gekeltert werden.
Geschichtliches
Der Hauptort Imperia setzt sich aus Oneglia und Porto Maurizio zusammen, die eine sehr unterschiedliche Geschichte aufweisen (zur frühen Historie Liguriens: vergleiche Savona). 1091 riefen die Marchesi di Clavesana die Republik Porto Maurizio aus, sie wurde 100 Jahre später vom erstarkenden Genua eingenommen. 1200 kam es zum Krieg zwischen den ewig streitenden Nachbarn Oneglia und Porto Maurizio. Der Bischof von Albenga verkaufte Oneglia 1298 an die genuesische Familie Doria, die es 1576 - als Speerspitze gegen das genuesische Porto Maurizio - an das Haus Savoyen übertrug (vergleiche Savoie).
Oneglia hatte im 17.Jh. spanische Belagerungen zu überstehen, Porto Maurizio kurzzeitig französische Besetzungen. In nachnapoleonischen Zeiten wurde Oneglia Provinzhauptort, 1860 übernahm Porto Maurizio diese Rolle. 1861 vereinte Vittorio Emanuele II. ganz Ligurien im Königreich Italien, 1865 wurde die neue Provinz Imperia offiziell ausgerufen. 1887 erschütterte ein schweres Erdbeben die Gegend und zerstörte zahlreiche Orte. 1923 beendete der Bau des Rathauses genau zwischen den beiden Ortsteilen des neu geschaffenen Hauptortes Imperia die Feindschaft. Im Zweiten Weltkrieg erlitt Imperia mehrere Luftangriffe. Der Plan eines großen Handelshafens wurde nie verwirklicht, jedoch sollten die Eröffnung des neuen Bahnhofs 2009 und die weitere touristische Ausrichtung positiv zur Zukunftsgestaltung beitragen. | |||||||||||||||||||