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NUTS-3 Region Savona (Italien)

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Steckbrief
Hauptort: Savona4m
Höchste Erhebung: Monte Galero1708m
Gemeinden69
Bevölkerung282548
Fläche1545 km²
Bevölkerungsdichte183 Einwohner/km²
>> Datenblatt Nuts-3 Kennzahlen
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Foto
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Grafiken
Höhenverteilung (Hilfe)
Corine Landbedeckung
Alterspyramide
 
NUTS-3 Nachbarregionen
Cuneo, Imperia
 
Klimadiagramme nach Walther-Lieth
Alassio (32 m): ø 16.7 °C / Σ 671mm
Capo Mele (221 m): ø 15.6 °C / Σ 706mm
Pietra Ligure (26 m): ø 15.8 °C / Σ 772mm
Savona (63 m): ø 15.5 °C / Σ 826mm
 

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Die Urlaubsdestination Varazze am Golf von Genua (©Pierrot Heritier)
Nach Überschreitung des Monte Galero von Cuneo her - im Winter mit Pickel gegen Eis und Schnee, im Sommer mit Kompass gegen plötzlich aufziehende Wolken ausgerüstet - betreten Bergsteiger die Provinz Savona (Ligurisch: "Sàn-na").

Das Alpenkonventionsgebiet findet hier in den Alpi Liguri/Ligurischen Alpen seine südöstlichsten Ausläufer. Der pyramidenförmige Monte Galero ist mit 1.708m die höchste Erhebung der Provinz, Monte Carmo (1.389m), Monte Settepani (1.386m) und Pian dei Corsi (1.028m) sind erkennbar niedriger. Am Monte Galero gedeihen typisch alpine Pflanzen, wie Gelbes Bergveilchen oder Silberwurz, deren Ursprünge noch in der letzten Eiszeit liegen. Die endemische Glockenblume "Campanula sabatia" wird im Volksmund auch als "Campanula di Savona" bezeichnet. Monte Carmo und Monte Settepani bilden ein 75km² großes Natura 2000-Gebiet. Trotz häufiger Waldbrände ist die Provinz für die größten zusammenhängenden Wälder Italiens bekannt (vergleiche Imperia).

Im Osten Savonas, jenseits des Colle di Cadibona (436m), bildet der Appennino Ligure/Ligurische Apennin die geologische Fortsetzung der Alpen. Nach dem hier gelegenen Monte Beigua (1.287m) ist der Naturpark benannt, der sich auf 180km² Fläche zwischen die Provinzen Savona und Genua spannt (Natura 2000). Almwiesen, Weiden und Waldflächen aus Buche, Eiche und Kastanie werden nur von einzelnen Feuchtgebieten und Bachläufen unterbrochen. Besonders beeindrucken die steil zum Meer abfallenden Berghänge und die "rocce verdi", die grünen Serpentinfelsen, auf denen der Keilblättrige Serpentin-Streifenfarn wächst. Neben der mit Steinrötel, Wendehals, diversen Eulen, Schwarzem Milan, Schlangen- und Steinadler reichen Avifauna ist der Wolf ein häufiger Gast in diesem Gebiet.

Ganz im Norden der Provinz sollte das Hügelland der Piana Crixia Erwähnung finden. Auffällig tritt der Gegensatz zwischen den von Menschenhand kultivierten Ebenen und Hügeln sowie den von starken Erosionserscheinungen geprägten Höhenzügen in Erscheinung.

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Finale Ligure bei Capo Noli (©Foto Archivio Agenzia In Liguria)
Hydrologisch fällt die Trennung in zwei Einzugsgebiete ins Auge. Während die Flüsse auf der Nordseite der Ligurischen Alpen und des Apennins Richtung Po entwässern (Bormida di Millesimo, Bormida di Spigno, Erro), fließen die Torrenten der Südseite auf kurzem Weg in das Mar Ligure/Ligurische Meer (Merula, Arroscia, Neva, Sansobbia). Die Täler sind nach den Flussnamen benannt. Der einzige erwähnenswerte See Savonas ist der Lago di Osiglia, ein Stausee im Alta Valle Bormida.

Südlich der Ligurischen Alpen zieht sich sanft gewelltes Hügelland bis an den Rand der Küstenebene und die Strände der Palmenriviera.

Das Klima zeigt sich von der Küste bis tief in die Alpentäler hinein mediterran, in Savona (63m) werden Jahresmittel von 15,5°C und 826mm gemessen. Die mittlere Sonnenscheindauer jährlich liegt bei Andora-Capo Mele (6m) bei 2.298h, im 45km weiter nordöstlich situierten Hauptort nur noch bei 2.097h. Die bereits genannten alpinen Pflanzen bezeugen das rauere und mit bis zu 1.400mm Jahresniederschlag auch feuchtere Klima in den Hochlagen.

Die Bevölkerungsdichte der Provinz wird mit 183 Einwohnern pro km² angegeben - das dünn besiedelte, weitflächige Bergland verfälscht diesen Wert jedoch gravierend nach unten. Die Einwohnerzahl im Hauptort fiel seit 1971 von etwa 80.000 auf 62.000 Einwohner. Mit einem BIP/Kopf von 24.547 € wird alpenweit Rang 51 erreicht, die Arbeitslosigkeit beträgt 5,3%.

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Cogoleto an der ligurischen Mittelmeerküste (©Pierrot Heritier)
Dienstleistungen bieten 70% der Stellen: Handel und Instandsetzung dominieren, es folgen Immobilienwesen, Informatik, Forschung und Unternehmensdienstleistungen, Hotel- und Gaststättengewerbe, Gesundheit und Soziales sowie Verkehr und Nachrichtenübermittlung. 25% aller Arbeitsplätze werden im Zweiten Sektor gezählt - Bauwesen, Fahrzeugbau, Metallproduktion, -bearbeitung und Herstellung von Metallerzeugnissen, Nahrungs-, Getränke- und Genussmittelherstellung sowie Glasgewerbe, Herstellung von Waren aus Steinen und Erden sind hier führend. Die Glasbläser im Alta Valle Bormida pflegen das traditionelle Kunsthandwerk.

Derzeit wird vorwiegend die touristische Infrastruktur entlang der Riviera di Ponente ausgebaut und Urlaub am Meer in allen Schattierungen angeboten. Die Strände laden zum Baden und Tauchen ein, Surfen und Segeln stehen ebenso hoch im Kurs. Unter Kletterern bekannt sind die Felswände in Finale Ligure, die spektakuläre Touren direkt über der Meeresbrandung erlauben. In den Bergtälern dominieren agrotouristische Betriebe und einfachere Unterkünfte als Ausgangspunkte für Radtouren und Wanderungen.

Viele Bergdörfer waren im Laufe der vergangenen 150 Jahre mit massiven Abwanderungserscheinungen konfrontiert, und dennoch lohnen die Wege in die abgelegeneren Gebirgstäler zur Erkundung der mittelalterlichen Orte. Allein auf dem Gemeindegebiet von Calizzano im Valle Bormida liegen mehr Pfarrkirchen und Kapellen als an einem ganzen Wochenende erkundet werden könnten. Im Mai wird das Festival des Wassers und der Kräuter gefeiert, im Oktober das Herbstfest und "Funghinpiazza", eine Schau ortstypischer Pilze mit ausreichenden Möglichkeiten zum Probieren. Kastelle und kleinere Museen gibt es ebenfalls allerorten, etwa in Osiglia oder Murialdo, das Glasmuseum von Altare ist besonders zu empfehlen.

Sind die industriell geprägten Außenbezirke des Hauptortes erst einmal überwunden, so beginnt eine Altstadtbesichtigung meist am alten Hafen. Gesehen werden die hohen Türme Torre Brandale und Leon Pancaldo, die Kirche San Giovanni Battista und die Kathedrale Santa Maria Assunta (beide ab 16.Jh.) mit dem Museo del Tesoro - moderne Gegenpole bilden Justizpalast und Bahnhofsgebäude. In der Fortezza Priamar (16.Jh.) befinden sich das archäologische Museum, ein Museum für zeitgenössische Kunst und die Pinakothek mit ligurischen Gemälden und Keramiken. Mit der ihnen eigenen Gastfreundschaft laden die Savoneser zu "Panizza, fette e fugassette" (Fladen aus Kichererbsenmehl), "Chinotti canditi al maraschino o glassati" (kandierten oder glasierten Bitterorangen) oder gefüllten Ravioli. Die Weißweine Buzzetto (Lumassina) und Pigato (eine Mutation des Vermentino) sowie der rote Rossese sind die bekannten regionalen Sorten, die meist die DOC-Herkunftsbezeichnung Riviera Ligure di Ponente tragen.

Das savonesische Sprichwort "O pan fin ch'o dûa, ma o vin â mezûa" - "Brot solange es da ist, aber Wein mit Maß" - sollte allerdings ernst genommen werden...

Geschichtliches

Spuren des Neandertalers wurden nahe Loano entdeckt, außerdem war die Region schon sehr früh von Ligurern besiedelt. Deren Vermischung mit anderen Stämmen, etwa keltischen, begann ab dem 4.Jh. v.Chr. Die ewige Konkurrenz mit dem benachbarten Genua fand in der Verbündung der Stadt Savona mit Karthago im Zweiten Punischen Krieg erstmals ihren Ausdruck - Genua stand auf Seiten Roms. Von einem karthagischen Heerführer namens Sago sei auch die Ortsbezeichnung "Savona" abgeleitet. Im 2.Jh. v.Chr. gliederten die Römer die heute als Ligurien bekannte Region in ihr Reich ein, in dem Savona ohne größere Bedeutung blieb. 641 n.Chr. zerstörten die Langobarden die Stadt, unter den Franken wird die Gegend zur Grafschaft. Nach harten Gefechten gegen Sarazenen erschien Savona 1191 erstmals urkundlich als freie Kommune.

1528 eroberte der genuesische Admiral Andrea Doria Savona, was die Verwüstung des Hafens und vieler Patriziertürme mit sich brachte. Im 17.Jh. nahm Savona die Schifffahrt wieder auf und entwickelte sich zur blühenden Wirtschafts- und Kulturstadt. Nach der napoleonischen Besatzung verschmolz die Repubblica Ligure 1815 mit dem Königreich Piemont-Sardinien. Eisenbahnanschluss und Stahlindustrie veränderten Savona, und der Ort entfaltete sich zum wichtigsten Hafen für Torino, während in anderen Küstenorten der Tourismus einsetzte. Im Zweiten Weltkrieg erlitt Savona massive Bombardierungen, dabei waren die Bürger der Provinz im antifaschistischen Partisanenkampf besonders engagiert. Heute genießt die touristische Ausrichtung Priorität für die zukünftige Entwicklung.

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