Tirol Atlas Archive

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NUTS-3 Region Tiroler Unterland (Österreich)

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Steckbrief
Hauptort: Kufstein499m
Höchste Erhebung: Hochfeiler3509m
Gemeinden89
Bevölkerung236609
Fläche3976 km²
Bevölkerungsdichte60 Einwohner/km²
>> Datenblatt Nuts-3 Kennzahlen
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Foto
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Grafiken
Höhenverteilung (Hilfe)
Corine Landbedeckung
Alterspyramide
 
NUTS-3 Nachbarregionen
Bad Tölz-Wolfratshausen, Bozen/Bolzano, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck, Miesbach, Pinzgau-Pongau, Rosenheim (Landkreis), Traunstein
 
Klimadiagramme nach Walther-Lieth
Jenbach (530 m): ø 8.8 °C / Σ 1180mm
Kirchbichl (498 m): ø 8.2 °C / Σ 1128mm
Kitzbühel (763 m): ø 6.8 °C / Σ 1248mm
Kufstein (492 m): ø 8.4 °C / Σ 1289mm
Zell am Ziller (585 m): ø 7.9 °C / Σ 1089mm
 

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Inn zwischen Bahntrasse und Festung Kufstein (ab 12.Jh.) (©Lars Keller)
Die Nuts-3-Region Tiroler Unterland präsentiert sich mit betriebsamen Talräumen, intensiv touristisch genutzten Berglandschaften und unverfälschter Hochgebirgsnatur in einmaliger Schönheit.

Im Norden bauen sich verschiedene Untergruppen der Nördlichen Kalkalpen auf. Im Karwendel (Birkkarspitze: 2.749m) bilden Kalkbänke bis zu 1.000m hohe Felswände, die Eiszeit hinterließ aber auch breite Kare und markante Grate (zum Alpenpark: vergleiche Innsbruck). In östlicher Richtung folgen Rofan (Hochiss: 2.299m), Sonnwendgebirge (Hinteres Sonnwendjoch: 1.986m), Kaisergebirge (Ellmauer Halt: 2.344m), ein südlicher Abschnitt der Chiemgauer Alpen (Breitenstein: 1.661m) und der westliche Teil der Loferer Steinberge (Mitterhorn: 2.506m). Einige wirbellose Arten (Hundertfüßer) und seltene Pflanzen (Zwerg-Alpenrose) überstanden die Eiszeit und werden im Naturschutzgebiet Kaisergebirge bewahrt.

Südlich des Inntals und östlich des Zillertals erheben sich die Kitzbüheler Alpen (Kreuzjoch: 2.558m), die zur Grauwackenzone gehören und deutlich sanftere Formen aufweisen. Am Schwarzsee bei Kitzbühel findet man geschützte Arten, wie das Traunsteiner Knabenkraut, den Drachenwurz und den Sonnentau. Zirben, Fichten-Tannen-Mischwälder, bunte Bergwiesen und unverbaute Bäche prägen das Landschaftsschutzgebiet Spertental-Rettenstein, wo sich Birk- und Auerhuhn, Rot-, Gams- und Steinwild sowie Steinadler die Reviere teilen. Das Ruhegebiet Wilde Krimml ist der traurige Rest einer einst überwältigenden Naturlandschaft mit hohem Artenreichtum, die dem Wintertourismus geopfert wurde.

Gewaltig wirken die Zillertaler Alpen ganz im Süden mit Hochfeiler (3.509m) und westlich davon der Tuxer Hauptkamm mit Olperer (3.476m), allgemein sanfter geben sich die Tuxer Alpen (Geiler:2.857m). Wahre Naturerholung bietet der Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen, der mit dem Naturpark Rieserferner-Ahrn und dem Nationalpark Hohe Tauern auf 2.500km² zum größten Schutzgebiet der Alpen verschmilzt (vergleiche Bozen/Bolzano, Pinzgau-Pongau). 85 Gletscher, etwa Schlegeiskees, Floitenkees, Schwarzensteinkees, Waxeggkees oder Hornkees, bilden in Weiß ein Gegengewicht zu den dunklen Graten und Gipfeln. Im "Tauernfenster" sind ursprünglich tiefer gelegene Gesteine des Penninikums aufgeschlossen. Den Fichtenwäldern und Grünerlenauen folgen oberhalb von 1.900m Zwergstrauchheiden, Zirben, Legföhren, Alpenrosen, Heidel- und Rauschbeeren sowie Quellfluren und Niedermoore. Über 2.200m wachsen Krummseggenrasen, Blaugras- und Hauswurzgesellschaften.

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Hochfeiler (3.509m) in den Zillertaler Alpen (©Lars Keller)

Die breitesten Talsysteme liegen um Inn und Ziller. Das Naturschutzgebiet Loar ist eines der letzten naturnahen Niedermoore im Inntal mit über 200 Gefäßpflanzen (Schwertlilien, Lungenenzian) und einer reichen Tierwelt an Fischen, Lurchen, Wasservögeln, Schmetterlingen, Heuschrecken und Libellen. Größere Fließgewässer sind ferner Zemmbach, Gerlosbach, Brandenberger Ache, Kitzbüheler Ache und Brixentaler Ache.

Der größte See Tirols ist der extrem saubere Achensee (maximal 133m tief, 9km lang und 7km² groß), der heute zur Energiegewinnung Richtung Inn abfließt. Andere natürliche Seen sind Walchsee, Thiersee, Hintersteiner See, Reintaler Seen, Schwarzsee, Pillersee und unzählige Bergseen. Unter den Speicherseen stechen Schlegeis, Stillup, Zillergründl und Durlaßboden ins Auge.

Kufstein (492m) misst Jahresmittel von 8,4°C und 1.289mm, Kitzbühel (763m) 6,8°C und 1.248mm. Ungünstigerweise kann der Föhn den Luftmassenaustausch im Unterinntal gerade bei Inversionswetterlagen zusätzlich verhindern, indem sich weitere warme Luft über die Kaltluftschicht am Boden aufschiebt. Dies erhöht auch die Abgasbelastung, die durch den starken Verkehr und die Emissionen von Industrie und Haushalten ohnehin gravierend sein kann.

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Blick von Hainzenberg über das Zillertal (©Lars Keller)
60 Einwohner pro km² - Tendenz stark steigend - erwirtschaften 29.022 € BIP/Kopf und erzielen damit den sehr guten 25.Rang alpenweit. Arbeitslos sind 3,2% der erwerbsfähigen Bevölkerung. Im Dritten Sektor (63% der Arbeitsplätze) stehen Berufe in Handel und Reparatur, Beherbergungs- und Gaststättenwesen, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, Gesundheits- und Sozialwesen sowie Immobilienwesen, Informatik, Forschung und Unternehmensdienstleistungen hoch im Kurs. Industriearbeit (33% aller Stellen) bieten Bauwesen, Herstellung von chemischen Erzeugnissen (Sandoz), Maschinenbau, Be- und Verarbeitung von Holz (ohne Möbel) sowie Glasgewerbe, Herstellung von Waren aus Steinen und Erden. Berglandwirtschaft spielt beispielsweise im Zillertal noch eine Rolle, wo silagefreie Milch durch die Sennerei Zillertal sehr erfolgreich vermarktet wird.

Dieses "aktivste Tal der Welt" besuchen außerdem weit über 6 Mio. Gäste jährlich. 177 Skilifte erschließen 620 km Pisten - was die Ausmaße des Wintertourismus verdeutlicht. Skigebiete wie Zillertalarena, Zillertal 3.000, Mayrhofen und Hintertuxer Gletscher (Sommerski) sind durch modernste Aufstiegs- und Beschneiungsanlagen erschlossen, besitzen Parkhäuser für Tausende PKW oder sorgen mit der steilsten Piste Österreichs für Nervenkitzel. Von vielen (Münchner) Tagesgästen wird auch die Ski Welt Wilder Kaiser-Brixental angesteuert, das Hahnenkammrennen in Kitzbühel hat mythischen Charakter. Gemütlicher geht es im Alpbachtal, der Wildschönau oder am Achensee zu, auch im Sommer. Unvergleichlich bleiben für echte Alpinisten und Naturliebhaber die Bergregionen der Ruhegebiete, die man von den AV-Hütten oder dem naturbewussten Bergsteigerdorf Ginzling aus erkundet. Wohlbefinden verschaffen Bad Häring (erster Kurort Tirols), das Mineralheilbad Mehrn oder die Erlebnistherme Zillertal.

Die "Perle Tirols", Kufstein, lädt mit der Festung (12.-15.Jh.), der Altstadt und Innschifffahrt zum Besuch. Ein wildromantischer Aufstieg durch die Wolfsklamm von Stans aus führt zum Wallfahrtsort Sankt Georgenberg, dem Ursprung (Gründung 950) der im Tal bei Vomp liegenden barocken Benediktinerabtei Fiecht. Das Museum Tiroler Bauernhöfe oberhalb von Kramsach und Alpbach, weltbekannt durch das "Europäische Forum", vermittelt ländliche Tiroler Bauweise. Die Silber-Schaubergwerke in Schwaz oder der Wildschönau (Lehenlahn ) und der berühmte Haflingerhof in Ebbs interessieren auch Kinder. Regen Anklang finden die Schlossbergspiele in der sehenswerten kleinen Glasstadt Rattenberg, die Passionsspiele Thiersee und Erl und das traditionelle Zillertaler Gauderfest, bei dem das Starkbier "Gauderbock" ausgeschenkt wird. Alpachtaler Heumilchkäse und Zillertaler Almkäse sind dagegen auch Kindern zu empfehlen. Unbedingt sehenswert ist der "Friedhof ohne Tote" in Kramsach, wo auf den Grabkreuzen Originelles zu lesen ist, so beispielsweise: "Zu schwer fast muss er büßen hier - Er starb an selbstgebrautem Bier".

Geschichtliches

Das Unterland zählt zu den ältestbesiedelten Gebieten Tirols. Die Tischofer Höhle im Kaisergebirge diente schon während der Bronzezeit als Gießerei für das Bergbaugebiet von Schwaz-Brixlegg. Im 1.Jtsd.v.Chr. lebten in der Region Illyrer und Kelten, ab 15 v.Chr. gehörte sie zu den römischen Provinzen Raetien und Noricum. Ab 560 n.Chr. zogen die Bajuwaren über Kufstein nach Tirol - der Dialekt ist noch heute Mittelbairisch. 788 erfolgte die urkundliche Erwähnung "Caofsteins". Es wurde Teil des Herzogtums Bayern, die Burg gehörte zeitweise auch zum Bistum Regensburg. Als Mitgift gelangte Kufstein im 14.Jh. für 27 Jahre erstmals in Tiroler Hände, 1393 erhoben es die Bayern zur Stadt. Infolge des Bayerischen Erbfolgekriegs gelangte diese 1504 in habsburgische Gewalt. 1546 und 1703 wüteten zerstörerische Feuer.

Weltweite Bedeutung hatte im Mittelalter der Silberbergbau in Schwaz. Seit 1331 Markt war Schwaz bis ins 17. Jh. das größte Bergbauzentrum Europas und mit 20.000 Einwohnern die zweitgrößte Gemeinde im Habsburgerreich. Immer wieder wechselten im Unterland die Besitzansprüche zwischen Bayern und Tirol/Österreich. 1816 kam auch das salzburgerische Zillertal zu Tirol. Der Ziller bildet noch heute die Grenze zwischen der Diözese Innsbruck und Erzdiözese Salzburg - meist zu erkennen an der Farbe der Kirchtürme: rot für Tirol, grün für Salzburg. Die Bahnlinien Richtung Rosenheim und Brenner läuteten 1858 und 1867 den Aufschwung ein. 1879 öffnete die legendäre Berliner Hütte in den Zillertaler Alpen, 1902 ging die Zillertal-Bahn in Betrieb. Kufstein wurde 1945 stark bombardiert und danach von Amerikanern und Franzosen besetzt. Die wintertouristische Erschließung des Zillertals begann 1953 in Mayrhofen. Ab 1970 vollzog sich ein umfangreicher Ausbau der Wasserkraftnutzung. Administrativ umfasst die Nuts-3-Region heute die Politischen Bezirke Kitzbühel, Kufstein und Schwaz.

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