NUTS-3 Region Miesbach (Deutschland)
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Max I. Joseph, von 1806 bis 1825 König des Königreichs Bayern, ließ sich dereinst als erster im Tegernseer Tal nieder - nichtsahnend, welche Reiselust er unter seinesgleichen und später ebenfalls im Volke entfachen würde. "Nun sind diese Breiten aber auch zum Ferienland geboren! Die Berge milde gewölbt und freundlich geneigt, mit Höhen nicht zu Respekt heischend, die Seen überschaubar, die Täler wie gepflegte Schlossparks, die Ortschaften weiß, bunt, holzbraun von Balkon bis First und keineswegs überall touristisch überzuckert." (Tourismuswerbung). Den Süden der Nuts-3-Region Miesbach prägt das Mangfallgebirge. Dieser östlichste Teil der Bayerischen Voralpen ist nach dem Hauptfluss benannt. Das Gebirge splittet sich in Tegernseer Berge (Halserspitze: 1.862m; Risserkogel: 1.826m; Plankenstein: 1.768m), Schlierseer Berge (die Rotwand ist mit 1.884m der höchste Punkt im Landkreis; Hochmiesing: 1.883m; Ruchenköpfe: 1.805m) und Wendelsteingruppe (Wendelstein: 1.838m; Trainsjoch: 1.707m; Breitenstein: 1.622m). Geographisch gehören alle genannten Berggruppen den Nördlichen Kalkalpen an, nördlich vorgelagert sind die Flyschvoralpen. Auf 1.084m liegt der Spitzingsee als größter bayerischer Hochgebirgssee (maximal 16m tief, etwa 1km lang und 300m breit). Über Rote und Weiße Valepp rauscht sein Abfluss dem Inn zu. Weiter nördlich befindet sich der Schliersee (maximal 40m tief, 2,3km lang und 1,3km breit). Wegen seiner langen Eisdecke im Frühjahr und windgeschützten Position blieb der See trotz Ringkanalisation eutroph und im Sommer wuchsen die Algen. So wurde 1982 eine Druckluftleitung errichtet, die zur Umwälzung und Sauberkeit des Wassers beiträgt. Qualitativ unübertroffen bleibt der bereits erwähnte, wesentlich größere Tegernsee (maximal 73m tief, 6,5km lang, 1,5km breit). Aale, Renken, Saiblinge und viele weitere Fischarten finden hier ihre kristallklare Heimat. In den 1.900 Biotopen des Landkreises leben über 2.700 Tier- und Pflanzenarten, der alpine Teil - und dort vor allem die Almweiden - ist ökologisch besonders wertvoll. So wurden allein im Mangfallgebirge 108km² als Natura 2000-Gebiet gemeldet. Die Buckelwiesen im Kloo-Aschertal etwa bilden Lebensraum für seltene Schmetterlinge. Und auch am Erhalt der Kiefern-Auwälder im Weissach- und Valepptal ist dem Naturschutz gelegen. In luftigen Höhen kreisen über allem Steinadler und Wanderfalken, der Braunbär "JJ1" wurde jedoch 2006 am Spitzingsee erschossen. Nördlich des Sees beginnt das Alpenvorland mit Moränen, Schotterebenen und dichten Wäldern. Über 60% der Fläche Miesbachs sind von Wald bedeckt, wobei die Fichte, wie in Oberbayern allgemein üblich, dominiert. Im Vorland liegen wertvolle Moore und Streuwiesen sowie die Auwälder der Mangfall. Diese entspringt als Abfluss des Tegernsees und fließt zunächst Richtung Norden, um dann an ihrem berühmten "Knie" plötzlich nach Südost abzuknicken und weiter Richtung Landkreis Rosenheim und Stadt Rosenheim zu fließen. Zu ihren Zuflüssen zählen Rottach, Weissach, Schlierach und Leitzach. Die annuellen Niederschläge belaufen sich in Irschenberg (731m) im Alpenvorland auf 1.280mm. Sie steigern sich mit Annäherung an die Alpen in Tegernsee (837m) auf 1.570mm bis hinauf am Wendelstein (1.832m) auf 1.714mm. Liegen die durchschnittlichen Jahreswerte der Temperatur in Tegernsee noch bei 7,4°C, so fallen sie am Wendelstein auf 2,1°C. Tegernsee weist außerdem 1.494 Sonnenstunden auf. Es ist durchaus bemerkenswert, dass die Nuts-3-Region keine einzige Stadt besitzt und außerdem nicht nach ihrem größten Ort, Holzkirchen, benannt ist. Die Bevölkerungsdichte beträgt gegenwärtig 110 Einwohner pro km² und nimmt zu. Das BIP/Kopf erreicht 21.464 € (Rang 69 alpenweit), die Arbeitslosigkeit liegt bei 5%. 6% der Erwerbstätigen arbeiten im Ersten, 26% im Zweiten und hohe 68% im Dritten Sektor. In der Industrie bieten Papier-, Verlags- und Druckgewerbe, Bauwirtschaft, Herstellung von elektrischen Geräten, Büromaschinen und Datenverarbeitungsgeräten, Nahrungs-, Getränke- und Genussmittelherstellung sowie Herstellung chemischer Erzeugnisse die meisten Arbeitsplätze. In der Dienstleistungssparte erledigen dies Handel und Instandsetzung, Gesundheits- und Sozialwesen, Hotel- und Gaststättengewerbe, Immobilienwesen, Informatik, Forschung und Unternehmensdienstleistungen sowie Öffentliche Verwaltung, Landesverteidigung und Sozialversicherung. Als Geburtsstätte der Trachtenbewegung ist das Miesbacher Land Inbegriff Oberbayerns und ein touristisch intensiv genutzter Raum. Diese Aussage gilt allerdings nicht für den nördlichen Rand, wo man in der unverfälschten Ländlichkeit der Mangfallknieregion wohltuende Ruhe findet. Der Süden ist - durch die Nähe zur Münchner Autobahn - durchaus frequentiert, was die Skigebiete am Sudelfeld und Spitzingsee (je 16 Lifte), Wallberg (Freeriding / Deutschlands längste Rodelstrecke) oder Wendelstein (von Bayrischzell über eine Seilbahn erschlossen) besonders betrifft. Das mindert jedoch nicht die Pracht der Bergblicke - übrigens ebenso von Gleitschirm und Mountainbike aus. Die Kur- und Urlaubsorte am Tegernsee ziehen prominente Gäste an, die in Bad Wiessee auch im Spielcasino angetroffen werden. Luxuriöse Gesundheits- und Schönheitspflege steht hier seit langem hoch im Kurs. Durchaus von Bedeutung ist mittlerweile auch der Kongress- und Seminartourismus, wiederum hauptsächlich im medizinisch-gesundheitlichen Segment. Der Hauptort Miesbach besticht durch enge Gassen, den Marktplatz mit Maibaum und Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt (18.Jh.). In den gemütlichen Lokalen werden Rindfleischspezialitäten vom Miesbacher Fleckvieh oder Miesbacher Nocken zu heimischem Bier kredenzt. In Tegernsee besucht man das im 8.Jh. gegründete Kloster, welches bis zur Säkularisation die wichtigste Benediktinerabtei Oberbayerns darstellte. In Schliersee hat der ehemalige Skirennstar Markus Wasmeier sein Bauernhof- und Wintersportmuseum eingerichtet. Interessant sind ferner das Bergbaumuseum in Hausham und die versteckt gelegenen Gebirgsorte Kreuth und Fischbachau. Im Vorland werden in Valley Schloss, Orgelmuseum, Kapelle und Brauerei erkundet, in Weyarn das Augustinerkloster (12.Jh.) mit der barocken Stiftskirche St. Peter und Paul (1687-1693) und deren Schnitzfiguren von Ignaz Günther und Fresken von Johann Baptist Zimmermann. Wahrlich ein herrliches Fleckchen Erde!
Geschichtliches
Die keltischen Vindeliker beherrschten das nördliche Alpenvorland, bis 15v.Chr. die Römer einzogen und die Provinz Raetien errichteten. Nach ihrem Abmarsch war der Weg frei für die Bajuwaren, die sich im 6.Jh. niederließen. In Gebirgsorten, wie Fischbachau, war dies erst im 9.Jh. der Fall. Die Christianisierung erfolgte durch Chiemseer und Iro-Schottische Mönche im 7.Jh., insbesondere durch Marinus vom Irschenberg. Im 8.Jh. ging die Gegend aus den Händen des Bayernherzogs Odilo in die Karls des Großen über, und im 9.Jh. war Holzkirchen karolingischer Königshof. Die "im Holz" entstanden Kirchen wurden vermutlich im 10.Jh. durch die Ungarn abgebrannt, das Kloster Tegernsee aber dominierte die Region.
Miesbach wurde erstmals 1114 in einer Urkunde des Freisinger Bischofs erwähnt. Bis 1312, als die Waldecker die Burg zerstörten, blieb es in dessen Einflusssphäre. Nach den Maxlrainern ergriffen die Wittelsbacher die Gewalt, die Miesbach ins Kurfürstentum einfügten. Zusammengefasst setzt sich der Landkreis also aus der freien Reichsgrafschaft Hohenwaldeck, der Fürstabtei Tegernsee, dem Gebiet des Klosters Weyarn und der Reichsgrafschaft Valley zusammen. Die Eisenbahntrassen zwischen München und Holzkirchen sowie Miesbach und Bad Tölz ab 1857 sowie der Bau der Autobahn München-Salzburg in den 1930er Jahren brachten starken wirtschaftlichen Aufschwung und Bevölkerungszunahme. 1918 erhob König Ludwig III. Miesbach zur Stadt, in der der Miesbacher Anzeiger - auch in Artikeln Ludwig Thomas - wenig später mit der Verbreitung antisemitischen Gedankenguts auffiel. Östlich von Holzkirchen lag im Zweiten Weltkrieg ein Fliegerhorst, der 1950 als Senderstandort vom Nationalkomitee für ein freies Europa, später "Radio Liberty", ausgewählt wurde. | |||||||||||||||||||