NUTS-3 Region Tiroler Oberland (Österreich)
|
|||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||
Das Tiroler Oberland ist eine von der Natur reich bedachte Alpenregion, die vor der schwierigen Aufgabe steht, die Interessen des intensiv betriebenen Tourismus, der Nutzung der Wasserkraft und nicht zuletzt des Naturschutzes zu vereinen. Im Norden erheben sich die Kalkwände der Lechtaler Alpen um Parseierspitze (3.036m) und des Mieminger Gebirges um Hochplattig (2.768m). Ihre Trennlinie bildet der Fernpass, der das Oberland mit dem Außerfern verbindet. Die Parseierspitze ist der höchste Gipfel der gesamten Nördlichen Kalkalpen und deren einziger Dreitausender. In den Schutzgebieten zeigt sich die Natur am intensivsten, etwa am Mieminger Plateau mit montanem Mischwald, Lärchenwiesen, Feuchtgebieten und Wildbächen, oder am Antelsberg bei Tarrenz, wo alpine Skorpione auftreten. In den letzten ursprünglichen Inn-Auwäldern sind bedrohte Tamarisken, Insekten- und Vogelarten (Flussuferläufer, Nachtigall) heimisch. Naturräumlich gehört der größte Teil der Region den Zentralalpen an, wobei die Längstalflucht Stanzertal - Inntal im Groben die Grenze zu den Kalkalpen im Norden markiert. Südlich des Stanzertals (Fluss Rosanna) baut sich der Verwall (Hoher Riffler: 3.168m) auf, jenseits des Paznauntals (Trisanna) folgen Silvrettagruppe (Fluchthorn: 3.399m) und Samnaungruppe (Vesilspitze: 3.097m) - alle drei sind vergletschert, Jamtalferner und Lareinferner die größten verbliebenen Eisflächen. Geologisch-tektonisch tritt im obersten Inntal das "Engadiner Fenster" zutage, wobei die relativ jungen Bündner Schiefer des Penninikums vom wesentlich älteren ostalpinen Kristallin überschoben und durch tektonische Vorgänge wieder freigelegt worden sind. Wanderungen führen zu vielen kleinen Gebirgsseen. Auf Tirols größtem Trockenrasenkomplex, den Fließer Sonnenhängen, tummeln sich über 1.400 Schmetterlingsarten. Die größte Massenerhebung der Ostalpen bilden die Ötztaler Alpen, die durch Kaunertal (Faggenbach), Pitztal (Pitze), Ötztal (Ötztaler Ache), Venter Tal (Venter Ache) und Gurgltal (Gurgler Ache) gegliedert sind. Am Hauptkamm thront die Wildspitze (3.768m), neben den anderen Riesen Weißkugel (3.738m), Hinterer Brochkogel (3.635m), Hintere Schwärze (3.624m) oder Similaun (3.599) unweit des Fundorts der Gletschermumie "Ötzi". Der Gepatschferner stellt die zweitgrößte Gletscherfläche Österreichs dar, Vernagt-, Taschach-, Hintereis-, Gurgler oder Langtaler Ferner sind ebenfalls noch unberührt. Im Naturpark Kaunergrat (550km²) und im Ruhegebiet Ötztaler Alpen (397km²/Natura 2000) bilden alpine Grasheiden, Schutt- und Felspflanzen sowie Lärchen-Zirbenwälder neben der typischen Alpenfauna die wahren Schätze der Natur. Die Wasser aus Kaunertal und Pitztal speisen den Gepatschsee (2,6km²). Er soll demnächst erweitert werden, was auch für die Speichergruppe Sellrain-Silz gilt. Letzere liegt in den Stubaier Alpen (Zuckerhütl: 3.507m), wobei Sulztal- und Bachtalferner dem Oberland, der größte Teil dieser Berggruppe jedoch der östlichen Nachbarregion Innsbruck angehören. Die Tallandschaften zählen zu den inneralpinen Trockengebieten. So weisen Imst (910m), das "Meran Nordtirols", 774mm und Obergurgl (1.938m) 851mm Jahresniederschlag auf. Im "Oberen Gericht" fallen nur mehr 600mm, worauf die Bauern mit Bewässerung aus dem Inn reagieren. Entlang der höchsten Gebirgskämme werden bis zu 2.300mm erreicht. Jahresmitteltemperaturen liegen für Imst und Obergurgl bei 7,6°C respektive 2,8°C. Hochserfaus (1.817m) erfreut sich mit 1.940h des meisten jährlichen Sonnenscheins im Oberland. Die Bevölkerungsdichte der Region beträgt trotz anhaltender starker Zuwanderung noch immer nur 30 Einwohner pro km². Ökonomisch präsentiert sie sich mit einem BIP/Kopf von 25.420€ solide (Rang 41 alpenweit), die Arbeitslosigkeit liegt bei 5,2%. Arbeitsplätze bieten im Zweiten Sektor (26% der Stellen) Bauwesen, Nahrungs-, Genussmittel- und Getränkeproduktion, Be- und Verarbeitung von Holz (ohne Möbel), Herstellung von Möbeln, Schmuck, Musikinstrumenten und Recycling sowie Metallproduktion, -bearbeitung und Herstellung von Metallerzeugnissen. Dominant sind mit 71% aller Arbeitsplätze die Dienstleistungen und hier an erster Stelle das Beherbergungs- und Gaststättenwesen. Es folgen Handel und Reparatur von Kfz und Gebrauchsgütern, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, Erziehung und Unterricht sowie Gesundheits- und Sozialwesen. Touristisch empfiehlt sich künftig eine qualitative Ausrichtung. Ein noch stärkerer Ausbau der Winter-Infrastruktur erscheint nicht erforderlich, vielmehr sollte das Augenmerk auf die zunehmend an Bedeutung gewinnende Sommersaison gelenkt werden. Zu den großen Skizentren gehören der Arlberg - Sankt Anton ist als Wiege des Skisports weltweit ein Begriff - und die Partyhochburgen Ischgl und Sölden. Familienfreundlich zeigt sich Serfaus-Fiss-Ladis, am Kaunertaler und vor allem am Pitztaler Gletscher trainieren die Skiprofis, und in Obergurgl-Hochgurgl trifft sich die Haute-Volée. Die Pracht der Natur lässt sich am besten von den hochalpinen Unterkünften aus auf der Via Alpina erkunden. Die jährliche Besuchermarke im Ötztal allein überschreitet die 3 Millionen-Grenze, wodurch Sölden sein Gesicht am meisten verändert hat. Das als Bergsteiger-Idylle geschätzte Venter Tal ist alljährlich Ziel des traditionellen Viehtriebes, wenn 2.000 Schafe den beschwerlichen Weg vom Schnalstal über den Alpenhauptkamm zu ihren Sommerweiden unternehmen, die Rofenhöfe sind Österreichs höchste Dauersiedlung (2.011m). Der Aquadome Längenfeld ist eine der modernsten Thermen des Landes. Das von Meinhard II. im 13. Jh. gegründete Stift Stams ist nicht nur für seine historischen Schätze - wie den geschnitzten Hochaltar und die Grabstätte der Tiroler Landesfürsten in der größten Barockkirche Tirols - bekannt, sondern auch für sein Skigymnasium, das den Nachwuchs im alpinen und nordischen Spitzenskisport heranzieht. Der Hauptort ist mit 35 Trinkbrunnen, Patrizierhäusern und dem höchsten Tiroler Kirchturm einen Besuch wert. Das Imster Schemenlaufen bleibt ein bekannter Fasnachtsbrauch, bei dem 400 Männer ritualisierte Schritt- und Hüpfkombinationen präsentieren. In Zirbenholzmaske und mit 30kg schwerer Kuhglocke am Gürtel kein leichtes Unterfangen! Stärkung verschaffen die deftigen Tiroler Spezialitäten "Speck mit Kren", "Kaspressknödel" oder "Gröstl mit Ei". Als modernes Museum und Veranstaltungszentrum wird der ehemalige Gerichtssitz, Schloss Landeck (13.Jh.), genutzt. Einrichtungen mit (hoch)alpinen Schwerpunkten sind das Alpinarium in Galtür sowie das Universitätszentrum Obergurgl, das Fachwissenschaftlern wie interessierten Laien zur Verfügung steht.
Geschichtliches
Das Gebiet um Imst war schon während der Bronzezeit besiedelt, was Urnengräber bezeugen. Die Römer ordneten es der Provinz Raetia zu und hinterließen den während der Völkerwanderung einziehenden Bajuwaren die Via Claudia Augusta als wichtige Nord-Süd-Verbindung zwischen Aquileia und Augsburg. Der Hauptort Imst wurde als "oppidum humiste" ("Ort mit Quelle") erstmals 763 n.Chr. urkundlich erwähnt. 1263 kam die Grafschaft Oberinntal unter den Einflussbereich des Grafen Meinhard II. von Tirol und blieb seither ein Teil Tirols. 1282 erhielt Imst Marktrechte. Nach kriegerischen Einfällen der Appenzeller Bauern begann unter den Herren von Starkenberg im 14.Jh. die Blütezeit des Blei- und Zinkbergbaus (Tschirgant), in dem sich auch viele sächsiche und thüringische Knappen verdingten.
Bauernaufruhr 1519, Reformation, Pest, das Ende des Bergbaus und die Folgen der Realteilung hinterließen Spuren. Erst im 18.Jh. brachten Handel, Kanarienvogelzucht (Operette "Der Vogelhändler"), später Spinnerei und Weberei wieder Wohlstand ein. Die Angliederung Tirols an Bayern erfolgte 1805 durch Napoleon, während der Freiheitskämpfe unter Andreas Hofer hielt man sich zurück. 1814 kam Tirol wieder zu Österreich, 1821 brannte Imst komplett ab. Bittere Armut trieb die Landbevölkerung zur Wanderung, so aus Silz und Umgebung nach Peru, wo sie Pozuzo gründeten. Kinder armer Bergbauernfamilien mussten alljährlich im Frühjahr als "Hütekinder" nach Oberschwaben ziehen, um im Herbst mit neuer Kleidung und etwas Bargeld zurückzukehren (vergleiche Außerfern, Bludenz-Bregenzerwald). Stadtrechte erhielt Imst 1898. Nach den Wirren der Weltkriege erfolgte hier 1949 der Bau des ersten SOS-Kinderdorfs der Erde unter dem Gründer Hermann Gmeiner. Die Nuts-3-Region setzt sich heute aus den politischen Bezirken Imst und Landeck zusammen. | |||||||||||||||||||