NUTS-3 Region Traunviertel (Österreich)
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"Seensucht" - bei über 75 kristallklaren Seen im Salzkammergut ist das kein übertriebenes Motto des Tourismusverbands. Das Traunviertel bildet den Kern dieses Naturparadieses, an dem auch Salzburg und Umgebung sowie Liezen Anteil haben. Ganz im Süden ragt das Dachsteinmassiv auf (2.995m), das nicht nur den höchsten Punkt Oberösterreichs und der Steiermark aufweist, sondern mit Hallstätter Gletscher, Großem Gosaugletscher und Schladminger Gletscher auch das größte Gletschergebiet der Nördlichen Kalkalpen darstellt. Der Dachsteinkalk ist extrem verkarstet, was das Hochplateau "Auf dem Stein", die Höhlensysteme Riesen-Eishöhle, Mammuthöhle und Hirlatzhöhle sowie die Karstquellen Waldbachursprung, Hirschbrunn oder Kessel eindrucksvoll beweisen. Das 146km² große Natura 2000-Gebiet bietet neben den Höhlen Lebensräume wie Felsspalten, Latschen- und Almrauschgebüsch sowie Lärchen-Zirbenwälder, in denen Steinadler, Birk- und Haselhuhn als bedeutende Arten gelten. Pittoresk eingebettet in den Dachstein liegt der Hallstätter See (maximal 125m tief, etwa 6km lang, 2,5km breit und 14km² groß). Die Regionsgrenze im Südosten bildet das Tote Gebirge (Großer Priel: 2.515m), dessen Name schon wieder auf starke Verkarstung deutet (vergleiche Liezen). Weiter nördlich stoßen die Oberösterreichischen Voralpen ins Gebiet (vergleiche Steyr-Kirchdorf), unter denen der Traunstein (1.691m) hervorzuheben wäre. Von seinem Gipfel aus fällt der Blick auf den 1.250 Höhenmeter unterhalb gelegenen Traunsee, den mit 191 m tiefsten Binnensee Österreichs. Er ist 12km lang, 3km breit und bildet eine Wasseroberfläche von etwa 25km². Westlich der Traun erhebt sich das Höllengebirge als Teil der Salzkammergutberge. Vom Großen Höllkogel (1.862m) sieht man bereits auf den Attersee im Westen. Mit 20km Länge, 3km Breite, 171m Tiefe und folglich 47km² Fläche und 4 Mrd. m³ Volumen ist er das größte Binnengewässer des Landes. Über die Seeache steht dieser mit dem Mondsee in Verbindung, der seinerseits maximal 68m Tiefe, 11km Länge, 1,5km Breite und 14km² Oberfläche aufweist. Im Zungenbecken des einst so mächtigen Dachsteingletschers ist weiter nördlich noch der wesentlich kleinere Irrsee zu nennen, der im Sommer sehr warm werden kann. Den Alpenrand formt die Flyschzone mit Bergen wie Kolomannsberg (1.114m) oder Grünberg (984m). Das Alpenvorland ist schmal, da es im Norden durch den bewaldeten Mittelgebirgszug des Hausruck (Göblberg: 801m) beschränkt wird. Dort befinden sich kleine Lagerstätten für Erdöl, Erdgas und Braunkohle. Die Traun verleiht der Region ihren Namen, weitere Fließgewässer sind Vöckla, Ager, Aurach, Laudach und Alm. Trotz vielfältiger Stauanlagen liegen auch entlang der Traun noch Lebensräume wie Hartholz- und Erlen-Eschen-Auen sowie Pfeifengraswiesen, wo Blaukehlchen, Nachtreiher, Rohrweihe, Schwarzspecht, Schwarzstorch oder Wespenbussard leben können. Der Volksmund sagt: "Hat der Traunstein einen Hut, wird das Wetter wieder gut". Die Stationen Gmunden (427m) und Krippenstein (2.050m) bezeugen den Niederschlagsreichtum sowie die klimatischen Differenzen innerhalb des Traunviertels. Erstere misst mittlere Jahreswerte der Temperatur von 9,0°C und des Niederschlags von 1.157mm, weiters 1.522 Sonnenstunden, 88 Frost- und 26 Eistage. Am Krippenstein werden dagegen 0,9°C, 1.831mm, 1.842 Sonnenstunden sowie 209 Frost- und 104 Eistage gezählt. Beiden Stationen gemeinsam sind die sommerlichen Maxima der Niederschläge, die sich im Gebirge zwischen Juni und August auf stolze 660mm addieren. Die Nuts-3-Region vereint heute die Politischen Bezirke Gmunden und Vöcklabruck und ist mit 91 Einwohnern pro km² besiedelt. Erwirtschaftet wird ein BIP/Kopf von 23.041 €, was im alpenweiten Vergleich Rang 64 bedeutet. Arbeitslos sind 4% der erwerbsfähigen Bevölkerung. Hohe 41% arbeiten im Sekundären Sektor, vornehmlich in Bauwesen, Maschinenbau, Metallproduktion, -bearbeitung und Herstellung von Metallerzeugnissen, Nahrungs-, Genussmittel- und Getränkeproduktion sowie Herstellung von Möbeln, Schmuck, Musikinstrumenten und Recycling. Tertiäre Berufe schaffen 54% der Stellen, wobei Handel und Instandsetzung, Gesundheits- und Sozialwesen, Beherbergungs- und Gaststättenwesen, Erziehung und Unterricht sowie Verkehr und Nachrichtenübermittlung dominieren. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs entwickelte sich das Traunviertel zur bedeutenden Tourismusdestination. Da die Natur die Landschaft geradezu mit Wasser überschüttet hat, stehen hier Baden, Surfen, Segeln und Tauchen auf der Liste der sportlichen Möglichkeiten ganz oben. Die Schifffahrt am Hallstätter See transportiert ihre Passagiere seit 1862, auf dem Traunsee verkehrt sogar ein Dampfschiff. Das "Klimtschiff" am Attersee erinnert an den Wiener Jugendstilmaler, der einst Inspiration am See suchte. Wasser in Form von Schnee findet man in den Skigebieten Dachstein-West, Feuerkogel, Kasberg, Katrinalm, Krippenstein und vielen kleineren Skiorten. Im Sommer locken unzählige Wander-, Rad- und Mountainbikewege. Der Salzkammergutradweg verbindet 13 Seen auf einer Gesamtstrecke von 345km. Erholung bietet die Kaisertherme Bad Ischl, das älteste Soleheilbad Österreichs. Im Unesco-Welterbe Salzkammergut begegnen die Gäste der allgegenwärtigen Geschichte des Salzes inmitten herrlicher Natur. Weitere Kulturhöhepunkte sind Salzkammergut Festwochen Gmunden, Attergauer Kultursommer, Mondseetage, Festspiele Bad Ischl oder Echoblasen am Almsee. Die Glück bringenden "Glöcklerläufer", der "Fetzenzug" in Ebensee oder das Narzissenfest auf dem Hallstätter See zählen ebenso zur Tradition wie "Seisupp'n" (Saure Suppe im Almtal), "Holzknechtnocka" (Butterschmalznudeln), "Dämpfte Hexe" (gedünstete Erdäpfel) und natürlich Fischgerichte. In Vöcklabruck bewundern Besucher die Fresken an den Stadttürmen (1502), die Schöndorfer Wehrkirche (9.Jh.) und die barocke Dörflkirche von Carlo Antonio Carlone - dem Lieblingsbaumeister der oberösterreichischen Stifte im 17.Jh. Die attraktive Gmundner Innenstadt kämpft seit dem Bau eines riesigen Einkaufszentrums "auf der grünen Wiese" um ihre Kunden. Das Seeschloss Orth fand erstmals im Jahr 909 in einer Urkunde Erwähnung. Es liegt mitten im Traunsee und bereitet seinen Hochzeitsgästen hochromantische und unvergessliche Momente.
Geschichtliches
Der Name "Salzkammergut" verweist auf die enormen Salzvorkommen der Gegend. "Hallstattkultur" leitet sich von den Funden bei Hallstatt ab, wo bereits die Kelten Salz förderten. Keltisch "Hall" bedeutet wiederum "Salz". Später schlugen die Römer die Region der Provinz Noricum zu, und Hallstatt und Ischl wurden zu wichtigen Salzabbau- und -umschlagplätzen. Die Vöckla-Ager-Senke gilt dabei als eine der ältesten Siedlungszonen der Bajuwaren, da diese hier bereits Ende des 5.Jhs. einzogen. Mit dem Beginn der Frankenherrschaft endete die Rezession, bis die Ungarneinfälle erneut Unruhe stifteten. Um 1000 n.Chr. stabilisierte sich das bayerische "Land ob der Enns". Ab dem 12.Jh. gehörte es den Babenbergern, die den Salzabbau weiter forcierten. Interesse erweckte der Rohstoff aber ebenso bei den Bistümern Salzburg und Passau. Gmunden war Salzumschlagsplatz und Mautstelle, was bald eine Befestigung erforderte.
1270 wurde der heutige Hauptort erstmals urkundlich genannt, 1278 erhielt er vom Habsburger Rudolf I. Stadtrecht. Im 15.Jh. machten ihn die Habsburger zur Residenz. Reformation, Gegenreformation, Bauernkriege, Österreichischer Erbfolgekrieg und Napoleonische Kriege lähmten die Region lange Zeit. Von 1809-14 regierten noch einmal die Bayern. Das frühe 19.Jh. markierte den Anfang des Fremdenverkehrs: 1822 öffnete die erste Badeanstalt in Gmunden, ein Jahr darauf das Heilbad in Ischl. 1862 erhielt Gmunden das Kurstatut und es mischten sich famose Persönlichkeiten , wie Franz Schubert oder Johannes Brahms, unter die Gäste. 1914 verwandelte sich Gmunden zur Lazarettstadt. Weder Vöcklabruck noch Gmunden wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört, jedoch zogen Tausende Flüchtlinge hierher und viele Bürger verloren an der Front ihr Leben. In Ebensee befand sich ein Außenlager des KZ Mauthausen, das die Amerikaner nach 1945 in ein DP-Lager umwandelten. | |||||||||||||||||||