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NUTS-3 Region Mostviertel-Eisenwurzen (Österreich)

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Steckbrief
Hauptort: Amstetten281m
Höchste Erhebung: Ötscher1893m
Gemeinden93
Bevölkerung240412
Fläche3357 km²
Bevölkerungsdichte72 Einwohner/km²
>> Datenblatt Nuts-3 Kennzahlen
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Foto
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Grafiken
Höhenverteilung (Hilfe)
Corine Landbedeckung
Alterspyramide
 
NUTS-3 Nachbarregionen
Liezen, Niederösterreich-Süd, Sankt Pölten, Steyr-Kirchdorf, Östliche Obersteiermark
 
Klimadiagramme nach Walther-Lieth
Amstetten (318 m): ø 8.7 °C / Σ 856mm
Melk (240 m): ø 9.4 °C / Σ 594mm
Oberndorf an der Melk (297 m): ø 8.5 °C / Σ 836mm
Waidhofen an der Ybbs (421 m): ø 8.9 °C / Σ 1164mm
Ybbs-Persenbeug (231 m): ø 9.3 °C / Σ 755mm
 

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Waidhofen an der Ybbs in den Ybbstaler Alpen (©Valerie Braun)
"Man hat diesem Land schon viele Namen gegeben. Wiege und Obstgarten Österreichs, das Land der Birnen und Bären, Land der Hämmer oder die Region, wo selbst Gott einen Vierkanthof besitzt." (Zitat Tourismuswerbung Tiscover)

Die Region Mostviertel-Eisenwurzen beginnt im Norden mit den Ausläufern des Weinsberger Waldes, dem größten geschlossenen Waldgebiet des Landes und Teil der Böhmischen Masse. Hier entspringen Kleine und Große Ysper. Die 300m hohen Kaskaden der Ysperklamm sind ein faszinierendes Naturschauspiel. Beide Flüsse münden bereits nach kurzem Lauf - vorbei am bewaldeten Mittelgebirge des Ostrong (Großer Peilstein: 1.061m) - in die Donau. Dort sowie weiter donauabwärts liegt das Natura 2000-Gebiet "Strudengau-Nibelungengau", das klimatisch und reliefbedingt biologisch stark variiert. Außer Schlucht- und Hangwäldern sind Borstgras- und Pfeifengraswiesen bedeutsam, dazu kommen Trespen-Schwingel-Trockenrasen und Glatthaferwiesen. Neben diversen Fischarten hat der Fischotter hier ein exzellentes Revier.

Zwischen Melk und Krems im Waldviertel liegt das Unesco-Weltkulturerbe Wachau. Bunte Geschichte, abwechslungsreiche Flusstäler, gartengleiche Landschaften und bekannte Weinbaugebiete ergeben hier eine wunderbare Symbiose.

Südlich der Donau beginnt das Mostviertel, das seinen Namen dem Anbau von Apfel- und Birnbäumen verdankt - so werden hier allein 300 verschiedene Birnensorten geerntet! Ökologisch sind folglich im hügeligen Alpenvorland die Streuobstwiesen bedeutsam, dazu kommt das Natura 2000-Gebiet "Niederösterreichische Alpenvorlandsflüsse" (74km²/vergleiche Sankt Pölten).

Das Alpenkonventionsgebiet im Süden bestimmen die Ybbstaler Alpen, die auch die Kalkvoralpen der Eisenwurzen umfassen (Schwarzkogel: 1.452m). Im Naturpark Eisenwurzen (586km²) finden sich Urwaldreste, sanfte Almwiesen und artenreiche Moore. Allein unter den Orchideen sind Holunder-Fingerwurz, Rotes Waldvögelein und Widder's Kohlröschen zu nennen.

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Stift Melk (ab 11.Jh.) (©Pixelio.de)

Göstlinger Alpen (Hochkar: 1.808m) und Dürrensteingebiet (Dürrenstein: 1.878m) formen die südliche Regionsgrenze. Im Wildnisgebiet Dürrenstein ist das gesamte nordalpine Artenspektrum vertreten (Alpenbock, Luchs, Steinadler), bekannt sind aber vor allem die Braunbären. Weiters liegen hier die größten Naturwälder Österreichs mit Buche, Bergahorn, Bergulme, Esche, Tanne und Fichte. Im Unterwuchs gedeihen Kräuter, wie Alpenampfer, Alpendost oder Eisenhut, und über 600 Großpilzarten. In der Krummholzzone wachsen Alpenquendel, Petergstamm, Silberwurz und Steinraute.

Der Naturpark Ötscher-Tormäuer (Ötscher 1.893m) bietet auf 90 km² naturnahe Laubmischwälder, Almen mit Borstgrasrasen und Goldhaferwiesen, Schutthalden und Kalkrasen, Moore, Bäche und Flüsse. Die Ybbstaler Alpen sind Teil der Nördlichen Kalkalpen.

Im Alpenteil finden sich die Quellen von Erlauf, Uissitz, Urlbach, Sierning und Ybbs. Letztere wird vielfach aufgestaut und war bis in die 1980er Jahre stark verschmutzt. Die genannten Flüsse münden nach ihrem Lauf durchs Alpenvorland in die Donau. Die Grenze zu Steyr-Kirchdorf im Westen bilden Ramingbach und Enns.

Klimatisch wird der feuchtkühlere Westen vom trockenwärmeren Osten differenziert. Amstetten (318m) misst Jahreswerte der Temperatur von 8,7°C und des Niederschlags von 856mm. Am Dürrenstein (1.878m) sind es 3,9°C und deutlich höhere 2.300mm.

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Wallfahrtskirche "Maria am grünen Anger" in Mauer bei Melk (©ARGE Dunkelsteinerwald)
Die Gesamtregion Mostviertel-Eisenwurzen hat eine Bevölkerungsdichte von 72 Einwohnern pro km², wobei der Alpenanteil auffallend geringer besiedelt ist. Erwirtschaftet werden 19.524 € BIP/Kopf, was alpenweit den bescheidenen Rang 83 einbringt. Erfreulicher sind da die 3,3% Arbeitslosigkeit. Einen positiven Wendepunkt könnte das Programm "Amstetten 2010+" darstellen, für welches die Stadt 2006 die Auszeichnung als "Innovativste Gemeinde Österreichs" erhielt. Der Österreichische Gemeindebund honoriert damit die Bemühungen um erneuerbare Energien, Energieeffizienz und ökologisches Bauen, Umwelt und Lebensqualität sowie Bildung und Arbeit.

Gerade einmal 53% der erwerbsfähigen Bevölkerung arbeiten im Tertiären Sektor, und hier vorwiegend in Handel und Instandsetzung (dominant), Gesundheits- und Sozialwesen, Erziehung und Unterricht, Verkehr und Nachrichtenübermittlung sowie Beherbergungs- und Gaststättenwesen. 36% verdienen ihren Lohn im Sekundären Sektor - Bauwesen (absolut dominant), Metallproduktion, -bearbeitung und Herstellung von Metallerzeugnissen, Maschinenbau, Herstellung von Möbeln, Schmuck, Musikinstrumenten und Recycling sowie Nahrungs-, Genussmittel- und Getränkeproduktion sind hier führend. Die im Bereich Eisenverarbeitung tätigen Betriebe sind heute natürlich wesentlich umweltfreundlicher und rationeller als einst. Nach wie vor bleiben sie der Rückhalt einzelner (auch alpiner) Gemeinden. Speziell der Obstbau hält weiterhin 11% der Berufstätigen im Primären Sektor.

Die Lifte von Lackenhof und Hochkar transportieren die Skifahrer zu jeweils 20km Piste. Hollenstein und Maiszinken erschließen die Bergwelt mit kleineren Anlagen. In den Naturparks gibt es Informationszentren, Führungen, Lehrpfade, Schatzsucher- und Sagenwege sowie Wander- und Mountainbikerouten. Mit der Dampflok Ötscherland-Express geht es in das Ötscherlandbad nach Gaming, wo keinesfalls das 1330 gegründete Kartäuserkloster versäumt werden sollte. Weitere Kulturdenkmäler finden sich im alpinen Teil häufig in Form der Überreste entlang der Eisenstraße, etwa Schmiedehämmer und Köhlereien. Im Mendlingtal gibt es die letzte Holztriftanlage Mitteleuropas zu entdecken, die zeitweilig in Betrieb geht.

Der Besuch des Alpenvorlands lohnt besonders während der Obstbaumblüte. Im Sommer lässt man sich dafür - nach einer Schiffsfahrt auf oder einer Fahrradtour neben der Donau (Donauradweg) - in den Gärten der Mostheurigen nieder. Dort wird Most zu deftigen Brettljausen, "Bauerngselchtem" (Selchfleisch) oder Mostviertler Käse gereicht. Beispiele des österreichischen Barocks liefern die Basilika am Sonntagsberg (18.Jh.) sowie die Benediktinerstifte Seitenstetten (Gründung 1112) und Melk (ab 11.Jh.). Wenige Kilometer von dieser monumentalen Klosteranlage (Frontlänge 362m, 1188 Fenster) entfernt, illustriert die Schallaburg die prächtige Architektur der Renaissance (1572). Im Hauptort Amstetten sind die Kirche St. Stephan (ab 14.Jh.) und auch das 1898 erbaute Rathaus sehenswert. Im nahem Umland versteckt sich die kleine St. Agatha Kirche mit ihren um das Jahr 1500 kunstvoll bemalten Fenstern.

Viel sagt folgendes Gedicht von Franziska Haydter über die Region aus: "Halt d'Mundart in Ehrn! Hüats und reds oft und gern, weilsd ja d'Hoamat, desd magst, mit ihr in dir tragst. Und d'Hoamat is's Herz va dein Denga und Strebm. Ohne Herz, ohne Hoamat, wia möchst denn da lebm!".

Geschichtliches

Spuren weisen auf die in der Jungsteinzeit beginnende Siedlungstätigkeit in der Region. Nach den Kelten übernahmen die Römer Noricum und erbauten auf dem Land des heutigen Hauptorts Amstetten ein Kastell. 995 wurde der Stadtteil Ulmerfeld, 1111 n.Chr. der Stadtteil Amstetten erstmalig urkundlich erwähnt. Die beiden Märkte gehörten damals zum Bistum Freising beziehungsweise zum Bistum Passau. Im 13.Jh. erteilte Rudolf I., der erste bedeutende Machthaber des Hauses Habsburg, beiden die Erlaubnis, eine Stadtmauer zu errichten. Ulmerfeld begann sogleich mit dem Bau von Befestigungsanlagen, Amstetten bewehrte sich dagegen kaum. Ab dem 14.Jh. florierte das Mostviertel, da das Eisen vom steirischen Erzberg (vergleiche Östliche Obersteiermark) über die Flusstäler zur Donau transportiert wurde und so reger Handel herrschte. Eisenwaren aller Art verkaufte man sogar bis in den Orient. Im alpinen Teil entstanden Schmieden, Hammerwerke und Holztriftanlagen.

Das Aus für viele Firmen brachte die zweite Hälfte des 19.Jhs. Amstettens Aufschwung dagegen kam erst mit Anschluss an die Kaiserin-Elisabeth-Westbahn 1858 und die Kronprinz-Rudolf-Bahn (Ybbs-Ennstalbahn) 1872. Kaiser Franz Joseph verlieh ihm 1897 den Stadttitel. Da die Wehrmacht die Garnisonsstadt im Jahre 1938 übernommen hatte, erlitt Amstetten im Zweiten Weltkrieg heftige Bombardierungen. 12.000 Brand-, Spreng- und Splitterbomben verwüsteten weite Teile der Stadt und töteten viele Menschen. Heute ist die Bezirksstadt mit 23.000 Einwohnern Verwaltungs-, Wirtschafts-, und Bildungszentrum von Mostviertel-Eisenwurzen. Administrativ setzt sich die Nuts-3-Region aus der Statutarstadt Waidhofen an der Ybbs und den Politischen Bezirken Amstetten, Melk und Scheibbs zusammen.

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