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NUTS-3 Region Steyr-Kirchdorf (Österreich)

overview

Steckbrief
Hauptort: Steyr310m
Höchste Erhebung: Großer Priel2515m
Gemeinden44
Bevölkerung153469
Fläche2238 km²
Bevölkerungsdichte69 Einwohner/km²
>> Datenblatt Nuts-3 Kennzahlen
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Foto
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Grafiken
Höhenverteilung (Hilfe)
Corine Landbedeckung
Alterspyramide
 
NUTS-3 Nachbarregionen
Liezen, Mostviertel-Eisenwurzen, Traunviertel
 
Klimadiagramme nach Walther-Lieth
Kirchdorf an der Krems (440 m): ø 8.9 °C / Σ 1186mm
Kremsmünster (383 m): ø 8.6 °C / Σ 967mm
Weyer (428 m): ø 8.6 °C / Σ 1363mm
Windischgarsten (600 m): ø 7.6 °C / Σ 1275mm
 

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Michaelerkirche Steyr (17.Jh.) am Zusammenfluss von Enns und Steyr (©TVB Steyr, Fotograf: B. Reinhard)
Die oberösterreichische Nuts-3-Region Steyr-Kirchdorf bietet Vielfalt - von der seit Jahrhunderten bekannten Waffenschmiede Steyr bis zum entwaffnend schönen Nationalpark Kalkalpen.

Im Süden bauen sich das stark verkarstete Tote Gebirge mit dem höchsten Punkt der Region, dem Großen Priel (2.515m), und die Ennstaler Alpen rund um den Großen Pyhrgas (2.244m) auf (vergleiche Liezen). Richtung Norden schließt das kleine Natura 2000-Gebiet Radinger Moorwiesen an, das reich an seltenen Blumen ist. Es gedeihen Alpenhaarbinse, Fleischfarbenes Knabenkraut und Zweiblättrige Waldhyazinthe.

Jenseits des Teichlbachs beginnen die Oberösterreichischen Voralpen, die mehrere Gebirgsstöcke umfassen. Das Sengsengebirge (Hoher Nock: 1.963m) - der Name stammt von einstigen Sensenbetrieben - bleibt infolge der intensiven Verkarstung wasserarm und waldlos. Das waldreiche Gegenstück bildet das angrenzende Reichraminger Hintergebirge (Großer Größtenberg: 1.724m). Der Reichramingbach bildet in der Großen Schlucht einen imposanten Canyon. Zu den Oberösterreichischen Voralpen zählen weiterhin Kasberg (1.747m) und Kremsmauer (1.604m).

Nach Plänen, die Gegend um Sengsen- und Hintergebirge in einen Schießplatz zu verwandeln und Speicherkraftwerke zu errichten, ging die Bevölkerung in die Offensive und gründete 1997 den Nationalpark Kalkalpen. Auf 215km² Fläche liegen dort über 200km unverbauter Bachläufe, 800 Quellen und besondere Lebensräume, wie Felsspaltenvegetation (Clusius-Primel), Latschen- und Almrauschgebüsch oder Blaugraswiesen. Zwischen 385 bis 2.000 Höhenmetern breitet sich hier das größte Waldschutzgebiet Österreichs aus. Unter den 30 gezählten Waldgesellschaften sind beispielsweise Waldmeister-Buchenwald und Orchideen-Buchenwald. Im Nationalpark werden derzeit 50 Säugetier- und 80 Brutvogelarten gezählt. Dazu kommen über 1.000 Arten von Blütenpflanzen, Farnen und Moosen sowie 1.400 verschiedene Schmetterlinge. Alle vier Rauhfußhuhnarten, Weißrückenspecht, Wanderfalke und Steinadler treten auf, und zunehmend werden auch Luchs und Braunbär wieder aktiv. Der Alpenbockkäfer fasziniert die Entomologen, in den Höhlen finden die Fledermäuse Zuflucht.

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Große Klause im Reichraminger Hintergebirge (©Nationalpark Kalkalpen/Stückler)

Alle genannten Gebirge sind Teil der Nördlichen Kalkalpen und bestehen vorwiegend aus Kalk- oder Dolomitgesteinen. Ein von Moränen und Bachtälern geprägter Alpenvorlandsstreifen rundet die Region nach Norden hin ab.

Die Flüsse von Steyr-Kirchdorf sind - von West nach Ost - Alm, Krems, Steyr (Klauser Stausee), Krumme Steyrling, Reichramingbach, Enns und Ramingbach. Die Enns als großer Nebenfluss der Donau wird allein in der Region durch acht große Staumauern in ihrem freien Lauf unterbrochen.

Die folgenden Klimastationen repräsentieren Alpenvorland und inneralpinen Raum. Kremsmünster (383m) weist Jahreswerte von 8,6°C, 967mm und 1.653h Sonnenschein auf, Windischgarsten (600m) dagegen 7,6°C, 1.275mm und 1.688h Sonne. Die Unterschiede halten sich also in Grenzen. Nur an der Zahl der Frost- und Eistage - zusammengezählt 105 versus 160 Tage - zeigen sich größere klimatische Differenzen. Das Niederschlagsmaximum liegt klar in den Sommermonaten.

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Latschenkiefern am Hohen Nock (1.963m) im Sengsengebirge (©Nationalpark Kalkalpen/Stückler)
Administrativ setzt sich die Nuts-3-Region aus der Statutarstadt Steyr sowie den Politischen Bezirken Kirchdorf an der Krems und Steyr-Land zusammen. Die Bevölkerungsdichte beträgt heute 69 Einwohner pro km², das relativ hohe BIP/Kopf erreicht 25.632 € (Rang 37 alpenweit) und die Arbeitslosigkeit 4,8%.

Der Zweite Sektor stellt mit 43% aller Arbeitsplätze einen hohen Beschäftigungsanteil, wobei eindeutig die Herstellung von Kraftwagen und Kfz-Teilen dominiert. BMW-Motoren, MAN-Lkw, CNH-Traktoren, GD-Panzer und ZF-Getriebe sind die herausragendsten Beispiele. Es folgen die ansonsten oft führende Baubranche, Maschinenbau, Metallproduktion, -bearbeitung und Herstellung von Metallerzeugnissen (Schusswaffenbau bei Steyr Mannlicher) sowie Gummi- und Kunststoffwarenindustrie. Tertiäre Arbeit (51% der Stellen) bieten Handel und Instandsetzung, Gesundheits- und Sozialwesen, Immobilienwesen, Informatik, Forschung und Unternehmensdienstleistungen, Erziehung und Unterricht sowie Beherbergungs- und Gaststättenwesen.

Die größten Skigebiete liegen in Hinterstoder und auf der Wurzeralm. Gemeinsam erschließen sie über 50km Skipisten, die bis auf 1.870m hinauf reichen. Neuerdings ist auch der Skiweltcup wieder nach Hinterstoder zurückgekehrt. Über die Geschichte des Skilaufs und das Stodertal berichtet das Alpineum im Ort selbst. Die Skigebiete Forsteralm, Glasenberg oder Hohe Dirn sind nicht weniger beschaulich. Winter heißt aber auch Langlaufen, Schneeschuhwandern, Skitourengehen, Eisstockschießen, Rodeln und Kutschfahrten. Im Sommer laden die 21 Zweitausender zum Besuch. Allein im Nationalpark sind 500km Mountainbikewege ausgewiesen und Hunderte von Kilometern Wanderwege markiert. Diese entführen in abgelegene Seitentäler, zu Aussichtspunkten und montangeschichtlichen Denkmälern, wie alten Schmieden und Hämmern. Auch die Via Alpina verläuft durch die Region. Wer es lieber flach mag, sollte den Steyrtal-Radweg benutzen, der auf der ehemaligen Trasse der Steyrtalbahn verläuft. Naturerlebnisse der besonderen Art bieten die Themenwege, der Stromboding Wasserfall am "Flötzersteig" im Stodertal und die Vogelgesangklamm nahe Spital am Pyhrn, die immerhin zweitlängste Klamm Österreichs. Informationsmaterialien und Uraubsanregungen bietet das Nationalparkzentrum Molln.

Den sanften Tourismus perfektionieren die kulturellen Höhepunkte, wie die Barockstifte Kremsmünster (Gründung 777) mit dem 50m hohen "Mathematischen Turm", Spital (Gründung 1200), Schlierbach (Gründung 1335) und Garsten (Gründung 1107). Die einsam im Wald gelegene Burg Altpernstein strahlt noch heute den düsteren Charme des Mittelalters aus. Das Wilderermuseum St. Pangraz, das Sensenwerk Roßleithen oder das Knappenhaus Unterlaussa sind ebenso einzigartig. Forellen aus der Steyr, Wildgerichte oder süße Bauernkrapfen zählen zu den Schmankerln, und auch der Mostanbau im Vorland schlägt kulinarisch durch. Im Hauptort Steyr erkundet man einen fantastischen Stadtplatz, das Stadtsymbol des gotischen Bummerlhauses (13.Jh.) oder Schloss Lambert (18.Jh.). Sehr beliebt sind mittlerweile Schubert- und Musik-Festival. Spezielle Tradition hat in der "Romantikstadt Steyr" die Weihnachtszeit mit "Kripperl Roas" (eine Krippenschau), "Steyrer Kripperl" (ein Stabpuppentheater), "Christkindlmarkt" und "Schmiedeweihnacht". Vom Postamt der Wallfahrtskirche Christkindl gehen jeden Advent Millionen von Weihnachtsbriefen in alle Welt...

Geschichtliches

Ab 600 v.Chr. zogen die Kelten in die Region ein, deren Name sich von Keltisch "Stiria" ableiten lässt. Sie nutzten vermutlich bereits die Norischen Eisenvorkommen. Die Römer besetzten die Eisenregion und ordneten sie der Provinz Noricum zu. Sie transportierten den Rohstoff zur Schilderproduktion nach Lauriacum, nahe dem heutigen Enns. Nach dem Niedergang des Römischen Reiches wanderten ab dem 6.Jh. n.Chr. bajuwarische Stämme ein. Im 8.Jh. übertrug Herzog Tassilo die geistige Macht an das von ihm selbst gegründete Kloster Kremsmünster. Gegen die Ungarn entstanden Burgen, eine davon war die 980 schriftlich erwähnte "Styraburg" der Wels-Lambacher. Die Chiemgauer Ottakaringer dehnten im 11.Jh. ihre Macht bis hierher aus, Otakar II. mehrte den Besitz in der Steiermark. Durch den Erzabbau am Erzberg (vergleiche Östliche Obersteiermark) und im Hintergebirge wurde ihr Hof bedeutender.

1170 erhielt Steyr Stadtrecht. 1186 gelangten Burg und Herrschaft Steyr an die Babenberger, die die Eisenmetropole zur Waffenschmiede machten. 1287 anerkannten die dann regierenden Habsburger die alten Eisen- und Handelsrechte. Die Erlöse hieraus und aus der laufenden Produktion - vor allem der Steyrer Messer - machten Steyr im 15.Jh. zur nobelsten Stadt Österreichs neben Wien. Bald sollte es Verfechter der Reformation werden. Gegenreformation, 30-jähriger Krieg, Bauernkrieg, Türkeneinfälle, Brände und schließlich Besetzungen Napoleons zogen die Stadt ins Elend. Danach begann mit der Fertigung von Säbeln und Gewehren (Steyr Daimler Puch) eine Erholung und so waren 1914 über 15.000 Menschen in dieser Sparte beschäftigt. Das Verbot der Waffenproduktion 1918 brachte die Umstellung auf den Fahrzeugbau, nach Lockerung der Auflagen florierte die Waffenindustrie erneut. Auch die Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg führten nur zu vorübergehendem Produktionsstopp.

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