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NUTS-3 Region Podravska (Slowenien)

overview

Steckbrief
Hauptort: Maribor274m
Höchste Erhebung: Plešič1407m
Gemeinden34
Bevölkerung319235
Fläche2170 km²
Bevölkerungsdichte147 Einwohner/km²
>> Datenblatt Nuts-3 Kennzahlen
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Foto
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Grafiken
Höhenverteilung (Hilfe)
Corine Landbedeckung
Alterspyramide
 
NUTS-3 Nachbarregionen
Koroška, Oststeiermark, Savinjska, West- und Südsteiermark
 
Klimadiagramme nach Walther-Lieth
Maribor (275 m): ø 9.7 °C / Σ 1045mm
 

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Weinbau auf den Windischen Büheln bei Ormož (©Slovenian tourist board/D.Mladenovic)
Podravska ist Teil der größten Provinz Sloweniens, "Štajerska". Übersetzt bedeutet das "Steiermark", was den historischen Bezug zum gleichnamigen österreichischen Bundesland offensichtlich werden lässt.

Da Podravska ausschließlich im Westen auf Alpenkonventionsgebiet liegt, wird es auch nur dort von den letzten Ausläufern der Alpen eingenommen. Das Pohorje/Bacherngebirge mit dem höchsten Punkt am Plešič (1.407m) und der regional noch deutlich niedrigere Kozjak/Poßruck (Krajnc: 995m) charakterisieren diese Gegend (vergleiche Koroška). Die Drava/Drau trennt die beiden Mittelgebirge. Aus dem Pohorje fließen Radoljna und die steile Lobnica mit ihren Šumnik-Wasserfällen dem Hauptfluss zu. Entlang des unzugänglichen Lobnicatals stehen noch ursprüngliche Wälder, und teilweise bedecken Torfmoore das Gebirge. Marmor wurde bei Slovenska Bistrica bereits von den Kelten abgebaut.

Die Städte Maribor, Ptuj und Slovenska Bistrica sowie die meisten anderen größeren Siedlungen finden sich im östlich anschließenden Draufeld, einer fluvial sedimentierten Kiesebene. Bei Ptuj erreicht dieses Feld (hier auch: "Ptujfeld") Höhen von gerade einmal 230m. Immer wieder wird die Ebene von langen Hügelreihen unterbrochen. Unter letzteren sind Slovenske Gorice/Windische Bühel im Norden und Haloze/Matzelgebirge im Süden hervorzuheben. Exponierte Standorte an den Hängen, gepaart mit günstigem Klima und Boden, lassen außergewöhnliche Weine reifen, die in den Kellern von Maribor, Ormož oder Ptuj lagern. Die Pannonischen Hügel und Ebenen bedecken im Übrigen mehr als ein Fünftel Sloweniens und sind das wichtigste Anbaugebiet von Weizen, Mais und Zuckerrüben.

Schutzwürdige Biotope entlang der Drau breiten sich flussabwärts von Maribor aus (Natura 2000). Hier treten beinahe 100 Vogelarten auf, darunter Weiß- und Schwarzstorch, Graugans, Buntspecht, Lachmöwe, Eisvogel und Turmfalke. Kaum anderswo in Slowenien kommen Kormoran, Flussregenpfeifer, Blässhuhn, Trauerseeschwalbe oder Zwergsäger vor - vom reichen Leben im Fluss selbst ganz abgesehen. Auch das Dravinja-/Dranntal ist wegen seiner Avifauna Natura 2000-Gebiet. Wie Polskava und Pesnica strömt die Dravinja letztlich ebenso Richtung Hauptfluss. Ptujsko jezero/Ptujer See, das mit maximal 6km Länge, 3,5km² Oberfläche und 23 Mio. m³ Fassungsvermögen größte künstlich angelegte Wasserreservoir Sloweniens, wird südlich von Ptuj in der Drau aufgestaut.

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Zentrum von Maribor mit Rathaus (16.Jh.) und Pestsäule (18.Jh.) (©Slovenian tourist board/Bobo)

Werden im Gebirge noch bis zu 1.300mm gemessen, reduzieren sich die Niederschläge in Maribor/Marburg (275m) auf 1.045mm pro Jahr. Die meisten Regenfälle gehen im Sommer nieder, die Jahresmitteltemperaturen liegen bei 9,7°C. 1.965 Sonnenstunden versüßen den Marburgern den Jahreslauf. Von West nach Ost wechselt das Klima vom alpin-kontinentalen zum rein kontinentalen Typus.

Podravska ist die größte Weinregion Sloweniens, und interessanterweise lässt sich am Rebbau auch die frühe Geschichte nachvollziehen. Waren es doch schon die Kelten und Illyrer, die ihn erprobten, und erst recht wurden die Reben in der römischen Provinz Pannonien kultiviert. Nach Hunneneinfällen und Zuzug von Awaren und Slawen entstand hier erneut eine der ersten kommerziellen Winzerregionen.

Die Einwohnerdichte gehört mit 147 Einwohnern pro km² zu den höchsten im Land, jedoch machten sich seit Beginn der Transformation Abwanderungstendenzen bemerkbar. Heutzutage haben einige moderne Firmen in Podravska ihre Produktionsstätten. Der staatliche Beitrag zur wirtschaftlichen Genesung wird durch die Übertragung tertiärer Landesaufgaben von Ljubljana hierher geleistet, so dass nur noch 7% der Arbeitsplätze von der Landwirtschaft, 38% von der Industrie, aber bereits 55% von Dienstleistungsbetrieben angeboten werden. Das in Podravska erwirtschaftete BIP/Kopf von 9.887 € bedeutet alpenweit dennoch den sehr schwachen Rang 97. Die Arbeitslosigkeit beträgt 8,7%.

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Schloss von Ptuj (12.Jh.) mit Altstadt (©Slovenian tourist board/D.Mladenovic)
Industrielle Arbeitsplätze schaffen vorwiegend Baugewerbe, Metallproduktion, -bearbeitung und Herstellung von Metallerzeugnissen, Nahrungs-, Getränke- und Genussmittelherstellung, Herstellung von elektrischen Geräten, Büromaschinen und Datenverarbeitungsgeräten sowie Textil- und Bekleidungsindustrie. Tertiäre Stellen bieten insbesondere Handel und Instandsetzung, Erziehung und Unterricht, gefolgt von Immobilienwesen, Informatik, Forschung und Unternehmensdienstleistungen, Gesundheits- und Sozialwesen sowie Verkehr und Nachrichtenübermittlung.

Ökologisch muss daran gelegen sein, die Schadstoffemissionen der Drauebene in den Griff zu bekommen, immerhin liegen hier die wichtigsten Grundwasserreserven Sloweniens.

Für Touristen gibt es in Maribor viel zu entdecken, so die Burg Kaiser Friedrichs III. Mariborski grad (15.Jh.) und die Kathedralkirche Janeza Krstnika (12.Jh.). Von der mittelalterlichen Stadtfestung ist der Wasserturm Vodni stolp (16.Jh.) hervorzuheben, der gleichzeitig eine Vinoteka birgt. Der größte Weinkeller Sloweniens liegt aber am Platz Trg svobode. Im einstigen Hafenviertel am Drauufer steht der mit geschätzten 400 Jahren älteste Weinstock der Welt. Zu den regionaltypischen Weinen zählen insbesondere die weißen Sorten Laški Rizling (Welschriesling), Renski Rizling (Rheinriesling), Chardonnay, Beli Pinot (Pinot Blanc), Sivi Pinot (Pinot Gris), Rumeni Muškat (Gelber Muskateller) und Traminec (Traminer). Die Zahl der roten Tropfen ist nicht besonders groß, den "Modri Pinot" sollten Weinliebhaber aber kennen.

Im Januar trägt das am Stadtrand gelegene Skigebiet Mariborsko Pohorje Slalom- und Riesenslalomrennen des Damen-Skiweltcups aus. Im größten Wintersportzentrum Sloweniens stehen über 40km präparierter Pisten jeden Couleurs zwischen 300m und 1300m Meereshöhe zur Verfügung, die mit über 20 Liften erschlossen wurden. Noch etwas höher hinauf geht es in den wesentlich kleineren Schneesportregionen Ribniško Pohorje und Kope. Langlauf ist in guten Wintern ebenfalls ein beliebtes Hobby der Marburger. Im Pohorjegebirge pflegt man die Tradition, feiert jährlich das Johannisfest und stellt Maibäume auf. Mit lokalen Spezialitäten - in Form unwiderstehlicher Backwaren - lockt der mittelalterliche Weinort Slovenske Konjice. Am Fuße des Pohorje werden bis zu 44°C warme Heilwässer gefördert, die in der neuen "Terme Maribor" zu erholsamen Bädern einladen. Auch ein Luxushotel mit medizinischer Betreuung ist hier entstanden.

Ptuj/Pettau ist das Zentrum der südöstlichen Hälfte Podravskas, seine mittelalterlichen Gebäude gehören zum historischen Erbe genauso wie die Faschingstradition Kurentovanje. Kirche und Kloster (13.Jh.) bergen Museen und Geschichtsarchive. Ormož/Friedau sticht durch die Funde früher urbaner Bau- und Wohnkultur hervor und gehört zu den schönsten Flecken im Lande.

Geschichtliches

Als kleine Siedlung während der Bronzezeit begann die Historie des heutigen Hauptorts Maribor. Als "Marchburch", also "Burg in der Mark", wurde ihre Festungsanlage 1164 erstmals urkundlich erwähnt. 1254 mit Stadtrechten versehen, gedieh der Ort schnell zum Handels- und Bankenzentrum. Die Verbannung der Juden 1497 setzte der Stadt zu, doch hielt sie - trotz Feuersbrünsten, Türkenüberfällen und Pestepidemien - bis in die Neuzeit an ihrer regionalen Führungsposition fest. Vom frühen 14.Jh. bis nach Ende des Ersten Weltkriegs waren Stadt und Region aber ebenso fester Bestandteil der habsburgischen Steiermark, die von Graz aus regiert wurde. Danach verlief die Grenzlinie zwischen Österreich und dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen mitten durch die Steiermark. Die Untersteiermark wurde von den slowenischen Truppen besetzt und ohne Volksabstimmung an das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (SHS-Staat) angeschlossen.

Einem Staatsstreich 1929 folgte die Umbenennung in "Königreich Jugoslawien". Mittlerweile war die deutschsprachige Mehrheit in Maribor nach massiven Vertreibungen gebrochen und deutsche Schulen und Vereine existierten nicht mehr. 1941 wurde Slowenien unter Italien, Ungarn und Deutschland aufgeteilt, was die Formierung der Befreiungsfront zur Folge hatte. Im Zweiten Weltkrieg besetzte die Deutsche Wehrmacht die Region und Marburg erlebte einige Bombardierungen. Nach 1945 verjagte man die letzten deutschsprachigen Marburger nach Österreich. Für Podravska, wie auch für die zweitgrößte Stadt Sloweniens, bedeutete die Abspaltung von Jugoslawien 1991 einen ökonomischen Schock. Laut Angaben von Eurostat erlitt Maribor damals den größten Bevölkerungsverlust in Europa.

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