Tirol Atlas Archive

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NUTS-3 Region Obwalden (Schweiz)

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Steckbrief
Hauptort: Sarnen471m
Höchste Erhebung: Titlis3238m
Gemeinden7
Bevölkerung33269
Fläche491 km²
Bevölkerungsdichte68 Einwohner/km²
>> Datenblatt Nuts-3 Kennzahlen
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Grafiken
Höhenverteilung (Hilfe)
Corine Landbedeckung
Alterspyramide
 
NUTS-3 Nachbarregionen
Bern, Nidwalden, Uri
 
Klimadiagramme nach Walther-Lieth
Engelberg (1037 m): ø 5.6 °C / Σ 1510mm
Pilatus (2106 m): ø 1.1 °C / Σ 1953mm
Sarnen (471 m): ø 8.9 °C / Σ 1236mm
 

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Kantons-Exklave Engelberg im Tal der Engelberger Aa (©Bild Engelberg-Titlis, Christian Perret)
Obwalden rühmt sich des topographischen Mittelpunkts der Schweiz, ist politisch aber nur ein Halbkanton und weist noch weniger Einwohner auf als sein Bruderkanton Nidwalden.

Sein Territorium überspannt ein terrassenförmig abschüssiges Tal vom Brünigpass (1.008m) im Süden über Lungerersee (689m) und Sarnersee (469m) bis hin zum Vierwaldstättersee (434m) im Norden. Entlang der Kantonsränder liegen östlich der Sarner Aa die Urner Alpen mit Stanserhorn (1.898m) und Huetstock (2.676m), westlich des Hauptflusses die Emmentaler Alpen mit Brienzer Rothorn (2.349m), Fürstein (2.039m), Mittaggüpfi (1.916m) und Pilatus (2.118m).

Kurioserweise befindet sich der höchste Berg Titlis (3.238m) in der Kantonsexklave Engelberg weiter im Osten. Der Titlis ist dabei einer von insgesamt 57 Dreitausendern der Urner Alpen. Er bildet die Grenze zwischen den sedimentären und den südlich anschließenden kristallinen Gesteinen des Aarmassivs. Die ohnehin kleinen Gletscherflächen rund um den Titlis fallen zusehends den immer wärmeren Sommern zum Opfer.

Die hochlöslichen Kalke führen im Graustockkarst zu ausgeprägten Höhlensystemen und anderen klassischen Karsterscheinungen. Die Alpenflora ist hier noch ursprünglich, und auch Insekten, Schmetterlinge und Amphibien fühlen sich wohl. Durch eine projektierte Skigebietsverbindung droht dieser Lebensraum verlorenzugehen.

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Sarnen am Sarnersee (©Gemeinde Sarnen)
Zu den Landschaften auf der Liste des Schweizer "Bundesinventars der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung" zählen "Vierwaldstättersee mit Kernwald, Bürgenstock und Rigi" und "Pilatus" (vergleiche Nidwalden) sowie die Flyschlandschaft "Hagleren-Glaubenberg-Schlieren". Geschützt sind aber ebenso einige Auengebiete sowie die vielen Flach- und Hochmoore des Gebiets Glaubenberg, mit 130km² eine der größten Moorlandschaften der Schweiz (vergleiche Luzern). Sie nimmt beinahe ein Fünftel der Kantonsfläche Obwaldens ein. Zu den Jagdbanngebieten gehören Huetstock und Hahnen.

Im Haupttal des Kantons rauscht die Sarner Aa, der Kleine Melchaa, Grosse Melchaa und Kernmattbach von rechter Seite zufließen, von links treffen Laui, Steinibach und Grosse Schliere als größte Zubringer auf sie. Die Sarner Aa wechselt in ihrem Verlauf übrigens mehrfach ihren Namen, so ist sie auch als "Lauibach", "Aa" oder "Aawasser" bekannt. Nach kurzen 10km mündet sie im Alpnachersee, einem Seitenarm des Vierwaldstättersees. Die Kantonsexklave wird von der Engelberger Aa entwässert, dem Hauptfluss Nidwaldens.

Die Klimastation in Sarnen (471m) misst gemittelte Jahrestemperaturen von 8,9°C und Niederschlagswerte von 1.236mm. Am Vierwaldstättersee (434m) liegen diese Werte bei +9,4°C/1.300mm, am Titlis (3.238m) bei -4,2°C/2.086mm. Im Hauptort wärmen jährlich etwa 1.550 Sonnenstunden, am Titlis sind es schon 1.750h.

Die Bevölkerungsdichte Obwaldens beträgt 68 Einwohner pro km² und steht - im Gegensatz zu Nidwalden - auf der Liste der Alpenregionen mit Bevölkerungsanstieg sehr weit oben. Die Wirtschaftskraft Obwaldens lässt sich bei einem BIP/Kopf von 32.441 € als stark bezeichnen. Alpenweit belegt man damit Rang 19. Neid gegenüber dem noch stärkeren Bruderkanton ist kaum angebracht, noch dazu, da Obwalden mit Beginn des Jahres 2006 zur Steueroase avancierte. In Zukunft dürfte dies weitere Firmen und vermögende Privatpersonen anlocken. Der hohe Anteil an Steuerdirekteinnahmen durch die sieben Gemeinden führt zu volksnaher Realpolitik. Die Arbeitslosigkeit beträgt verschwindende 1,6%.

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Luftseilbahn "Rotair" führt auf den Titlis-Gipfel (3.238m) (©Valerie Braun)
Baugewerbe, Herstellung von elektrischen Geräten, Büromaschinen und Datenverarbeitungsgeräten, Nahrungs-, Getränke- und Genussmittelherstellung, Be- und Verarbeitung von Holz (ohne Möbel) sowie Herstellung von Möbeln, Schmuck, Musikinstrumenten und Recycling sind die vorherrschenden Arbeitsplatzanbieter im Sekundären Sektor - dieser schafft 36% aller Stellen. Kleinstmotoren aus Sachseln gelangen in NASA-Sonden sogar bis auf den Mars und gelten als Symbol Schweizer Präzisionsarbeit. Diese Tatsache kann dennoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Erwerbstätigenanteil im Primären Sektor mit 15% noch immer überdurchschnittlich ist und deshalb auch die Nahrungsmittelherstellung mit Fleisch- und Milchprodukten eine Schlüsselrolle spielt. Der Dienstleistungssektor bietet 49% der Arbeitsplätze, wozu Hotel- und Gaststättengewerbe, Handel und Instandsetzung, Gesundheits- und Sozialwesen, Erziehung und Unterricht sowie Immobilienwesen, Informatik, Forschung und Unternehmensdienstleistungen vorwiegend beitragen.

Generell bildet der Bergsport ein fixes Standbein der Wirtschaft, sind doch Orte wie Melchsee-Frutt, Lungern-Schönbüel, Mörlialp und Langis mit zahlreichen Liftanlagen erschlossen. In Alpnachstad erklimmt die steilste Zahnradbahn der Welt den Pilatus, der bereits im 19.Jh. touristisch bekannt war und seither wenig von seinem Reiz eingebüßt hat.

Eine Sonderrolle spielt der Fremdenverkehr in der Kantonsexklave Engelberg, deren Name sich von mehreren Engelserscheinungen ableitet. "Welcome To Heaven" lautet deshalb der Slogan der angeblich ältesten Tourismusregion der Schweiz. Mit der drehbaren Panoramagondel "Rotair" schwebt der Gast in die Gletscherregionen des Titlis. 24 Aufstiegsanlagen erschließen dort 82km Piste bis 3.020m. Die Bergbahnen erreichten beim "Internationalen Skigebietstest 2005/2006" Rang 1 und Bestnoten bezüglich Pistenpflege, Beschneiung und Freundlichkeit. Den Fußgänger führt eine Grotte 150 Meter tief in das Gletschereis. Die Via Alpina verläuft über den Surenenpass nach Engelberg.

Zu entdecken gibt es im Kanton außerdem diverse Sehenswürdigkeiten. Im idyllisch am Sarnersee gelegenen Hauptort laden das Sankt-Andreas-Kloster (17.Jh.), der alte Landsgemeindeplatz mit barockem Rathaus (1732), die Kollegiumskirche (20.Jh.) oder das Historische Museum zum Besuch ein. Die Kapelle Sankt Niklausen (1380) in Flüeli-Ranft ist dem Patron Obwaldens und der Schweiz, Nikolaus von Flüe, geweiht. In Giswil bestaunt man die alten Bauernhäuser in der Streusiedlung Grossteil. Der Genuss lokaler Spezialitäten, wie "Moschtmeckli" (Trockenfleisch), "Älplermagronä" (Eierteigwaren) oder "Wölkli" (Minimeringues), kann nur empfohlen werden. "Sbrinz" gilt als ältester Käse Europas. Säumer transportierten ihn schon vor 500 Jahren auf den Saumpfaden Richtung Süden, um ihn dort gegen Wein einzutauschen. An einigen Hängen werden heute eigene Reben kultiviert, deren Sorten Riesling Silvaner, Regent und Blauburgunder denjenigen der Nachbarkantone entsprechen.

Letztlich zeichnet sich die Obwaldner Bevölkerung durch ihre starke Heimatverbundenheit aus, die traditionelle Kulturgüter in verschiedensten Vereinen weiter trägt, modernen Kunstformen gegenüber aber nicht unaufgeschlossen ist.

Geschichtliches

Das Tal der Sarner Aa war wohl schon während der Steinzeit nicht ganz menschenleer, doch besiedelten erst die Helvetier die Region tatsächlich. Mit ihnen vermischten sich die Römer, die die Gegend der Provinz Obergermanien zuordneten. Im 7.Jh. folgten die Alemannen, im 9.Jh. wurde Sarnen erstmalig urkundlich erwähnt. Gemeinsam mit Schwyz und Uri gehörte Unterwalden (umfasst die Gebiete von Nidwalden und Obwalden) zu den Beteiligten des Rütlischwurs. Die drei Vertreter der "Urkantone" beschworen auf dem Rütli ihren "Ewigen Bund", Historiker bezweifeln aber den Wahrheitsgehalt dieses urschweizerischen Mythos. Obwalden selbst gab seine politische Unabhängigkeit ohnehin nie ganz auf. Zusammen mit Uri und Schwyz nahm es im 15.Jh. Teile von Ticino und Verbano-Cusio-Ossola ein. 1468 wütete ein Großfeuer in Sarnen. Hundert Jahre später entdeckten die Soldaten das Söldnergewerbe, wobei die wohlhabenden Rückkehrer die politisch einflussreichsten Plätze einnahmen.

Im 17.Jh. wurde das Tal mehrfach von der Pest heimgesucht. Die Phase der Helvetischen Republik 1798-1803 brachte den vorübergehenden Verlust der Eigenständigkeit, aber auch den langfristigen Gewinn liberaler politischer Grundrechte. Heute garantiert der Status als Halbkanton sämtliche Rechte und Pflichten der Vollkantone, einzig die Vertretung im Ständerat ist auf einen Sitz beschränkt. Ob der geringen Einwohnerzahl entsenden die Obwaldner gleichfalls nur einen Repräsentanten in den Nationalrat (Zürich über 30). Die stark auf den Volkswillen ausgerichtete Verfassung kennt zwar seit 1999 keine Landsgemeinde mehr, dafür besitzt die Volksabstimmung an der Wahlurne hohen Stellenwert. Relativ niedrige Referendumsschwellen ermöglichen spürbare Mitbestimmungsrechte des Einzelnen bei wichtigen Sachfragen.

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