Tirol Atlas Archiv

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NUTS-3 Region Biella (Italien)

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Steckbrief
Hauptort: Biella420m
Höchste Erhebung: Monte Mars2600m
Gemeinden82
Bevölkerung187619
Fläche917 km²
Bevölkerungsdichte205 Einwohner/km²
>> Datenblatt Nuts-3 Kennzahlen
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Foto
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Grafiken
Höhenverteilung (Hilfe)
Corine Landbedeckung
Alterspyramide
 
NUTS-3 Nachbarregionen
Torino, Valle d'Aosta/Vallée d'Aoste, Vercelli
 
Klimadiagramme nach Walther-Lieth
Biella (420 m): ø 11.8 °C / Σ 1304mm
Oropa (1180 m): ø 7.2 °C / Σ 1921mm
 

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Bergdörfer prägen das Valle Cervo (©Archivio fotografico ATL Biella, Foto Fabrizio Lava)
Biella (Piemontesisch: Bièla) ist als "heiliges Land" Ziel unzähliger Pilger, die zumeist den Heiligen Berg von Oropa ansteuern.

Die dortige Wallfahrtsbasilika liegt in einem natürlichen Amphitheater auf 1.150m Meereshöhe inmitten der Prealpi Biellesi/Biellesischen Voralpen. Diese südlichen Ausläufer der Alpi del Vallese/Walliser Alpen erheben sich an der Grenze zur Nachbarregion Valle d'Aosta/Vallée d'Aoste am Monte Mars bis 2.600m, am Monte Cresto bis 2.546m. Zu deren Füßen entspringen die Torrenten Cervo (Valle Cervo) und Elvo (Valle Elvo), die von hier aus - wie die meisten Flüsse der Provinz - gen Südosten und damit Richtung Sesia und Po strömen (vergleiche Vercelli). Der Lago del Mucrone auf 1.902m stellt einen der wenigen Bergseen dar.

Punta Tre Vescovi (2.501m), Cima di Bo (2.556m) und Monte Barone (2.044m) befinden sich an oder nahe der nördlichen Provinzgrenze. Südlich davon durchzieht der Torrente Sessera das Valle Sessera, das im Volksmund als "kleine biellesische Schweiz" bekannt ist. Die Dolca bildet einen größeren Nebenfluss.

Im Valle Sessera beherbergt ein 108km² großes Natura 2000-Gebiet Gämse, Hermelin, Alpenspitzmaus, Schneemaus und Blindmaulwurf sowie Waldeidechse und Kreuzotter. Die floristischen Höhepunkte veranschaulichen überregionale Parallelen in den Wuchsbedingungen - so gedeiht der Behaarte Zwergginster auch in den Seealpen, Krainer-Wolfsmilch und Krainer-Tollkraut treten häufig im südöstlichen Alpenraum auf. Norwegisches Fingerkraut findet hier innereuropäisch seine südliche Verbreitungsgrenze.

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Textilindustrie in Trivero (Firma Zegna) (©Archivio fotografico ATL Biella, Foto Fabrizio Lava)
Südlich der Sessera charakterisiert eine letzte Voralpenkette die Landschaft (Monte Marca: 1.491m). Infolge geringerer Hangneigung und Rutschungsgefährdung ist dieser Gebirgsteil wesentlich dichter besiedelt als die beinahe menschenleere Zone des hinteren Valle Sessera. Eine einzige größere Karsthöhle ist nahe Sostegno zu erforschen, da sich die meisten anderen Provinzteile aus kristallinen Gesteinen aufbauen.

Mit Übergang ins Alpenvorland endet das Alpenkonventionsgebiet. Im Westen liegt das Moränenhügelland der Serra d'Ivrea, das der eiszeitliche, aus dem Aostatal vorstoßende Monte Bianco-Gletscher hinterließ. Der Lago di Viverone im Süden ist maximal 70m tief, 3,5km lang, 2,5km breit, 6km² groß und bietet vielen Vogelarten ein bevorzugtes Anflugsziel (Natura 2000).

In der Bessa beweisen die im Zuge des einstigen Goldrausches geschaffenen Schutthalden ökologische Vielfalt. Die Baraggia bildet die vorwiegend mit Gräsern und Büschen durchsetzten Reste einer Steppenlandschaft, die bis ins 19.Jh. weite Teile der Provinzen Biella, Novara und Vercelli bedeckte. Hier bleibt ein wichtiges Habitat für Insekten, Amphibien und Vögel erhalten. Im Südosten folgt die mit Reis und Mais bebaute Pianura Padana/Poebene.

Biella (420m) und Oropa (1.180m) erhalten mit 1.304mm respektive 1.921mm auffällig hohe Jahresniederschläge. Speziell im Frühjahr und Herbst gehen intensive Regenschauer nieder, die Muren und Hochwasser verursachen können. Im Hauptort liegen die Jahresmittelwerte der Temperatur bei 11,8°C, auf den höchsten Gipfeln unter 0°C, wobei oft anhaltende milde Luftströmungen die winterliche Beschneiung der Skigebiete behindern.

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Piazza Cisterna - das Herz Biellas (©Archivio fotografico ATL Biella, Foto Fabrizio Lava)
Die Bevölkerungsdichte ist mit 205 Einwohnern pro km² relativ hoch. Stagniert die Bevölkerungsentwicklung in Biella insgesamt, so belasten das Valle Sessera und viele Bergdörfer seit Jahrzehnten starke Abwanderungserscheinungen. 24.145 € BIP/Kopf bedeuten ökonomisch alpenweit Rang 56. Die Arbeitslosigkeit beträgt 5,4%.

Die Textilindustrie übertrifft - trotz erheblicher Rezessionserscheinungen - sämtliche andere Industrie- und Dienstleistungsbranchen in der Zahl der Arbeitsplätze. Der Sekundäre Sektor schafft zusammengefasst 49% der Stellen, so auch in Bauwesen, Maschinenbau, Metallproduktion, -bearbeitung und Herstellung von Metallerzeugnissen sowie Herstellung von elektrischen Geräten, Büromaschinen und Datenverarbeitungsgeräten. Ausgeprägte Zuwächse verzeichnen tertiäre Berufe (ebenfalls 49% der Arbeitsplätze), vornehmlich in Handel und Instandsetzung, Immobilienwesen, Informatik, Forschung und Unternehmensdienstleistungen, Gesundheits- und Sozialwesen, Erziehung und Unterricht sowie Kredit- und Versicherungswirtschaft.

Tourismus bleibt für Biella weitgehend unbedeutend. Dabei finden Wanderer allein 200km Bergwege auf der "Grande Traversata del Biellese" und sogar Klettersteige. Mountainbiker und Kanuten kommen ebenfalls auf ihre Kosten. Im Skigebiet Bielmonte führen 10 Lifte zu 20km Pisten, in Oropa-Mucrone trägt die Gondelbahn bis auf 2.391m. Zwischen Bocchetto Sessera und Bielmonte werden 20km Loipe präpariert. Ganz im Süden der Provinz lädt der Lago di Viverone zum Wasserskifahren und Schwimmen ein.

Das Unesco-Weltkulturerbe Sacro Monte di Oropa (ab 1617) umfasst 19 Kapellen und eine Basilika, im Zentrum der Verehrung steht die Statue der Schwarzen Madonna (13.Jh.). Im Valle Cervo bleiben Spuren der Vergangenheit allgegenwärtig - in den Felsmalereien, der ländlichen Architektur, den Viehtrögen an den Brücken oder etwa dem Terrassenfeldbau. In Crevacuore am Talausgang des Valle Sessera findet alljährlich die Fiera di Maggio statt, in der lokale Produkte angeboten und die Besucher in Feierlaune versetzt werden. Hier befinden sich die Chiesa della Serra (12./13.Jh.) mit ihren wertvollen Fresken und Santuario della Madonna della Fontana (17.Jh.). Der tiefe Glaube durchdrang das gesamte Tal, so dass auch nahe des höchstgelegenen Dorfes Coggiola die beeindruckende Wallfahrtskirche Cavallero (18.Jh.) die Pilger erwartet.

Traditionelle Weidewirtschaft mit saisonal wechselnden Weidegebieten (Transhumanz) bringt Produkte aus Milch ("Toma", "Beddu") und Fleisch hervor. Spezialitäten sind in den Voralpen "Pulenta Cunscia", Polenta mit Milch, Butter und Käse, und in der Ebene "Ris an Cagnun", Baraggia-Reis mit Tomakäse und Bramaterrawein. Als Getränke serviert man das Mineralwasser "Lauretana", "Menabrea"-Bier oder die DOC-Weine Bramaterra, Canavese e Coste della Sesia, Erbaluce und Lessona. Die Hauptrebe bleibt Nebbiolo, hier "Spanna" genannt, begleitet von Bonarda, Croatina und Vespolina.

Obgleich der Hauptort Sitz großer Spinnereien, Hutmachereien, Papier- und Möbelfabriken ist, liegen in seinem Zentrum mit dem frühromanischen Baptisterium (9./10.Jh.), dem Dom (ab 1402) oder der Chiesa di San Sebastiano (ab 1502) schmucke Perlen verborgen. Im Museo Civile sind Pinakothek und archäologische Sammlung sehenswert. Die Standseilbahn führt hinauf zur pittoresken Oberstadt mit unvergesslichen Ausblicken über Stadt und Provinz Biella.

Geschichtliches

Im Hauptort Biella wurden ligurische und keltische Kulturen nachgewiesen. Speziell zur Römerzeit florierte die Goldsuche entlang des Elvo, die Funde in zwei römischen Nekropolen aus dem 1./2.Jh. n.Chr. bezeugen die frühe Bedeutung von Biella als städtisches Zentrum. Lange nach den Langobardeneinfällen wurde "Bugella" 826 erstmals urkundlich erwähnt. Ab 882 gelangte die Herrschaft an den Bischof von Vercelli, der diese beinahe 500 Jahre lang ausübte. Die ersten Befestigungsanlagen entstanden im 10.Jh. Zwischen 1372 und 1404 unterwarfen sich fast alle biellesischen Gemeinden dem Haus Savoyen (vergleiche Savoie), dessen Einfluss bis ins 20.Jh. maßgeblich blieb.

Kämpfe mit den Visconti überschatteten das ausgehende 14. und 15.Jh., die Pest das 16.Jh., Auseinandersetzungen mit Franzosen und Spaniern das 17.Jh., französische und napoleonische Besetzungen das 18. und frühe 19.Jh. 1835 belebte die erste mechanisierte Wollweberei eine heimische Handwerkstradition - die Region zwischen Biella und Borgosesia (heute Vercelli) wurde als "Strada della Lana" und "Manchester Italiens" berühmt. 1859 beendete Garibaldi die habsburgische Besatzung und Biella wurde in die Provinz Novara eingefügt, 1927 verschmolz es mit der Provinz Vercelli. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Landstrich zu einer Bastion der Partisanen, die vor allem das Valle Sessera immer wieder als Zufluchtsort nutzten. Der weiterhin lebendige Oppositionsgedanke reflektiert sich auch im TV-Sender "Telebiella", der 1972 als erster italienischer Privatsender das Monopol der RAI zu brechen wusste. 1996 entstand die neue Provinz Biella.

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