Tirol Atlas Archiv

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NUTS-3 Region Notranjsko-kraška (Slowenien)

overview

Steckbrief
Hauptort: Postojna554m
Höchste Erhebung: Snežnik1796m
Gemeinden6
Bevölkerung51173
Fläche1456 km²
Bevölkerungsdichte35 Einwohner/km²
>> Datenblatt Nuts-3 Kennzahlen
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Foto
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Grafiken
Höhenverteilung (Hilfe)
Corine Landbedeckung
Alterspyramide
 
NUTS-3 Nachbarregionen
Goriška, Osrednjeslovenska
 
Klimadiagramme nach Walther-Lieth
Babno Polje (756 m): ø 6.1 °C / Σ 1662mm
Ilirska Bistrica (424 m): ø 9.6 °C / Σ 1448mm
Nova vas na Blokah (722 m): ø 6.9 °C / Σ 1472mm
Postojna (533 m): ø 8.4 °C / Σ 1578mm
 

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Verkehrsknotenpunkt Postojna/Adelsberg im Pivkatal (©Vidmar Matjaz)
Notranjsko-kraška wird mitunter als die "dinarischste Gegend Sloweniens" bezeichnet. Sie liegt nur marginal an ihrem nördlichen Rand innerhalb des Gebiets der Alpenkonvention und stößt im Süden an die kroatische Staatsgrenze.

"Notranjsko" bedeutet "Innerkrain", von "kraska"/"kras" leitet sich der von Geographen geprägte Begriff "Karst" ab. Dieser wird heute global für naturräumliche Korrosionsvorgänge an Karbonatgesteinen, wie Kalk und Dolomit, verwendet. Die schönsten Ausprägungen erfährt der Karst jedoch zwischen Triester Bucht und Dinarischen Alpen. Die ebenfalls aus dem Slowenischen stammenden Bezeichnungen "Doline" und "Polje" sind nicht nur Wissenschaftlern geläufig.

Im Norden liegen in den Mittelgebirgen Nanos (Suhi vrh: 1.313m), Zagora (Veliki Bukovec: 1.019m), Ravnik (Zavrlov Grič: 695m) und Bloke die südlichen Ausläufer der Alpen. Die Mäander des Baches Bloščice bieten auf der Hochebene Bloke einen Lebensraum für einzigartige Pflanzen.

Die genannten Bergzüge umrahmen das Postojnska kotlina/Postojna Becken. Spätestens ab hier werden die hydrologischen Verhältnisse sehr kompliziert, verschwinden doch die meisten Niederschläge rasch in ausgedehnten Karstsystemen. Im Pivkatal etwa versickert die Pivka immer wieder in den durchlässigen Gesteinen, und erst ab dem Dorf Pivka besitzt der Fluss ein wasserführendes Bett. Kurz vor Postojna mündet die Nanoščica in die Pivka, der nahe gelegene Bach Lokva dagegen zählt bereits zum Einzugsgebiet der Vipava/Wippach. Dieses Gebiet stellt damit zugleich die Wasserscheide zwischen Schwarzem Meer und Adria dar. Das gesamte Gebiet zwischen Pivka und Snežnik ist Natura 2000-Zone und schützt zahlreiche Hühner- und Vogelarten, etwa Gänsegeier, Schlangenadler, Steinadler, Wanderfalke oder Wespenbussard.

Ein weiteres Naturphänomen bildet im Nachbartal um Cerknica die Polje Cerkniško mit dem See Cerkniško jezero. Wenn im Frühjahr die Karstquellen viel Wasser schütten, wird die Polje zum flächengrößten See Sloweniens und zugleich größten Karstsee Europas. Seine Maße betragen maximal 76m Tiefe, 10km Länge, 5km Breite, 24km² Oberfläche und 76 Mio. m³ Volumen. Im Sommer versickert das Wasser über Ponore, und an derselben Stelle wird dann Heu geerntet! Einen der größten Abflüsse liefert der Fluss Rak, dessen Höhlendach bereits eingebrochen ist. Für Natura 2000 sind wiederum unzählige Vögel aufgelistet, darunter Tüpfelsumpfhuhn, Knäkente, Schilfrohrsänger, Bekassine, Wachtelkönig, Rotfußfalke und Seeadler.

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Die Postojna Höhlen - ein Karstphänomen par excellence (©Slovenian tourist board/D.Mladenovic)

Die höchsten Berge des zentral gelegenen Javornik sind Dedna Gora (1.293m) und Debeli vrh (1.273m).

Im südlichen Anschluss ragt der höchste Dinaridengipfel der Region auf. Der an seiner Oberfläche abflusslose Snežnik/Schneeberg bildet mit seinen 1.796 Metern zugleich den höchsten Punkt Sloweniens außerhalb der Alpen. Da die natürliche Waldgrenze dank der südlichen Lage recht hoch ist, zählen die Wälder von Snežnik und Javornik zu den größten des Landes. In den Bereichen bis 700m gedeihen dort Hopfenbuchenwälder, darüber bis 1.200m thermophile Buchenwälder oder forstwirtschaftlich lukrative Buchen-Tannenwälder, bis 1.550m subalpine Buchenwälder, zwischen 1.450 und 1.750m liegt die Krummholz- und Strauchzone. Flora und Fauna der Alpen und des Balkans finden hier ihren Berührungspunkt.

Das fruchtbare obere Reka-Tal schließt die Region im Südwesten ab.

Klimatisch überschneiden sich submediterrane, alpine und kontinentale Einflüsse, wobei die Niederschläge ob der Barrierewirkung der Dinariden gegenüber den mediterranen Luftmassen Werte zwischen 1.500 und 2.500mm erreichen. Am Snežnik steigt die Jahressumme sogar auf 3.300mm. Die Klimastation in Postojna (533m) misst Jahresmittel der Temperatur von 8,4°C und des Niederschlags von 1.578mm.

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Eine geschlossene Vegetationsdecke zeichnet den sogenannten "bedeckten Karst" aus (©Slovenian tourist board/J.Skok)
Die gegenwärtige ökonomische Situation Notranjsko-kraškas ist als schwierig zu bezeichnen. Das BIP/Kopf liegt mit 9.207 € auf dem vorletzten Rang in der Vergleichstabelle der Alpenregionen. Ein großer Teil der Arbeiterschaft pendelt mittlerweile täglich in umliegende Regionen und die heimischen Löhne liegen weit unter Durchschnitt. Schuld an der Situation ist mitunter die Tatsache, dass Notranjsko-kraška traditionell dünn besiedelt ist (derzeit 35 Einwohner pro km²) und größere Zentren fehlen. Die natürlichen Voraussetzungen wirken ebenso hinderlich, da sich das fruchtbare Land auf wenige Poljen beschränkt. Die Arbeitslosigkeit geht neuerdings aber wieder zurück, die Quote beträgt 5,1%.

Der Dienstleistungssektor entwickelt sich schleppend (46% der Arbeitsplätze) und besteht überwiegend aus Handel und Instandsetzung, Öffentlicher Verwaltung, Landesverteidigung und Sozialversicherung, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, Erziehung und Unterricht sowie Gesundheits- und Sozialwesen. Auch die Lage der industriellen, meist lokal agierenden Klein- und Mittelbetriebe ist unbefriedigend. Der Zweite Sektor bietet 48% der Jobs, vornehmlich in Be- und Verarbeitung von Holz (ohne Möbel), Metallproduktion, -bearbeitung und Herstellung von Metallerzeugnissen, Bauwesen, Maschinenbau sowie Herstellung von Möbeln, Schmuck, Musikinstrumenten und Recycling.

Die Tourismussparte gehört in Notranjsko-kraška zu den Hoffnungsträgern, wenngleich das Potenzial noch immer nicht annähernd ausgeschöpft wird. Dabei finden Sportfreunde mit etwas Eigeninitiative zu jeder Jahreszeit genügend Möglichkeiten, auch das Natur- und Kulturprogramm sind lohnenswert. Cerknica beispielsweise gehört zu den Orten, in denen es die Befestigungsanlagen vermochten, die Schätze im Inneren gegen die im 15.Jh. einfallenden Türken zu bewahren. Die Marienkirche wurde jedoch niedergebrannt und musste wieder aufgebaut werden. Die über einen Einsturzschacht erreichbare Pivka-Höhle mit ihrem im Fels verschwindenden Höhlenfluss gilt als bekannteste Sehenswürdigkeit.

Der Hauptort Postojna/Adelsberg preist sich einer der weltweit attraktivsten Schauhöhlen, die in den vergangenen 200 Jahren von über 30 Millionen Menschen per Höhlenbahn besucht wurde. Sie erschließt ein über 20km langes Netz unterirdischer Gänge, versinterter Galerien und Säle. Das Museum Notranjski muzej Postojna bietet eine wohl sortierte Sammlung historischer Dokumente, archäologische Funde und geologische Schaustücke zum allgegenwärtigen Thema Karst.

Die in der Region angebauten Karstweine müssen den harten Bedingungen im Besonderen widerstehen. Den beiden sehr ähnlichen Rebvarietäten Teran und Refošk gelingt das ausgezeichnet. Weitere Rotweine werden aus Cabernet Sauvignon und Merlot, Weißweine aus Chardonnay, Malvasier und Sauvignon Blanc gekeltert. Ein Stück des bekannten Nanos-Käse mundet dazu am besten.

Das Karstinstitut Postojna der Slowenischen Akademie der Wissenschaften ist das weltweit bestausgestattete Institut zur Erforschung von Karstphänomenen - es befindet sich nicht von ungefähr hier. Die Zeitschrift "Acta Carsologica" findet ihre wissenschaftliche Leserschaft weltweit.

Geschichtliches

Historische Belege aus den Epochen der Illyrer, Römer (Provinz Pannonien) sowie aus dem Mittelalter halten die 45 Ortschaften des Hochplateaus Bloke zur Entdeckung bereit. Interessante Spuren der Vergangenheit finden sich aber auch im Schnee: So gilt Bloke als die Wiege des Skisports in Zentraleuropa. Bereits im 6. Jh. sollen sich die slawischen Bewohner auf verschneiten Wegen mit skiähnlichen Hölzern ins Tal fortbewegt haben. Einmal im Jahr kamen die Dörfer zusammen und sie glaubten fest daran, durch wildes Springen und Gleiten auf mystische Weise die künftigen Ernteerträge verbessern zu können. Für Slowenen ist der Wintersport heute ein fester Bestandteil der kulturellen Identität. Ansonsten teilt die Nuts-3-Region ihre geschichtlichen Hintergründe weitgehend mit den anderen Teilgebieten der Krain (vergleiche Gorenjska).

Die Historie des Hauptorts Postojna wurde von der Lage am Korridor Wien-Maribor-Ljubljana-Triest geprägt, der die einzige Verbindung der Habsburgermonarchie zum Meer bildete. Den Bewohnern sagt man deswegen auch spezielle Weltoffenheit nach. Bereits ab 1820 florierte der Höhlentourismus, der sich durch die Anbindung der Stadt an die Bahnlinie Wien-Triest intensivierte. Zwischen 1918 und 1945 gehörte Postojna gemeinsam mit weiten Teilen Notranjsko-kraškas zu Italien, danach ging die Region in Titos Jugoslawien auf. In den Anfangsjahren der Transformation kam der Tourismus zunächst zum Erliegen, er erholte sich jedoch anschließend schnell.

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