NUTS-3 Region Koroška (Slowenien)
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Die Nuts-3-Region Koroška ist einerseits eine Region von Bergen, dunkelgrünen Wäldern und alpinen Weiden, andererseits aber auch eines der ältesten Industriereviere Sloweniens. Der natürliche Reichtum an Blei, Zink und Eisen prägte über Jahrhunderte das Wirtschaftsverhalten der hiesigen Bevölkerung. Koroška befindet sich vollständig auf Alpenkonventionsgebiet. Naturräumlich dominieren die drei Gebirgsgruppen Pohorje/Bacherngebirge (Črni vrh: 1.543m), Kozjak/Poßruck (Košenjak/Hühnerkogel: 1.522m) und die östlichen Erhebungen der Karavanke/Karawanken. Die Karavanke sind Teil der Südlichen Kalkalpen. Am Gebirgsmassiv der Peca/Petzen, genauer am Kordezeva Glava/Kordeschkopf, weist die Region bei 2.126m ihren höchsten Gipfel aus. Das Mittelgebirge des Kozjak gehört geographisch zu den Norischen Alpen und wird aus paläozoischen und tertiären Gesteinen aufgebaut. So treten hier Gneise, Kalkstein und Marmor an die Oberfläche. Die zentralalpine Gebirgsgruppe der Norischen Alpen überspannt ebenfalls weite Teile der nördlichen Nachbarregionen West- und Südsteiermark und Unterkärnten, und findet ihre Verlängerung in Podravska. Das Pohorje, ein auf Gneis gelagerter Tonalitstock, besitzt physiognomisch ebenfalls Mittelgebirgscharakter. Das Vorkommen von Tonalit, einem dem Granit sehr ähnlichen Gestein, deutet bereits darauf hin, dass die periadriatische Naht auch durch das slowenische Drautal verläuft. Schließlich leitet sich die Bezeichnung "Tonalit" vom "Tonalepass" in der Region Brescia ab, den diese Linie ebenfalls durchzieht. Die Situation ist etwas verwirrend, da die Naht eigentlich die Grenze zwischen Zentralalpen und Südlichen Kalkalpen markiert, das südlich der Drau gelegene Pohorjegebirge aber geologisch den kristallinen Zentralalpen zugeordnet werden muss.
Beide Mittelgebirgsrücken sind dicht bewaldet, generell nimmt der Wald fast 70% der Regionsfläche von Koroška ein. Die natürlichen Waldgesellschaften setzen sich aus Eichen-Hainbuchenwäldern (bis 500m), Tannenwäldern (500-1.000m), saures Milieu bevorzugenden Buchenwäldern (1.000-1.400m) und Fichtenwäldern (bis zu den Gipfeln) zusammen. Vielfach wurden jedoch diese Waldtypen durch Almweiden oder Fichtenmonokulturen verdrängt. In diesen Wäldern leben diverse Hühnerarten, etwa Auerhuhn, Haselhuhn oder Birkhuhn. Für das Natura 2000-Gebiet Pohorje sind auch Hohltaube, Halsbandschnäpper, Schwarzspecht, Dreizehenspecht, Rauhfußkauz, Sperlingskauz und Wespenbussard gemeldet. Die Talsysteme der Region werden von den drei größten Flüssen, Mislinja/Mißling, Meža/Mieß und dem Hauptfluss Drava/Drau, dominiert. Die beiden erstgenannten münden bei Dravograd/Unterdrauburg in die Drava/Drau, der im weiteren Verlauf noch Reka, Crkvenica, Bistrica, Vuhreščica, Ehartov potok, Velka und Potočnikov potok zuströmen. Die Drava wird wegen ihrer verlässlichen Abflussspitzen im Juni vielfach zur Elektrizitätsgewinnung gestaut, während die anderen großen Flüsse wegen ihrer unregelmäßigen Wasserführung hierfür weniger geeignet sind. Klimatisch befindet man sich noch in einem Gürtel relativ hoher Niederschläge, die 1.100 bis 1.600mm pro Jahr ausmachen können. Kontinentale Effekte werden aber gen Osten deutlich. Die Klimastation in Šmartno pri Slovenj Gradcu (455m), etwas südlich des Hauptortes, weist mittlere Jahreswerte von 7,7°C und 1.156mm auf und misst 1.867 Sonnenstunden. Die Täler bleiben, unterstützt von Inversionseffekten, bis zu zwei Monate im Jahr schneebedeckt, auf den Bergen hält die Schneedecke wesentlich länger an. Probleme bleiben auf ungewisse Zeit die mangelhafte infrastrukturelle Anbindung und die Abwanderung der Bevölkerung. Gegenwärtig beträgt die Bevölkerungsdichte noch 71 Einwohner pro km². Das BIP/Kopf von 9.425 € fasst die schwierige ökonomische Lage Koroškas zusammen und befördert es auf der Tabelle der Alpenregionen auf Rang 98 von 101. Die Statistik erfasst 6,8% Arbeitslosigkeit. Die industriell geprägte größte Stadt, Ravne na Koroškem/Gutenstein, liegt an der Mežica. Das Stahlwerk spezialisiert sich seit der marktwirtschaftlichen Transformation auf legierten Stahl, Industriemesser und Spezialmaschinenbau. Arbeitsplätze schafft in der Region überwiegend der Zweite Sektor (54%), während der Dritte Sektor mit 40% hinterher hinkt - der jeweils höchste beziehungsweise geringste Wert alpenweit! Dominierend sind Metallproduktion, -bearbeitung und Herstellung von Metallerzeugnissen, Textil- und Bekleidungsindustrie, Maschinenbau, Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren sowie das Baugewerbe. Tertiäre Jobs werden vorwiegend in Handel und Reparatur, Erziehung und Unterricht, Gesundheits- und Sozialwesen, Verkehr und Nachrichtenübermittlung sowie Öffentlicher Verwaltung, Landesverteidigung und Sozialversicherung angeboten. 6% arbeiten im Ersten Sektor, insbesondere in der Forstwirtschaft. Es bleibt zu hoffen, dass ausländische Investitionen, zunehmende Exportorientierung und niedrige Löhne zu positiveren Entwicklungen führen. Außerdem sollten die verstärkt getroffenen Maßnahmen gegen Luftverschmutzung und Waldsterben zukünftig Früchte tragen. Der Tourismus leidet ebenfalls an der Abgeschiedenheit der Region, obwohl Potenzial dafür vorhanden wäre. Mežica gilt diesbezüglich als Mittelpunkt des Mežicatales. Hohen Bekanntheitsgrad besitzt es bei Spitzensportlern, die sich hier auf ihre Wettkämpfe vorbereiten. Rund um die Petzen kommen jedoch auch immer mehr Hobby-Alpinisten, Mountainbiker und Skifahrer auf ihre Kosten, angezogen vielleicht von den Legenden um König Matjaž, der im Gebirgsinneren leben soll. Näher rücken kann man der Sagengestalt auf einem Ausflug in Teile der 1.000km langen Stollen der Minen, wo sich 330 Jahre eindrucksvolle Bergwerksgeschichte auftun. Dravograd schmückt sich mit der romanischen Kirche St. Vitus (12.Jh.) und den Ruinen des Kastells Stari grad, das im 16.Jh. gegen die anstürmenden Türken erbaut wurde. Ferner beginnen hier touristische Floßfahrten auf der Drau. Inmitten des Mežatals liegt Prevalje/Prävali, das römische Ausgrabungen und die Kirche Maria auf dem See (erste Erwähnung 1335) vorweisen kann. Unweit von Ravne na Koroškem erschließen 2 kleine Skilifte die Bergwelt und es wird eine Langlaufrunde gespurt. Interessant sind aber vornehmlich die Burg (16.Jh.) und das Kärntner Museum, in dem Bergbaugeschichte näher gebracht wird. Die hervorragend erhaltene Altstadt rund um den Marktplatz des Hauptorts Slovenj Gradec gilt als urbanistisches Monument. Reste der Stadtmauer, Rathaus, Heiliggeistkirche (15.Jh.), Schloss Rotenturn und das Regionalmuseum ziehen die Besucher an. In der 1251 eingeweihten Elisabethkirche steht in Gestalt des Hauptaltars eines der größten barocken Meisterwerke slowenischer Altarkunst.
Geschichtliches
Bis hinein ins hintere Mežatal lassen sich mit Hilfe einer Bronzeaxt und Überresten einer hallstattzeitlichen Siedlung prähistorische Spuren nachweisen. Der heutige kulturelle und administrative Hauptort Koroškas, Slovenj Gradec/Windischgrätz im Mislinjatal, wurde erstmals von Kelten besiedelt und von den Römern als Poststation "Colatio" benutzt (Provinz Noricum). Ab 600 wanderten die Alpenslawen ein, die Karolinger erbauten hier die älteste Kirche. Die erste mittelalterliche Besiedlung nahe Slovenj Gradec vollzog sich im Schutze von Burgmauern auf einer Anhöhe, erst später galten auch die Talgebiete als einigermaßen sicher. 1267 wurde der Stadttitel verliehen, denn Slovenj Gradec hatte sich als Handelszentrum bewährt, und es sollte diese Funktion über viele Jahrhunderte behalten. Zugleich begann im 13.Jh. die Germanisierung des Gebietes. Von Dravograd/Unterdrauburg aus wurde das Holz der Bergwälder bis nach Rumänien transportiert.
Die Adelsfamilie der Windisch-Graetz entsandte ihre Soldaten auf Seiten der Habsburger, was die Verbundenheit im Herzogtum Karantanien zum Ausdruck brachte. Da "Koroška" nichts anderes als die slowenische Bezeichnung von "Kärnten" ist, teilt es seine Geschicke mit den umliegenden Kärntner Regionen. Auch die Bergwerkstradition und tiefgreifenden Umbrüche der Industrialisierungsepoche zählen hierzu. Nach schmerzhafter Teilung Kärntens nach 1918 gehörte Koroška zu Jugoslawien (vergleiche Unterkärnten). Das Hin- und Herspringen des slowenisch-österreichischen Grenzverlaufs auf dem Kozjakkamm rührt daher, dass sich jeder hier ansässige Bauer eigenständig seine Staatszugehörigkeit aussuchen konnte. Windischgrätz zählte vor dem Ersten Weltkrieg zu den Sprachinseln mit einem deutsch sprechenden Bevölkerungsanteil von 75 Prozent, der allerdings 1918 und spätestens 1945 vertrieben wurde. | |||||||||||||||||||