Tirol Atlas Archive

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NUTS-3 Region Weilheim-Schongau (Deutschland)

overview

Steckbrief
Hauptort: Weilheim in Oberbayern563m
Höchste Erhebung: Niederbleick1589m
Gemeinden34
Bevölkerung131034
Fläche967 km²
Bevölkerungsdichte136 Einwohner/km²
>> Datenblatt Nuts-3 Kennzahlen
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Foto
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Grafiken
Höhenverteilung (Hilfe)
Corine Landbedeckung
Alterspyramide
 
NUTS-3 Nachbarregionen
Bad Tölz-Wolfratshausen, Garmisch-Partenkirchen, Ostallgäu
 
Klimadiagramme nach Walther-Lieth
Hohenpeissenberg (977 m): ø 6.5 °C / Σ 1210mm
 

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Marienplatz und Mariensäule, Weilheim (©Quirin Müller)
An der Aussicht vom "Bayerischen Rigi" am Hohen Peißenberg kann sich niemand so schnell satt sehen. Zu einmalig ist das Landschaftsbild Richtung Süden über waldbedeckte Molassezüge, Voralpen und Bayerische Alpen. Wendet man den Blick, zieht das moränenbedeckte Alpenvorland um Starnberger See und Ammersee vor Augen.

Am Trauchberg, einem dem Ammergebirge (vergleiche Garmisch-Partenkirchen) südlich vorgelagerten Voralpenzug, findet der Landkreis seine höchste Erhebung an der Niederbleick (1.589m). Auf ihren nördlichen Gipfelhängen gedeihen Grünerlengebüsche auf Mergelhalden, die ansonsten nur im Allgäuer Flysch auftreten. Am Hochwildfeuerberg (1.541m) liegen Borstgrasrasen, Nasswiesen und Nassweiden. Der gesamte Flyschzug des Trauchbergs weist die meisten Hochlagenmoore der Bayerischen Alpen auf und ist infolge des Auftretens von Patagonischer Segge, Torfsegge, Strickwurzelsegge international von Bedeutung.

Der Hohe Peißenberg (988m) weiter im Norden formiert sich aus Konglomeraten der Oberen Süßwassermolasse. Seine Pechkohlevorkommen wurden bereits abgebaut. Andere umliegende Höhenzüge bestehen vorwiegend aus Unterer Süßwassermolasse. Die 2.000 Eiben im größten Eibenwald Deutschlands nahe Paterzell bilden einmalige Bestände.

Im Naturschutzgebiet Ammerschlucht sind Flussuferläufer, Buntspecht, Uhu und Zaunkönig zuhause. Gelber Enzian, Schwalbenwurzenzian, Trollblume und Frauenschuh wachsen entlang der Ufer. Überhaupt ist der gesamte Lauf der Ammer vom Alpenrand bis zu ihrer Mündung in den Ammersee als Natura 2000-Gebiet gemeldet (23km²). Zu den wichtigsten Habitattypen gehören Waldmeister-Buchenwald, Auwälder mit Schwarzerle und Esche, Hainsimsen-Buchenwald und die Krautschicht entlang der Uferzonen.

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Unesco-Weltkulturerbe Wieskirche (18.Jh.) (©Lars Keller)
Die Ammermündung in den Ammersee bildet bei 533 m den niedrigsten Punkt der Region. Der Ammersee ist mit maximal 81m Tiefe, 16km Länge, 5km Breite, einer Oberfläche von 47km² und einem Volumen von 1,75 Mrd. m³ der drittgrößte Bayerische See. Zugleich bildet er den am weitesten nach Norden reichenden Voralpensee. Zum Landkreis gehört nur dessen südlicher Teil, der ein international bedeutsames Vogelschutzgebiet darstellt, in dem beispielsweise Eisvogel, Schwarzmilan, Wachtelkönig, Schwarzkopfmöwe, Weißstorch und Kampfläufer vorkommen.

Noch umfassender hobelte der Loisachgletscher während der Eiszeit das Becken des Starnberger Sees aus. Dieser ist heute noch maximal 128m tief, 20km lang und 5km breit und hat eine Fläche von 56km². Mit einem Fassungsvermögen von fast 3 Mrd. m³ stellt er einen der wasserreichsten Binnenseen Deutschlands dar. Dabei besitzt er keinen alpinen Zufluss, sondern füllt sich aus kleinen Bächen und Quellen. Ökologisch vielseitig zeigt sich das Osterseengebiet, eine der großen Eiszerfallslandschaften im Alpenvorland (vergleiche Landkreis Rosenheim). Forscher aus ganz Europa erkunden die 20 größeren Seen, die Nieder-, Übergangs- und Hochmoore sowie die sie umgebenden Moor- und Bruchwälder. Skabiosen-Scheckenfalter, Grüne Flussjungfer, Gemeine Flussmuschel und Gelbbauchunke werden von Natura 2000 geschützt (11km²).

Eingebettet in das von vielen weiteren Seen, Weihern und Moorflächen durchtränkte Alpenvorland, strömen die drei Hauptflüsse Lech, Ammer und Loisach gen Nordost der Donau entgegen.

Jahresmitteltemperaturen betragen in Weilheim (563m) 7,6°C, und auch Hohenpeißenberg - die älteste Bergwetterstation der Erde auf 977m - misst ähnliche 6,5°C. Hier oben profitiert man von zusätzlichen Föhneffekten sowie 1.820 Sonnenstunden jährlich, während die Beckenlagen häufiger im Nebel liegen. Die Niederschläge variieren zwischen Weilheimer Senke (zirka 1.000mm), Hohenpeißenberg (1.210mm) und Wies (1.400mm) spürbar. Weilheim selbst läge "auf der Hölle", behauptet der Volksmund, da sich die Tage mit Schneebedeckung im Vergleich zur Umgebung in Grenzen halten.

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Südufer des Ammersees mit Wettersteingebirge (©Lars Keller)
Der Landkreis weist eine durch starken Zuzug ansteigende Bevölkerungsdichte von 136 Einwohnern pro km² auf, und auch das BIP/Kopf erhöht sich weiter auf 23.361 € (Rang 61 alpenweit). Die meisten Erwerbstätigen findet man im Dritten (56%) und Zweiten Sektor (38%), während der Erste Sektor bereits unter 6% liegt. Die Arbeitslosigkeit beträgt 5,1%.

Industrielle Arbeitsplätze bieten überwiegend Herstellung chemischer Produkte, Herstellung von elektrischen Geräten, Büromaschinen und Datenverarbeitungsgeräten, Baugewerbe, Fahrzeugbau sowie Maschinenbau. Ein Highlight ist der Leichtmetallbau mit Zarges als weltweit führendem Qualitätsleiterproduzenten. Unter den tertiären Arbeitgebern stechen Handel und Instandsetzung, Gesundheits- und Sozialwesen, Immobilienwesen, Informatik, Forschung und Unternehmensdienstleistungen, Öffentliche Verwaltung, Landesverteidigung und Sozialversicherung sowie Kredit- und Versicherungswesen hervor.

Urlauber und Einheimische schätzen im Winter die nahen Skiorte in den Alpen sowie die auf Landkreisgebiet gebotenen Wintersportmöglichkeiten in Böbing, Habach, Halblech, Ilgen und an anderen kleinen Liftanlagen. Zu den größeren Langlaufgebieten zählen Rottenbuch und Wildsteig, die ein anspruchsvolles Loipennetz in den Schnee ziehen. Im Sommer laden die vielen Tümpel und Seen zum Baden ein. Gerne transportiert die Bayerische Seenschifffahrt an Ammersee und Starnberger See ihre Gäste.

Weilheim besitztzt mit dem gemütlichen Marienplatz zu Füßen der Stadtpfarrkirche (ab 1200) und der von Ignaz Degler 1698 geschaffenen Mariensäule ein autofreies Stadtzentrum zum Einkaufen und Bummeln. Dem historischen Altstadtkern wurde 2007 unter dem Motto "Steinerne Stadt" sein mittelalterliches Flair zurückgegeben. Kulinarische Spezialitäten werden am Wochenmarkt oder in den Gastwirtschaften angeboten, wo selbstverständlich oberbayerische Schmankerl, wie Weißwürste und Brezen oder Schweinsbraten mit Knödeln, im Mittelpunkt stehen. Bier schmeckt in der letzten Familien-Brauerei der Stadt, dem "Dachsbräu", am besten. An den Seen führt kein Weg an Gerichten mit Renke, Forelle oder Saibling vorbei.

Kulturell befindet man sich im Zentrum des Pfaffenwinkels, also jener Gegend, in der die Geistlichkeit 159 Kirchen und viele Klöster pflegt. Zu ihnen zählen die Klöster Polling und Wessobrunn mit ihren Kunstwerken (beide Gründung um 750) sowie Kloster Rottenbuch (Gründung 1073) und die Wallfahrtskirche am Hohen Peißenberg (ab 1514). Die Wieskirche bei Steingaden, welche die Brüder Dominikus und Johann Baptist Zimmermann 1745-1754 im Bayerischen Rokokostil erschufen, ist sogar Unesco-Weltkulturerbe. Das erst 2001 eröffnete Buchheim-Museum in Bernried setzt moderne Schwerpunkte gegen diese barocke Übermacht, aber auch kleinere Ausstellungen, wie im Bergwerksmuseum Peißenberg, sind durchaus attraktiv. An der Romantischen Straße liegt Schongau mit seiner gut erhaltenen Altstadt und einer fast vollständig erhaltenen Stadtmauer.

Geschichtliches

Historische Spuren weisen in den Seengebieten 30.000 Jahre zurück. Eine systematische Erschließung verfolgten jedoch erst die 15 v.Chr. einfallenden Römer, die die ansässigen Kelten unterjochten. Die Römerstraße Augsburg-Brenner-Venedig verlief auch durch das auf römischen Gutshöfen gründende Dorf "Wilhaim", dessen Name erstmals 1010 - also weit nach den Ungarneinfällen - urkundlich erwähnt wurde, als ein Weilheimer Gehöft in den Besitz des Klosters Polling gelangte. Ab 1080 regierten die Grafen von Andechs-Meranien in Gestalt der "Edelfreien von Wilhaim", der Ort erhielt 1176 das Marktrecht. Ab 1208 steuerten die Wittelsbacher die Geschicke des Herzogtums Bayern, 1238 feierte das dann mauerbewehrte Weilheim seine Stadterhebung.

Trotz zerstörerischer Brände 1382 und 1434 oder der Schwedeneinfälle im Dreißigjährigen Krieg entwickelte sich Weilheim zur Künstlerstadt, die mit Dutzenden von Malern, Bildhauern, Schreinern und anderen Kunsthandwerkern bedeutend zum bayerischen Barock beitrug. Neben den umliegenden Klöstern des "Pfaffenwinkels" zählten auch österreichische Kirchen bis ins 18.Jh. hinein zu den Kunden der Künstler Schmädl, Krumpper, Petel, Greither oder Degler. Die Säkularisation der Napoleonischen Phase und ein erneutes Großfeuer beendeten diese goldene Zeit. Mit dem Bau der Eisenbahnverbindung nach München 1866 und der Umwandlung Weilheims zur Behördenstadt begann der erneute wirtschaftliche Aufschwung. 1945 verwüsteten 250 Sprengbomben Teile des nordwestlichen Stadtgebiets, danach wurde die Gegend von den Amerikanern besetzt. In der Nachkriegszeit wuchs Weilheim stetig heran und bildet heute das wirtschaftliche und kulturelle Herz des 1972 gegründeten Landkreises Weilheim-Schongau.

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