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NUTS-3 Region Gorizia (Italien)

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Steckbrief
Hauptort: Gorizia84m
Höchste Erhebung: Monte Sabotin609m
Gemeinden25
Bevölkerung141195
Fläche466 km²
Bevölkerungsdichte303 Einwohner/km²
>> Datenblatt Nuts-3 Kennzahlen
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Foto
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Grafiken
Höhenverteilung (Hilfe)
Corine Landbedeckung
Alterspyramide
 
NUTS-3 Nachbarregionen
Goriška, Udine
 
Klimadiagramme nach Walther-Lieth
Gorizia (84 m): ø 13.1 °C / Σ 1418mm
 

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Gorizia, umgeben von Ausläufern der Julischen Voralpen (©Vidmar Matjaz)
Der Name "Gorizia" leitet sich vom slowenischen "gora" ab, was soviel wie "kleiner Berg" bedeutet und sowohl die Nähe zu Slowenien als auch die Randlage im Alpenkonventionsgebiet gut zum Ausdruck bringt.

So findet die gerade einmal 466km² umfassende Provinz an der Grenze zu Goriška am Monte Sabotino/Sabotin bei nur 609m Meereshöhe ihren höchsten Punkt, und die letzten Ausläufer der Prealpi Giulie/Julischen Voralpen werden von eher hügelig als bergig anmutendem Gelände charakterisiert. Gleichwohl bezeichnen Landkarten diese Gipfel als "Monti", etwa Montesanto, Monte del San Gabriele oder Monte Calvario. Geographisch sind die Voralpen im Nordosten Teil der Südlichen Kalkalpen. Die Flora der Prealpi Giulie erläutert das Kapitel Udine.

Richtung Adria schließen sich die Hügel des Collio mit Weinreben, Wäldern, Wiesen, Feldern, Obst- und Gemüsegärten an. Im Wald Bosco di Plessivia behütet Natura 2000 Dreiblättrige Zahnwurz und Buchenfarn, während im Sumpfgebiet Palude del Preval Europäische Sumpfschildkröte, Italienischer Springfrosch, Alpenkammmolch, Wildkatze, Frettchen, Sumpfspitzmaus und viele Vogelarten auftreten.

Gen Südost folgen der karge Gorizische Karst, gen Südwest die fruchtbare Pianura Friulana/Friulanische Ebene. Im Karst sind die typischen Karstseen Lago di Doberdò und Lago di Pietrarossa bekannt, die keine oberirdischen Zu- und Abflüsse besitzen (zum Karstphänomen: vergleiche Notranjsko-kraška).

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Basilika Sant'Eufemia von Grado (6.Jh.) (©Lars Keller)

Den geomorphologischen Abschluss bildet die Adriaküste mit zahllosen Stränden, Buchten, Kanälen, Flussmündungen, Sandbänken, Inseln und Lagunen. In den diversen Natura 2000-Gebieten finden sich die letzten Überreste der einst in der tieferen Venetischen Ebene großflächig vertretenen Wälder mit Hagebuche, Esche und verschiedenen Farnen, sowie halophile Pflanzen, wie beispielsweise der Queller. Das komplexe Lagunensystem - vor allem an der Laguna di Grado - nutzen aber auch 300 Vogelarten, zumeist Zugvögel. Zu den außergewöhnlicheren Spezien zählen Graukranich, Löffelreiher, Sumpfohreule, Rohrdommel, Alpenstrandläufer, Purpurreiher und Moorfalke.

Der Hauptfluss Isonzo (Slowenisch: Soča/Deutsch: Sontig) durchzieht Gorizia von Nordost bis Südwest und bildet an seiner Mündung in die Adria ein ansehnliches Delta aus. Zu nennen sind weiterhin die Flüsse Vipacco/Vipava/Wippach (vergleiche Goriška) und Versa.

Gorizia (84m) ist durch die hohen Alpenzüge jenseits der Provinzgrenzen vor polaren Kaltlufteinbrüchen aus Nord gefeit, so dass die Jahresmitteltemperaturen bei 13,1°C liegen. Direkt an der Adriaküste erreichen diese 14-15°C. Die offene Lage zum Meer fördert den Einfluss mediterraner Luftmassen und führt zu relativ hohen Niederschlägen von 1.418mm im Hauptort. Gelegentlich leidet der Landstrich unter der Bora, jenem aus Ost wehenden, unangenehm kühlen Fallwind.

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Staustufe des Isonzo unterhalb von Gorizia (©Lars Keller)
"Mandi, cemût stâstu?" - Friulanisch für "Hallo, wie gehts dir?" - hört man heute zum Glück wieder dies- und jenseits der durch den EU-Beitritt Sloweniens 2004 praktisch gefallenen Grenze. Doch neben dem dominierenden Italienisch ist auch Slowenisch, ebenso auf Ortsschildern, in Gebrauch. Bevölkerungsdichte (303 Einwohner pro km²) und Überalterung der Gesellschaft sind hoch, die Arbeitslosigkeit bleibt mit 4,9% gering. Das BIP/Kopf von 23.428 € bedeutet alpenweit Rang 60.

Wertschöpfung und Arbeitsmarkt werden zu weiten Teilen vom Dienstleistungssektor bestimmt, der 60% aller Arbeitsplätze schafft. Handel und Instandsetzung, Immobilienwesen, Informatik, Forschung und Unternehmensdienstleistungen, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, Gesundheit und Soziales sowie Öffentliche Verwaltung, Landesverteidigung und Sozialversicherung dominieren. Der Sekundäre Sektor bietet 36% der Stellen und dies vor allem in Bauwesen, Metallproduktion, -bearbeitung und Herstellung von Metallerzeugnissen, Fahrzeugbau, Herstellung von elektrischen Geräten, Büromaschinen und Datenverarbeitungsgeräten sowie Maschinenbau. Im Primären Sektor (4% der Arbeitsplätze) spielt die "Pescata" eine noch durchaus erwähnenswerte Rolle, und so kann es schon einmal vorkommen, dass die Fischfangflotte von Grado in den nahen slowenischen Gewässern gesichtet wird. Verständlicherweise zum Ärger der dortigen Fischer...

Sowohl die natur- als auch kulturgeographischen Voraussetzungen bedingen Gorizias hohen Lebensstandard und zeichnen es für die touristische Inwertsetzung aus. Das neue regionale Tourismusgesetz schlägt daher für das Gebiet des Collio eine weitere Entwicklung des sanften Agrotourismus entlang der Weinstraßen vor. Ebenso sollen die Nutzung der historischen Reichtümer vorangetrieben und natürliche Schätze im Karstgebiet und in der Isonzoebene mit ihren Schlachtfeldern und habsburgisch-österreichisch geprägten Dörfern gefördert werden. Ein besonderer Reichtum an Burgen erfreut den Freund mittelalterlicher Szenerien. Beispielhaft können das Castello Trussio bei Dolegna del Collio (erste Erwähnung 1275) und das Castello Brazzano bei Cormons (erstmalig erwähnt 1093) genannt werden, die im Laufe der Jahrhunderte immer wieder zerstört und neu errichtet worden sind.

Überdies soll das florierende Fremdenverkehrsgeschäft in und um Grado zusätzliche Stärkung erfahren. Dort erlebt man Adriaurlaub wie er typischer kaum sein könnte - für Menschen, die das mögen, mit Sicherheit eine Reise wert. Die vielbeschworene Heilwirkung des Meeresschlicks und die Thermalbäder ziehen darüber hinaus Gäste mit Erkrankungen des Bewegungsapparates an.

Der Hauptort Gorizia strahlt mitteleuropäische Atmosphäre aus und bewahrt ein reiches historisches Erbe, das am besten vom Burgberg mit seinem mittelalterlichen Castello aus zu überblicken ist. Neben Bauwerken, wie Dom (14.Jh.), Jesuitenkirche Sant'Ignazio (17.Jh.) oder Palazzo Attems (18.Jh.), sollten die Museen nicht übergangen werden. So existiert ein Museo di Storia e d'Arte und ein Museo della Grande Guerra (Erster Weltkrieg). Interessanterweise reflektiert die hiesige Küche gleichermaßen die bäuerlichen Einflüsse, etwa mit der Gemüsesuppe "Jota" aus Kraut, Bohnen und Kartoffeln sowie Schweinefleisch, wie auch die habsburgischen Elemente, zum Beispiel mit "Gnocchi di Susine" (Zwetschkenknödel), "Gulasch" oder "Kugelhupf" (Gugelhupf). Die über 80 DOC-Weine tragen die Herkunftsbezeichnungen Carso, Collio Goriziano oder Friuli Isonzo und werden aus bekannten Reben Burgunder, Cabernet und Riesling sowie den eher lokalen Sorten Malvasia, Tocai Friulano und Vitovska gekeltert. Im Karst wird der berühmte rote Terrano angebaut, der sich an die besonderen Boden- und Feuchtigkeitsverhältnisse anzupassen versteht.

Geschichtliches

Die frühe Historie der Region Friaul-Julisch Venetien kann in der Beschreibung Udines nachgelesen werden. Gorizias Geschichte beginnt jedenfalls erst mit einem Dokument aus dem Jahr 1001, in dem Kaiser Otto III. des Heiligen Römischen Reichs dem Patriarchen von Aquileia die Hälfte eines Dorfes namens "Gorizia" zum Geschenk machte. Schnell entwickelte sich dieser strategisch günstig gelegene Flecken fort, und der die Isonzoebene überschauende Hügel wurde zur Festungsanlage ausgebaut. Den friulanischen Grafen Eppstein und den Pfalzgrafen von Bayern folgten im 13.Jh. die Grafen von Görz (vergleiche Goriška) und Tirol (vergleiche Bozen/Bolzano). Enrico II. eroberte für seine Grafschaft Ländereien bis Treviso - die entferntesten Bastionen des Territoriums lagen gar in Meran. Mit seinem Nachfolger Leonardo aus Linz leitete sich ein Zerfall ein.

1500 ging Gorizia in habsburgischen Besitz über, wodurch über Jahrhunderte andauernde Konflikte mit der Republik Venedig vorprogrammiert waren, der die Gebiete ringsum angehörten. Mit Ausnahme einer kurzen venezianischen Besatzungszeit und der Okkupation durch Napoleon, in der Gorizia zum Bestandteil der Illyrischen Provinzen erklärt wurde, konnte sich die Habsburgerkultur voll entfalten. Im Ersten Weltkrieg war die Region Schauplatz blutiger Kämpfe zwischen Italien und Österreich-Ungarn, die den Hauptort wechselweise eroberten. Nach 1918 gelangte Gorizia in die Hände des Italienischen Königreichs, das es nach dem Zweiten Weltkrieg in Teilen wiederum an Jugoslawien abtreten musste. Die Trennlinie des Eisernen Vorhangs verlief für das nächste halbe Jahrhundert sogar mitten durch den Hauptort (vergleiche Goriška). Heute ist diese Phase erfreulicherweise endgültig überwunden.

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